Testspiele - Saison 1920/1921 - 20. Spieltag - Sonntag 22.05.1921  - 16:00 Uhr
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Spieldaten

Aufstellung

Alemannia Aachen: Hennes – Schaps, Walchenbach – Hager, Altenkamp, Korffmacher – Fürguth, F. Fincke, F. Schmitz, Goblet, Cl. Baurmann

Tore

0:1, 0:2 Schmitz (6.), 1:2 (31.)

22.5.1921: SpVgg Cannstatt - Alemannia Aachen 1:2

Mit Riesenschritten nahte das Ende unserer 12tägigen Tour. Noch einen offiziellen Akt galt es zu absolvieren, das Retourspiel in Stuttgart-Cannstatt, wohin wir uns an diesem Morgen um 8 Uhr in die Bahn setzten, um gegen 1 Uhr anzukommen. Auch hier wurde uns, genau wie in München und Augsburg, ein sehr herzlicher Empfang zuteil. Um 4 Uhr begann das Spiel gegen die Spielvereinigung, dessen Bericht Adam Smeets übernommen hat.

In Stuttgart traten für uns [...] an. Cannstadt hatte Wahl und nahm: mit Sonne und Wind. Gleich in den ersten 3 Minuten entstanden vor unserem Tore zwei brenzliche Situationen, die jedoch von Hager und Schaps geklärt wurden. Unsere Elf fand sich sofort zusammen und zeigte ein bestechendes Kopf-, Pass- und flaches Kombinationsspiel. Ballstoppen z.B. war mustergültig und fand lauten Beifall. Die Energie Schmitz' brachte und nach einem Durchbruch in der 6. Minute die Führung. Wir blieben meistens im Angriff, es wurde viel geschossen, doch der Cannstadter Torhüter hatte einen ausserordentlich guten Tag. Erst die 29. Minute brachte uns nach  einem Durchbruch unserer linken Flanke den längst verdienten 2. Erfolg. Kaum 2 Minuten später unternahm der Platzverein mit seiner rechten Flanke einen schneidigen Angriff, Korffmacher passte nicht auf, und schon musste Hennes den folgenden Torschuss 2 der 1. für unsern Schwimm – passieren lassen. Trotz dauernden Drängens unserer Elf und Anbringens vieler Bombenschüsse von Fincke war uns bis zur Halbzeit kein weiterer Erfolg beschieden. Hennes sah weit vorstehend dem Treiben untätig zu. Bei 2:1 wurde gewechselt.

Trotz Hitze blieb das Tempo in der 2. Hälfte dasselbe. Cannstatt hatte eine Umstellung vorgenommen, die sich bewährte. Die Elf wurde zusehends besser und machte unserer Hintermannschaft, in der Schaps, wie auch in den ersten 2 Spielen, nicht zu schlagen war, mächtige Arbeit. Doch nach etwa 10 Minuten übernahmen wir wieder das Kommando und bombardierten wir das gegn. Tor. Altenkamp, Schmitz und Goblet verschossen z.B. im Eifer des Gefechts aus kurzen Entfernungen einige totsichere Sachen, das andere hielt der Torhüter in blendender Manier. Cannstatt hielt das Spiel im Verein mit unserer Elf schön offen und interessant. Beim Stande von 2:1 trennte der gute Schiedsrichter die fairen Gegner. Wir hatten verdient gewonnen. Altenkamp, Schaps und Hager waren unsere Besten.

Das Stuttgarter "Neue Tageblatt" schreibt am Montagmorgen:
"Der rheinische Westkreismeister Turn- und Sportverein Alemannia Aachen weilte am gestrigen Sonntag in den Mauern Stuttgarts, Sofort mit Beginn des Spiels kann die SpVg. Cannstatt erkennen, dass sie keinen schlechten Griff mit der Verpflichtung des Gegners gemacht hat, und es ist zu hoffen, dass sie von der sicheren und kaltblütigen Ballbehandlung entwickelnde Spielweise, die sich in den ersten 20 Minuten auch sofort in 2 Toren ausdrückte, von denen das erste wunderbar eingesandt wurde, während das zweite hätte unbedingt gehalten werden müssen. Dann riss sich Cannstatt zusammen, und nach einem schönen Durchbruch mit dem einzigen präzisen Zuspiel des Tages auf ihrer Seite, gelang es ihnen, das Ehrentor einzudrücken. Nach Wiederbeginn sofort verschärfte Blockade von Seiten Aaschens, bei welcher Cannstatt verschiedene schön eingeleitete Durchbrüche vorführte, die aber immer bei der Hintermannschaft Aachens im Sande verliefen. Und warum? Besser stellen, genauer Zuspielen, nicht soviel in der Luft, mehr auf dem Rasen! Nur wenn man das grandiose Kopfspiel der Gäste besitzt und sicher im Ballstoppen ist, kann man auch hoch spielen. Die Hintermannschaft von Cannstatt, hauptsächlich der Torwart, leistete gute Arbeit, und ihnen ist es zu danken, dass das Ergebnis kein höheres ist. Von den Gästen einen herauszuheben, wäre verfehlt."

Spielvereinigung schien sich heimlich Rache geschworen zu haben für die damalige "Einseifung" im Postwagen; denn schon auf dem Wege zu ihrem Vereinsheim schwenkten wir ab in ein Lokal, das offenbar in ähnlicher Art wie der "Karre" als Verkehrslokal dient, in dem wir, ohne bestellt zu haben, gleich festlich mit dem Moste von Aepfeln und Birnen bewirtet wurden. Das Zeug trank sich allzu lieblich, hatte aber auch den Teufel in sich; denn gar bald geriet alles in Stimmung. Begrüssungsreden stiegen, Stiefel kreisten, und als wir uns endlich zum offiziellen Heime begaben, meinte zu mir unterwegs einer der Unsrigen, sonst ein solider, im Sport ergrauter, diesmal von jedem Spiel verschonter und dazu verheirateter, nicht mehr ganz junger Mann: er sei doch noch nicht hagele...! In der neuen Umgebung hielt die festliche Stimmung an, ja durch zündende Reden beiderseits – Schwimm richtete die Worte diesmal nicht nur an seine "Leute"! – erfuhr sie womöglich noch eine Steigerung, bis die eingetretene Polizeistunde zum Auseinandergehen und Abschiednehmen zwang.

Montag, 23.5.

Für einen Teil der Hochgebirgstouristen schlug bereits an diesem Morgen die Abschiedsstunde. Smeets, Fincke, Korffmacher, Hager, Schaps und Altenkamp fuhren um 9 Uhr bereits ab, um über Heidelberg, Darmstadt, Coblenz und Cöln die Heimat wieder zu erreichen. Goblet und Schmitz – zu letzterem hatte sich seine bessere Hälfte wieder reumütig eingefunden – vermochten der noch nachwirkenden Anziehungskraft Ramsaus nicht zu wiederstehen.

Dienstag, 24.5.

Der Rest erreichte an diesem Tage, nachdem er Montags noch in verschiedenen Teilen Stuttgarts die Qualität des Mostes und Landweins einer kritischen Untersuchung unterworfen hatte, auf gleichem Wege wie die ersten den Ausgangspunkt der grossen Fahrt, alle zwar um Etliches erleichtert, aber auch mit unvergänglichen und unvergesslichen Erinnerungen und Eindrücken bereichert.

(Vereinszeitung des Aachener Turn- u. Sportvereins Alemannia 1847 / Sondernummer; Juni 1921)

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