2. Bundesliga - Saison 2004/2005 - 32. Spieltag - Sonntag 08.05.2005  - 15:00 Uhr
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„Es gibt nichts Schlimmeres als ein Unentschieden“

Zwei Tage vor dem wichtigen Auswärtsspiel bei 1860 München ist die Vorgabe für die Mannschaft klar: Im Stadion an der Grünwalder Straße sollen drei Punkte eingefahren werden. „Wir wollen den Sieg und deshalb werden wir auch so auftreten“, sagte Trainer Dieter Hecking am Freitag bei der Pressekonferenz am Tivoli. „Ich erwarte eine hoch interessante Begegnung gegen 1860, weil beide Mannschaften gewinnen müssen“, so der Coach.

Die Situation ist eindeutig, denn nur mit einem Sieg kann eine der beiden Mannschaften Eintracht Frankfurt noch gefährlich werden. „Es gibt nichts Schlimmeres als ein Unentschieden, denn das bringt keinen weiter“, sagte Hecking. Der 40-Jährige sieht für seine Mannschaft einen klaren Pluspunkt, sollten die Zähler aus München mitgenommen werden:„Das ist jetzt kein blödes Geschwätz: Der psychologische Vorteil liegt auf unserer Seite, denn wir haben nichts zu verlieren. Für Frankfurt wird der Druck dann enorm hoch sein - und die müssen gegen Duisburg auch erst mal gewinnen.“ Dass ein Erfolg gelingen wird, davon ist der Fußball-Lehrer fest überzeugt. „Vor den letzten Spielen habe ich immer das Drehbuch geschrieben, und wir haben gewonnen. Also werde ich das heute auch tun“, orakelte Regisseur Hecking. „Wir werden Gas geben, Pressing spielen und den Gegner zu Fehlern zwingen. Wir gewinnen mit 1:0“, legte der Trainer den Ablaufplan für Sonntag fest. „Mir reicht es auch, wenn Kristian Nicht in der 89. Minute mit einem Kopfballtor das 1:0 macht“, so Hecking.

Dass er selbst und Co-Trainer Dirk Bremser nicht auflaufen werden, hat nichts mit der körperlichen Verfassung der beiden zu tun. „Nach dem gestrigen Turnier fühle ich mich heute topfit. Ich habe mich im zweiten Spiel nur auswechseln lassen, weil ich wollte, dass die ursprüngliche Traditions-Elf auf dem Platz steht“, erläuterte er. Am Donnerstag hatten Hecking und Assistent Dirk Bremser beim Benefizturnier im Rahmen des Karlspreises auf dem Rasen eine gute Figur abgegeben. Hecking hatte von den drei Toren für die Traditionsmannschaft zwei Treffer selbst erzielt. „Für die Aufstellung am Sonntag sind die Personalien Hecking und Bremser nicht relevant“, zog sich Hecking gekonnt aus der Affäre.

Wer in zwei Tagen in München tatsächlich im schwarz-gelben Dress auflaufen wird, steht noch nicht fest. Sicher ist, dass außer Thomas Hengen, Sergio Pinto und Stephan Straub alle Spieler unter der Woche trainieren konnten. Nach langer Zeit stand am Donnerstag mal wieder ein Trainingsspiel Elf gegen Elf auf dem Trainingsplan. „Es wird sich zeigen, wer spielen wird“, so der Trainer. Manche Spieler seien zwar wieder im Training, aber ob die nötige Spielfitness sich nach teilweise langen Verletzungspausen schon eingestellt hat, will der Coach noch abwarten. Beispiel Simon Rolfes: Hier wird es sich kurzfristig entscheiden, ob er ins Team rückt. Fußballerisch ist dem Shootingstar auf dem Weg zu alter Stärke - allein die mangelnde Kraft nach seiner Blinddarm-OP macht einen Einsatz noch überdenkenswert. „Es gibt viele Optionen. Ich werde den Spielern meine Entscheidung am Sonntag mitteilen.“ Vorher will Hecking noch die letzten Trainingseindrücke abwarten und das ein oder andere Gespräch mit den Spielern führen.

Nicht nur, weil er selbst die Dreharbeiten zum Spiel leitet, ist sich der Trainer zuversichtlich, in München zu gewinnen: „Die Mannschaft ist gut drauf, denn sie hat zuletzt wieder spielerisch überzeugt. Im Training ist viel Feuer drin. Das sind alles gute Argumente.“ Dass das Spiel in München kein Selbstläufer wird, weiß der Trainer am besten: „München hat eine gute Serie und die wollen sie auch verteidigen. 1860 hat in der Rückrunde nämlich noch kein Spiel verloren - am Sonntag wird es allerdings Zeit.“ Auch wenn 1860 in der jüngeren Vergangenheit ein wenig geschwächelt hat, erwartet Hecking eine enge Partie.

Mit der Mannschaft werden außerdem 1000 weitere Schwarz-Gelbe im Stadion sein, die sich im Vorfeld ein Ticket gesichert haben. In München wird es noch für Kurzentschlossene die Möglichkeit geben, Stehplatzkarten für den Gästeblock zu erwerben. Das Spiel wird laut Dieter Hecking in jedem Fall ein Erlebnis: „Wir werden volles Risiko gehen, ein Unentschieden hilft keinem weiter.“

Spieldaten

Aufstellung

TSV 1860 München: Costa, Kolomaznik, Lanzaat, Lehmann, Meyer, Milchraum, Ochs, Schäfer, Szukala, Tyce, Vucicevic / Trainer: Rudi Bommer

Alemannia Aachen: Brinkmann, Fiel, Gomez, Meijer, Nicht, Noll, Plaßhenrich, Rolfes, Schlaudraff, Sichone, Stehle / Trainer: Dieter Hecking

Tore

1:0 Patrick Milchraum (24.), 2:0 Nemanja Vucicevic (60.), 3:0 Michael Kolomaznik (63.)

Verwarnungen

  Erik Meijer (27.),   Matthias Lehmann (34.),   Dennis Brinkmann (58.),   Nemanja Vucicevic (61.),   Thomas Stehle (76.)

Ecken

3 / 4

Abseits

3 / 7

Schiedsrichter:

Weiner Michael, Bornhöft David, Hauer Bernd

Zuschauer:

19.700 (davon ca. 1.000 aus Aachen)

Wetter:

bewölkt, 13°

Das Ende der Aufstiegshoffnungen

Denn nach dem 0:3 will am Tivoli niemand mehr vom Aufstieg reden, zumal bei einem Frankfurter Sieg am Montag gegen den MSV Duisburg auch rechnerisch alles vorbei wäre. „Natürlich ist die Enttäuschung jetzt groß, denn wir hatten uns immer noch etwas ausgerechnet. Aber heute war das einfach zu wenig“, kommentierte Alemannia-Trainer Dieter Hecking. Mit drei Umstellungen hatte der Coach seine Elf aufs Feld in München-Giesing geschickt. Für Laurentiu Reghecampf und Kai Michalke rückten Cristian Fiel und Simon Rolfes ins Mittelfeld. Erst kurz vor Anpfiff rutschte Dennis Brinkmann in die Partie. Willi Landgraf machte der rechte Oberschenkel beim Aufwärmen einen Strich durch die Rechnung. „Ich bin schon in Essen vorsichtshalber ausgewechselt worden, hatte aber danach keine Probleme mehr. Dann hat der Muskel beim Aufwärmen plötzlich zugemacht“, erklärte Landgraf.

Bei den Löwen wurden Matthias Lehmann und Roman Tyce rechtzeitig zum Anpfiff fit. Von einem Spitzenspiel war in den ersten 45 Minuten allerdings nicht viel zu sehen. Angriffsversuche der Alemannia über die schnellen Daniel Gomez und Jan Schlaudraff brachten selten Zählbares. Eine Hereingabe von Kapitän Erik Meijer verpasste Gomez nur knapp. Ein Schuss von Cristian Fiel ging über das Tor. Die Führung für die Hausherren fiel einigermaßen überraschend. Eine Hereingabe von Kolomaznik auf den zweiten Pfosten verwandelte Milchraum mit einem sehenswerten Volleyschuss (24.). Ein Treffer mit Beigeschmack: Kurz zuvor war Milchraum nämlich noch an der Seitenlinie behandelt worden. „Der Schiedsrichter hat gesagt, er habe ein Handzeichen gegeben. Wir haben das nicht gesehen“, beschrieb Hecking die Szene. Dennoch hätte sich der Coach in der Situation mehr Konsequenz von seiner Deckung gewünscht.

Ohne große weitere Höhepunkte ging die Begegnung in die Halbzeit, aus der die Schwarz-Gelben gut fünf Minuten früher wieder auf den Rasen zurückkehrten als die Bayern. Mit einer kurzen, knackigen Ansprache wollte Hecking seine Schützlinge wachrütteln. Und er ließ weitere Maßnahmen folgen: Für Rolfes, der nach seiner Pause wie erwartet nicht die Kraft für 90 Minuten hatte, und Fiel schickte der Coach Laurentiu Reghecampf und Kai Michalke ins Rennen (55.). „Es gibt nichts Schlimmeres als ein Unentschieden“, hatte Hecking vor der Partie gesagt. Dementsprechend offensiv war das Team jetzt ausgerichtet.

Ein Fehler von Jan Schlaudraff im Spielaufbau machte die geplante Aufholjagd nach einer Stunde zunichte. Vucicevic erhielt die Kugel und schlenzte das Leder nach einem kurzen Haken in den Winkel. Spätestens drei Minuten später war die Sache durch. Ein weiterer Ballverlust im Spielaufbau entblößte die aufgerückte Aachener Defensive, Vucicevic legte quer, Kolomaznik sagte artig Danke und umkurvte Keeper Kristian Nicht, um ohne Probleme den Endstand zu markieren. „Besser kann man dem Gegner die Tore nicht vorbereiten“, erklärte Hecking den Genickbruch für sein Team. Denn danach folgte kaum noch Brauchbares, 1860 brachte den Erfolg abgeklärt über die Ziellinie.

„Wir bereiten uns jetzt in Ruhe auf die kommende Saison in der 2. Liga vor“, schätzte Hecking realistisch das Ende des Aufstiegskampfes für die Alemannia ein. Sportdirektor Jörg Schmadtke blickte über die 90 Minuten hinweg auf die Gesamtsituation des Vereins. „Die Entwicklung über die vergangenen drei Jahre ist doch durchweg positiv. Vor drei Jahren hatten wir zum Trainingsauftakt eine Hand voll tauglicher Spieler, heute stehen wir mit 15 gleichwertigen Profis da. In dieser Saison haben wir acht Spiele im UEFA-Pokal gemacht, der Verein ist schuldenfrei. Auch wenn es uns heute nicht gelungen ist, den nächsten Schritt zu machen, sollte man das nicht vergessen“, meinte Schmadtke. Trotz aller Enttäuschung über das Scheitern in München darf man am Tivoli also voller Zuversicht in die Zukunft blicken.

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