Testspiele - Saison 1905/1906 - 9. Spieltag - Sonntag 11.03.1906  - 17:00 Uhr
1
(0)
5
(4)

Spieldaten

Aufstellung

Alemannia Aachen: Segnitz – J. Wesché, Emunds – Commer, Roolf, K.? Baurmann – Cornely, M. Breuer, H. Wollgarten, Courté, A. Wesché

Düsseldorf 1899: Wünsche – Steffens, Graß – Hadeler, Leak, Prött – Meyer, Schwagmeier, Fuchs, de Fries, Cremer

Tore

0:1 Fuchs (2.), 0:2 (26.), 0:3 Fuchs (35.), 0:4 Cremer (40.), 0:5 Schwagmeier (60.), 1:5 Wesché (89.)

Zuschauer:

(auf dem Waldspielplatz)

11.3.1906: Alemannia Aachen - Düsseldorfer FC 1899 1:5

War man bis jetzt geneigt, die schweren Niederlagen gegen Cöln und Bonn der Stärke des Gegners zu gute zu halten, das traurige Abschneiden gegen "Düsseldorfer F.C.", den man doch kurzerhand abzusagen gedachte, brachte den unantastbaren Beweis des momentanen Tiefstandes unserer "Ersten". Die Gäste zeigten ja eine recht solide Form; aber wenn man von einem Verein, der im Rheinlande selbst auf keinen grünen sportlichen Zweig kommen will, auf eigenem Platz eine derartige Abfuhr erleidet, kann von einer Erstklassigkeit keine Rede mehr sein.

Die Düsseldorfer stossen an und erwirken hart an unserer Torlinie einen Einwurf. Der Ball wandert zur Mitte und der völlig ungedeckte Mittelläufer plaziert brillant in die Ecke. Mit Feuer greifen jetzt unsere Stürmer an und halten die gegnerische Verteidigung eine Viertelstunde in Aufregung. In grossartigem Lauf kommt Cornely vor, geht etwas zur Mitte und schiesst scharf gegen die Netzstange. Mit grossem Geschickt befördert ihn dann der Torwächter über die Linie zurück. [Ich war selbst zu weit vom Tore entfernt, um überzeugt urteilen zu können, habe aber keinen Grund, an der übereinstimmenden Schilderung einer Anzahl unparteiischer Zuschauer, die ich vorstehend wiedergab, zu zweifeln.] Im Spiele war für mich der Linienrichter massgebend. Dieser aber hatte den Vorgang offenbar verträumt, denn er war zuerst seiner Sache sehr unsicher, um sich dann aus irgend einer Überlegung für Düsseldorf zu entscheiden. Daraufhin konnte das Tor nicht gegeben werden. Die Verstimmung darüber ist in unserer Stürmerreihe so gross, dass sie auch bald andere Gemütsregungen wie Eigensinn, Grossmansucht u.s.w. nach sich zieht. Damit ist es aus für uns. Breuer begnügt sich bis zur Pause damit, zwischen seinen Halves hin und her zu pendeln, während Wollgarten II, dem der landläufige Fussballsport nicht mehr imponieren kann, eine Excentric-Nummer für irgendeinen Zirkus übt. Inzwischen sind die Gäste nicht müssig und bringen uns nach schöner Kombination bis zur Pause noch 3 Tore durch, woran Segnitz, da sie aus kürzester Entfernung erfolgten, nichts ändern konnte. Für die zweiten Hälfte wechseln Emunds und Joe mit Courté und Breuer zum Vorteil des Spiels, denn eine Überlegenheit unsererseits bis zum Endpfiff ist wohl nicht zu bestreiten. Trotz dieser kommt es nicht zu einem Erfolge, da Düsseldorf gewaltig auf der Hut und Wollgarten II zu neidisch auf seine Nebenleute ist. Indessen kann Düsseldorfs Mittelstürmer einen Zenterball, den Segnitz nicht schnell genug fortbringen kann, verwandeln. In letzter Minute endlich kann Albert in mässiger Manier für uns den einzigsten Punkt erringen.

Beim Gegner, den wir leider etwas zu tief eingeschätzt hatten, glänzten die Innenstürmer und der Mittelläufer. Die Hinterspieler sind sehr schnell, sonst war bei ihnen nicht viel sehenswertes.

Unsere I. lieferte nach meiner Meinung nie ein so miserables Spiel wie dieses, ohne jeden Zusammenhang und Kraft. Segnitz spielte wie immer mit geistesgegenwärtiger Routine und sehe ich augenblicklich in unserem "Vetter aus Bremen" die Hauptstütze unserer Mannschaft. Courté konnte sich als Stürmer nicht in eine ruhige flachte Kombination finden, als Back erwies er sich als schnell und ballsicher. Breuer leistete sich ein starkes Stück gegen Disziplin und Korpsgeist, indem er sich von seiner Laune hinreissen liess und einfach streikte. [Aber Herr Spielführer, bitte!] Commer und noch mehr Baurmann sind zurückgegangen, während Roolf entschieden besser geworden ist; doch könnte er zeitiger abgeben. Cornely, dessen Güte sehr von dem Nebenmann abhängt, wurde nicht zur Geltung gebracht. Joe war als Back zu unentschlossen und langsam; im Sturm leistete er mehr, als man erwarten durfte. Bezüglich Wollgarten II verschmähe ich es, die bekannte, ebenso gerechtfertigte wie nutzlose Jeremiade anzustimmen und Rufe nochmals den Spielausschuss flehentlich um Hülfe an. Emunds Unsicherheit als Verteidiger ist chronisch geworden; in die Stürmerreihe brachte er zeitweilig eine gewisse exakte und zielbewusste Kombination, fand aber im allgemeinen dort wenig Verständnis dafür, zumal Albert, der sich sehr schlecht stellt und es auch an dem nötigen Eifer fehlen lässt. Alles in Allem: Es war ein Spiel ohne jegliche Methode, eine treffende Allegorie gewisser Verhältnisse unseres innern Vereinslebens. Das kann unmöglich so weiter gehen, wenn das feste Gebäude unseres Vereins, das rastlose Arbeit und Liebe zur Sache gebaut, nicht erschüttert werden soll. Eines einsichtigen Mannes grosse Rede, so sehr sie mich früher plagte, klings mir ständig in den Ohren. Sie beginnt mit wuchtiger Kraft: Quo usque tandem abutere.

(Nachrichtenblatt d. F.C. Alemannia, No. 4 / 1. April 1906)

Verwendung von Cookies

Diese Seite nutzt Cookies für Google-Analytics. Sie können Cookies akzeptieren oder ablehnen und Ihre Entscheidung jederzeit ändern.

Weitere Informationen erhalten Sie hier.

Ablehnen Akzeptieren

Einstellungen

Weitere Informationen erhalten Sie hier.

Ablehnen Akzeptieren
Cookie Einstellungen Historie

Historie

alles löschen Schließen