Ligaklasse - Saison 1910/1911 - 3. Spieltag - Sonntag 30.10.1910  - 15:30 Uhr
4
(1)
2
(2)

Spieldaten

Aufstellung

Alemannia Aachen: Wirtz – M. Breuer, Emunds – J. Boeven, Roolf X. Baurmann – Wolff, H. Wollgarten, J. Wesché, Cl. Baurmann, Altenkamp

Tore

0:1, 1:1, 1:2, 2:2 Wesché, 3:2 Baurmann, 4:2 Wollgarten

Schiedsrichter:

Hoffmeister (Düren)

Zuschauer:

400 (auf dem Sportplatz Tivoli)

Besondere Vorkommnisse:

Alemannia verschießt Elfmeter (1. Halbzeit)

30.10.1910: Alemannia Aachen - Bonner FV 4:2

Von dem schönen Wetter der vergangenen Tage schmählich im Stich gelassen, brachte der 30. Oktober in strömendem Regen das zweite Ligaspiel in Aachen, Alemannia  Bonner F.V. , das wir mit 4:2 Toren (Pause 1:2) gewannen.

Die Bonner Mannschaft, die, von Hause aus an einen glatten, kurz gemähten Rasen nicht gewohnt, gleich unter Protest spielt, macht durch ihre häufigen Besuche beim Aachener Tor der einheimischen Verteidigung viele Arbeit. In gleicher Weise sind auch die Bonner Hinterleute, von denen Torwächter, rechter Verteidiger und Mittelläufer ungeheure Arbeit leisten, durch die Angriff Aachens stark beschäftigt. Immer wieder versuchen die Stürmerreihen, durch ihre Läufer unterstützt, den Ball durch die scharf bewachten und hartnäckig verteidigten Tore zu senden. Zwanzig Minuten wogt unter Bangen und Hoffen der Zuschauer der Kampf hin und her, ohne dass man auf irgend einer Seite einen Erfolg sieht. Endlich jedoch gelingt es Bonn bei einer schönen Flanke von rechts durch seinen halblinken Stürmer ein Tor zu erzielen. Aber nicht lange vermag sich Bonn seines Vorsprunges zu erfreuen, denn auf dieselbe Art wie Fussballverein kommt auch Alemannia jetzt zu einem Erfolge. Vor der Pause kann Bonn noch ein zweites Tor treten, dem Aachen trotz eines Elfmeters keins entgegenzusetzen vermag.

Nach Seitenwechsel beginnt der spannende, aufregende Kampf von neuem; der Gefahren für die beiderseitigen Tore sind nicht weniger geworden. Jedoch allmählich nimmt man bei den Bonner Spielern ein Abnehmen der Kräfte wahr; sie haben sich in der ersten Hälfte des Spieles zu sehr ausgegeben.

Von den nun folgenden vielen Eckstössen am Bonner Tag vermag auch nicht ein einziger des Zuschauers Hoffen zu erfüllen; sie alle verfehlen knapp das Ziel. "Wenn's so nicht geht, mach' ich's anders" denkt Joe Wesche; er schiesst aus 20 m Entfernung, und schon sitzt der Ball im feindlichen Tornetz. Die Beklommenheit hebt sich, die Hoffnung wird grösser. Stand 2:2. Jetzt handelt es sich darum! Wer gewinnt? wer verliert? oder bleibt es unentschieden? Diesen Fragen weiss Clem. Baurmann, der ebenso wie sein Bruder Xaver als Ersatzmann seinen Posten voll und ganz ausfüllt. mit einem Tor durch einen Bombenschuss nach schönem Durchbruch zu antworten.

Bis Schluss vermag unsere Mannschaft nach gutem Zusammenspiel noch ein viertes Tor und zwar jetzt durch Hub. Wollgarten zu erzielen. Alemannia steht nach diesem Spiel mit 4 Punkten hinter Essen mit 7, Duisb. Sp. V. mit 6, Gladbach mit ebenfalls 5 Punkten an vierter Stelle.

Die Bonner Mannschaft ist gut und vor allem in Bonn nicht zu unterschätzen. "Hinter dem Ball her und durch" könnte ihr Wahlspruch sein.

Bei unserer Mannschaft [...] klappte es schon bei weitem besser als bei dem Spiel gegen Duisburger So. V. Der "rechte Zusammenhang" zwischen Verteidigern und Läufern, Läufer und Stürmern und umgekehrt war es zwar bei weitem noch nicht. Vor allem müssen wir noch viel mehr Wert legen auf die Verbindung zwischen Läufern und Stürmern. Ich brauche nur an Haarlem zu erinnern, um allen das beste Vorbild vor Augen zu rufen. Die Vorteile einer solchen Spielweise sind recht gross. Die Stürmer haben viel leichteres Spiel, sie können sich mehr ausbreiten, besser vorgehen und sich günstiger stellen; ferner erschweren sie der feindlichen Verteidigung ungeheuer die Arbeit. Ein weiterer Fehler unserer Mannschaft, ich spreche ganz besonders zu unseren Stürmern, ist das später Abgeben des Balles. Nicht nur kranken daran Joe Wesche, Hub. Wollgarten, neuerdings hat sich auch Altenkamp dazu gesellt. Wie oft sind nicht schon unsere schönsten Angriffe durch diesen Fehler zuschanden geworden! Weg mit dem Ball, aus der Mitte zur Flanke, dann aber auch wieder zurück, und nicht in irgend einer Ecke hängen bleiben!

Das Extrême dieser Spielart war Wilh. Rex eigen, der die Bälle, sobald er sie zugespielt erhielt, vielfach direkt über Kopf weitergab. Wohin sie gelangen wollten, wusste er jedesmal, wohin sie aber im einzelnen Falle kamen, nie, denn er sah ja z.B. nie ob der Mann gedeckt war oder nicht.

Ferne muss ich daran erinnern, dass das Bestreben des Stürmers, einen vom einem Verteidiger derselben Partei getretenen Ball zu erhalten, dem Bestreben des Läufers, dem Stürmer das zu verwehren, mindestens gleich gross sein muss.

Als Läufer zu den Läufern zu sprechen steht mir nicht an. Den Verteidigern kann ich Besonderes nicht ans Herz legen. Nur möchte ich ihnen zur Beherzigung anvertrauen, stes den Ball im Auge zu halten, was ein Angreifer des Gegners ein- und ein Nehmen des Mannes allein ausschliesst.

Sobald der Torwart sieht, dass bei einem Durchbruch der Stürmer vom Verteidiger nicht mehr zu holen ist, soll er den Stürmer angreifen.

(Nachrichtenblatt d. F.C. Alemannia, No. 22 / 16. November 1910)

Verwendung von Cookies

Diese Seite nutzt Cookies für Google-Analytics. Sie können Cookies akzeptieren oder ablehnen und Ihre Entscheidung jederzeit ändern.

Weitere Informationen erhalten Sie hier.

Ablehnen Akzeptieren

Einstellungen

Weitere Informationen erhalten Sie hier.

Ablehnen Akzeptieren
Cookie Einstellungen Historie

Historie

alles löschen Schließen