Ligaklasse - Saison 1910/1911 - 14. Spieltag - Sonntag 05.03.1911  - 16:00 Uhr
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Spieldaten

Aufstellung

Alemannia Aachen: Wirtz – M. Breuer, Emunds – J. Boeven, Roolf, X. Baurmann – Wolff, Pohlmann, J. Wesché, Cl. Baurmann, Altenkamp

Duisburger SpV: Ikenberg – Bonnmann, Schenkel – Hoen, Ludewig, Schilling – Weisweiler, Münker, H. Fischer, Lochmüller, W. Fischer

Tore

1:0 Wesché, 1:1 Münker, 2:1 Baurmann (51.), 2:2 Fischer (73.), 2:3 Fischer (75.)

Schiedsrichter:

Raffenberg (Köln)

Zuschauer:

(auf dem Sportplatz Tivoli)

5.3.1911: Alemannia Aachen - Duisburger SpV 2:3

Unter Leitung des Herrn Raffenberg aus Köln begann um 4 Uhr oben genanntes Spiel und nahm folgenden Verlauf.

Nach einigen Minuten schon entwickelte sich beiderseits ein flottes und interessantes Spiel, bei Alemannia fiel der Eifer, den die Spieler während des ganzen Spieles an den Tag legten, besonders angenehm auf. In den vorhergehenden Spielen konnte leider davon nicht die Rede sein. Die Duisburger sind äusserst energisch. Alemannia wird gleich zu Anfang etwas bedrängt, eine schöne Flanke W. Fischers kann von Münker nicht mehr abgefasst weden, eine weitere Chance wird vorbeigetreten. Breuer schafft indess durch weiten Stoss Luft und die rechte Flanke Pohlmann-Wolff bringen den Ball vor Duisburgs Tor. Zwei gut getretene Eckbälle verlaufen resultatlos. Stets auf und ab fliegt der Ball, hier bald Wiertz, dort bald Ikenberg Gelegenheit gebend ihr Können voll und ganz zu entfalten. Keinem der Gegner sind Erfolge beschieden. Duisburg, obwohl im Felde sehr geschickt und technisch teilweise im Vorteil, ist vor dem Tore zu hastig, Alemannia kann durch taktische Fehler insbesondere des rechten Flügels nicht erfolgreich werden. Warum gab z.B. Wolff nach jedem Vorlauf zur Mitte, ohne sich überzeugt zu haben, ob seine Stürmer in der Lage waren, die Flanke abzunehmen? Solche Bälle werden immer eine willkommende Beute der gegnerischen Verteidigung sein. Hätte Altenkamp gerade so gehandelt, wäre der erste Erfolg für Alemannia unmöglich gewesen. Denn Altenkamp, der ziemlich weit in des Gegners Spielhälfte stand, gab nach schnellem Lauf flach zur Mitte und zwar etwas zurück, weil Joe und die anderen Stürmer in der kurzen Zeit schwerlich auf gleicher Höhe mit ihm kommen konnten; so gelang es dann auch Wesche, vor dem linken Verteidiger Duisburgs den Ball zu erreichen und durch unheimlichen Schuss, das erste Tor – es war nebenbei das schönste des Tages – um 4:30 Uhr für Alemannia zu erringen. Das Spiel wird noch bedeutend lebhafter, Duisburg strengt sich mächtig an, hat aber wenig Glück vor dem Tore. Ein Missverständnis zwischen Emunds und X. Baurmann sollte indess kurz vor der Pause noch den Ausgleich bringen Münker sandte mühelos aus nächster Nähe ein. Mit 1:1 geht es in die Pause.

Gleich nach Wiederbeginn bringt Altenkamp den Ball in Duisburgs Spielhälfte, gibt an Joe, der aus weiter Entfernung schiesst, Clemens nimmt diesen Ball ab und schiesst das 2. Tor für Alemannia.

Die Stimmung im Publikum war auf's freudigste erregt, wurde aber bald wieder durch einen kleinen Zwischenfall getrübt. Münker erhält im Strafraum vor unserm Tore den Ball, X. Baurmann greift an, Münker fällt unter einem lauten Aufschrei "Faul"; der Schiedsrichter gibt 11-m-Ball. Hätte Herr Raffenberg genau gesehen, wie Xaver angriff, würde er nie und nimmer eine derartig harte Entscheidung getroffen haben; ich glaube der Aufschrei war ihm zu laut und hat ihn momentan frappiert.

Beim Publikum schlich sich rasch der Gedanke ein, die Sache wäre fingiert; dementsprechend wurde auch die Stimmung, als vollends der 11 Meterstoss zu Duisburgs zweitem Tore führte. In wie weit man dem Publikum recht geben und in wie weit man dessen Verhalten verurteilen muss, soll hier nicht erläutert werden; auf jeden Fall wäre es im Interesse des Clubs zu wünschen, dass derartige Vorkommnisse künftig zu den Unmöglichkeiten gerechnet werden könnten.

Das Spiel litt infolgedessen von jetzt ab ganz merklich, Duisburg verlegt dasselbe fast völlig vor unser Tor, gefährliche Situationen entstehen, Wirtz rettet aber im entscheidenden Augenblick mit grossem Geschick. Eine 1/4 Stunde vor Schluss gelang es jedoch Duisburg, aus einem Gedränge ein 3. Tor zu treten und so das Spiel für sich zu entscheiden. Das Spiel bewegt sich noch eine Zeit lang in der Mitte auf und ab, Altenkamp kommt noch einmal vor Duisburgs Tor, kann aber nichts mehr erreichen. Mit 3:2 für Duisburg endet das teilweise recht interessante Spiel.

Bedingt kann man den Sieg Duisburg zusprechen, denn was Technik anbelangt, war diese Elf Alemannia bedeutend überlegen; die Erfolge, die erreicht wurden, waren aber nicht so schön und einwandfrei als die von Alemannia. Aus diesem Grunde hätte ich ein unentschiedenes Resultat weit lieber gesehen. Bei Duisburg waren W. Fische, Hoen und Schilling wohl die besten.

Bei Alemannia hatte Wirtz einen grossen Tag. Breuer gefiel mit durch seinen weiten, befreienden Schlag. Emunds vertrat Riechert reht gut, er müsste nur aggressiver sein. Roolf zeigte überlegteres Zuspielen gegen sonst. Boeven war sehr eifrig und deckte W. Fischer schön ab. Xaver treibt sich zu viel in der Verteidigung herum, er muss seinen Flügel mehr durch Zuspiel unterstützen und der Stürmerreihe nachfolgen. Wolff und Pohlmann verstehen sich anscheinend nicht gut; ihr Zuspiel war manchmal ziellos. Joe war wie immer, überall; er ist der einzige Stürmer, der sich auch einmal Bälle von hinten holt. Clemens scheint seit dem Zusammenstoss im Spiele gegen K.B.C. ängstlich geworden zu sein; er ist nicht mehr so angriffslustug. Hoffentlich verliert sich das bald. Altenkamp gefiel sehr gut; seine Flanke waren vorzüglich, die erzielten Erfolge sind indirekt ihm zu gute zu rechnen.

(Nachrichtenblatt d. F.C. Alemannia, No. 6 / 16. März 1911)

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