Ligaklasse - Saison 1911/1912 - 15. Spieltag - Sonntag 25.02.1912  - 15:45 Uhr
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Spieldaten

Aufstellung

Alemannia Aachen: Hennes – Walchenbach, Emunds – Laumen, J. Wesché, Janser – Vogeno, Schroeder, H. Wollgarten, Cl. Baurmann, Altenkamp

SC / 1894 M.Gladbach: u.a. Löhmer (Tor)

Tore

0:1, 0:2, 1:2 Altenkamp

Schiedsrichter:

Müller (Köln)

Zuschauer:

"sehr zahlreich" (auf dem Sportplatz Tivoli)

25.2.1912: Alemannia Aachen - FC 1894 München-Gladbach 1:2

Da wir für Riechert und X. Baurmann Ersatz einstellen mussten hatte unsere Mannschaft folgendes Aussehen: [...]

Unter der Leitung des Herrn Müller vom K.F.C. entwickelt sich gleich vom Anstoss aus ein Spiel, wie es die sehr zahlreich erschienenen Zuschauer in letzter Zeit leider nur allzu selten zu sehen bekamen. Flott und, wohl wider Erwarten aller, äusserst fair spielt sich der Kampf in der 1. Halbzeit ab. Unsere Stürmerreihe führt ein in dieser Saison noch nicht gezeigtes Kombinationsspiel vor, dank dem es gelingt, dem schnell spielenden Gegner nicht allein die Waage zu halten, sondern ihm zeitweilig sogar recht kräftig zuzusetzen. Allein meherer gute Schüsse prallen nacheinander von dem kleiderschrankbreiten Rücken eines Gladbachers ab, andere hält Löhmer in bekannter Manier. Da aber auch die feindlichen Stürmer unsere Verteidigung nicht zu überwinden vermögen, lautet das Resultat zur Pause noch 0:0.

Die grössten Aussichten auf erfolgreiche Beendigung des Kampfes waren jetzt entschieden auf unserer Seite. Denn Gladbach musste gegen die herabsinkende und darum stark blendende Sonne und den mitunter tüchtig wehenden Wind spielen. "Doch mit des Geschicken Mächten ist kein ewiger Bund zu flechten, und das Unglück schreitet schnell." So auch heute. Nach einem guten Angriff der linken Seite ist es plötzlich mit dem Tatendrang unseres Innensturms vorbei. Die bösen Folgen der während der Karnevalstage allzu reichlich genossenen "Buttermilch" machen sich geltend und äussern sich besonders bei den beiden Verbindungsstürmern in einer Art von Muskellähmung. Als unausbleibliche Folge erhält unsere Verteidigung harte Arbeit, und es dauert gar nicht lange, da sitzt auch schon ein aus kurzer Entfernung geschossener Ball des gegnerischen Mittelstürmers, der ihn allerdings m. E. in Abseitsstellung erhielt, im Netz. Doch auch dies vermag den Dämmerzustand, der auf oben genannten Stürmern lastet, nicht zu heben; erst ein 2. Erfolg der Gegner, ein im Anschluss an eine gegen Gladbach getretene Ecke unternommener Durchbruch des Rechtsaussen – Janser hatte sich, wie immer, falsch plaziert rüttelt sie auf. Es entwickelt sich auch auf unserer Seite wieder ein gefälliges Spiel, das uns bald durch den Linksaussen, der eine Flanke mit dem bekannten Effet Löhmer über den Kopf hinweg einsendet, das 1. Tor bringt. Leider sollte es bei diesem trotz der grössten Anstrengung einiger Spieler bleiben.

Von dem guten Spiel Schwimm's, Emund's und Wesche's brauche ich nicht mehr zu reden; über sie findet sich in den letzten Berichten des Lobes genug. Angenehm enttäuschte der Ersatz Walchenbach und Laumen; des Letzteren Ballabnehmen und Zuspielen, bes. in der 1. Hälfte, möchte ich vorzüglich nennen. Auch Vogeno und Janser befriedigten. Doch dass Janser noch immer an seiner falschen Taktik festhält, sich hinter statt vor oder zwischen die feindliche Flanke zu stellen, ist mir unerklärlich. Der Half soll doch in erster Linie daran denken, den seinen Gegnern zugedachten Ball abzufangen und seinem Flügel zuzuspielen und nicht abwarten, bis die Innen- und Aussenstürmer anfangen zu kombinieren und ihn dann einfach umspielen. Die Folge ist, dass er sich das Spiel unnütz erschwert und unnötig viel laufen muss. Trotz gänzlichen Versagens, dessen Ursache ja klar liegt, gebe ich Schröder eine grosse Zukunft. Bedingung ist allerdings, dass er sich in der Technik und vorzüglich im Ballstoppen auszubilden sucht. An Wollgarten ist schon zuviel kritisiert worden; darum wird er immer schlechter. Von Clemens weiss ich nicht, was ich zu halten habe. Sein Spiel ist zu systemlos, als dass sich seine Nebenleute mit ihm einspielen können.

Ich komme zum Schluss, wenn ich noch ein kleines Loblied auf die Gladbacher Mannschaft singen darf. Der Wechsel in ihrer Spielweise war sehr auffallend. Alle Anerkennung ihrem fairen Spiel und ruhigem Verhalten. Ich will annehmen, dass sie ein gleiches Betragen gezeigt, hätte Alemannia mal, wie sie, mit 2:0 geführt. Jedenfalls hat das Spiel den üblen Eindruck, den Spielvereins Tätigkeit in Aachen schuf, wieder vergessen gemacht.

(Nachrichtenblatt d. F.C. Alemannia, No. 3 / März 1912)

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