Testspiele - Saison 1908/1909 - 21. Spieltag - Sonntag 23.05.1909  - 16:30 Uhr
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Spieldaten

Aufstellung

Alemannia Aachen: Riechert – M. Breuer, Emunds – J. Boeven, J. Wesché, Essers – E. Wolff, T. Boeven, H. Wollgarten, E. Pullen, Rex

SC / 1894 M.Gladbach: Löhmer – von Lohr, Hilgers – Fischer, Umbach, Holtsträter – Weitmann, Schneiders, Wolff, Greven, Esters

Tore

1:0 Wollgarten, 2:0 Wollgarten, 2:1 Wolff, 2:2, 3:2 Wolff, 4:2 Pullen, 5:2 Wolff, 6:2 Wolff

Schiedsrichter:

van Herseelen (Den Haag)

Zuschauer:

(auf dem Sportplatz Tivoli)

Besondere Vorkommnisse:

Esters verletzt ausgeschieden (5.)

23.5.1909: Alemannia Aachen - FC 1894 München-Gladbach 6:2

Seit 2 1/2 Jahren war uns Gladbachs I. Mannschaft nicht mehr auf unserem Platze gegneübergetreten. Der diesjährige Meister von Westdeutschland, unser alter Gegner in der Zwischenrunde der vorigen Saison, dem unsere I. Mannschaft sich am 16. Mai in Gladbach mit 2:0 beugen musste, wurde mit Spannung erwartet, versprach sich doch alles einen interessanten Kampf. Leider trat Gladbach nur mit 9 Mann an, eine nicht zu entschuldigende Nachlässigkeit uns gegenüber, denn es müsste doch einem Club von der Bedeutung Gladbachs möglich sein, zu einem schon lange vorher angesetzten Termin wenigstens vollständig zu erscheinen, da doch wenigstens Ersatz beschafft werden kann. Zwei der Unsrigen mussten für Gladbach eintreten, um ein geregeltes Spiel möglich zu machen, Holtsträter und Fischer. Zum Unglück schied 5 Minuten nach Anfang des Spiels Gladbachs Linksaussen, einer der besten Spieler, infolge einer Verletzung aus, sodass der Ausgang des Spiels nicht mehr zweifelhaft sein konnte.

Unsere Stürmer erhalten gleich nach Gladbachs Anstoss den Ball und verlegen das Spiel in die feindliche Hälfte. Ein Eckstoss bringt keinen Erfolg. Nach schöner Kombination erhält Wollgarten den Ball, umgeht den linken Verteidiger und schiesst unhaltbar in die linke Ecke. Nach kurze Zeit vermag er aus einem Gedränge nochmals einzusenden. Auch Gladbach kommt allmählich auf, die Stürmer gehen in schnellem Tempo vor, werden von unserer Verteidigung jedoch schlecht angegriffen, un der Mittelstürmer Gladbachs verwandelt nach schöner Kombination unhaltbar. Kurz nachher dasselbe Bild und Gladbach zieht gleich. Das Spiel bleibt offen, und beide Torwächter müssen öfters in kritischen Augenblicken eingreifen. Kurz vor Halbzeit verschafft uns unser Rechtsaussen durch einen schönen Schuss die Führung.

Nach Seitenwechsel zeigt sich unsere I. vollständig überlegen, ihr energisches Spiel schnürt den Gegner förmlich ein. Gladbachs Verteidigung spielt aufopfernd, Löhmer rettet die schärfsten Schüsse mit unglaublicher Ruhe aber auch mit etwas Glück; jedoch vermag er einen scharfen Schuss Pullens nicht zu halten und muss kurz nachher nochmals einen von Wolff geschossenen Ball aus dem Netz holen. Unsere Mannschaft scheint sich etwas überanstrengt zu haben, denn auch Gladbach stattet unserem Tor manchen Besuch ab, vermag aber nichts zu erzielen; was die Verteidigung nicht bekommt, holt Riechert vorzüglich heraus. Einige Zeit liegt das Spiel sogar ganz auf unserer Hälfte, bis Toni sich den Ball selbst in der Läuferreihe holt und unsere Stürmer wieder vorkommen. Wollgarten schiesst, der Ball saust quer am Tor vorbei, Wolff ist schnell zur Stelle und jagt ihn scharf unter die Querlatte. Gladbach vermag bis zum Schluss nichts mehr zu erzielen.

Herr van Herseelen, Mitglied der Haag'schen Vootball-Vereeiniging, leitete an Stelle des ausgebliebenen Schiedsrichters das Spiel zu beiderseitiger Zufriedenheit.

 Trotz der grossen Hitze wurde von Anfang bis zum Schluss in scharfem Tempo gespielt, der Kampf war spannend bis zum letzten Augenblick, der Ausgang, da Gladbach nur mit 10 Mann spielte, nicht zweifelhaft, wenn man auch nicht eine so hohe Torzahl erwartete. Schade, dass nicht Gladbachs Elf vollzählig zur Stelle war, jedoch auch so zeigte die Mannschaft teilweise hervorragendes Spiel, vor allem die Verteidiger, Löhmer im Tor und die Innenstürmer. Alle Leute sind schnell und spielen aufopfernd, Löhmer hielt mehr Bälle als zu halten waren, bewies aber trotzdem seine gute Form. Sonderbar war, dass er sich stets furchtbar wunderte, wenn der Ball ihm ins Netz gejagt wurde, und anscheinend dem Schiedsrichter sachverständige Winke geben wollte.

Mit dem Spiel unserer Mannschaft konnte man sehr zufrieden sein. Riechert beweist immer mehr, dass er ein Torwächter von Klasse ist, er rettete mehrmals vorzüglich und vor allem, er klebt nicht zwischen den Pfosten und weiss zum Eingreifen stets den richtigen Augenblick zu fassen. Unsere Verteidiger spielten wie immer, Breuer unermüdlich und wie Emunds, sicher im Tritt aus jeder Lage; letzterer sollte, wie man ihm immer rät, mehr angreifen, sein Spiel würde dadurch nur gewinnen.

In der Läuferreihe bewährte sich J. Wesche an Stelle Roolfs als Mittelläufer vorzüglich. Seine hervorragende Technik kommt ihm gut zu statten, er deckte gut und arbeitete vor allem den Stürmern in die Hände, oder richtiger in die Füsse. Dasselbe gilt von seinen Nebenleuten Essers und Boeven I, nur sollte Essers noch mehr auf den Aussenstürmer achten. Boeven versteht dies ausgezeichnet, hatte allerdings diesmal nach dem Ausscheiden von Esters leichtes Spiel. Im allgemeinen ist unsere Läuferreihe, was sie sein soll, die Stütze der Mannschaft in Angriff und Verteidigung, in letzterer Beziehung gilt dies namentlich von Essers, der in kritischen Augenblicken stets vor unserem Tor zu finden ist, ohne die Unterstützung des Angriffs zu versäumen.

Die Stürmerreihe zeigte diesmal gutes Zusammenspiel, aber nur zeitweise energisches Drängen nach vorne. Wolff bewies zwar wiederum seine Schnelligkeit, jedoch fehlt ihm noch die genügende Technik, auch zenterte er manchmal schlecht. Anerkennen muss man, dass er immer dann am Tor zur Stelle ist, wenn es einen günstigen Moment auszunutzen gilt, auf diese Weise erzielte er auch diesmal 3 Tore. Rex entwickelt sich immer mehr, er ist äusserst schnell und zentert mustergültig, namentlich in der zweiten Hälfte gab er die Bälle schön zur Mitte. Bei den Innenstürmern ist vor allem Toni hervorzuheben. Er war wie keiner auf dem Posten. Mit brillanter Technik verbindet er ein energisches Angriffsspiel. Es war eine Freude, ihm zuzusehen, dabei spielte er uneigennützig, ohne aber eine Gelegenheit zum Schuss vorübergehen zu lassen; wenn er auch selbst kein Tor buchen konnte, so ist seinem aufopfernden Spiel doch wesentlich der Erfolg des Tages zuzuschreiben. Wollgarten bewies wieder, dass er bei Zusammenspiel besser fährt, als wenn er selbständig spielt. Am besten war er in der ersten Hälfte, seine beiden Tore waren Glanzleistungen. Pullen gab zeitweise nicht genau ab, stellte im Allgemeinen aber seinen Mann, er hat schon besser gespielt, vor allem liess er seine alte Schnelligkeit vermissen, die nur einmal erfolgreich zur Geltung kam.

Eine zahlreiche Zuschauermenge folgte dem schönen, bei aller Schärfe dank der Umsicht des Schiedsrichters doch fairen Spiele und geizte nicht mit seinem Beifall für hervorragende Leistungen bei Freund und Feind.

(Nachrichtenblatt d. F.C. Alemannia, No. 11 / 1. Juni 1909)

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