Testspiele - Saison 1907/1908 - 10. Spieltag - Sonntag 19.04.1908  - 16:00 Uhr
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Spieldaten

Aufstellung

Alemannia Aachen: Segnitz – M. Breuer, Emunds – J. Boeven, Roolf, Essers – Wolff, Leussler, H. Wollgarten, J. Wesché, K. Baurmann

Tore

0:1 Leussler, 0:2 Wollgarten, 0:3 Baurmann, 0:4 Wollgarten (55.)

Schiedsrichter:

Eickhoff (Hamburg)

Zuschauer:

(auf dem Peterswerder)

19.4.1908: Bremer SC - Alemannia Aachen 0:4

Samstag Nachmittag 2:16 Uhr, Abfahrt vom H.-B., lautete der erste Punkt im Programm unserer diesjährigen Osterfahrt. Demzufolge stiegen wir am Charsamstag in den Salonwagen nach Düsseldorf, von vielen jungen und alten Alemannen geleitet und mit Liebesgaben beschenkt. Gegend 10 1/2 langten wir endlich nach fideler Fahrt in Bremen an und wurden von Herren des Bremer S.C., sowie von Segnitz, Schlengemann u. einigen Herren vom F.V. Werder empfangen und zum Hôtel geleitet. Mit der dann weiter im Programm vorgesehenen Nachtruhe gabs natürlich vorerst nichts. Erst nachdem einige Scherze à la Nymwegen an den Mann gebracht worden waren, kamen wir zum Schlaf. Gegen 5 Uhr morgens störten uns schon wieder die Nachzügler Gebr. Wesché und Effer.

Am Ostersonntag gab's zunächst eine interessante Besichtigung Bremens unter Schlengemann als Bärenführer. Nach dem gemeinsamen Essen im Hôtel fuhren wir zum Peterswerder, wo der nur von Leinen umschlossene Platz des Bremer S.C. liegt.

Um 4 Uhr betraten wir in folgender Aufstellung den guten, aber schlecht abgesperrten Platz: [...]

Ein wütiger Schneesturm durchkältete uns die Haut, als das Spiel unter der Leitung des Herrn Eickhoff von der Hamburger Victoria begann. Gegen Wind und Schnee spielend, waren wir zunächst übel dran, konnten aber etwa 10 Minuten jeden Angriff der flinken Bremer Stürmer anweisen. Dann klärte sich der Himmel auf und liess ein interessantes, schnelles Spiel sehen, bei dem wir allmählich die Oberhand gewannen.

Schon nach kurzer Zeit läuft Leussler mit einem von J. Wesché gecenterten Ball durch die Verteidigung und schickt ein. Bremen wird lebhafter, und Segnitz hält einige leichte Sachen sicher. Sein Gegenüber sieht sich einmal durch einen Fehler des rechten Verteidigers zum Hinauslaufen veranlasst, aber Wollgarten schiesst an ihm vorbei in die Ecke. Als mit 2:0 gewechselt wird, ist noch nichts entschieden. Nach der Pause legen unsere Stürmer ein ziemlich scharfes Tempo vor, dem die etwas langsame Verteidigung Bremens nicht gewachsen ist. Nach wenigen Minuten schon schiesst Baurmann von linksinnen einen scharfen und plazierten Ball dicht neben der Stange ein, und ein hoher Schuss Wollgartens, mit dem linken Fuss in die linke obere Ecke getreten, ergibt das vierte Tor. Im weiteren Verlaufe des Spiels zeigen unsere Stürmer gelegentlich etwas Neigung zum Galleriespiel, während Bremens Angriff mit seinem flachen Zusammenspiel unserer Verteidigung harte Arbeit gibt. Besonders Segnitz hatte oft Gelegenheit, sich dem Publikum seiner Vaterstadt von der besten Seite zu zeigen; zweimal verhütete er durch Hinwerfen ein totsicheres Tor; er arbeitete im allgemeinen ruhig und sicher.

Als das Ende kommt, haben wir einen überraschenden, schönen Sieg über den Bremer Meisterschaftsclub errungen. Sportclubs gute Angriffe hatten gewiss auch ein Tor verdient; die Verteidigung dagegen hatte anscheinend einen schlechten Tag.

Die Kritik über unsere Spieler überlasse ich dem Zuschauer Hans Effer, der mir folgendes berichtet:

Segnitz lieferte eines seiner besten Spiele, wie schon der Spielverlauf beweist. Breuer und Emunds boten ein gutes zuverlässiges Spiel. Bouvy war seinem gegnerischen Flügel, der in Norddeutschland als besonders gefährlich bekannt ist, vollkommen gewachsen. Roolf, der wegen eines alten Knieleidens 14 Tage lang ausgesetzt hatte, war wieder in alter Form. Bei Essers ist das energische Auftreten zu rühmen. Wolff verbessert sich von Spiel zu Spiel; neben seiner Schnelligkeit fallen seine guten Flanken auf. Das Spiel der Innenstürmer war, wie uns der Gegner bestätigte, für Bremen etwas Neues und kam daher gut zur Geltung. Baurmanns Zuspielen war gut, nur hielt er nicht immer Platz. Im Kopfspiel waren wir dem Gegner durchaus überlegen.

Abends vereinigte die Gastfreundschaft unseres Torwächters Segnitz, 6 Werderaner und 13 Alemannen beim Abendessen im Conzertgarten Huckelriede. An der mit den Farben Werders und Alemannias gezierten Abendtafel, die in jeder Hinsicht für den guten "Geschmack" des Gastgebers zeugte, entwickelte sich ein lebhaftes, fröhliches Treiben. Die langjährigen Bemühungen unseres "Vetters aus Bremen", Werder und Alemannia einander näher zu bringen, fanden hier einen würdigen Schluss. Ich hoffe mit unserem Torwächter, der ja beiden Vereinen angehört, dass Werder und Alemannia in Zukunft gute Freunde sein werden. Dass wir schon um 11 Uhr aufbrechen mussten, war sicher keinem der Teilnehmer recht. Aber das einmal festgelegte Programm und der bevorstehende schwere Tag waren zwingende Notwendigkeiten, denen wir uns schliesslich einsichtsvoll, wenn auch nicht zu willig, unterwarfen. Nach fideler Fahrt und herzlichem Abschiede entführte uns der Zug um Mitternacht unsern neuen und alten Freunden, von denen gewiss der eine oder andere gerne mitgefahren wäre.

(Nachrichtenblatt d. F.C. Alemannia, No. 9 / 1. Mai 1908)

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