Testspiele - Saison 1906/1907 - 8. Spieltag - Sonntag 31.03.1907  - 15:00 Uhr
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Spieldaten

Aufstellung

Quick Nijmegen: u.a. Ledeboer (Tor)

Alemannia Aachen: Segnitz – M. Breuer, Emunds – Commer, Roolf, Essers – Wolff, Leussler, H. Wollgarten, J. Wesché, Cl. Baurmann

Tore

1:0, 2:0, 2:1 Wesché (75.), 2:2 Wesché (87.)

Schiedsrichter:

Makkink (Utrecht)

Zuschauer:

900 (davon 2 aus Aachen)

31.3.1907: Quick Nijmegen - Alemannia Aachen 2:2

Internationale Spiele sind für uns Aachener bei der günstigen Lage unserer Vaterstadt nichts seltenes. Während wir aber noch in jeder Saison Spiele gegen Belgier aufzuweisen hatten, sind die Besuche holländischer Mannschaften (von Reisen nach Holland ganz zu schweigen) stets spärlich geblieben. Nach dem Spiele der Rotterdamer Olympia zu Ostern 1903 gab es nur einige Plänkeleien mit Maastricht, bis uns zu Weihnachten 1906 Be Quick aus Nymwegen aufsuchte. Diesem Vereine  den schuldigen Gegenbesuch abzustatten, war der nächste Zweck unserer Osterreise nach Holland.

Am Charsamstag trat die Mannschaft, die leider auf die Mitwirkung von C. Baurmann, N. Creutz und A. Wesché verzichten musste, ihre erste grosse Fussballreise an. Die Stimmung war von Anfang an vorzüglich und stieg noch, als man die mitgenommenen Alkoholika, um sie dem Zoll zu entziehen, vor der Grenze anbrach. Die Reise verlief in bekannter, althergebrachter Weise unter Skaten, Singen und faulen Witzen. Nach vierstündiger Fahrt kamen wir in Nymwegen an, gaben unser Gepäck ab ond begaven ons onmiddelijk na het terein van Quick. Dort sahen wir noch die zweite Hälfte des Spiels Quick - Woodford Albion (London), das Quick 4:2 gewann. Nachdem wir uns mit den Engländern angebiedert hatten, gingen wir ins Hôtel zurück. Dort harrte unserer ein Festmahl, das selbst steinerne Herzen oder total verdorbene Magen hätte rühren müssen. (Rührend war bei der Sache übrigens auch der Preis, den ich aus Bescheidenheit verschweige). Nachdem wir uns steif ge sessen hatten, begrüsten wir den Nachzügler Wolff, der eben von Gelsenkirchen angekommen war. Dann zogen wir uns in das Gemach des dicken Willy zurück, und während er dort Leussler und Commer im Skat rupfte, brachten wir sein Nachtlager etwas in Ordnung. Willy soll in jener Nacht einen schweren Kampf mit Bettpfosten und Apfelsinenschalen zu bestehen gehabt haben, während er gleichzeitig auf seinen eigenen Manschetten lag und sie bügelte.

Den Ostersonntag eröffneten wir mit einem Morgenspaziergang, der uns die noch menschenleere Stadt mit ihren freundlichen Anlagen im hellsten Sonnenlichte zeigte. Nach dem Essen zogen wir uns im Hôtel um und fuhren zusammen zum Platz. Hier hatten sich annähernd tausend Zuschauer eingefunden, um uns gegen Quick spielen und, wie wohl die allgemeine Erwartung war, verlieren zu sehen. Von der Militärkapelle mit der Nationalhymne empfangen, betraten wir den schönen, flachen Platz Quicks. Nach freundlicher Begrüssung der Gegner und dreifachem hipp, hipp, hurra, begannen wir das Spiel in folgender Aufstellung: [...]

Quick hatte, gerade wie wir, Ersatz einstellen müssen.

Mit der Sonne im Rücken ist Quick zunächst etwas überlegen. Die rechte Flanke brennt wiederholt durch und schon nach wenigen Minuten schiesst der Rechtsaussen Quicks das erste Tor. Dann wird das Spiel ausgeglichener, ohne dass das scharfe Tempo darunter leidet. Ein überraschender Schuss des holländischen Mittelstürmers stellt das Spiel 2:0 für Quick. Dann fängt Segnitz einen hohen gefährlichen Ball sicher, einen zweiten hebt er über die Stange. So kommt die Pause, nachdem auch wir manches Mal wacker angegriffen, aber kein Glück gehabt haben. Die bei dem scharfen Spiel doppelt lästige Hitze macht sich inzwischen in allgemeiner Erschlaffung bemerkbar; danken nehmen wir die uns von den Gastgebern freundlichst angebotene Erfrischung: Thee und Apfelsinen.

Mit der Seite scheint sich das Blatt gewendet zu haben. Zwar muss jetzt Segnitz, der vorher nicht allzuviel zu tun hatte, noch manchmal rettend eingreifen; aber im allgemeinen halten wir völlig das Heft in der Hand. Von Mann zu Mann geht unter lautloser Stille der Spieler der Ball. Immer wieder kommen unsere Stürmer, deren flaches Innenspiel von unsern Läufern verständnisvoll unterstützt wird, dicht bis ans feindliche Tor; aber alles scheitert an dem hervorragenden Spiel Ledeboeres, des Torwächters der ostholländischen Verbandsmannschaft. Eine Viertelstunde vor Schluss steht das Spiel noch immer 2:0 gegen uns. Da giebt's einen Zwischenfall: ein Holländer hat im Strafraum Hand gemacht. Elfmeter. J. Wesché tritt vor. Ledeboer sucht ihn durch Hin- und Herspringen zu verwirren. Wesché wartet, bis er in die linke Ecke gesprungen ist, und schiesst dann in die rechte. 2:1. Unter ohrenbetäubendem Geschrei des Publikums, das ein Schlappwerden der heimischen Mannschaft befürchtet, beginnt derselbe spannende Kampf wieder. Noch immer sind wir im Vorteil; jede Minute kann das ausgleichende Tor bringen; aber es kommt nicht. Noch sind nur mehr drei Minuten zu spielen, da schiesst Wesché einen scharfen Ball von linksinnen in die rechte obere Ecke, für Ledeboer unhaltbar; das ist die Erlösung. Noch ein Anstoss, ein glücklich abgewehrter Angriff Quicks, und das Spiel ist aus. Von allen Seiten wird uns lauter Beifall zu Teil; Wesché besonders wird verschiedentlich beglückwünscht.

Dann gehts im Wagen zur Stadt zurück. Wir stimmen "O Deutschland hoch in Ehren" an. Auf dem ganzen Wege freudiges Grüssen und Hüteschwenken. Der schöne und faire Kampf hat uns die Herzen der Zuschauer gewonnen.

(Nachrichtenblatt d. F.C. Alemannia, No. 5 / 1. Mai 1907)

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