Hans Meyer hat den Club vor dem Abstieg gerettet und versucht jetzt, den Verein in ruhigere Fahrwasser zu lenken. "Das im Umfeld eines Traditionsvereins in die richtigen Bahnen zu lenken, ist nicht einfach".
Herr Meyer, in Ihrer Biografie finden sich einige Berührungspunkte zur Alemannia. Den damaligen Gladbacher Co-Trainer Jörg Schmadtke haben Sie einst „beerbt“, Ihr erstes Heimspiel bei Borussia haben Sie ausgerechnet gegen Alemannia verloren, und sowohl den Spieler Jan Schlaudraff als auch den Trainer Michael Frontzeck haben Sie „ausgebildet“. Wie ist Ihr Verhältnis zu Alemannia Aachen?
Gemeinsamkeiten sind da eigentlich eher zufällig. Allerdings: die Arbeit bei der Alemannia verfolge ich seit Jahren mit viel Hochachtung und Respekt. Jörg Schmadtke und sein Präsidium haben mit den Trainern, von Jörg Berger bis Michael Frontzeck, Bewundernswertes geschaffen.
Ich kann mich an ein Gespräch mit Ihnen in Dresden erinnern, als Alemannia gerade bei Dynamo mit 3:1 gewonnen hatte. Damals haben Sie besonders Jan Schlaudraff gelobt. Sie kennen ihn noch als blutjungen Spieler. Was war er für ein Typ und wie beurteilen Sie seine Entwicklung?
Ich kann mich noch sehr genau erinnern: Jan hatte damals das Spiel mit seinen Stärken fast im Alleingang entschieden. Mein Meinung zu ihm? Immerhin habe ich mich doch im Sommer mit allerdings auch anderen Vereinen um ihn bemüht!
Michael Frontzeck haben Sie einst zu Ihrem Co-Trainer gemacht. Was befähigt ihn zum Trainerjob?
Michael ist ein phantastischer Mensch. Er hat bei mir als Assistent in Mönchengladbach hervorragende Arbeit geleistet, ist immer loyal gewesen und hat mich selbstlos unterstützt. Sein Fachwissen und seine Erfahrung aus dem Leistungsfußball werden ihm bei seiner ersten großen Aufgabe als „Chef“ helfen.
Kommen wir zu Ihrer aktuellen Aufgabe. Sie haben den Club in einer äußerst bedrohlichen Lage übernommen. Heute steht der 1. FC Nürnberg deutlich besser da. Was ist seit der Winterpause der vergangenen Saison passiert, an welchen Schrauben haben Sie gedreht?
Wenn Sie sehen, wo der Club vor ziemlich genau einem Jahr stand, dann ist es in der Tat nicht selbstverständlich, dass wir heute wieder in der Bundesliga spielen. Die Mannschaft hat gut gearbeitet, und sie hat sicher auch das Potenzial gehabt, in der Klasse zu bleiben. Dass wir dann zu einer so herzerfrischenden Rückrunde starten und relativ frühzeitig den Klassenerhalt schaffen, war dennoch nicht zu erwarten.
Das Team wurde mit Tomas Galasek um einen international erfahrenen Spieler verstärkt, Robert Vittek hat gerade bis 2010 verlängert. In welchem Bereich sehen Sie den 1. FC Nürnberg in den kommenden Jahren?
Sehen Sie es einmal realistisch: Mit Stefan Kießling und Mario Cantaluppi haben wir zwei Leistungsträger abgegeben. Und sind Sie sicher, dass ein Spieler wie Vittek auch bis 2010 in Nürnberg spielt? Der Club hat nach dem sportlichen Auf und Ab der vergangenen Jahrzehnte einiges an Nachholbedarf. Das in einem Umfeld eines Traditionsvereins in die richtigen Bahnen zu lenken, ist nicht so einfach. Der FCN spielt jetzt im dritten Jahr in der Liga, und wenn wir es schaffen, relativ weit weg von den Abstiegsplätzen auch in das vierte Jahr Erste Liga zu kommen, dann haben wir eine gute Basis gelegt. Die Tatsache, dass Spieler mit gutem Namen und guter Vergangenheit nach Nürnberg kommen oder Leistungsträger sich langfristig an den FCN binden, zeigt doch, dass wir auf einem ordentlichen Weg sind, den diese Spieler auch mitgehen wollen. Aber bei aller Planung dürfen wir die tägliche Arbeit nicht vergessen und müssen unser Ziel für diese Spielzeit fest im Auge behalten.
Jupp Heynckes und Sie sind die letzten Vertreter der „alten Garde“ unter Deutschlands Trainern. Ansonsten scheint ein Generationswechsel vonstatten zu gehen. Klopp, Doll oder von Heesen – wie beurteilen Sie die Arbeit der jungen Kollegen? Was machen die vielleicht anders?
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