Mi, 4. November 2020

"Für die Regionalliga sehr wichtig."

Interview mit Vereinspräsident Dr. Martin Fröhlich

Am Montag hat der Westdeutsche Fußballverband mit dem Land NRW darüber informiert, dass die Regionalliga West ihren Spielbetrieb fortsetzen darf. Die Liga wird als Spielklasse mit professionellen Strukturen angesehen und nicht als Amateurklasse. Damit ist der generelle Spielstopp im November vom Tisch. Vereinspräsident Dr. Martin Fröhlich, wie groß ist die Erleichterung darüber?

Für die Regionalliga war die Entscheidung sehr wichtig. Wir spielen lieber Fußball, als dass wir es nicht tun. Wir sind ein Verein, der unter Profibedingungen arbeitet. Und das war letztlich auch das ausschlaggebende Argument, mit dem die Politik die Freigabe erteilt hat. In den Beschlüssen der Bundesregierung und der Länder stand, dass Profiligen weiterspielen dürfen, Amateurklassen wiederum nicht. Bisher war nicht ganz eindeutig geklärt, ob die Regionalliga als Profiliga zu werten ist, oder nicht. Wobei die Vielzahl der Vereine unter professionellen Bedingungen arbeitet, insofern ist das die logische Entscheidung.

Wäre es nicht zu dieser Entscheidung gekommen, hätte die Regionalliga ein großes Problem mit dem Spielplan gehabt. Schon jetzt sind etliche Spiele coronabedingt ausgefallen...

...wenn wir den November unterbrochen hätten, dann hätten wir auch zum 1. Dezember keinen Kaltstart machen können. Da hätten die Mannschaften einen Vorlauf benötigt. Und dann wäre Weihnachten gekommen. Der Spielplan wäre sicher kaum, wie ursprünglich geplant, durchzuziehen gewesen. Wobei der Spielplan auch jetzt schon der durcheinandergewirbelt ist. Dazu kommen die Witterungsverhältnisse. Es war und ist weiterhin eine schwierige Situation.

Auch, wenn es jetzt in der Regionalliga West weitergeht, gibt es die Einschränkung: Es dürfen keine Zuschauer bei Spielen dabei sein. Wie sehr schmerzt das?

Das schmerzt in zweierlei Hinsicht. Aufgrund der hohen Corona Inzidenzwerte konnten wir teilweise nur vor 300 Zuschauern spielen. Das tut einerseits emotional weh, weil ein Fußballspiel gerade bei der Alemannia davon lebt, dass ein begeisterungsfähiges Publikum dabei ist. Das ist die Atmosphäre, die wir mit Fußball verbinden. Das gilt ja nicht nur im November. Auch in den Spielen davor konnten wir nicht das Publikumspotenzial ausschöpfen, das wir mit Hygienekonzept gerne gehabt hätten.  Zum anderen schmerzt die Situation natürlich wirtschaftlich auch sehr.

Was heißt das gerade konkret für die Alemannia? 

Wir sind von den Zuschauereinnahmen neben dem Sponsoring-Geld abhängig. Das sind unsere wesentliche Einnahmequellen. Wenn gerade die Zuschauereinnahmen wegbrechen, ist das ein großes Problem. Deshalb haben wir gemeinsam mit weiteren Vereinen aus der Liga schon im Sommer unsere Stimme erhoben und sind auf die Politik zugegangen, was jetzt dazu geführt hat, dass es ein 15 Millionen Euro schweres Hilfsprogramm für den Profisport in NRW gibt.

Bis zu 800.000 kann ein Verein maximal in Anspruch nehmen, weiß man schon, wie schnell sich der Verein um die Hilfe bemüht?

Wir werden uns natürlich um die Hilfe kümmern. Bis zu 60 Prozent der coronabedingten Einnahmeausfälle bei Zuschauern eines Vereins werden erstattet. Das werden wir jetzt durchrechnen und beantragen. Dann werden wir sehen, in welcher Höhe die Hilfe gewährt werden wird.

Wie gut kann gerade der hauseigene, produzierte Videostream der Heimspiele die fehlenden Zuschauereinnahmen auffangen?

Das hilft natürlich finanziell. Es ermöglicht außerdem den Menschen, die auch im Vertrauen auf die Saison und in vollem Bewusstsein der Unterstützung für den Verein eine Dauerkarte gekauft haben, die Spiele der Alemannia zu sehen. Und auch die Sponsoren können sich dort präsentieren. Das ist ein ganz wichtiger Baustein.

Ein großes Thema ist weiterhin der Regressanspruch von Fans und Sponsoren. Wie ist die Resonanz?

Wir können natürlich nicht ausschließen, dass noch Geld bzw. Kompensationsleistung gefordert wird. Nichtsdestotrotz merken wir gerade eine große Unterstützung von unseren Zuschauern und Partnern, für die wir sehr dankbar sind. Und ich kann auch nur weiter dafür werben, so schwierig das vielleicht im Einzelfall sein mag, uns an der Stelle zu unterstützen.

Rückblickend war der Montag ein guter Tag für die Alemannia?

Das war sicherlich eine gute Nachricht. Ich bin allerdings mit positiven Wertungen vorsichtig, da wird uns alle gerade in einer schwierigen Situation befinden. Da dürfen wir uns als Fußball nicht zu wichtig nehmen. Es sind ganze Bereiche der Gesellschaft in Existenznöten, nicht zu vergessen die gesundheitlich Betroffenen mit teilweise schlimmen Krankheitsverläufen. Das ist eine Zeit, in der es schwierig ist in Jubelstürme auszubrechen.

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