Interview mit Chemnitz Trainer Joachim Müller
Müller: Im Gegensatz zur aktuellen Situation hatten wir in der vergangenen Saison keine Mannschaft im wirklichen Sinne. Die Spieler haben als Gesamteinheit nicht die Grundelemente für ein erfolgreiches Team erfüllt. Dazu gehört vor allem der Zusammenhalt. Viele Spieler haben sich schon früh mit dem Abstieg abgefunden und waren in Gedanken bereits auf der Suche nach einem neuen Verein. Ich bin im Dezember zum CFC als Trainer zurückgekehrt und habe es leider nicht mehr geschafft, eine Trendwende einzuleiten.
Nach vier Spieltagen stehen Sie mit ihrer Mannschaft nun auf Tabellenplatz 1 der Oberliga. Ist der Wiederaufstieg das unbedingte Saisonziel?
Müller: Auch nach vier erfolgreichen Spieltagen steht für uns fest, dass die Entwicklung und Festigung unserer jungen Mannschaft Vorrang vor der Platzierung hat. Natürlich haben wir den Anspruch vorn mitzuspielen und am Ende im oberen Drittel stehen. Für mich ist Sachsen Leipzig dennoch sowohl aus personellen als auch finanziellen Gesichtspunkten die Übermannschaft der Oberliga.
Sie setzten auf junge Spieler. Was verfolgen Sie für ein System, wer sind die Schlüsselspieler in der Mannschaft?
Müller: Wir haben ein Durchschnittsalter von 21,2 Jahren. Bei der Neuformierung der Mannschaft konnten wir uns aus finanziellen Gründen nicht mit erfahrenen und gestandenen Spielern verstärken. Unser Konzept ist es, langfristig die jungen Spieler zu Führungsspieler entwickeln zu lassen. Als momentane Schlüsselspieler würde ich Kapitän Mike Baumann und Tobias Becker zählen. Unser System ist auf die unbekümmerte und offensive Spielweise unseres Teams ausgerichtet. Stärke ist der sehr gute Zusammenhalt in der Mannschaft.
Mit dem Chemnitzer FC verbindet man Namen wie Michael Ballack, Peer Kluge oder Hans Meyer. Wann sehen wir den Verein wieder im bezahlten Fußball?
Müller: Wir sind stolz auf Ballack und Kluge, aber auch sehr viele andere Talente, die den Sprung in die Bundesliga geschafft haben. Aktuellstes Beispiel ist Mario Fillinger beim Hamburger SV. Nachdem der CFC in den letzten sechs Jahren immer tiefer gesunken ist, ist es nun unser Anliegen, wieder unsere eigenen Ressourcen zu nutzen. Wir haben so viele talentierte Eigengewächse, die A-Junioren spielen in der ersten Bundesliga, die B-Junioren in der Regionalliga. In zwei bis drei Jahren wollen wir in der 3. Bundesliga, also im bezahlten Fußball, spielen.
Zum Spiel am Sonntag: Wie sehen Sie Ihre Chance, Alemannia Aachen im Pokal zu schlagen?
Müller: Auf dem Papier sind wir natürlich ohne reelle Chance. Auch wenn ich jetzt fünf Euro in Phrasenschwein zahlen muss, so hat der Pokal dennoch seine eigenen Gesetze. Wir haben Heimspiel und konnten aufgrund der äußerst positiv verlaufenen letzten Partien viel Selbstvertrauen tanken. Mit unserem neuen Kampfgeist, Zusammenhalt und unserem Publikum werden meine Spieler natürlich auf den Platz gehen, um zu gewinnen.
Was erwartet die Alemannia in Chemnitz?
Müller: Ich hoffe, dass unser Stadion wieder zum Hexenkessel wird und uns die Fans wie in den letzten beiden Spielen fanatisch anfeuern. Wir werden auf jeden Fall Widerstand gegen Alemannia Aachen leisten und bis zur letzten Minute kämpfen.
Wie lautet ihre Prognose?
Müller: Wir werden unsere Minichance nutzen, alle verblüffen, um in der nächsten Runde gegen Bayern München zu spielen.
Kurzporträt Joachim Müller
Geb.: 17.07.1952 in Rodewisch
Stationen als Spieler: FC Karl-Marx-Stadt
Spiele: 418 Pflichtspiele für den FCK, 5 x DDR-Nationalmannschaft
Größte Erfolge als Spieler: Einsätze in der DDR-Nationalmannschaft
Letztes Spiel als Aktiver: 1986
Vereine als Trainer: Jugendtrainer FC Karl-Marx-Stadt, VfB Chemnitz, CFC, FC Will (1. Liga Schweiz)
Beim Chemnitzer FC seit: 11.11. 2002 – 30.06.2003; seit 16.12.2005
Größte Erfolge als Trainer: Schweizer Cup-Sieger (2004); Landespokalsieger mit dem CFC (2006)
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