Do, 22. Juli 2010

100 Prozent Überzeugung

Thomas Zdebel will seine Erfahrung an die jungen Kollegen weitergeben

Ja, Thomas Zdebel ist 37 Jahre alt. Was Erfahrung und Reife angeht, merkt man ihm dieses Alter auch deutlich an. Top-professionell präsentiert sich der Mittelfeldspieler am Walchsee. Aber auch in Sachen Fitness macht dem Neuzugang von Bayer Leverkusen so leicht keiner etwas vor. Das Erfolgsgeheimnis: Genuss in vollen Zügen.

Thomas, du könntest jetzt zuhause bei deinen drei Kindern sitzen und das Leben genießen. Stattdessen bist du zum x-ten Mal im Trainingslager und quälst dich. Bist du ein Fußball-Junkie?

Ich genieße das Leben auch so. Es gibt doch nichts Schöneres, als sein Hobby zum Beruf machen zu können. Deswegen ist das für mich keine Qual. Sicher ist es so, dass jetzt in der Vorbereitung die Zeit etwas härter ist und die Beine schwer sind. Trotzdem: Unter solchen Bedingungen wie hier am Walchsee zu trainieren, das ist schon ein Privileg. Ich genieße das in vollen Zügen und habe mir nichts damit angetan, meine Karriere fortzusetzen. Es ist meine Erkenntnis gewesen, dass ich nach wie vor Fußball spielen möchte.

Du bist mit einem klar definierten Auftrag nach Aachen gekommen, nämlich als ein Anführer einer sehr jungen Truppe. Wenn man dich hier beobachtet, dann füllst du diese Rolle mit sehr viel Verantwortung aus. Nimmst du deine Rolle sehr ernst?

Ich nehme sie nicht ernst, ich nehme sie wahr. Diese Aufgabe hatte ich bereits in den letzten Jahren, und ich fühle mich in der Rolle ganz wohl, eine Mannschaft zu leiten. Wir haben eine sehr junge Mannschaft, wir haben lernwillige und pflegeleichte Spieler. Das macht die Aufgabe umso leichter. Wir erleben hier, dass im Team eine harmonische Stimmung herrscht. Auf dem Platz etwas weniger, denn da geht es in erster Linie um den Ehrgeiz. Außerhalb des Platzes sieht man, wie die Mannschaft langsam zusammenwächst und die Stimmung sehr gut ist. Ich hoffe, dass wir das Stück für Stück entwickeln und noch mehr Leben rein bringen können, damit wir eine Saison spielen, wie sich das alle vorstellen.

Hast du im Laufe deiner Karriere irgendwann gemerkt, dass du für diese Rolle besonders geeignet bist?

Man wächst in eine solche Rolle hinein. Mit 21 bin ich mit Sicherheit nicht so weit gewesen wie jetzt mit 37 – schlimm wär’s. Ich habe viel Erfahrung gesammelt, die ich jetzt weitergeben will. In den letzten Jahren habe ich einiges dazugelernt, nicht nur was den Fußball angeht.

In Leverkusen hat deine Arbeit auf einem sehr hohen Niveau stattgefunden. Bemerkst du jetzt einen Unterschied, oder verhalten sich junge Fußballer hier wie dort gleich?

Der Fußball wird nicht anders geschrieben, du spielst mit einem Ball auf zwei Tore. Sicher war die Qualität in Leverkusen eine andere, sonst wäre Bayer nicht unter den Top-Vereinen in Deutschland. Aber ich merke, dass die meisten Fußballer alle gleich ticken. Egal in welcher Mannschaft du spielst, alle lieben den Fußball. Das verbindet uns. Unterschiedlich ist nur die Art und Weise, sich damit auseinanderzusetzen. Einer macht sich mehr Gedanken, der andere geht ganz gelassen damit um. Unsere Mannschaft ist lernwillig und hat Potenzial. Ich hoffe, dass wir das ausschöpfen können.

Für den Trainer ist der „Sechser“ einer der wichtigsten Leute auf dem Platz. Wie siehst du die Position, auf der du spielst?

Letztendlich hängt natürlich nicht alles von einem Spieler ab, genauso wie es nicht davon abhängt, wer die Tore schießt. Ich bin der festen Überzeugung, dass man mit einer geschlossenen mannschaftlichen Leistung mehr erreichen kann als durch die individuelle Klasse. Klar ist es so, dass aufgrund der zentralen Position vom Sechser mehr Verantwortung erwartet wird. Aber die Verantwortung sollte auf mehrere Schultern verteilt werden, damit nicht alles von einem Spieler abhängt.

Aber deine Schultern sind schon ein bisschen breiter?

Ja, die sind etwas breiter, weil ich im Fußball schon viel erlebt habe. Deshalb kann ich in gewissen Situationen auch anders reagieren und die Ruhe bewahren. Aber es stehen elf Leute auf dem Platz und sieben sitzen auf der Bank. Jeder muss ein Stück Verantwortung übernehmen und sich einbringen. Wenn wir dieses Gefühl bekommen, dann sind wir auf einem sehr guten Weg.

Du machst einen unglaublich fitten Eindruck. Man sieht dich hier abends immer, wie du in die Sauna gehst und deinen Körper pflegst. Ist das dein Erfolgsgeheimnis?

Wenn man merkt, dass sich die Karriere langsam dem Ende zuneigt, dann genießt man es umso mehr. Deswegen versuche ich natürlich, das ein wenig in die Länge zu ziehen. Es ist nicht so, dass ich mir morgens Schmerztabletten einwerfen muss, um gerade auf den Beinen zu stehen. Ich versuche beim Training alle Dinge zu 100 Prozent umzusetzen. Ich war immer der Überzeugung, dass man alles mit 100 Prozent Überzeugung tun muss. Alles andere bringt nichts.

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