So, 25. Januar 2009

 
Reinhold Münzenberg wechselte als Jugendlicher vom Aachener Spielverein zum Tivoli und debütierte mit 17 Jahren in der ersten Mannschaft, in der er zunächst als Rechtsaußen zum Klassenerhalt beitrug. Der große Durchbruch gelang ihm in den folgenden Jahren auf der Mittelläuferposition, von der er die Alemannia aus der Krise bis zur Rheinbezirksmeisterschaft 1931 führte.
 
Am 7.9.1930 bestritt er in Kopenhagen das erste von 41 Länderspielen. Ein Eigentor beim 0:1 der Deutschen in Paris drohte seine internationale Karriere vorzeitig zu beenden, aber 1934 wurde er zur WM in Italien nachnominiert und feierte mit dem Sieg im Spiel um Platz 3 gegen Österreich seinen größten Erfolg. Münzenberg nahm an den Olympischen Spielen 1936 teil und war Mitglied der legendären "Breslau-Elf", die 1937 in zwölf Spielen ungeschlagen blieb. Zusammen mit Paul Janes von Fortuna Düsseldorf bildete er ein kaum überwindbares Verteidigerduo, das selbst Legenden wie Stanley Matthews Kopfzerbrechen bereitete. Bei der WM 1938 stand Münzenberg erneut im Aufgebot, kam aber nicht zum Einsatz.
 
Im selben Jahr feierte er seinen größten Triumph mit der Alemannia, als er die Mannschaft mit überragenden Leistungen zur Gaumeisterschaft führte. "Wie ein Baum stand dieser Hüne im Aachener Strafraum und stemmte sich - mit Kopf und Brust und Beinen - gegen die Flut der Bonner Angriffe", schrieb der Westdeutsche Sport-Beobachter nach einem 1:0 gegen TuRa Bonn. Am letzten Spieltag reichte ein 0:0 gegen den SV Beuel zum Erreichen der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft. "Gegen diese Kampfmaschine in ihrer vollkommenen Rücksichtslosigkeit ist nicht anzukommen", resümierte die Beueler Presse in einer Mischung aus Bewunderung, Empörung und Resignation.


 
Überhaupt war "der Eiserne" aufgrund seiner kompromisslosen Spielweise ebenso Attraktion wie Reizfigur; vom gegnerischen Publikum wurde er nicht selten beschimpft und ausgepfiffen. Als in der folgenden Saison ein Schiedsrichter ein Exempel statuierte, und Münzenberg nach einem Platzverweis und folgenden Tumulten neun Wochen gesperrt wurde, konnte die Alemannia den Verlust nicht kompensieren und stieg ab. Münzenberg blieb der Alemannia bis zum Karriereende treu, nur der Krieg verschlug ihn zwischenzeitlich nach Norddeutschland. Mit dem Luftwaffen-SV Hamburg wurde er 1943 Vizepokalsieger und 1944 Deutscher Vizemeister.
 
Im Alter von 42 Jahren bestritt Reinhold Münzenberg seine letzte Partie für die Alemannia-Erste, blieb aber in der Traditionself aktiv, sprang mehrmals als Interims-Trainer ein und führte den Verein von 1974 bis 1976 als Präsident durch schwere Zeiten. Am 25.6.1986, wenige Stunden nachdem er sich das dramatische WM-Halbfinale Deutschland-Frankreich angesehen hatte, starb Reinhold Münzenberg an Herzversagen. Über 60 Jahre war er Mitglied im Verein und Ansporn für Generationen von Alemannen.

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