Do, 18. Februar 2010

1860: Hinter den Erwartungen

Es schien einfach alles zu passen. Pünktlich zum großen Jubiläum kehrte der „verlorene Sohn“ zurück – und mit ihm der sichere Glaube an den Aufstieg. Denn mit einem Benny Lauth als Sturmführer war die Rückkehr in Liga 1 garantiert. In diesem Punkt waren sich alle Beteiligten einig. „Wenn der Name Lauth in der Vergangenheit aufgetaucht ist, war das Interesse der Sechziger-Fans groß“, erkannte auch der damalige Löwen-Geschäftsführer Stefan Reuter. Kein Wunder, denn der Name Lauth steht auch heute noch an der Grünwalder Straße für Tore, Erfolge und vor allem eins: Erstligafußball. „Jeder, mit dem ich gesprochen habe, hat gesagt: Sein Wechsel zurück wäre eine Sensation!“ In der Sommerpause 2008 war die Sensation perfekt, der ehemalige Hoffnungsträger des deutschen Fußballs unterzeichnete bei seinem Heimatverein einen langfristigen Vertrag – verbunden mit dem kurzfristigen Ziel Aufstieg. Doch aus dem kurzen Triumphmarsch ist mittlerweile ein längeres Intermezzo geworden.

Fehlende Einstellung

Den Sprung auf die große Bühne verfehlten „Benny Bomber“ und seine Löwen im ersten Anlauf deutlich: Platz 12 und nur drei Punkte Vorsprung auf einen Abstiegsplatz standen am Ende der vergangenen Saison zu Buche – der Sturmführer hatte seiner eingeknickten Karriere ein weiteres trauriges Kapitel hinzugefügt. Dabei war der „verlorene Sohn“ mit 15 Treffern noch der konstanteste Akteur im blau-weißen Dress. Deshalb ernannte der neue Trainer Ewald Lienen ihn vor dem Beginn der laufenden Saison zum neuen Kapitän. Für Lauth, der sich in der Bundesliga nie durchsetzen konnte, ein weiterer positiver Schub in Richtung Selbstvertrauen. Doch wirklich rund lief es auch unter dem neuen Spielführer nicht: Dem Auftaktsieg gegen Koblenz folgten zwei Niederlagen – und der sehnliche Wunsch nach Konstanz war schon nach dem ersten Spieltag hinfällig. Immer wieder ging es rauf und runter, am Hinrundenende belegten die Sechziger Platz 12. „Wenn es an der Qualität liegt, ist es das eine, doch wenn die Mentalität das Problem ist, dann ärgert mich das unendlich. Manchen Spielern fehlt einfach die Einstellung“, ärgerte sich Sportdirektor Miki Stevic. Auch Lauth zog sich den Zorn seines Trainers zu: Beim Spiel in Frankfurt wechselte Lienen seinen Stürmer noch vor der Pause aus – die Höchststrafe. „Das war ja nicht das erste Mal, dass Lauth nicht ordentlich attackiert und die Räume zumacht. Ich hätte ihn viel früher auswechseln sollen, so wie er auf dem Platz gejoggt ist“, urteilte der Sechziger- Coach. Auch beim Nachholspiel gegen den KSC, das die Löwen mit 2:0 verloren, setzte der Coach zunächst nicht auf Lauth. Der in der Winterpause vom österreichischen Erstligisten Red Bull Salzburg ausgeliehene Djordje Rakic erhielt den Vorzug.

Prozess gegen FC Bayern

Die Stimmung erreichte ihren Tiefpunkt und die Aufstiegsplätze waren zur Winterpause nur noch mit dem Fernglas erkennbar. Lienen reagierte auf die sportliche Talfahrt und sortierte gnadenlos aus: Mit Ardijan Djokaj, Benjamin Schwarz, Antonio di Salvo und Florian Jungwirth mussten vier Spieler den Münchener Traditionsverein verlassen. Eke Uzoma war auf der anderen Seite der einzige Neuzugang der Löwen. Das Motto: Qualität statt Quantität. Und der Rückrundenstart machte gleich Mut für die Zukunft: Dem 2:2 in Koblenz folgte ein souveränes 3:0 gegen Rostock. Doch hinter den Kulissen brodelte es weiter, diesmal allerdings abseits des sportlichen Geschehens. Die Löwen richteten eine Millionenklage an den „großen Bruder“ FC Bayern, da sie an der Rechtmäßigkeit des Verkaufs ihrer Stadion-Anteile im Jahr 2006 zweifelten. „Wir sind über den Tisch gezogen worden“, sagte 1860-Anwalt Michael Priebe dem Kicker. „Für uns geht es ums Überleben. Wir führen diesen Prozess aus einer wirtschaftlichen Notwendigkeit heraus“, erklärte 1860-Geschäftsführer Manfred Stoffers in der Münchner „Abendzeitung“. Die wirtschaftlichen Probleme könnten mit dem Aufstieg zwar einfach gelöst werden. Doch davon sind die Löwen und Benny Lauth noch weit entfernt. Die Fans haben den Glauben aber nicht aufgegeben: weder an die Rückkehr, noch an den Bomber. Denn mit ihm kann ja eigentlich nichts schief gehen – zumindest langfristig.

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