Fr, 6. Februar 2015

Alemannia-Legende fiebert auf dem Sofa mit

„Michel“ Pfeiffer spielte einst für Alemannia und Rot-Weiss Essen

Michael „Michel“ Pfeiffer ist einer der größten Spieler in der Vereinsgeschichte der Alemannia. Pfeiffer ist einer von drei Alemannen, die jemals ein A-Länderspiel für die Deutsche Nationalmannschaft absolviert haben. Auch als Trainer feierte er große Erfolge. „Michel“ führte die Schwarz-Gelben zu Bundesligaaufstieg und Vizemeisterschaft. Noch heute ist der 89-Jährige, der im Juli seinen 90. Geburtstag feiert, Mitglied im Ehrenrat des TSV.

Sein Platz auf der Ehrentribüne des Neuen Tivoli wird am Samstag frei bleiben. Michael Pfeiffer wird das Rekordspiel seiner Ex-Klubs aus gesundheitlichen Gründen nicht live im Stadion sehen können. „Es ist so, wie es ist. Schade drum, aber zum Glück überträgt das Fernsehen, dann kann ich zuhause im Wohnzimmer mitfiebern“, sagt die Alemannia-Legende. Heimisch ist Pfeiffer seit über 50 Jahren im niederländischen Vaals. Auf die Begegnungen mit alten Weggefährten hätte er sich gefreut, so der Torjäger von einst.

Pfeiffer startete seine Laufbahn in der Dreißigern bei Grün-Weiß Eschweiler. Nach vierjähriger Kriegsgefangenschaft fand das junge Talent 1949 den Weg zum Tivoli. Sein Debüt war verheißungsvoll: Beim 3:1 über Schalke 04 steuerte er gleich ein Tor bei. Pfeiffer war schnell nicht mehr als der Elf wegzudenken und sein Können blieb nicht lange im Verborgenen. Viele Experten sahen ihn 1954 im Kader für die Fußballweltmeisterschaft in der Schweiz, doch Bundestrainer Sepp Herberger hatte andere Pläne. Herberger verzichtete überraschend auf den Aachener, der die Entscheidung bis heute „nicht ganz nachvollziehen kann“. Sein erstes und einziges Länderspiel machte „Michel“ im Dezember ´54 im Mutterland des Fußballs. Vor 100.000 Zuschauern lief Pfeiffer bei der 1:3-Niederlage im legendären Wembley-Stadion auf. „Ein unvergessliches Erlebnis“, beschreibt der damalige Außenstürmer seinen Einsatz im Trikot mit dem Bundesadler. Mit Michael Pfeiffer gehörte die Alemannia damals zu den Top-Teams der Oberliga West und schrammte zweimal nur knapp an der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft vorbei. Insgesamt schoss Pfeiffer in 238 Meisterschaftsspielen 71 Tore für den Aachener Traditionsklub. 1958 verabschiedete er der gebürtige Eschweilerer vom Tivoli. Pfeiffer ging zu Rot-Weiss Essen.

Auch deshalb ist der alte Westschlager für Pfeiffer ein besonderes Spiel. „Nach meiner Zeit in Aachen ließ ich meine Karriere an der Hafenstraße ausklingen. Drei Jahre spielte ich dort.“ Zwei Herzen schlagen deswegen nicht in seiner Brust. „Meine Sympathien sind klar verteilt. Die Alemannia ist mein Verein“, sagt der 89-Jährige mit starker Stimme. Eine deutliche, aber nicht verwunderliche Aussage, denn Pfeiffer kehrte als Trainer noch zweimal an die Krefelder Straße zurück. Nach Stationen bei Roda JC Kerkrade und Sittardia Sittard gelang es Präsident Leo Führen während der Saison 66/67, Pfeiffer vom SC Schwenningen an den Tivoli zu lotsen. Die Rückholaktion des ehemaligen Leistungsträgers sollte sich schnell bezahlt machen. „Michel“ Pfeiffer führte die Alemannen 1967 in die Bundesliga und sorgte dort für Furore. In der ersten Saison im Fußballoberhaus kassierten die Aachener nur eine Heimniederlage. 1969 führte er den Verein gar zur Deutschen Vizemeisterschaft hinter dem FC Bayern München. Schon damals war die Alemannia eine „Heimmacht“. „Alle Mannschaften hatten großen Respekt davor, am Tivoli zu spielen. Die Zuschauer haben einen Höllenlärm gemacht, standen dicht am Spielfeldrand“, berichtet Pfeiffer. „Ich hoffe, die Fans auch am Samstag im Rekordspiel helfen. Aber da mache ich mir wenig Sorgen. Auf die Fans am Tivoli war immer Verlass.“

Pfeiffer, nach der Vizemeisterschaft überraschend entlassen, fand nach vier Jahren (Stationen: Pirmasens, Salzburg und Gütersloh) wieder den Weg zurück in die Kaiserstadt. 14 Monate trainierte er die Alemannia. Seine Trainer-Karriere beendete er ´81 in Tunesien.

Alemannia Aachen und Rot-Weiss Essen treffen am kommenden Samstag zum 76. Mal in einem Ligaspiel aufeinander. Pfeiffer selbst absolvierte seine größtes Spiel im Trikot der Schwarz-Gelben gegen den alten Rivalen von der Hafenstraße. Am 1. Mai 1953 trafen sich die beiden Traditionsklubs zum Pokalfinale in Düsseldorf. „Es war ein hochklassiges Spiel“, erinnert sich Pfeiffer. Essen setzte sich vor 40.000 Zuschauern knapp mit 2:1 durch. „Nach der Führung von RWE (Tore: Islacker & Rahn) waren wir drauf und dran, das Spiel zu drehen. Leider hat es nur zum Anschluss durch Jupp Derwall gereicht.“ Am Samstag soll der Sieger wieder aus Aachen kommen, dafür drückt „Michel“ ganz fest die Daumen, auch wenn er nicht live im Stadion ist.

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