Nur fünf Mal ging Alemannia Aachen im Jahr 2017 als Verlierer vom Platz. In der Regionalliga West holte die Alemannia unter Trainer Fuat Kilic in 32 Spielen 57 Punkte. Spannende, enge, emotionale, umkämpfte, aber auch souveräne, klare, erwachsene Spiele waren dabei. Der 9-Punkteabzug durch die Insolvenz im Frühjahr motivierte die Jungs von Fuat Kilic zusätzlich das Ziel, so viele Punkte wie möglich zu sammeln, nicht aus den Augen zu verlieren. Im Jahresinterview haben wir mit dem Chef-Trainer und Sportdirektor von Alemannia Aachen, Fuat Kilic, über die Höhen und Tiefen der letzten 12 Monate gesprochen. Einen Auszug lesen Sie hier.
Fuat Kilic, ein turbulentes Jahr geht zu Ende, würden Sie dieses Jahr genau so nochmal nehmen?
(lacht) Ja, nochmal nehmen, relativ würde ich sagen. Von sportlicher Seite her ist es kein schlechtes Jahr gewesen. Aber klar ist die Insolvenz schon sehr überraschend gekommen, als dann auf einmal fest stand, man ist insolvent. Ich muss aber sagen, dass wir als Verein schon das Beste aus der Situation gemacht haben. Und vor allem hatten wir auch Glück, dass wir Herrn Dr. Christoph Niering als Insolvenzverwalter bekommen haben. So hatten wir aus sportlicher Sicht nicht große Auswirkungen auf die laufende Saison und ich konnte vor allem für die neue Spielzeit mit einem Budgetrahmen planen.
Hat der Verein in diesem Jahr mehr Ruhe im Vergleich zu den Monaten zuvor bekommen?
Ich denke schon. Man hat das ja auch auf der Jahreshauptversammlung gesehen, dass da sehr sachlich und sehr vernünftig diskutiert wurde. Letzten Endes haben wir jetzt einen neuen Aufsichts- und Verwaltungsrat mit all den Personen, die dazugehören und im Hintergrund in Verbindung mit unserem Insolvenzverwalter schon einiges versuchen auf die Beine zu stellen. Nun muss man schauen, wann der Verein selber so weit ist, um zu sagen, die Insolvenz ist vorbei und jetzt können wir auch frei arbeiten. Ich versuche im sportlichen Bereich meine Mannschaft weiter zu entwickeln.
Zurück zum sportlichen Teil, wie bewerten Sie das Jahr?
Wir haben eine überragende Rückrunde gespielt und zum Saison Ende mehr als ein Dutzend kein Spiel mehr verloren. Das war eine wahnsinnige Leistungsexplosion. Das hat dann einen großen Knall gegeben, als klar, dass die Insolvenz kam. Die Mannschaft brach dann auseinander, was mir sehr weh getan hat, weil ich immer noch einen super Draht zu den Spielern habe. Die neue Mannschaft überrascht mich nun sehr positiv. Sie füllen unsere Ausrichtung, die wir vorgegeben haben, mit Leben. Die Spieler spüren zusätzlich die Rückendeckung unserer Fans, auch nach Niederlagen werden sie mit Applaus verabschiedet und das gibt Ihnen Stärke fürs nächste Spiel.
Welche Schulnote würden Sie der Mannschaft für das Jahr 2017 geben?
Ich würde die Entwicklung als sehr gut bezeichnen. Das Potenzial, was in ihnen steckt, würde ich mit 2 bis 2- betrachten. Das heißt, da ist noch einiges, was wir rausholen können, wenn sie das noch verinnerlicht, was ich ihnen versuche tagtäglich im Training an die Hand zu geben. Leidenschaft und Herzblut würde ich auch mit einer sehr guten Note bewerten.
Es gab in der Hinrunde der laufenden Saison eine Sperre gegen Sie wegen Unsportlichkeit von zwei Spielen, was hat das mit Ihnen gemacht?
Ich empfand das als eine sehr schwierige Zeit, weil ich im Vorfeld schon bestraft wurde, bevor die Verhandlung überhaupt von statten ging. Das habe ich zum ersten Mal erlebt. Da ist das ein oder andere sehr unglücklich gelaufen, auch in der öffentlichen Wahrnehmung. Ich habe trotzdem versucht Ruhe zu bewahren und vor allem war wichtig, dass ich das von meiner Mannschaft fern halten konnte. Ich habe großen Rückhalt von Vereinsseite gespürt. Wir haben das thematisiert und es wurde auch meine Wahrnehmung angehört. Da wurde ich in jeder Hinsicht unterstützt. Was dann unsere Fans daraus gemacht haben, dass dann Fans Geld für die Strafe gesammelt haben, das ist überwältigend. Das ist ja auch das gewesen, warum ich hier geblieben bin, das ist das, was den Fußball ausmacht.
Was wünschen Sie sich für das kommende Jahr?
Dass wir gefestigter werden, dass ich weiter diese Mannschaft entwickeln kann und dass sich die Jungs für den Aufwand belohnen. Jeder Platz ist wichtig für uns, jeder Zuschauer ist wichtig für uns, den wir hier an den Tivoli locken können. Somit ist unser Anspruch den Verein aus sportlicher Sicht so zu unterstützen, dass wir hier finanziell auf soliden Beinen stehen.
Das komplette Interview finden Sie hier.
Diese Seite nutzt Cookies für Google-Analytics. Sie können Cookies akzeptieren oder ablehnen und Ihre Entscheidung jederzeit ändern.