Der Starfigaro wird 90 Jahre alt

Wer Peter Sieland begegnet, merkt eins sofort: Der Mann hat Stil und Klasse. Heller Anzug, passendes Shirt, gepflegtes Äußeres. Kein Gedanke daran, dass der Mann heute 90 Jahre alt wird. „Ich fühle mich auch nicht wie 90“, sagt das Mitglied des Alemannia-Ältestenrates. Die Beziehung von Peter Sieland zur Alemannia ist nunmehr auch schon gut 57 Jahre alt. Am 19. September 1949 trat der gebürtige Richtericher dem Verein bei. Schon damals wusste Sieland: Alemannia braucht Menschen, die den Verein fördern, ihn begleiten – und genau das tat und tut er.

1960 holte ihn Präsident Gerd Heusch in den Verwaltungsrat. Unter seinem besten Freund Leo Führen („Wir telefonieren im Schnitt zehn Mal täglich“) war Sieland in der Aufstiegssaison 1966/67 Spielausschuss-Obmann. Sieland kann sich rühmen, Peter Sendscheid entdeckt zu haben, seit 1995 ist der Träger der Goldenen Ehrennadel auch Ehrenmitglied des Vereins und bis heute Mitglied des Ältestenrates. Über Jahrzehnte war Sieland Sponsor der Alemannia, hat eigenhändig so manche Finanzlücke gestopft und andere Geldgeber an Land gezogen. „Nur Präsident zu werden, das habe ich abgelehnt“, sagt der 90-Jährige, der noch heute eine enge Freundschaft zur ehemaligen Vize-Präsidentin Gabriele Mohné pflegt.

Die Alemannia ist der eine große Teil von Sielands Leben, der andere ist sein Beruf, oder besser: seine Berufung. Der Friseurmeister brachte einen Hauch des Jet-Sets der 60er Jahre nach Aachen. In seinem fünfstöckigen „Haus der Schönheit“ am Kapuzinergraben gaben sich Stars aus dem Show-Business die Klinke in die Hand. „Das Geschäft war ein Traum, eine absolute Sensation“, sagt der Firmengründer heute. Im Souterrain hatte er angefangen, ehe der Salon sich schließlich über fünf Etagen erstreckte, samt Aufzug und 40 Angestellten. Romy Schneider ließ sich genauso vom Figaro zurechtmachen wie Zarah Leander, mit der Sieland und seine Ehefrau Rita eine tiefe Freundschaft verband. „Sie war eine wunderbare Frau, wir haben sie einige Male in Schweden besucht. Ihr Anwesen war unglaublich schön“, erinnert sich der Aachener Coiffeur an die Sängerin.

Weit über die Grenzen Aachens hinaus wurden Sieland und sein Geschäft berühmt, auch durch diverse Fernsehauftritte. „Ich war der erste TV-Friseur“, erinnert er sich. Große Anerkennung wurde ihm in Paris zuteil, wo man ihn als Mitglied in die „Haute Coiffure Francaise“ holte. Von 1966 bis 1976 stand er der „Section Allemande“ vor und erhielt im Mai 1976 als bisher einziger Deutscher den Vermeil-Orden der Academie Francaise.

So wurde der Aachener Figaro zum Teil der europäischen Gesellschaft, saß mal mit Schah-Gattin Soraja in Kitzbühel an der Bar und dann schon wieder am Tivoli auf der Tribüne. Und so „ganz nebenbei“ führte er auch noch erfolgreich sein Geschäft. „Mein normaler Tag hatte 16 Stunden“, erinnert er sich und muss zugeben, dass seine Familie oft nicht allzu viel von ihm hatte. „Meine Frau wusste, dass sowohl das Geschäft als auch die Alemannia meine große Leidenschaft waren.“ Aber irgendwann hatte auch das Engagement des Peter Sieland seine Grenzen. „Als die Kunden angefangen haben zu fragen: Wo ist er denn jetzt? Im Geschäft oder auf dem Tivoli?“ Deshalb kann das Ältestenrats-Mitglied auch gut verstehen, wenn sich in der heutigen Zeit Vorstände nach einigen Jahren aus der ersten Reihe zurückziehen, um sich wieder um ihren „eigentlichen“ Beruf zu kümmern. „Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie das ist.“

Es macht einfach Spaß, Peter Sieland zuzuhören und den vertrauten Namen zu lauschen, die in seinen Anekdoten auftauchen – egal ob aus dem Fußball oder der Gesellschaft. So werden am heutigen Mittwoch, wenn er die 90 voll macht, mit Sicherheit die Gratulanten Schlange stehen. Wir wünschen Peter Sieland alles Gute!