Do, 25. Februar 2010

Der richtige Riecher

Fortunas Torjäger Martin Harnik im Portrait

Als die Bauchlandung drohte, hob Martin Harnik ab.Es war der 25. August 2007. Frankenstadion, Nürnberg. Werder Bremen droht der Fehlstart, als Trainer Thomas Schaaf seinen Joker zieht. Ein junger Mann, geboren in Hamburg, aber mit österreichischen Wurzeln, wird auf den Platz geschickt. Er ist Stürmer aus der Regionalliga. Und er gewinnt das Spiel, erzielt acht Minuten nach seiner Einwechslung das Tor des Tages, rettet den Saisonstart, spielt Champions League. Zweieinhalb Jahre später ist dies nur noch eine blasse Erinnerung, ein Eintrag in der Saisonchronik. Die Episode erzählt aber auch, dass Harnik ein Mann für wichtige Tore ist – und die schießt er nun für Fortuna Düsseldorf.

Martin Harnik weiß, wie man Eindruck hinterlässt.Denn auch in seinem ersten Länderspiel für Österreich traf er. 2007 war das. Harnik wurde in der 72. Minute eingewechselt, in der 78. Minute erzielte er den Ausgleichstreffer – mit dem zweiten Ballkontakt. Es war der Beginn einer rasanten Karriere. Vorallem in Hamburg rieben sie sich verwundert die Augen, schließlich kickte der Österreicher in der Hansestadt bei kleinen Klubs direkt vor den Augen der HSV-Scouts, um dann doch nach Bremen zu wechseln. Harnik, schnell, beweglich, großer Torriecher, stand plötzlich auf den Spielberichtsbögen der Champions League und bekam die Bälle in der Bundesliga von einem Diego oder Thorsten Frings aufgelegt. Er wurde Vierter mit der österreichischen U20 bei der WM und dann in den Kader für die EM 2008 gerufen. Und auch dort kam er zum Einsatz – blieb aber glücklos wie sein Team.

Und irgendwie war es, als habe den Stürmer Harnik in diesem Sommer das Glück verlassen. In Bremen wurde er wieder Kurzarbeiter, spielte vermehrt in der Regionalliga. Harnik wurde im August 2009 nach Düsseldorf ausgeliehen. Er hatte den richtigen Riecher. Und die Düsseldorfer hatten ihn auch. In der Landeshauptstadt fand Harnik sein Glück wieder. Bei solchen Wechseln wird gerne von einem Schritt zurück nach vorne gefaselt. Harnik sieht die Sache so wie sie ist. „Fortuna ist ein Verein mit hohem Potenzial und verfügt über ein Konzept, das mich überzeugt hat. Außerdem war davon auszugehen, dass ich hier die Möglichkeit erhalte, meine spielerischen Qualitäten unter Beweis zu stellen“, sagt er. Und: „Es war in jedem Fall die richtige Entscheidung, denn die Bedingungen in Düsseldorf sind optimal. Dies beziehe ich auf die sportliche Leitung, das Mannschaftsgefüge und das Umfeld gleichermaßen.“

Die Vergangenheit ist für Harnik Vergangenheit. „Ich habe weiterhin ein gutes Verhältnis zu Werder Bremen, denn schließlich war ich lange genug dort. Aber meine Aufgabe und der Schwerpunkt,auf den ich mich ausschließlich konzentriere,heißt Fortuna Düsseldorf“, sagt er. Der Klub hat in dieser Serie mit Harnik schon für Furore gesorgt. „Wir haben bislang eine sehr gute Runde gespielt mit vielen Highlights, aber auch Begegnungen, in denen wir mehr hätten erreichen können.Das zeigt, dass wir noch über die viel zitierte Luft nach oben verfügen. Uns fehlen in manchen Situationen gewisse Dinge, doch wir werden daran hart arbeiten, uns auch in diesen Punkten zu verbessern, um unsere Auftritte zu optimieren“,bilanziert Harnik. Dazu hat er seinen Beitrag – vor allem elf Tore – geleistet. Und auch wenn es mal nicht rund lief, hat er sich nicht aus der Ruhe bringen lassen. 22 Jahre ist er jung, doch die Erfahrung aus 15 Länderspielen (2 Tore) hat ihn früh reifen lassen. Oft genug musste er auch schon mit hängendem Kopf das Feld verlassen. „ Ich glaube, das ist ein Wechselspiel verschiedener Faktoren. Wenn sich der Erfolg einstellt, steigt das Selbstbewusstsein, wodurch sich wiederum die Chancen auf ein erfolgreiches Spiel erhöhen. Aber das ist wie im richtigen Leben: Es gibt Tage, an denen es besser läuft und eben auch einmal etwas schlechter. Unabhängig von Champions League oder Kreisliga A: Fußballer sind wie alle Menschen und keine Maschinen“, sagt er.

Harnik will zurück in die Bundesliga. „Diesen Anspruch habe ich und möchte meinen Beitrag dazu leisten, dies mit Fortuna zu erreichen“, sagt er. Düsseldorf hat eine Kaufoption, was im Sommer passiert, ist aber offen. Was Harnik im Sommer macht, ist aber klar – WM schauen. Am TV, denn Österreich hat sich nicht qualifiziert. Gut für Deutschland, denn damit gilt der Nationalelf Harniks uneingeschränkte Sympathie. „Es sind zwei Herzen, die in meiner Brust schlagen. Schließlich bin ich ein Österreicher, der in Deutschland geboren ist. Also werde ich natürlich Deutschland die Daumen drücken“, erzählt er. Danach wird ein Herz aber fester schlagen müssen, denn in der EM-Qualifikation sind Deutschland und Österreich Konkurrenten. Warum gewinnt Österreich diese Partie, Herr Harnik? Der lacht und sagt: „Gegenfrage: Wie wäre es mit einem soliden Unentschieden und beide Teams nehmen an der EM in Polen und der Ukraine teil?“ Abwarten. Aber nicht nur Jogi Löw weiß, dass Martin Harnik ein Mann für wichtige Tore ist. Also aufgepasst.

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