Do, 14. Januar 2010

Gegner im Visier: Der gute Weg

Markus Schupp hätte mit Salzburg eine Meisterschaft feiern können, doch er wollte den KSC wieder auf die Erfolgsspur führen. Und die Ergebnisse zeigen, dass er weiß, wo sie liegt. Der Ex-Aachener Kristian Nicht spricht von einem „guten Weg“. Die Karlsruher haben die Saison jedenfalls nicht abgeschrieben.

Markus Schupp hätte einfach seinen Job machen können. Als Assistent von Huub Stevens bei Red Bull Salzburg hätte dieser Job am Ende der Saison bestimmt einen Titel bedeutet, eine rauschende Meisterfeier und einen netten Eintrag in der Trainervita. Doch Markus Schupp ist einer, der immer schon die Herausforderung suchte. Deswegen unterschrieb er beim Karlsruher SC als Cheftrainer. Nun ist er für den sportlichen Erfolg verantwortlich, steht in der Schusslinie, wenn es nicht läuft. Muss den Kopf hinhalten, wenn es Niederlagen hagelt. Die gab es – vor Schupp – mehr als der KSC erwarten konnte, weswegen Trainer Ede Becker entmachtet wurde. Unter Schupp hat die Mannschaft die Erfolgsspur wiedergefunden. Der Optimismus ist zurück im Wildpark. „Dass unser Team über großes fußballerisches Potenzial verfügt, war uns bewusst. Darüber hinaus haben wir aber gerade zuletzt eine gute Entwicklung genommen. Unsere Mannschaft wächst immer besser zusammen, die verschiedenen Zahnrädchen beginnen immer mehr, ineinander zu greifen. Gerade in den letzten Spielen vor der Winterpause konnte man das sehen. Zudem hatten wir ein sehr gutes Trainingslager, bei dem meine Jungs toll mitgezogen haben“, sagt der Trainer.

In Karlsruhe haben sie die Saison noch nicht abgeschrieben. Der Blick auf die Tabelle, die vielen negativen Schlagzeilen lassen eigentlich darauf schließen, dass der KSC als Absteiger den Erwartungen hinterher rennt. Irrtum, meint dazu aber Trainer Schupp. „Ich denke nicht, dass wir den Erwartungen hinterherhinken. Wir hatten ein halbes Jahr mit vielen Herausforderungen – der Abstieg, eine komplett neu zusammengestellte Mannschaft, ein neuer Trainer. Das alles sind Dinge, die Zeit brauchen. Aber wir sind auf einem guten Weg, das zeigen die letzten Wochen eindeutig“, sagt er stattdessen. In Karlsruhe ist das Glas, seitdem Schupp die Mannschaft trainiert, wieder halb voll. Und es füllt sich mit jedem Spiel ein wenig mehr.

Kristian Nicht, einer der Aachener Aufstiegshelden („Die dreieinhalb Jahre in Aachen waren bisher die wichtigste Zeit in meiner Profikarriere. Die Zeit bei der Alemannia, mit allen positiven und negativen Begleiterscheinungen, hat mich sehr geprägt“) und nun beim KSC, weiß, was der Trainer meint. Und Schupp wird gerne hören, wenn Nicht über die Rückrunde spricht.  „ Unser Team verfügt über ein großes Potenzial. Wir haben einige Zeit gebraucht, bis die entsprechenden Mechanismen angefangen haben, zu greifen. Ein Abstieg ist für einen Verein nicht mit dem Abstieg selbst erledigt. So etwas hängt nach und braucht Zeit. Ich denke, dass wir noch eine sehr gute Rolle in der Rückrunde spielen können“, sagt der Torwart. Der KSC ist heiß auf die Rückrunde. Auch wenn der Trainer sich gerne ganz cool gibt: „Wir schauen nicht Spieltag für Spieltag auf die Tabelle, sondern auf das jeweilige Spiel. Das und die dort zu vergebenden drei Punkte stehen in unserem Fokus. Wir wollen die Mannschaft dahin bringen, dass sie als fußballerisch und kämpferisch überzeugende Einheit auftritt, gute Spiele abliefert und natürlich Erfolge einfährt.“ Dabei hatte es lange nicht nur auf dem Platz gehakt, sondern auch hinter den Kulissen. Eine turbulente Jahreshauptversammlung sorgte bundesweit für Negativschlagzeilen. Schupp sagt nur: „Unser Hauptaugenmerk liegt auf der Arbeit auf dem Platz. Wir hatten in der vergangenen Woche wie schon kurz angedeutet ein sehr gutes Trainingslager, bei dem alle Spieler sehr gut mitgezogen haben. Ich denke, wir gehen gut vorbereitet in die Rückrunde.“

Es ist kein Zufall, dass Schupp, wenn er so redet, an Huub Stevens erinnert. Schupp, als Spieler Deutscher Meister, ist aber kein Mini-Stevens, er hat seinen eigenen Stil, seinen eigenen Weg gesucht und gefunden. Er führt in Karlsruhe auch keine Salzburger Verhältnisse ein. „Die beiden Vereine sind nur schwer zu vergleichen. Wir wollen außerdem unseren eigenen Weg gehen“, sagt er nur.

Kristian Nicht spricht von einem „guten Weg“. Und genau diesen hat er in Karlsruhe gesucht. Nicht war von der Bildfläche verschwunden, hatte zuletzt bei Viking Stavanger in Norwegen gespielt. Es war eine lehrreiche Zeit, er hat viele Erfahrungen gesammelt. „Zum einen die Härte im Spiel, zum anderen, dass einen solch eine Zeit im Ausland menschlich wachsen lässt und man sich weiterentwickelt, wie es einem im gleichen Zeitraum zu Hause nicht möglich gewesen wäre“, berichtet er von dem, was er neben den Fußballklamotten in den Koffer Richtung Heimat packen durfte. Dicke Fische hat der Hobbyangler – auch wenn er mittlerweile häufiger auf dem Golfplatz als mit der Angelroute zu sehen ist – in Norwegen aber letztlich im Meer geangelt. Sportlich blieb die Zeit ohne Ausrufezeichen. Das soll nun in Karlsruhe wieder anders werden. Ganz im Sinne von Markus Schupp. Der hätte sonst auch in Salzburg feiern können.

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