Es könnte laut werden – die Münchener Löwen brüllen endlich wieder auf dem Tivoli! Wir haben die „60er“ unter die Lupe genommen.
Trotz Pokal-Aus: 60 will das „Wiesn-Kunststück“ wiederholen – die Form: Beim 1:5 Ende Oktober in Cottbus lief bei 1860 so ziemlich alles schief. Jeder Schuss der Lausitzer hatte gesessen, die eigenen Chancen versiebten die Löwen dagegen reihenweise. Ein schwarzer Tag für den bayrischen Hauptstadtklub, für den es das vierte Spiel am Stück ohne Sieg gewesen war. Doch die Antwort der „60er“ ließ nicht lange auf sich warten. Nur eine Woche später gelang ein starker 3:0-Sieg beim jetzigen Spitzenreiter Sandhausen, es folgte ein weiteres 3:0 daheim gegen Waldhof Mannheim. 60 hat damit wieder in der oberen Tabellenhälfte angeklopft und könnte mit einem Sieg auf dem Tivoli das schaffen, was bisher nur in der perfekten „Wiesn-Woche“ im September geglückt war: drei Ligasiege in Folge. Im bayrischen Landespokal vergangenen Samstag hielt allerdings wieder Ernüchterung Einzug: Für die Münchener war nach einem 1:3 im „S-Bahn-Derby“ gegen Ligakonkurrent Unterhaching im Viertelfinale Schluss.
Auswärtsstärke und Kollektiv – die Brennpunkte: Während bei den Münchenern im heimischen Stadion an der Grünwalder Straße noch nicht viel zusammenlief – mit erst sieben Punkten zu Hause belegt 1860 in der Heimtabelle den vorletzten Platz –, wird in fremden Stadien regelmäßig gefeiert. Mit vier Siegen aus sieben Partien und 13 Punkten stehen die Löwen im Auswärtsranking auf Platz drei, gewonnen wurde unter anderem bei den Topklubs aus Bielefeld und eben Sandhausen. Und noch etwas zeichnet das Team von Trainer Argirios Giannikis aus: Hier ist jeder mal für einen Treffer oder eine Vorlage gut. Elf unterschiedliche Torschützen stellen die „60er“ bislang, das ist zweitbester Liga-Wert. Zudem liefert die Abteilung Attacke regelmäßig ab: Mit Julian Guttau, Patrick Hobsch und Maximilian Wolfram haben bereits drei Offensivspieler vier Tore erzielt.
Als ein Sieg in der Allianz Arena nicht reichte – die Bilanz: Am 14. Oktober 1967 trafen TSV und TSV im heutigen Ligensystem das erste Mal aufeinander – die damaligen Bundesligisten trennten sich auf dem Tivoli mit 3:3. Es sollten in den Folgejahren 21 weitere Duelle der Schwarz-Gelben mit den Münchener Löwen folgen, eine lange Zeit trafen die Traditionsklubs während der 2000er Jahre in der 2. Bundesliga aufeinander. Einen ganz bitteren Beigeschmack hatte das bisher jüngste Spiel gegen die „60er“: Am letzten Spieltag der Saison 2011/12 gewann die Alemannia zwar mit 2:1 in der Allianz Arena, musste aber dennoch den schweren Gang in die 3. Liga antreten, weil die schon aufgestiegene Frankfurter Eintracht parallel gegen Mit-Kellerkind Karlsruhe verlor. Aber zurück zur Bilanz gegen 1860: Die Alemannia führt diese mit acht Siegen an, erst viermal gewannen die Münchener, zehnmal wurden die Punkte geteilt.
Auf den Körper gehört und früh an die Seitenline gewechselt – der Trainer: Eine große Spielerkarriere blieb 60-Coach Argirios Giannikis nicht vergönnt, bereits als A-Jugendlicher hing der heute 44-Jährige beim Karlsruher SC wegen zu vieler Verletzungen die Schuhe an den Nagel. Dennoch fehlte dem Deutsch-Griechen während seines BWL-Studiums der grüne Rasen, weswegen er mit 21 Jahren bei Phönix Mannheim die U17 übernahm. Anschließend ging es steil bergauf bei Giannikis, der lange an der Seite von Markus Kauczinski als Co-Trainer beim KSC und später in Ingolstadt coachte. Mit Karlsruhe gelang den beiden 2013 der direkte Wiederaufstieg in die 2. Bundesliga. Seine erste Station als Cheftrainer verbuchte Giannikis im Oktober 2017 beim damaligen West-Regionalligisten Rot-Weiss Essen – und siegte in seinem ersten Ligaspiel mit RWE direkt einmal mit 2:1 auf dem Tivoli. Seit Januar nun ist der gebürtige Nürnberger Trainer in München – zuvor trainierte er noch den VfR Aalen sowie PAS Giannina und Alemannias ehemaligen UEFA-Cup-Gegner AEK Athen in Griechenland.
Auch ein paar Kilometer weiter treffsicher – der Spieler im Fokus: Umziehen musste 1860-Stürmer Patrick Hobsch nach seinem Wechsel von Unterhaching zu den „60ern“ im Sommer wohl nicht – mit dem Auto fährt man von Hachinger Sportpark nach München-Giesing etwa 15 Minuten. Vielleicht auch deshalb hat sich der 30-Jährige sofort eingegrooved bei seinem neuen Arbeitgeber und kommt nach 13 Ligatoren für Unterhaching in der Vorsaison bisher auf vier Treffer und drei Assists für die Löwen in der Liga. Hinzu kommen fünf weitere Tore in vier Spielen im Landespokal. Es läuft also beim gebürtigen Bremer Hobsch – auch ein paar Kilometer weiter. Das Pokalaus gegen seine Ex-Kollegen konnte allerdings auch der Goalgetter nicht verhindern…
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