Akt Nummer zwei der Englischen Woche: Der wachgeküsste SV Waldhof Mannheim ist unter Flutlicht zu Gast am Tivoli. Wir haben die „Buwe“ unter die Lupe genommen.
Die letzten Spiele – Aufatmen nach Ergebniskrise: Der Saisonstart war für den Waldhof, der in der vergangenen Spielzeit lange um den Klassenerhalt bangen musste, alles andere als nach Maß verlaufen. Die Kurpfälzer verloren drei der ersten vier Ligaspiele, dann schien der erste Saisonsieg auswärts bei Hansa Rostock zum Greifen nah – allerdings fingen sich die Waldhöfer kurz vor Schluss noch den Ausgleich zum 1:1. Zu allem Überfluss stand zwischenzeitlich nach einem desolaten Auftritt im Viertelfinale des Landespokales Baden auch noch das Aus gegen den Siebtligisten VfR Gommersdorf zu Buche, der Underdog konnte sensationell mit 1:0 gewinnen. Insgesamt zu viel für die Verantwortlichen des nächsten Alemannia-Gegners, die ihren bisherigen Coach Marco Antwerpen beurlaubten und Ex-Trainer Bernhard Trares installierten. Unter seiner Regie gelang dann auch endlich der erste Saisonsieg: Am letzten Samstag konnte der Waldhof den VfL Osnabrück in der Nachspielzeit dramatisch mit 3:2 besiegen.
Der Kader – vor Erfahrung strotzend: Mit Blick auf die Einzelspieler, die die Mannheimer in ihren Reihen haben, müsste man sich angesichts des mageren Saisonstartes eigentlich verwundert die Augen reiben. Denn der Kader gibt eine Vielzahl an Spielern her, die in ihrer Karriere bereits etliche Zweitliga- oder auch Bundesligaspiele hinter sich gebracht haben. Letzteres trifft etwa auf Leihgabe Henning Matriciani für Schalke, Lukas Klünter für den 1. FC Köln und Hertha BSC oder auf Martin Kobylanski für Bremen zu. Dazu kommt allerhand Drittligaerfahrung, zum Beispiel in Person von Angreifern wie Nicklas Shipnoski oder Terrence Boyd. So richtig zum Laufen gebracht haben sie diesen viel herumgekommenen Motor in der Kurpfalz allerdings noch nicht – der erste Schritt wurde gegen Osnabrück getan, den zweiten wird die Alemannia mit aller Macht zu verhindern versuchen.
Die vergangenen Duelle – ein Ballwurf, der ins Unglück führte: Von den zwölf bisher ausschließlich in der 2. Bundesliga gespielten Liga-Duellen gewann Mannheim bei zwei Remis sechs, die Alemannia vier. Viel präsenter in der Erinnerung dürfte allen Alemannia-Fans aber das DFB-Pokal-Aufeinandertreffen in der Saison 1997/98 auf dem Tivoli sein. Damals ging die Achtelfinalpartie in die Verlängerung, in der Alemannias Mario Krohm per Elfmeter-Nachschuss das vermeintliche 2:1 für die Hausherren erzielte. Schiedsrichter Markus Merk gab den Treffer jedoch aus dem Grund nicht, dass Sekunden zuvor ein zweiter Ball aus dem Waldhof-Block auf das Spielfeld flog und so Mannheims Keeper und späteren Aachener Stephan Straub irritiert haben soll – ein Ballwurf ins Unglück für die Alemannia, die die Partie unter großem anschließenden Protest ihrer Spieler schlussendlich im Elfmeterschießen mit 5:6 verlor.
Der Trainer – weiß, wie Mannheim geht: Der Rückkehrer Trares – er soll den verkorksten Saisonstart der Waldhöfer wieder zurechtbiegen. Gute Vorzeichen gibt es dafür allemal, schließlich war es der heute 59-Jährige, der den Verein in seiner ersten Amtszeit 2019 nach zuvor drei verloren Aufstiegsrelegationen schlussendlich auf direktem Wege in die 3. Liga führen konnte. Auch als Spieler kickte der einstige Defensivmann ein Jahr in Mannheim, seine meisten Spiele absolvierte er aber für 1860 München. Und auch am Tivoli hat der SVW-Trainer eine Vergangenheit als Profi, die jedoch unter keinem so guten Stern steht: 1990 musste er mit der Alemannia die Oberliga Nordrhein runter – dennoch gelangen ihm in der Abstiegssaison in 30 Spielen neun Treffer.
Der Spieler im Fokus – hat viel mitgemacht: Marcel Seegert ist nicht nur der dienstälteste Spieler im aktuellen Kader der „Buwe“, sondern kam auch in den „Genuss“, mit seinem Verein gleich zweimal in der Aufstiegsrelegation zur 3. Liga zu scheitern: 2016 unterlag Mannheim den Sportfreunden Lotte, 2017 musste man sich gegen den SV Meppen geschlagen geben. Den dritten Akt des Scheiterns 2018 gegen den KFC Uerdingen erlebte Seegert dann nicht mehr mit, er war in der Zwischenzeit zum SV Sandhausen gewechselt – zur Rückrunde 2018/19 kehrte der jetzige Kapitän jedoch ins benachbarte Mannheim zurück und feierte im Mai mit seinem langjährigen Klub dann doch den so herbeigesehnten Aufstieg in Liga drei. Insgesamt hat der 30-jährige Innenverteidiger nun schon gute achteinhalb Jahre Waldhof auf dem Buckel – und so schnell haut ihn auch nichts mehr um von dem, was er mit den Schwarz-Blauen so erlebt.
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