Fr, 27. November 2009

Hängende Köpfe

Rot Weiss Ahlen muss die Saison bald in den Griff bekommen, denn der Rückstand ist schon deutlich. Mittelfeldspieler Nils-Ole Book und seine Mannschaftskollegen hasten dabei auch dem Glück hinterher. Und das ist allzu oft einen Schritt schneller.

Ein gutes Buch und ein unterhaltsamer Spielfilm machen die Sache auch nicht besser. „Das wäre doch viel zu einfach“, sagt Nils-Ole Book. Die Zeit müsse für ihn und seine Mitspieler arbeiten. Und die Zeit hat damit viel zu tun in Ahlen. Denn Rot Weiss Ahlen ist in dieser Saison in den Startblöcken kleben geblieben, musste Rückschlag um Rückschlag verkraften und bereits mit einem gehörigen Rückstand leben. „Und nach den vielen Niederlagen hängen die Köpfe schon mal ein, zwei Tage“, sagt Mittelfeldspieler Book über den Stand der Dinge an der Werse. Und gegen hängende Köpfe helfen eben auch keine Hausmittel wie Romane und Kino. „Dafür ist man doch Fußballer genug und weiß anders, mit der Situation umzugehen.“

Book weiß, warum er in diesen Tagen häufig schlecht schläft. Die Tabellensituation, die Punktausbeute, schlechte Leistungen und das ausbleibende Fortune nagen an einem, der schon mit 23 Jahren ein Aushängeschild in Ahlen ist. Denn Book ist bereits mit 13 zum Verein gewechselt, als dieser noch LR hieß und von einem Parfümproduzenten beherrscht wurde. Mal abgesehen von zwei Jahren beim MSV Duisburg, wo er zunächst in die Bundesliga aufstieg und dann verletzt zuschauen musste, hat Book seitdem das Spiel der Rot-Weißen bestimmt. Er ist der Kopf, das Herz, die Seele des Spiels. Und er sagt: „Wir müssen hier nichts schön reden.“ Wie es so ist, wenn es nicht läuft, haben sie in Ahlen bereits den Trainer gewechselt. Für Stefan Emmerling sitzt nun Christian Hock auf dem Trainerstuhl. Seitdem sieht Book einen Aufwärtstrend. Nur die Punkteausbeute bleibt wie sie ist – schlecht. Es sieht manchmal so aus, als würden die Ahlener dem Glück hinterher hasten. Und das Glück ist immer einen Schritt schneller.

Dabei konnte nicht nur Seele Book, sondern auch das Gerüst der Mannschaft gehalten werden. Im Tor steht mit Sascha Kirschstein ein Erstligaerfahrener Mann, Ronald Maul, Daniel Felgenhauer und Daniel Thioune sind gestandene Profis und Angreifer Lars Toborg hat im vergangenen Jahr Woche für Woche die Abwehrreihen das Fürchten gelehrt. Viel von diesem Schrecken ist nun verloren gegangen. Wohl auch, weil auf den Außenbahnen mit Kevin Großkreutz (nach Dortmund) und Marco Reus (nach Mönchengladbach) viel Dynamik verloren ging. „Wir brachen unbedingt einen Befreiungsschlag, wir strotzen ja nicht gerade vor Selbstbewusstsein“, sagt Book. Fügt aber dann optimistisch hinzu: „Wir haben immer noch alle Chancen.“ Er weiß, wovon er spricht. 2005 hat er schon einmal erlebt, wie ein Saisonstart verpatzt werden kann. Nach zehn Spielen hatten die Ahlener auch nur eine Handvoll Punkte.

Dann haben sie eine ordentliche Aufholjagd gestartet und hätten beinahe das Klassenziel noch erreicht. „Wir sind knapp abgestiegen, aber dieses Erlebnis gibt mir Hoffnung“, sagt Book. Er erzählt von den spielerischen Fortschritten unter Hock, von der besseren Ordnung. „Wir müssen die Negativserie endlich umstoßen“, sagt er. Und Book ist einer, der dabei selbst kräftig anpacken will. „Ich habe gewisse Ansprüche an mich, ich will vorweg gehen und der Mannschaft helfen.“ Im Training und in Testspielen sei der Eindruck immer besser, und auch in den letzten Ligaspielen wurde man oft unter Wert geschlagen. Das müsse nun anders werden – auf dem Platz. Und da helfen in der Tat keine guten Bücher oder Filme weiter. Doch wenn Ahlen die Saison wieder in den Griff bekommt, dann wäre das durchaus Stoff für ein Buch oder besser noch einen Film. Und den würde sich dann auch Nils-Ole Book anschauen. Ohne hängenden Kopf.

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