Interview mit Burghausens Manager
Herr Gaugler, bitte verraten Sie uns, wie man als gelernter Betriebsschlosser und Programmierer Manager eines Profivereins in der zweithöchsten deutschen Spielklasse wird?
Gaugler: Das ist kontinuierlich über 30 Jahre gewachsen. Ich war Spieler, Jugendtrainer, Auswahltrainer. Außerdem habe ich eine kaufmännische Ausbildung. Nachdem ich als Manager den SV Wacker Burghausen übernommen hatte, war ich Sprecher der Landesliga, Sprecher der Bayernliga, Sprecher der Regionalliga, bin jetzt im Vorstand der DFL. In Kursen habe ich mich auch speziell weitergebildet.
Beim letzten Besuch der Alemannia in Burghausen im Mai dieses Jahres wurden Sie gerade zum Ehrenbürger der Stadt ernannt. Einen solchen Titel bekommt man nicht fürs Rumsitzen. Es scheint, als hätte Burghausen Ihnen einiges zu verdanken. Was genau?
Gaugler: Durch meine Arbeit für den Fußball in Burghausen und den Aufstieg in den Profifußball hat natürlich auch die Stadt profitiert, ist über die bayerischen Landesgrenzen hinaus bekannt geworden, hat viel an Ansehen hinzugewonnen. Dafür habe ich die Auszeichnung bekommen, das ist allerdings nichts, was ich mir unbedingt erarbeiten wollte, sondern ein Nebenprodukt meiner Tätigkeit für den Verein.
Als Außenstehender kann man die Verknüpfung zwischen den Wacker-Werken und dem SVW nicht richtig bewerten. Ist Ihr Verein eine überdimensionale Betriebssportgemeinschaft, vergleichbar mit Bayer Leverkusen?
Gaugler: Nein, mit Bayer Leverkusen ist unsere Situation in Burghausen überhaupt nicht zu vergleichen. Die Firma Wacker Chemie bekennt sich nicht ausdrücklich zum Profi fußball, sie lässt uns aber in diese Richtung arbeiten, so lange wir uns um die Finanzierung des Projekts selbst kümmern.
Neben Ihrer Tätigkeit als „Macher“ beim SV Wacker sind Sie Mitglied des Vorstandes des Ligaverbandes und Mitglied des Aufsichtsrates der Deutschen Fußball Liga. Welche Aufgaben übernehmen Sie in diesen Gremien?
Gaugler: Ich bin in keinem speziellen Gremium, kümmere mich aber um die Problematik der Lizenzspielordnung, der Sicherheit im Stadion und des Spielbetriebs.
Aktuell steht der neue Fernsehvertrag natürlich im Fokus des Interesses. Sie sind als Zweitligavertreter in Frankfurt nah dran am Geschehen. Was erwartet uns ab der kommenden Spielzeit in Sachen TV-Verwertung der Liga?
Gaugler: Zum jetzigen Zeitpunkt kann man noch nicht so viel sagen, die Ausschreibung ist beendet, nun wird noch einmal nachverhandelt. Ich gehe davon aus, dass bis zum 21. Dezember eine Entscheidung vorbereitet wird, die in der Mitgliederversammlung bestätigt werden muss. Wie viel Geld der Vertrag bringen und wie die Verteilung unter den 36 Vereinen der beiden Bundesligen sein wird, ist ja noch offen.
Zurück zu Ihrem Verein: Wie weit kann die Entwicklung in Anbetracht der Voraussetzungen in Burghausen gehen? Ist es denkbar, dass Wacker auch in der Ersten Bundesliga auf Dauer überleben könnte? Was müsste dafür passieren?
Gaugler: Diese Frage stellt sich für uns nicht. Unser Ziel ist es, uns als Zweitligaverein längerfristig im deutschen Profi fußball zu etablieren. Wir sehen uns als Ausbildungsverein für junge, talentierte Spieler, die dann wie Thomas Broich, Tom Geißler oder Youssef Mokhtari den Sprung in die 1. Liga schaffen. In Burghausen selbst wäre schon von den Gegebenheiten her Erstligafußball gar nicht möglich, da müsste schon sehr viel passieren.
Noch ein Wort zum heutigen Spiel: Es dürfte Ihnen ganz recht sein, dass Sie auf dem Tivoli antreten müssen und nicht zuhause. Ihr Team hat die letzten drei Auswärtspartien allesamt gewonnen. Haben Sie eine Erklärung für die Stärke auf fremdem Plätzen?
Gaugler: Wir freuen uns natürlich, in Aachen spielen zu dürfen. Der Tivoli ist ja eines der stimmungsvollsten Stadien der Liga, die Alemannia hat eine spielstarke Mannschaft, die nach vorne spielt. Warum wir auswärts erfolgreicher sind, dafür haben wir selbst keine Erklärung. Mit einer Leistung wie in den letzten Auswärtsspielen rechnen wir uns auch in Aachen ein bisschen was aus.
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