Mo, 7. Dezember 2009

Mini-Magath aus Ostwestfalen

Es gibt Erfolgsstorys, die ähneln einem wahrenBilderbuch. Die Geschichte des noch jungen TrainersAndre Schubert lässt sich in solch einemdurchaus beschreiben, doch dafür ist es notwendig, einige Kapitel zurückzublättern: Nach Schuberts erfolgreicher Ausbildung als Fußballlehrer an der Sporthochschule Köln hospitierte der gebürtige Kasseler zunächst in den Nachwuchsabteilungen des FC Bayern München und Schalke 04, ehe er im März 2006 Leiter des Nachwuchsleistungszentrums beim SC Paderborn sowie Trainer der zweiten Mannschaft wurde. „Ich habe schon früh feststellen müssen, dass meine Technik für den
Profifußball nicht ausreichen würde. Darum entschied ich mich, einen anderen Weg einzuschlagen“, sagt Schubert, der schon mit 18 Jahren das erste Mal als Übungsleiter an der Linie stand. Als Ex-Sportchef Christian Schreier im April diesen Jahres schließlich sein Amt räumen musste, ging für Schubert alles ganz schnell. Der Beförderung zum Sportdirektor folgte nur einige Wochen später der Beginn seines Doppelamtes, da sich der Verein mitten im Aufstiegsendspurt von Pavel Dotchev trennte. „Das kam alles ganz überraschend, doch als man auf mich zukam versicherte ich dem Verein, mein Bestes zu geben, um doch noch den Aufstieg in die Zweite Liga zu schaffen“, und Schubert
sollte es auch schaffen: Nach der Übernahme der Mannschaft zwei Spieltage vor Saisonende erreichte er mit seinem Team den Relegationsplatz und machte den Aufstieg durch zwei 1:0-Siege gegen Zweitligist VfL Osnabrück perfekt. „Das war ein sehr schönes und emotionales Saisonende, aber für mich blieb nur wenig Zeit über den Erfolg nachzudenken – der Saisonstart in Liga Zwei stand quasi unmittelbar vor der Tür.“

So ist er, der Jungtrainer: sachlich, konzentriert und immer mit festem Blick auf das nächste Spiel. Gerade das schätzt man an ihm in Paderborn, wo er schon des Öfteren aufgrund seiner Doppelfunktion als Magath aus Ostwestfalen tituliert wurde. Dabei lässt er sich als Typ mit seinem Kollegen aus dem Oberhaus kaum vergleichen. Schubert fällt nicht durch quälende Medizinball-Einheiten auf – er beschreibt sich ohnehin nicht als autoritären
Trainer: „Autorität ist eher das falsche Wort, ich würde es konsequent nennen. Ich lege sehr
viel Wert auf Ordnung und Disziplin. Wichtig ist mir aber vor allem, dass jeder einzelne Spieler sich wohl fühlt im Team“, so der 38-Jährige, der damit den Grundstein des Erfolgs getroffen zu haben scheint. So wirkt die Mannschaft vom ersten Spieltag an sehr homogen und intakt. Verlief der Saisonstart mit einer deutlichen 0:3-Niederlage bei Mitaufsteiger Fortuna Düsseldorf alles andereals planmäßig, konnte das Team am darauffolgenden
Spieltag mit einem 2:0-Heimerfolg gegen Bundesligaabsteiger Karlsruher SC einen ersten
Achtungserfolg erzielen. Ein weiterer Schlüssel ist Paderborns Kontinuität. Im 4-1-3-2-System, das jeder einzelne verinnerlicht hat, gehören mit Sören Gonther, Florian Mohr, Enis Alushi, Matthias Holst, Markus Krösche, Daniel Brückner und Rolf-Christel Guié-Mien gleich sieben Akteure der Aufstiegssaison zum festen Stamm der Mannschaft. Auch bei den Neuzugängen behielt man ein glückliches Händchen. So ist auf Keeper Daniel Masuch
(kam aus Emden), der seine Chance nach der Verletzung von Kasper Jensen eindrucksvoll nutzte, jederzeit Verlass und auch Offensivkräfte wie der vom VfL Wolfsburg ausgeliehene Mahir Saglik, der mit sechs Treffern in elf Spielen bester Schütze im Team ist, konnte durchweg überzeugen. 

Es läuft also alles nach Plan in Paderborn und auch die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Zukunft wurden durch den Bau der neuen Energieteam-Arena verbessert. 15.000 Besucher fasst das neue Schmuckkästchen, das sich in der laufenden Spielzeit als echte Festung entpuppt, was nicht zuletzt der fulminante 5:1-Erfolg über Energie Cottbus bewies. Punktemäßig liegen die Ostwestfalen voll im Soll. So konnte der Aufsteiger bereits 20 Zähler für sich verzeichnen – 20 Zähler, natürlich für den Klassenerhalt, der vor der Saison als oberstes Ziel ausgesprochen wurde. Von höheren Zielen vermag der stets bodenständige Sport- und Teamchef im Hinblick auf den neunten Tabellenplatz gar nicht erst zu sprechen: „Es zählt nur der Klassenerhalt und ich bin davon überzeugt, dass meine Mannschaft die Aufgabe Zweite Liga bewältigen kann“, sagt Schubert.

Der Profifußball ist in Paderborn nach einem Jahr Drittklassigkeit wieder zurück und sollte man nach dem 34. Spieltag über dem Strich stehen, so würde das nicht nur für eine ganze Region von großer Bedeutung sein, auch die Bilderbuchgeschichte des jungen Andre Schubert wäre um ein weiteres Kapitel reicher.

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