Am Samstag empfängt die Alemannia den FC Schalke 04 zum ersten Bundesligaspiel nach 36 Jahren am Tivoli. Dabei werden Jan Schlaudraff und Moses Sichone ihr Saisondebüt geben: „Beide werden spielen“, kündigt Coach Dieter Hecking an.
Die 0:3-Niederlage in Leverkusen spielte in den vergangenen Tagen keine große Rolle mehr. „Wenn man uns an der gezeigten Leistung am ersten Spieltag messen will, ist das sicher falsch“, so Hecking, der die widrigen Umstände in der BayArena noch einmal zur Sprache brachte. Der Coach verteidigte seine Mannschaft gegen Vorwürfe, zu nervös agiert zu haben. „Sicher sind wir noch keine gestandenen Bundesligisten. Diesen Lernprozess muss man meinen Jungs auch zugestehen - er sollte nur nicht bis zum 10. Spieltag dauern.“
Mit der Rückkehr von Schlaudraff und Sichone gibt es in Sachen Personal positive Nachrichten. Aufgrund der Sperre von Kristian Nicht und der Bauchmuskelverletzung von Marcus Hesse, wird Amateurtorhüter Daniel Schell auf der Bank Platz nehmen. Hecking muss auf Thomas Stehle verzichten, der mit seiner Rückenverletzung nur Lauftraining absolvieren kann. Nico Herzig ist nach seiner Fußprellung wieder ins Training eingestiegen, hatte aber noch leichte Probleme. Seine Einsatzbereitschaft wird sich kurzfristig klären. Mit Schlaudraff und Ebbers werden wieder zwei Spitzen auf dem Feld stehen, eine Systemänderung im Vergleich zum ersten Spiel. Hecking bemüht sich gar nicht, große Geheimnisse zu machen. „Ich denke nicht, dass wir Mirko Slomka mit unserer Aufstellung überraschen werden.“
Der Schalker Trainer konnte mit seiner Elf am ersten Spieltag gegen Eintracht Frankfurt nur ein Unentschieden erzielen. Die Blau-Weißen verwerteten in der ersten Halbzeit ihre zahlreichen Chancen nicht. Nach einem vergebenen Elfmeter von Lincoln riss der Faden bei den Gelsenkirchenern und Frankfurt nutzte diese Schwäche zum Ausgleich. „Wir müssen noch viel arbeiten. Denn zu einem guten Spiel gehört auch, dass man die Tore macht und nach einem Gegentor seine Linie behält. Wir haben am Schluss zu viel Hau-Ruck-Fußball gespielt, das war einer Spitzenmannschaft unwürdig“, erklärte Trainer Mirko Slomka nach dem Spiel. „Meiner Meinung nach haben sowohl wir als auch Schalke keinen optimalen Start hingelegt. Und obwohl Schalke die Ambitionen Meister zu werden deutlich formuliert hat, sind sie nicht sicher vor solchen Punktverlusten“, erklärt Hecking. „Deshalb bin ich optimistisch, dass wir den Schalkern Im Westschlager auch ein Bein stellen können.“
Slomka muss auf Torwart Frank Rost verzichten. Die Nummer 1 zog sich am Dienstag bei einem Zusammenstoß mit Verteidiger Sebastian Boenisch eine tiefe Fleischwunde am Bein zu. Der 33-Jährige wird durch U-21-Keeper Manuel Neuer ersetzt. Nach Trainingsrückstand stehen dem Schalker Coach die Verteidiger Rafinha und Mladen Krstajic sowie Fabian Ernst wieder zur Verfügung.
Der FC Schalke 04 und Alemannia Aachen trafen bisher insgesamt 17 Mal aufeinander. Dabei verbuchte die Alemannia elf Niederlagen, zwei Unentschieden und vier Siege. Das letzte Spiel am Tivoli trugen beide Mannschaften in der zweiten Bundesliga 1990 aus. Die Partie endete mit einer 0:4-Niederlage für Aachen.
Die Partie am Samstag wird geleitet von Herbert Fandel. Ihm assistieren an den Seitenlinien: Mike Pickel & Christian Soltow. Vierter Offizieller ist Carsten Kadach.
Alemannia Aachen: Dum (72. Reghecampf), Ebbers (68. Ibišević), Fiel, Klitzpera, Leiwakabessy, Pinto, Plaßhenrich (75. Erwin Koen), Rösler, Schlaudraff, Sichone, Straub / Trainer: Dieter Hecking
FC Schalke 04: Altintop, Bajramovic, Bordon, Ernst, Kobiashvili, Krstajic, Kuranyi (46. Altintop), Lincoln, Lövenkrands (80. Asamoah), Neuer, Rafinha (36. Rodriguez) / Trainer: Mirko Slomka
0:1 Rodriguez (53.)
Dum (15.), Krstajic (29.), Lincoln (33.), Ernst (42.), Pinto (42.), Sichone (47.), Ibišević (79.), Erwin Koen (88.)
5 / 4
0 / 1
Herbert Fandel, Mike Pickel, Christian Soltow
21.300 (davon 2.100 Schalke Fans)
wolkig, 20 Grad
Im ersten Heimspiel der Saison verlor Alemannia Aachen vor ausverkauftem Haus mit 0:1 gegen Schalke 04. Vor 21.300 Zuschauern trug sich der Schalker Dario Rodriguez als einziger Spieler in die Torschützenliste ein. Die Überzahl, die nach einer Roten Karte aus der 29. Minute gegen Mladen Krstajic entstand, konnte der Aufsteiger nicht nutzen.
Nach der abgesessenen Sperre startete Jan Schlaudraff im Sturm zusammen mit Marius Ebbers. Auch Moses Sichone kehrte nach auskurierter Oberschenkelverletzung in die Startelf zurück. Er bildete zusammen mit Alexander Klitzpera die Innenverteidigung. Als „Dreierkette“ vor der Abwehr schickte Trainer Dieter Hecking Cristian Fiel, Reiner Plaßhenrich und Sascha Dum ins Spiel. Sascha Rösler agierte wie gewohnt hinter den beiden Spitzen.
Wie auch beim Spiel gegen Eintracht Frankfurt setzte Trainer Mirko Slomka auf das unter der Woche so heiß diskutierte 4-3-3. Er konnte dabei aber auf die Genesenen Rafinha und Mladen Krstajic zurückgreifen, die in die Viererabwehrkette rückten. Auch Fabian Ernst kehrte nach Verletzung ins Team zurück. Er spielte zusammen mit Zlatan Bajramovic vor der Abwehr. Spielmacher Lincoln zog hinter drei Spitzen die Fäden. U-21 Nationalkeeper Manuel Neuer ersetzte den verletzten Torwart Frank Rost. Auch Abwehrspieler Gustavo Varela musste nach Verletzung passen.
Alemannia Aachen versuchte von Beginn an das Spiel zu machen und hatte mehr Spielanteile im Mittelfeld. Die erste Halbchance des Spiels jedoch ging auf das Konto der Königsblauen. Einen direkten Freistoß von Lincoln konnte Stephan Straub vor dem einschussbereiten Kevin Kuranyi entschärfen (3.). In der 9. Minute beförderte Straub mit der Brust einen langen Pass außerhalb des Sechzehners aus der Gefahrenzone. Im Gegenzug setzte sich Sascha Dum gut auf der rechten Seite durch und konnte an der Strafraumkante nur durch ein Foul von Rafinha gebremst werden. Der anschließende Freistoß brachte allerdings keine Gefahr. Aufreger in der 19. Minute: Dum schickte Schlaudraff, der im Strafraum zu Fall kam. Doch Mladen Krstajic spielte vor dem Aachener den Ball.
Die zweite Ecke für Aachen und fast das erste Bundesligator. Sascha Dum setzte einen Abpraller per Drehschuss an die Latte (25.). In dieser Phase des Spiels war die Elf von Trainer Dieter Hecking klar Spiel bestimmend. In der 29. Minute konnte sich Fiel auf der rechten Seite gut behaupten. Krstajic wusste sich nicht anders zu helfen als den Aachener mit einem rüden Foul von den Beinen zu holen. Die Rote Karte war die logische Konsequenz. In Überzahl kamen die Schwarz-Gelben zu ihrer zweiten sehr guten Chance. Jeffrey Leiwakabessy schickte Ebbers, der mustergültig auf Fiel zurücklegt. Keeper Neuer rettete Schalke vor dem längst überfälligen Rückstand.
Die Möglichkeiten für das Team vom Tivoli jetzt Schlag auf Schlag. In der 35. Minute war Sascha Rösler frei durch und schlenzte den Ball nur knapp neben das Tor. Nur 4 Minuten später wieder eine hervorragende Gelegenheit für die Alemannia. Leiwakabessy passte von der Strafraumkante auf Schlaudraff, der jedoch an Neuer scheiterte. Kurz vor der Pause eine krasse Fehlentscheidung von Herbert Fandel. Nachdem der Schiedsrichter Mitte der ersten Hälfte noch richtig entschieden hatte, wertete er das Einsteigen von Bordon an Klitzpera nicht als Foul. Falsch: Der Schalker traf nicht den Ball, sondern nur unseren Verteidiger.
Nach der Pause kam unser Team unverändert aus der Kabine. Auf der Gegenseite ging Kuranyi aus dem Spiel - Hamit Altintop durfte für ihn ran. Erste brenzlige Szene im Strafraum der Alemannen: Halil Altintop allein auf weiter Flur, doch Moses Sichone konnte zur Ecke klären. Die blieb noch ungefährlich - nicht so wie der folgende Freistoß: Lincoln schlenzte die Kugel in den Sechzehner, wo Dario Rondriguez nach Kopfballvorlage von Bajramovic den Ball ebenfalls per Kopf im Tor unterbringen konnte (53.).
Gute Chance zum Ausgleich nur sechs Minuten später. Eine schöne Flanke von Dum erreichte Ebbers nicht. Alemannia drückte auf den Ausgleich: Schlaudraff marschierte wieder durch und konnte nur von Kobiashvili zu Fall gebracht werden (69.). Den anschließenden Freistoß passte Fiel schlau an den Sechzehner, doch Pinto versprang das Leder. Die Zeit wurde knapp, doch die Schwarz-Gelben steckten nicht auf: Nach schönem Doppelpass am Strafraum mit dem eingewechselten Erwin Koen traf Schlaudraff nur das Außennetz (77.). Im Gegenzug foulte der ebenfalls ins Spiel gekommene Vedad Ibesevic Hamit Altintop. Den direkten Freistoß von Lincoln fischte Straub aus dem Torwinkel. In der Schlussphase warf unser Team noch einmal alles nach vorne, konnte vor dem Kasten der Schalker aber nicht mehr entscheidend gefährlich werden.
Unterm Strich wurde die Alemannia nicht für ihre starke Leistung belohnt. Viele vergebene Torchancen in der ersten Hälfte und eine Unachtsamkeit, die zum Tor führte, besiegelten die erste Heimpleite für die Schwarz-Gelben.
„Die Schalker sind eine ausgebuffte Truppe, die nach dem Platzverweis weiterhin auf Sieg gespielt haben. - sie haben die Räume sogar noch enger gemacht. Wir wissen ja, dass die Schalker überragende Abwehrspieler haben. Vielleicht hätten wir gegen Ende mehr über die Außen spielen müssen, aber viel gravierender ist natürlich, dass wir beim Tor bei einer festen Zuteilung nicht am Mann sind.“
„Für mich war die Schlüsselszene in der 42. Minute, nachdem der Schiedsrichter das Foul an Klitzpera nicht pfeift.“
Mirko Slomka: „Wir wussten, dass wir schnelle Konterstürmer haben und die Chance, die wir hatten haben wir genutzt. Danach haben wir gut gestanden und super gearbeitet - Glückwunsch an meine Mannschaft.“
„Ich bin glücklich hier am Tivoli drei Punkte geholt zu haben. Es war ein hartes Stück Arbeit gewesen. Nach der roten Karte hatten wir mit Sicherheit sehr viel Glück.“
Jan Schlaudraff: „Ich denke wir haben vor allem in der ersten Halbzeit ein gutes Spiel gemacht. Wir waren natürlich durch die Rote Karte klar im Vorteil - hatten drei bis vier hundertprozentige Torchancen, aber machen das Tor nicht. Und wenn du dann gegen Schalke in Rückstand gerätst, dann ist das ganz schwer.“
Sascha Dum: „Wir waren klar die bessere Mannschaft. Schalke hatte kaum eine Torchance und dann fällt das 0:1 durch eine Standardsituation. Danach rennen wir dem Rückstand hinterher und dann haben wir nicht das nötige Glück um noch das Tor zu machen.“