2. Bundesliga - Saison 2007/2008 - 32. Spieltag - Mittwoch 07.05.2008  - 17:30 Uhr
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„Wollen jeden Krümel mitnehmen.“

Die Saison 2007/2008 biegt auf die Zielgerade und nur drei Tage nach dem 3:0-Heimsieg über den FC Augsburg geht es für die Elf von Coach Jürgen Seeberger in der englischen Woche zum 1. FSV Mainz 05. Mit zwei Punkten Vorsprung auf Hoffenheim befindet sich die Mannschaft von Jürgen Klopp nach dem Last-Minute-Sieg gegen Kaiserslautern (2:1) auf dem zweiten Tabellenrang und mitten im Rennen um den Aufstieg ins Fußballoberhaus. Alemannias Übungsleiter erwartet daher einen „höchst motivierten“ Gastgeber, der vor heimischer Kulisse am Bruchwegstadion „einen Sieg mit allen Mitteln erzwingen will und von Anfang an Druck ausüben wird.“

Eine zentrale Stärke der 05er hat der 43-Jährige in den letzten Wochen beobachtet: „Es wird mit Sicherheit viele Luftkämpfe geben, in denen wir uns behaupten müssen. Das wird ein Kampf auf Biegen und Brechen“, prognostizierte Seeberger vor der Begegnung am Mittwoch und fordert von seinen Schützlingen „noch einmal alle Kräfte gegen die zweikampfstarken und robusten Mainzer zu mobilisieren.“ Ein weiterer „wichtiger Parameter“ im Duell gegen den Aufstiegsaspiranten könnte zudem das Nervenkostüm der Akteure auf dem Platz sein: „Mainz muss gewinnen, für sie geht es um alles, wir können hingegen befreit aufspielen“, erklärte Seeberger, ließ dabei aber den Blick auf die eigene Tabellensituation nicht aus den Augen. „Wir wollen den siebten Platz behaupten und haben noch Chancen uns zu verbessern und zum sechsten Platz aufzuschließen“, zeigte sich der Trainer auch drei Spieltage vor Saisonende kämpferisch: „Wir wollen jeden Krümel mitnehmen und die schon oft angesprochene positive Spirale fortsetzen.“

Die Reise in die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt werden bis auf Hrvoje Vukovic und Mirko Casper voraussichtlich alle schwarz-gelben Akteure antreten können. Der Kroate hat sich unter der Woche eine Erkältung zugezogen und sein Abwehr-Kollege befindet sich nach überstandener Operation am Kreuzband weiterhin in der Reha. Lediglich der Einsatz von Jeffrey Leiwakabessy steht vor dem abschließenden Training noch auf der Kippe. Der Niederländer musste im Spiel gegen Augsburg am vergangenen Sonntag mit muskulären Problemen ausgewechselt werden. Wie die personellen Reaktionen auf einen Ausfall des Linksverteidigers ausfallen könnten, wollte Seeberger aber noch nicht verraten.

Die 16. Begegnung zwischen der Alemannia und dem 1. FSV Mainz 05 wird geleitet von Christian Schößling aus Leipzig. Ihm assistieren an der Seitenlinie Daniel Siebert (Berlin) und René Hammer (Ranis). In der Vergangenheit konnte die Alemannia sieben Mal als Sieger vom Platz gehen, zwei Spiele endeten unentschieden und sechs Mal konnten die Mainzer die Oberhand behalten. Die Begegnung in der Hinrunde am Tivoli endete mit einem 3:0-Sieg für die 05er durch drei Treffer von Felix Borja.

Spieldaten

Aufstellung

1. FSV Mainz 05: Amri (73. Feulner), Baljak (69. Jovanovic), Borja, Gunkel, Hoogland, Ischdonat, Karhan, Noveski, Rose, Soto (76. Boakye), Subotic / Trainer: Jürgen Klopp

Alemannia Aachen: Brinkmann, Ebbers, Herzig, Lagerblom, Lehmann (89. Fiel), Milchraum, Nemeth (64. Krontiris), Olajengbesi, Polenz, Stehle (80. Leiwakabessy), Stuckmann / Trainer: Jürgen Seeberger

Tore

0:1 Brinkmann (75.)

Verwarnungen

  Brinkmann (84.)

Ecken

10 / 5

Abseits

5 / 2

Schiedsrichter:

Christian Schößling, Daniel Siebert, René Hammer

Zuschauer:

20.300

Wetter:

sonnig, 22 Grad

Alemannia holt Dreier am Bruchweg

Beim 1. FSV Mainz 05 hat die Alemannia den zweiten Sieg in der laufenden englischen Woche eingefahren. In einer temporeichen Partie sicherte Daniel Brinkmann mit einem satten Rechtssschuss den Schwarz-Gelben vor 20000 Zuschauern den fünften Auswärtserfolg der Saison.

Gegen den Aufstiegsaspiranten aus Mainz musste Alemannias Trainer Jürgen Seeberger seine Elf im Vergleich zum 3:0-Sieg vom vergangenen Sonntag gegen den FC Augsburg auf drei Positionen umstellen: In der Viererkette übernahm Jérôme Polenz aufgrund muskulärer Probleme von Jeffrey Leiwakabessy die linke Außenposition. Auf der Gegenseite rückte Thomas Stehle in die Anfangsformation zurück und komplettierte die schwarz-gelbe Abwehrreihe um die Innenverteidiger Nico Herzig und Seyi Olajengbesi. Im zentralen Mittelfeld liefen Pekka Lagerblom und Mathias Lehmann für Cristian Fiel und Reiner Plaßhenrich auf. Alemannias Kapitän wurde in der englischen Woche nach seiner langen Verletzungspause auf eigenen Wunsch hin geschont und überreichte die Spielführerbinde an seinen Mannschaftskollegen Marius Ebbers. Der Blondschopf bildeten wie zuletzt zusammen mit Szilárd Nemeth das schwarz-gelbe Sturm-Duo vor den mit Daniel Brinkmann und Patrick Milchraum besetzten Flügeln.

Auf der Gegenseite schickte Jürgen Klopp vor Keeper Daniel Ischdonat in der Innenverteidigung wieder den zuletzt gesperrten Nicolce Noveski ins Rennen. Für ihn wich Marco Rose auf die Außenposition aus. Die rote Viererkette ergänzten Tim Hoogland und Neven Subotiv. Vor der Abwehrreihe um Tim Hoogland und Neven Subotic spielte Daniel Gunkel für den gelbgesperrten Pekovic und neben ihm durfte der Torschütze vom 2:1-Sieg über Kaiserlslautern, Elkin Soto, für Markus Feulner von Beginn an ran. Das Mittelfeld der 05er komplettierten Chadli Amri und Miroslav Karhan, hinter den Spitzen Felix Borja und Srdjan Baljak.

Auf das von Jürgen Seeberger prophezeite kämpferische Auftreten der motivierten Gastgeber im Mainzer Bruchwegstadion reagierten die Alemannen in der Anfangsphase mit konzentrierter Defensivarbeit und schnellen Umschaltbewegungen über die Außenstationen. So kamen die Schwarz-Gelben durch frühes Pressing im Mittelfeld in der 12. Minute in Ballbesitz und konnten sich ihre erste Torraumszene erarbeiten: Im rechten Halbfeld eroberte Daniel Brinkamnn das Spielgerät und behauptete sich nach seinem Solo zwanzig Meter vor dem Mainzer Gehäuse gegen zwei Gegenspieler. Der Pass des Blondschopfes fand in Patrick Milchraum einen aufmerksamen Abnehmer und Alemannias Nummer 26 leitete das Leder mit einer schnellen Körperdrehung an Kapitän Marius Ebbers weiter. Der direkte Abschluss des Torschützen vom vergangenen Spieltag wurde aus zentraler Position wurde jedoch vom Mainzer Noveski über das Gehäuse gelenkt. Die anschließend kurz ausgeführte Eckstoßvariante auf Patrick Milchraum blieb nach einem flachen Hammer des Ex-Löwen an das Außennetz des Kastens von Schlussman Ischdonat jedoch ohne Konsequenzen (14.).

Vom Mainzer Projekt „direkter Wiederaufstieg“ war bis kurz vor der Halbzeitpause trotz hohem läuferischen Aufwand der Gastgeber nur wenig torgefährliches zu sehen. Zwar versuchten sich die in rot gekleideten 05er durch Hoogland nach einem Rose Freistoß per Kopf (18.) oder durch Amri aus der Distanz (34.), scheiterten mit ihren Versuchen aber am guten Stellungsspiel von Thorsten Stuckmann. Lediglich in der 38. Minute schien sich Alemannias Kepper zu weit vor seinen Arbeitsplatz verirrt zu haben: Vor „Stucki“ klärte Nico Herzig am Sechzehner auf den Fuß von Amri und der bis dahin auffälligste Akteur in den Reihen der Klopp-Elf schlenzte das Geschenk des Aachener Innenverteidigers über den Aachener Schlussmann hinweg an die Latte. Glück für die Schützlinge von Jürgen Seeberger!


Nach diesem Warnschuss ans Aluminium verabschiedeten sich beide Teams mit einem leistungsgerechten 0:0-Unentschieden pünktlich in die Kabinen. In der Pause schien der schon in der ersten Hälfte an der Seitenlinie aufgewühlt wirkende Jürgen Klopp klare Worte gefunden zu haben. Denn so wie der erste Durchgang mit einem Mainzer Paukenschlag beendet wurde, eröffneten die Hausherren den zweiten Durchgang mit einem weiteren Schreckschuss für Schwarz-Gelb: Statt Gefühl bewies Amri diesmal jedoch rohe Gewalt und hämmerte das Leder aus zwanzig Metern aus vollem Lauf nur knapp am rechten Pfosten des Aachener Gehäuses vorbei.

Der Versuch des quirrligen Mainzers war Sinnbild für die Frühphase nach dem Seitenwechsel: Zwar wirkten die Hausherren engagierter, liefen mit ihren zumeist durch die Mitte vorgetragenen Angriffen jedoch gegen eine massive Wand aus Schwarz und Gelb - Nico Herzig und Seyi Olajengbesi. So war es nicht verwunderlich, dass die 05er erst durch eine Standardsituation zu ihrer nächsten Torraumszene kamen: Nach einem Foul von Daniel Brinkmann am rechten Sechzehner blieb der Distanzschuss von Soto nach einem Gunkel-Freistoß jedoch ohne Folgen für den Spielberichtsbogen.

Alemannias Trainer Jürgen Seeberger reagierte auf die sich klarer abzeichnenden Machtverhältisse auf dem Rasen und brachte mit Emmanuel Krontiris für Szilárd Nemeth eine frische offensive Kraft (64.). Nur wenige Minuten später durfte der Fußballlehrer der Alemannia die ersten Früchte seiner taktischen Umstellung beobachten: Auf der linken Seite passte „Emu“ das Leder auf Pekka Lagerblom und Alemannias Nummer 5 tankte sich bis zur Grundlinie vor. Der mitgelaufene Marius Ebbers konnte die Hereingabe des Finnen zwar erreichen, das Leder aber nur noch mit der Fußspitze das Außennetz lenken (71.).

Vier Minuten nach dieser ersten konsequent ausgeführten Vorwärtsbewegung der Alemannia in den zweiten 45 Minuten ging es plötzlich Schlag auf Schlag: Der dreimalige Torschütze des Hinspiels - Felix Borja - kam innerhalb des Aachener Sechzehners im Zweikampf mit Nico Herzig zu Fall und forderte einen Strafstoß. Der Unparteiische kam dem mit Nachdruck geäußerten Wunsch des Mainzer Torjägers jedoch nicht nach und entschied zu Recht auf Weiterspielen (74.). Während die Mainzer Anhänger noch ihren Unmut über den nicht erteilten Elfmeter für ihre Mannschaft bekundeten, stellte Daniel Brinkmann am gegenüberliegenden Sechzehner den Spielverlauf des zweiten Durchgangs auf den Kopf: Nach Zuspiel von Jérôme Polenz platzierte der Ex-Paderborner das Leder aus 18 Metern kompromisslos neben den Innenpfosten (75.). Überraschende 1:0-Führung für Schwarz-Gelb, drittes Saisontor für den Aachener Neuzugang und Partystimmung unter den mitgereisten 500 Anhängern der Alemannia.

Nach der plötzlichen Führung für Schwarz-Gelb schien der Siegeswille der Elf von Jürgen Klopp gebrochen und die Elf von Jürgen Seeberger kam durch Marius Ebbers nach Vorlage des Torschützen zum 1:0 zu einer weiteren Chance (78.). In der Schlussviertelstunde beruhigte der Aachener Cheftrainer das Spielgeschehen und schöpfte sein Wechselkontingent aus, schickte mit dem leicht angeschlagenen Jeffrey Leiwakabessy für Thomas Stehle (80.) und Cristian Fiel für Matthias Lehmann (89.) zwei frische Kräfte auf den sonnengetränkten Rasen. Die eingewechselten Akteure ließen zusammen mit ihren Mannschaftskollegen nichts mehr anbrennen und verwalteten die knappe Führung clever bis zum Abpfiff.

Nach dem Sieg für die Alemannia läuft für den 1. FSV Mainz 05 alles auf ein Herzschlagfinale am 34. Spieltag hinaus. Die Elf von Jürgen Seeberger tastet sich hingegen mit einem - wenn auch etwas glücklichen - Dreier gegen den Aufstiegsaspiranten an den sechsten Tabellenplatz heran.

Zum Spiel

"Vom Feld aus gesehen war das ein überragendes Zweitligaspiel. Es ging 90 Minuten von beiden Seiten volle Pulle", sagte ein erschöpfter Matze Lehmann nach dem 1:0-Erfolg am Mainzer Bruchweg. Mit viel Engagement stemmte sich die Alemannia gegen den Mainzer Druck und reduzierte die gefährlichen Szenen so auf ein Minimum. "Bei einigen Fouls rund um den Strafraum durfte man schon durchatmen, schließlich wussten wir um die Mainzer Stärke bei Standardsituationen", sagte Coach Jürgen Seeberger. Aus dem Spiel heraus gab es vor der Pause nur einmal ein Abstimmungsproblem, Amri traf die Latte. "Die Kommandos waren bei der Lautstärke einfach nicht zu verstehen", erklärte der heisere Keeper Thorsten Stuckmann. Die tolle Atmosphäre lobte auch Jürgen Klopp, der vor zwei Tagen noch mehr Unterstützung eingefordert hatte. Der FSV-Coach richtete ein flammenden Appell an sein Team und das Umfeld. "Wir werden uns jetzt vorbereiten um diese große Chance, die wir immer noch haben, am Sonntag zu nutzen. Man wird uns in Köln anmerken, dass wir um diese Chance kämpfen werden". so der Coach. Gegenüber Jürgen Seeberger sprach vom positiven Selbstbild der Mannschaft, dass sich langsam entwickelt. "Ich habe heute viele neue Rückschlüsse bekommen." Das Schlusswort gebührte dem Torschützen, der grinsend bekannte: "Ich wusste gar nicht, dass ich so schießen kann."

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