Die Erfolge der letzten Saison haben Begehrlichkeiten geweckt. Mit einem Saisonziel Klassenerhalt - wie noch vor wenigen Jahren - könnte heute kein Fan mehr leben. Aber nicht nur bei den Fans herrscht eine positive Grundstimmung, auch die Medien springen auf den Erfolgszug Alemannia und beobachten den Start der Schwarz-Gelben. Das erste Montag LIVE-Spiel der Saison findet auf dem Aachener Tivoli statt und trotz der Übertragungen von DSF und Premiere wird es am Montag im Stadion sehr voll werden. Der Tivoli wird brennen.
Mit der Vorbereitung auf dieses Spiel und auf die Saison ist Cheftrainer Dieter Hecking zufrieden. "Ich kann aus dem Vollen schöpfen, es gibt keine Verletzten. In den letzten Tagen konnte ich beobachten, dass sich die Mannschaft sehr konzentriert und sich auf das erste Spiel freut."
Aber nicht nur in der Mannschaft, auch in der Stadt hat Dieter Hecking eine positive Stimmung entdeckt. "Ich wurde viel angesprochen und habe viel gehört und die positive Grund-stimmung aus der letzten Saison wollen wir mit in dieses erste Spiel nehmen."
Trainer Hecking hat also bei der Aufstellung die Qual der Wahl. Neun Positionen hat der Alemannia Coach aber schon im Sinn, zwei behält er sich noch offen. "Das werden absolute Härteentscheidungen. Aber momentan bezeichne ich das eher als ein Luxusproblem und so hart das auch sein mag, es geht um die Mannschaft und nicht um Einzelpersonen." Im Kopf steht die Mannschaft, bekannt gegeben wird die Aufstellung aber erst am Montag nach dem Abschlusstraining. Zu viel könne noch in drei Tagen passieren und so werden erst am Montagmittag die 18 Spieler benannt, die anschließend nicht nach Hause, sondern ins Hotel zur Vorbereitung fahren.
Völlig überraschend wird es die Kicker allerdings wohl nicht treffen. "Wo es eng ist, merken die Spieler schon beim Training", ist sich Dieter Hecking sicher. "Ich will aber weiter die Spannung innerhalb der Mannschaft hochhalten."
Alle am Tivoli hoffen nun, dass die Schwarz-Gelben den hohen Ansprüchen gerecht werden und am Montag ein erstes Ausrufe-zeichen setzen können. Dass gleich am ersten Spieltag einer der großen Favoriten auf den Aufstieg zum Tivoli reist, kommt unserem Trainer gerade recht. "Lieber direkt gegen Frankfurt als am Anfang nach Dresden oder Aue. Jeder, der Eintracht Frankfurt kennt, weiß, dass das Spiel schwer genug werden wird." Zum Gegner verliert Dieter Hecking nur wenige Worte. "Frankfurt spielt mit einem durchdachten System, aus einer guten Ordnung heraus und vorne haben sie gefährliche Leute, die einem weh tun können." Gegen so einen Gegner gibt es dann auch nur eine Lösung: "Wir werden versuchen selber zu agieren und das Spiel zu bestimmen. Ich bin optimistisch, dass am Montag eine Mannschaft auf dem Platz stehen wird, die Eintracht Frankfurt schlagen kann."
Als Unparteiischen begrüßen wir Montagabend
Dr. Felix Brych aus der bayerischen Landeshauptstadt München. Dr. Felix Brych, der am letzten Dienstag 29 Jahre alt wurde, steht seit 1999 auf der DFB-Liste. Bereits nach zwei Jahren stieg der ledige Jurist, der gerade seine Doktorarbeit beendet hat, in die 2. Bundesliga auf. Nach weiteren zwei Spielzeiten und 24 Spielen im Bundesligaunterhaus qualifizierte er sich jetzt als einer von zwei Aufsteigern für die neue Erstligasaison. Dreimal leitete der Hobbymusiker, dessen Heimatverein der SV Am Hart München ist, im letzten Jahr Spiele der Alemannia, alle drei auswärts (Lübeck, Berlin, Bielefeld). Das letzte Spiel auf dem Tivoli unter seiner Leitung fand in der Saison zuvor am 02.03.2003 gegen den MSV Duisburg statt (1:0).
An der Linie werden Dr. Felix Brych am Montag die Herren Rainer Werthmann (42, Bochum/Westfalen) und Roland Greth (30, Menning/Bayern) als SR-Assistenten begleiten.
Alemannia Aachen: Blank, Fiel, Gomez, Klitzpera, Landgraf, Meijer, Pinto, Plaßhenrich, Rolfes, Scharping, Sichone, Straub / Trainer: Dieter Hecking
Eintracht Frankfurt: Dragusha, Hoffmann, Husterer, Köhler, Lenze, Meier, Ochs, Pröll, Reinhard, Schur, van Lent / Trainer: Friedhelm Funkel
0:1 Alexander Meier (77.), 1:1 Reiner Plaßhenrich (88.)
Alexander Meier (37.), Willi Landgraf (62.), Benjamin Köhler (70.), Erik Meijer (90.)
2 / 0
Brych Felix, Brych Felix
20.239 (davon ca. 2.000 aus Frankfurt)
sonnig, 32°
Nach einer langen Vorbereitung hatte Cheftrainer Dieter Hecking die Qual der Wahl bei der Aufstellung. Viele Spieler liegen zurzeit leistungsmäßig dicht beieinander und so fanden sich Frank Paulus, Daniel Gomez und auch Ivan Petrovic sogar nur auf der Tribüne wieder. In der Anfangsformation hatte sich Willi Landgraf nach sehr guten Vorbereitungsspielen für die rechte Seite in der Abwehrkette „qualifiziert“ und kam so der Rekordmarke wieder ein Spiel näher. Zwischen Alexander Klitzpera und Stefan Blank nahm der Neuzugang aus Köln Moses Sichone die Position in der Innenverteidigung ein.
Vor den zwei etwas defensiveren Mittelfeldspielern Reiner Plaßhenrich und Simon Rolfes spielten Cristian Fiel und Sergio Pinto sowie die beiden Spitzen Erik Meijer und Jens Scharping. Alemannia begann die Partie forsch und hatte bereits in der Anfangsphase mehr Spielanteile als der Bundesligaabsteiger vom Main. Nach zehn Minuten verpasste Sergio Pinto die Führung, als Jens Scharping in der Spitze den Ball schön mit der Brust auflegte. Der Schuss des Neuzugangs aus Schalke strich aber knapp über die Latte. In der Folge prüfte Stefan Blank noch zweimal die Aufmerksamkeit von Gästekeeper Markus Pröll, der aber in der 1. Halbzeit keine Probleme hatte.
Trotzdem lag die Führung in der Luft, doch zahlreiche Gelegenheiten blieben ungenutzt, weil der Abschluss der Alemannia Stürmer einfach zu hektisch und zu ungenau war.
Auch nach dem Wechsel änderte sich das Bild kaum. Alemannia blieb feldüberlegen, aber im Abschluss hatten die Schwarz-Gelben weiterhin kein Glück oder es fehlte einfach die nötige Kaltschnäuzigkeit. Frankfurt kam im Verlauf der 2. Hälfte dann stärker auf, agierte mehr und gewann jetzt auch mehr Zweikämpfe als noch vor der Pause. Folgerichtig kam der Bundesligaabsteiger jetzt auch zu der einen oder anderen Chance. Trotzdem fiel die Führung durch den Ex-Paulianer Alexander Meier etwas überraschend.
Alexander Huber hatte sich rechts durchgesetzt und an der Strafraumgrenze kam Alexander Meier frei zum Schuss und noch einmal abgefälscht landete der Ball im Aachener Gehäuse. Das war ein Schock für die bis dahin gut spielenden Alemannen und ihre Fans. Die alte Weisheit war wieder eingetroffen. Wer vorne die Tore nicht macht, bekommt meist dann selbst den Gegentreffer.
Alemannia packte jetzt die Brechstange aus, Dieter Hecking wechselte Thomas Stehle und Christ Iwelumo ein, doch der Ausgleich wollte zunächst nicht fallen. Als kaum noch jemand mit dem Unentschieden rechnete, war es dann zwei Minuten vor Schluss doch noch soweit. Reiner Plaßhenrich erzielte schön freigespielt von Florian Bruns sein erstes Tor im neuen Trikot, den ersten Saisontreffer für die Alemannia und rettete seiner Mannschaft so noch einen Punkt.
So endete trotz einer starker Leistung der Saisonauftakt „nur“ mit einem Remis. Nach diesem Spiel und dieser Leistung braucht den Fans der Schwarz-Gelben aber nicht Bange zu sein vor den weiteren Aufgaben.
Ich glaube, dass wir in der ersten Halbzeit ein sehr, sehr gutes Spiel gemacht haben. Es ist vieles aufgegangen von dem, was wir uns vorgenommen haben. Von der Raumauf-teilung her, von der Aggressivität her, vom Spielfluss her, sah vieles schon sehr gut aus. Der Schönheitsfehler war, dass wir nicht in Führung gegangen sind. In der Halbzeit hatte ich ein bisschen Bedenken. Ich habe befürchtet, dass wir das hohe Tempo, was wir gespielt haben, über 90 Minuten retten konnten. Man hat auch gesehen, dass wir, als die Eintracht sich etwas befreien konnte, nicht mehr so gut gedoppelt haben. Leider sind wir dann in Rückstand geraten. Ich hatte gehofft, dass meine Mannschaft zumindest zu Null spielt, weil ich weiß, dass hier am Tivoli bis zur 90. Minute alles möglich ist. Meiner Mannschaft muss ich noch einmal ein Lob aussprechen, denn wer so arbeitet, der hat sich die Belohnung in Form des Ausgleiches abgeholt. Mir wäre es natürlich lieber gewesen, es wäre in der 88. Minute das 1:0 für uns gefallen. Unter dem Strich war es von beiden Mannschaften ein gutklassiges Zweitligaspiel, auf dem sich gut aufbauen lässt.
Man weiß ja, dass ich eigentlich das Glas immer halb voll sehe und nicht halb leer. Wir sollten zufrieden sein mit dem, was wir haben. Wir haben letztendlich vom Spielverlauf her glücklich noch den Punkt mitgenommen. Wir haben insgesamt, glaube ich, ein sehr gutes Auftaktspiel gesehen, mit sehr viel Tempo. Mit etwas mehr Aggressivität vor dem Tor wären wir in Führung gegangen und dann hätten wir wohl auch gewonnen.
Leider haben wir es versäumt, das 1:0 zu machen und sind dann sogar in Rückstand geraten. Wir haben eine sehr gute Mannschaft, die über 90 Minuten in der Lage ist, nach vorne zu gehen. Nach dem 0:1 haben wir nicht aufgegeben und wurden dann doch belohnt. Wir haben den Zuschauern ein sehr gutes Spiel geboten und der ganzen Liga gezeigt, was hier auf dem Tivoli los ist.
Das ist einfach überragend, vor so einer Kulisse, ausverkauftes Haus, gegen Frankfurt, einen guten Gegner, auch wenn wir sie in der ersten Hälfte beherrscht haben. Es ist schon atem-beraubend, wie die einen hier nach vorne peitschen. Der Trainer hat uns gesagt, wir sollen nicht überdrehen. Wir sollen die Ruhe bewahren und sauber weiter spielen. In der zweiten Halbzeit haben wir uns vielleicht einen Tick das Heft aus der Hand nehmen lassen, sind dumm in Rückstand geraten und haben glücklich noch das 1:1 gemacht. So sind wir jetzt gut in die Serie gestartet, zum Glück nicht mit einer Niederlage vor heimischem Publikum.
Wir haben eine tolle erste Hälfte gespielt, den Ball richtig laufen lassen und den Gegner richtig müde gespielt. Die kamen eigentlich nicht so richtig raus. Und dann passiert eine Viertelstunde vor Schluss das, was wir vermeiden wollten, das Gegentor. Schön, dass wir dann noch nachgelegt haben, und wieder aus einem schönen Angriff das 1:1 erzielt haben.
Nach dieser ersten Halbzeit müssen wir natürlich mit 2:0 oder 3:0 in die Pause gehen. Frankfurt hat sich in der ersten Halbzeit natürlich ausgeruht, ist dann mit ein bisschen mehr Schwung aus der Pause gekommen. Wenn man ehrlich ist, waren das natürlich zwei verschenkte Punkte, aufgrund der ersten Halbzeit. Aber wir können mit dem Unentschieden noch leben. Das muss man am Anfang.