Jörg Schmadtke hofft auf präziseres Spiel in die Spitze
„Sie sollen den Kopf frei haben und ohne Ballast auflaufen“, darauf hofft Sportdirektor Jörg Schmadtke vor dem Heimspiel gegen den FC St. Pauli am Freitag bei seinen Spielern. „Ich bin zuversichtlich, dass die Jungs das Ergebnis von Montag verdaut haben, auch wenn sie bitter enttäuscht waren“, verriet der Interimscoach in der Pressekonferenz am Freitag.
Die Nachbereitung der Niederlage gegen Mainz begann unmittelbar nach dem Spiel. Am Dienstagmorgen wurde die Analyse vor dem Training abgeschlossen. „Jeder sollte einen Haken an das Spiel machen. Beim Auslaufen hatte ich dann schon den Eindruck, dass die Stimmung wieder besser war“, so Schmadtke. Einerseits hätten Spielverlauf und Ergebnis am Montag nicht zusammengepasst, andererseits „ist Fußball ein ergebnisorientierter Sport. Bei einem 0:3 muss also auch etwas schief gelaufen sein.“ Diese Fehler wurden analysiert.
In den Einheiten am Mittwoch und Donnerstag habe die Mannschaft weiter an der Passgenauigkeit gearbeitet. „Aber Systemstabilität und erfolgreiche Automatismen brauchen Zeit.“ Etwas, das die Schwarz-Gelben bei zwei Spielen innerhalb von vier Tagen nicht haben. So wurde vor allem an der Präzision im Kombinationsspiel gefeilt. „Mit einer höheren Präzision beim letzten Pass in die Spitze erreichen wir auch mehr Torgefährlichkeit, weil der Stürmer den Ball sofort in die Bewegung mitnehmen kann“, erläuterte Schmadtke, der die Startformation mindestens auf einer Position verändern wird. Jerome Polenz fällt mit einem Muskelfaserriss im Oberschenkel aus. „Das war auch der Grund, ihn in der Halbzeitpause auszuwechseln. Nachdem Jerome über Schmerzen klagte, wollten wir Schlimmeres vermeiden. Das ist uns leider nicht gelungen. Der Faserriss war schon vorhanden.“ Auch Pekka Lagerblom steht der Alemannia nach seiner Blinddarmoperation nicht zur Verfügung. Emmanuel Krontiris ist noch für ein Spiel gesperrt.
Gegner FC St. Pauli plagt derzeit die lange Verletztenliste: Neben Ian Joy (Oberschenkel) und Charles Takyi (Rücken) steht auch Florian Lechner, der sich in Reha befindet, nicht zur Verfügung. Daher werden die U23-Verteidiger Jan-Philipp Kalla und Tim Petersen den Kader ergänzen. „Der FC St. Pauli hat ein tolles Jahr 2007 erlebt. Als Aufsteiger 18 Punkte auf dem Konto zu haben, ist aller Ehren wert“, sagt Schmadtke Die Alemannia erwarte vor allem ein variabler Angriff und ein kontrollierter Defensiv-Block. „Nach unseren Erkenntnissen ist das Spiel auf Konter ausgelegt. Die vier Offensivspieler sind viel in Bewegung und rochieren ständig. Wir werden sehen, was am Freitag möglich ist - hoffentlich ein besserer Ausgang als am Montag.“ Bei der Frage nach der eigenen taktischen Ausrichtung machte Schmadtke eine Anleihe bei einem alten Trainerfuchs: „Da halte ich es mit Otto Rehhagel: Kontrollierte Offensive.“
Das letzte Heimspiel am Tivoli in der Hinrunde ist ausverkauft. Für die Begegnung am Freitagabend wurden alle 21.200 Tickets abgesetzt. Damit sind zum ersten Mal in dieser Spielzeit keine Karten mehr an den Tageskassen erhältlich. Das freut natürlich auch den Sportdirektor: „Die Pauli-Fans begleiten ihr Team nach dem Aufstieg natürlich zahlreich. Und natürlich sind Aachen und der Tivoli ein besonders attraktives Ziel und immer eine Reise wert.“ Umgekehrt sei der Name St. Pauli für das Aachener Publikum interessant und hätte viele Fans dazu bewogen, sich frühzeitig ein Ticket zu besorgen.
Schiedsrichter der Partie ist der 38-jährige Michael Weiner aus Giesen. Ihm assistieren an der Seitenlinie Kai Voss und Kuno Fischer.
Alemannia Aachen: Casper (80. Holtby), Ebbers, Fiel, Klitzpera, Kolev, Lehmann, Leiwakabessy, Milchraum (85. Herzig), Reghecampf, Stehle, Straub / Trainer: Jörg Schmadtke
FC St. Pauli: Boll, Borger, Bruns, Eger, Gunesch, Kuru (79. Braun), Ludwig (90. Sako), Meggle, Morena, Rothenbach, Trojan (80. Brunnemann) / Trainer: Holger Stanislawski
0:1 Meggle (15.), 1:1 Reghecampf (52.), 2:1 Kolev (64.), 2:2 Kuru (69.)
Leiwakabessy (47.), Trojan (50.), Fiel (76.), Herzig (87.), Kolev (90.)
4 / 3
3 / 2
Michael Weiner, Kai Voss, Kuno Fischer
21.200 (davon ca. 2000 aus Hamburg)
Bewölkt, 7 Grad
Der FC St. Pauli entführt beim 2:2 einen Punkt vom ausverkauften Tivoli
Die Schwäche bei Standardsituationen hat der Alemannia beim 2:2 gegen Aufsteiger FC St. Pauli zum wiederholten Mal Punkte gekostet. Auf dem ausverkauften Tivoli waren Thomas Meggle und Ahmet Kuru jeweils per Kopf nach einem Freistoß für die Gäste erfolgreich, während Laurentiu Reghecampf per Elfmeter und Todor Kolev die Aachener Treffer erzielten.
Sportdirektor Jörg Schmadtke nahm zwei personelle Wechsel gegenüber der unglücklichen Niederlage gegen Mainz vor. Neben Jeffrey Leiwakabessy, Alexander Klitzpera und Thomas Stehle rückte Mirko Casper als Ersatz für den verletzten Jérôme Polenz in die Viererkette. Dafür nahm Laurentiu Reghecampf erstmals wieder seine angestammte Position auf dem rechten Flügel ein. Auf der gegenüberliegenden Seite kam Patrick Milchraum zum Einsatz und Todor Kolev, der für den angeschlagenen Szilárd Nemeth in die Startformation gerutscht war, sollte als Mittelstürmer für Torgefahr sorgen. Dahinter hatte Marius Ebbers die Aufgabe, die Offensivabteilung zu unterstützen, während die „Doppel-Sechs“ um Cristian Fiel und Matthias Lehmann die Absicherung übernehmen sollte. Den Kasten der Schwarz-Gelben hütete wie gewohnt Stephan Straub.
Auch St.-Pauli-Teamchef Holger Stanislawski war gezwungen Änderungen gegenüber der Vorwoche vorzunehmen. Das Tor von Keeper Patrik Borger sollte der neu in die Viererkette gerückte Carsten Rothenbach verteidigen, zusammen mit Ralph Gunesch, Fabio Morena und Marcel Eger. Im Mittelfeld musste Timo Schultz den Platz für Alexander Ludwig räumen, der an der Seite von Fabian Boll und Thomas Meggle auflief. Auf der rechten Außenposition durfte der Ex-Alemanne Florian Bruns wieder von Anfang an ran und auf der linken Filip Trojan. Im Zentrum ersetzte Ahmet Kuru seinen Sturmpartner Marvin Braun.
Wie schon am Montag gingen die Schwarz-Gelben auch gegen St. Pauli in der Anfangsphase sehr engagiert zu Werke. So kam der erste Aachener Warnschuss bereits in der 3. Minute: Patrick Milchraum hatte sich auf rechts gut durchgesetzt und blitzschnell abgezogen. Pauli-Keeper Patrik Borger konnte den Ball per Fußabwehr klären, der anschließende Schuss von Mirko Casper verfehlte das Tor jedoch deutlich. Danach kamen die tief stehenden Hamburger besser ins Spiel, aber die Aktionen von Fabian Boll (9.) und Alexander Ludwig (12.) brachten nichts Zählbares ein. Das sollte sich dann allerdings in der 15. Minute ändern. Wieder war es eine Standardsituation, die die Alemannen in Rückstand brachte: Nach einem Freistoß von Filip Trojan kam Thomas Meggle mit dem Kopf an den Ball, so dass dieser den Weg in den Kasten von Stephan Straub fand.
Unsere Elf bewies Moral und hätte keine 120 Sekunden später bereits ausgleichen können. Da der Freistoß von Matthias Lehmann aber knapp am gegnerischen Gehäuse vorbei ging, blieb es beim 0:1 (17.). Auch in den weiteren Spielminuten drängten die Schwarz-Gelben auf den ersten Treffer. Und der sollte in der 20. Minute fallen: Da Schiedsrichter Michael Weiner Patrick Milchraum aber zu Recht im Abseits sah, wurde das Tor nicht gegeben. Der pfeilschnelle Mittelfeldspieler stand auch in der nächsten Szene im Mittelpunkt: Diesmal nicht im Abseits zog er nach einem Abpraller völlig frei aus rund sechs Metern über den Kasten (24.). Die Fans auf dem ausverkauften Tivoli spürten, dass der Ausgleich in der Luft lag und feuerten ihr Team weiterhin lautstark an. Das Offensivspiel der Gäste kam in dieser Phase des Spiels fast vollständig zum Erliegen. Mit etwas Glück wäre es in der 30. Minute aber kein Aachener gewesen, sondern ein Hamburger, der den ersten Treffer für die Alemannia markierte: Die Hereingabe von Milchraum hätte Abwehrspieler Marcel Eger beinahe ins eigene Tor verlängert. In der Schlussviertelstunde drückten die Schwarz-Gelben weiter, aber vor der Pause sollte nichts mehr Entscheidendes passieren. Zu durchsichtig waren die Aachener Angriffsbemühungen.
Zu Beginn der zweiten Hälfte merkte man den Schwarz-Gelben an, das sie alles dran setzen würden, das Spiel noch zu drehen. Und in der 50. Minute sollte deren Engagement endlich belohnt werden: Nachdem Marius Ebbers im Sechzehner am Trikot gehalten wurde, entschied Schiedsrichter Weiner auf Strafstoß. Diese Gelegenheit ließ sich Laurentiu Reghecampf nicht entgehen und der Rumäne erzielte das 1:1. Vom Ausgleichstreffer wurden die Schwarz-Gelben sichtlich motiviert, denn sie drängten in der Folgezeit auf die Führung. Und immer wieder sollte sich Todor Kolev in Szene setzen: Zuerst scheiterte der Bulgare noch mit seinem Schuss an Borger (64.), kurze Zeit später machte er es dann besser. Nach einem tollen Pass von Ebbers umkurvte Kolev den herausgeeilten Pauli-Keeper und schob souverän zum 2:1 ein. Danach nahmen die Alemannen ein bisschen Tempo raus, was nur fünf Minuten später bestraft werden sollte. Wieder war es ein Freistoß, der in den Aachener Sechzehner segelte und wieder hieß es Tor für die Gäste - diesmal war Ahmet Kuru Schütze des 2:2. Die Schwäche bei ruhenden Bällen nimmt langsam tragische Züge an.
Dass sich die Schmadtke-Elf nicht mit einem Unentschieden begnügen wollte, stellte sie deutlich unter Beweis. Nur eine sensationelle Parade von Borger beim Kopfball von Kolev verhinderte in der 75. Minute den erneuten Führungstreffer. In der Schlussviertelstunde merkte man beiden Teams an, dass sie wussten was auf dem Spiel stand. Die Schwarz-Gelben drängten, aber die Hamburger Hintermannschaft stand sicher. Zehn Minuten vor dem Abpfiff gab der 17-jährige Lewis Holtby schließlich sein Debüt im Dress der Alemannia, aber auch seine Einwechslung sollte nicht mehr zum Erfolg führen. Nach langer Verletzung feierte auch Nico Herzig noch sein Comeback. Am Ende konnte sich St. Pauli über einen verdienten Zähler freuen, während die Alemannen für die alt bekannten Fehler bestraft wurden. In genau einer Woche geht es für die Schwarz-Gelben weiter, wenn das letzte Hinrundenspiel in Koblenz auf dem Plan steht.