Natürlich wurde in den vergangenen Tagen viel über Willi Landgraf gesprochen. 500 Spiele in der Zweiten Liga werden schließlich nicht alle Tage erreicht. Dem angehenden Jubilar selbst war der Rummel um seine Person fast peinlich. „Ich bin froh, dass heute schon alles in der Zeitung stand“, sagte der 37-Jährige am Donnerstag.
Dennoch musste er bei der Pressekonferenz noch einige Fragen aus der Journalistenschar beantworten. „Es war schon Rummel genug, als ich damals Jo Montanes als Rekordspieler abgelöst habe. Für mich ist viel wichtiger, dass die Mannschaft an die Leistung von Dresden anknüpft“, meint der Rechtsverteidiger. Auch wenn Trainer Dieter Hecking scherzhaft immer noch ein Geheimnis um die Nominierung macht - „Warten Sie mal ab, ob Willi überhaupt im Kader ist“ - wird der Routinier am Freitag aller Voraussicht nach in der Startelf stehen. Allerdings soll vor der Partie kein großer Wirbel um das 500. Spiel gemacht werden, denn nicht nur der Trainer findet, dass „es ein wichtiges Spiel wird. Mit einem Sieg können wir uns oben festsetzen.“ Also werden die Feierlichkeiten auf die Zeit nach dem Abpfiff geschoben. Das ist auch dem bescheidenen Mann aus Bottrop lieber: „Morgen Abend steht im Vordergrund, was wir auf dem Platz zeigen, und nicht, welche Geschenke ich nach dem Spiel bekomme.“
Personell wird Hecking wohl aus dem Vollen schöpfen können. Die leichten Blessuren von Goran Sukalo und Reiner Plaßhenrich aus dem Dresden-Spiel sind beseitigt, nur Thomas Stehle wackelt wegen Problemen im Sprunggelenk noch leicht. Sollte es nicht für einen Einsatz reichen, stünde Alexander Klitzpera als Ersatz bereit. Hecking legt sich fest: „Wenn Thomas fit ist, dann spielt er auch.“ Ansonsten ergeben sich für den Übungsleiter weit und breit keine Gründe, die Formation von Montag zu verändern. „Bei Dynamo hat meine Mannschaft gut gespielt, da gab es nichts auszusetzen“, lobt der Coach, um gleich warnend hinterher zu schieben: „Trotzdem war dieser Erfolg nicht der Startschuss zu einem Durchmarsch. Man sollte die Kirche im Dorf lassen.“
Aus Offenbach ist zu vernehmen, dass Coach Hans-Jürgen Boysen, am Montagabend Augenzeuge in Dresden, die Alemannia in den höchsten Tönen lobt. Eine Kunde, die nicht unbedingt darauf schließen lässt, dass der OFC den Tivoli mit voller Kraft erstürmen will. Geduld könnte gegen eine defensiv eingestellte Gastmannschaft die gefragte Tugend sein. Die Tatsache, dass seine ‚Schützlinge im Tollhaus Rudolf-Harbig-Stadion kühlen Kopf bewahrt haben, stimmt Hecking optimistisch. „Die Mannschaft war hundertprozentig konzentriert. Und wenn man das ist, dann lässt man sich auf keine Mätzchen ein. Dann ist es egal, was ein Brinkmann veranstaltet, ein Oswald austickt oder die Trainer von außen Einfluss nehmen. Sie haben ihr Ding 90 Minuten durchgezogen“, sagt der Trainer. Willi Landgraf beschreibt es so: „Wir waren cool wie ein Eisschrank.“
Diese coole Mannschaft wurde dazu von über 200 erstklassigen Fans unterstützt. „200 Leute an einem Montagabend in Dresden, das muss man sich mal vorstellen“, schwärmt der Trainer. „Das war sensationell“, lobt auch Willi Landgraf den Support. Dass die Fans am Ende dabei noch in Gefahr gerieten, ist eine unschöne Randnotiz. Glücklicherweise nahm die Sache im aggressiven Umfeld ein gutes Ende und die Aachener Fans konnten sich auf den Heimweg machen.
Auch wenn der Trubel um Willi Landgraf vor dem Spiel so gering wie möglich gehalten werden soll, hat Hecking dennoch gute Wünsche für seinen ältesten Spieler parat. „Ich hoffe, dass er irgendwann mal auf einer Parkbank sitzt und sagt: Damals gegen Offenbach, das war ein toller Abend. 500 Spiele sind etwas Herausragendes für den deutschen Fußball, dazu kann man ihn nur beglückwünschen. Von seiner Einstellung können sich viele Spieler eine Scheibe abschneiden - nicht nur in Aachen, sondern in ganz Deutschland“, so der Trainer.
Dieter Hecking zu Offenbach
Dieter Hecking zum Spiel
Sergio Pinto zu Offenbach
Antony Baffoe zu Willi Landgraf
Pinto, Ebbers, Sichone zu Willi Landgrafs Rekord
Willi Landgraf zu seinem 1.Spiel
Willi Landgraf zu den Williiiii Rufen
Willi Landgraf zu seinem letzten Tor
Willi Landgraf zum Rekordspiel
Schiedsrichter der Partie ist Thomas Frank (35, Hannover) mit seinen Assistenten Kai Voss und Kuno Fischer.
Ticket-Info
Für das Spiel gegen Offenbach wurden bis Donnerstagmittag 15.100 Tickets verkauft. Der überdachte Stehplatzbereich, mit Ausnahme des Junior-Blocks, sowie Block M sind ausverkauft.
Für das Pokalspiel gegen Hannover 96 wurden bisher 15.200 Karten abgesetzt. Tickets stehen noch für die Blöcke N und K sowie für den Aachener Wall zur Verfügung. Außerdem sind durch Rücklauf aus Hannover neue Sitzplatztickets in den Verkauf gelangt.
In allen Kategorien sind Karten noch für das nächste Auswärtsspiel in der Allianz-Arena (Montag, 31. Oktober, 20.15 Uhr) erhältlich. Tickets für den Bus, der am 31. Oktober um 9 Uhr am Tivoli losfährt, sind im Fanshop an der Krefelder Straße und während des Heimspiels am Stand der IG für 40 Euro erhältlich. Bisher wurden im Fanshop rund 2000 Karten für das Gastspiel bei 1860 München verkauft.
Alemannia Aachen: Casper, Landgraf, Meijer, Nicht, Noll, Pinto, Rösler, Schlaudraff, Sichone, Stehle, Sukalo / Trainer: Dieter Hecking
Kickers Offenbach: Dorn, Happe, Judt, Mokhtari, Ramovic, Rehm, Schumann, Sieger, Türker, Weißenfeldt, Wörle / Trainer: Hans-Jürgen Boysen
0:1 Suat Türker (62.)
Thorsten Judt (41.), Sead Ramovic (44.), Suat Türker (45.), Mirko Casper (68.), Moses Sichone (81.)
5 / 2
3 / 4
Thomas Frank, Kai Voss, Kuno Fischer
18.777 (davon ca. 500 aus Offenbach)
Regen, 15 Grad
Gegen die Offenbacher Kickers musste die Alemannia am Freitagabend die zweite 0:1-Heimpleite in Folge hinnehmen. Suat Türker erzielte in der 62. Minute den Treffer des Tages, nachdem Regis Dorn allein auf das Aachener Tor zugelaufen war und dann seinen Sturmpartner bedient hatte.
18.777 Zuschauer sahen auf dem Tivoli fast eine Kopie des letzten Heimspiels gegen Greuther Fürth. Die Gäste standen tief in der eigenen Hälfte, lauerten stets auf Konter. Dennoch konnte sich die Alemannia in den ersten 45 Minuten über mangelnde Gelegenheiten nicht beklagen. In der 5. Minute verpassten Thomas Stehle und Sascha Rösler nach einem Freistoß von Sergio Pinto nur um Haaresbreite. Auf der Gegenseite war Kristian Nicht bei einer Direktabnahme von Sieger auf dem Posten (9.). Wiederum ein Pinto-Freistoß brachte eine Minute später Gefahr, der Ball strich knapp am Tor vorbei.
Trainer Dieter Hecking hatte die identische Elf wie beim Erfolg in Dresden aufs Feld geschickt, für den angeschlagenen Reiner Plaßhenrich rückte Laurentiu Reghecampf auf die Bank. In der 14. Minute meldete sich Jan Schlaudraff im Spiel an. Sein Vorstoß über die linke Seite mit anschließender Mischung zwischen Schuss und Flanke verpasste das Tor und die Stirn von Erik Meijer nur knapp. Nach einer Viertelstunde knallte Goran Sukalo den Ball aufs Tor, Keeper Ramovic konnte sich ausnahmsweise durch eine Parade auszeichnen. Ansonsten fiel der Torhüter nur durch selten lachhafte Schauspieleinlagen auf, die von Schiedsrichter Thomas Frank auch kurz vor der Pause mit dem überfälligen gelben Karton geahndet wurden.
Zurück zum Spiel: Nur einen Hauch verfehlte ein Kopfball von Sascha Rösler das Ziel, die Flanke hatte Mirko Casper geschlagen (32.). Die letzte Gelegenheit vor dem Wechsel hatte Schlaudraff, Ramovic hielt mit einer Hand. Halbzeitfazit: Aachen gab klar den Ton an, nur das Tor fehlte, um das Offenbacher Bollwerk aufzubrechen.
Nach der Pause zunächst dasselbe Bild. Die Alemannia dominierte die Partie. Beim Kopfball von Rösler reagierte Ramovic erneut gut. In der 62. Minute dann der Rückstand für die Alemannia. Nach ungenauem Passspiel im Mittelfeld wurde die Defensive kalt erwischt. Dorn machte sich auf den Weg Richtung Aachener Tor. Moses Sichone überließ Nicht die Aufgabe, den Stürmer zu stellen und deckte lieber die Torlinie. Als die Situation schon fast bereinigt war, fand Dorn Sturmpartner Türker, der von den zurückgeeilten Aachenern vernachlässigt wurde und von Innenpfosten ins Tor traf.
„Man muss klipp und klar sagen, dass sich unsere Defensive in dieser Szene nicht zweitligareif verhalten hat“, fand Hecking nach der Partie klare Worte. Der Coach fasste auch die letzte halbe Stunde des Spiels treffend zusammen: „Nach dem Rückstand hatten wir keine klare Torchance mehr.“ Trotz der Einwechslungen von Marius Ebbers (für Pinto), Florian Bruns (für Stehle) und Laurentiu Reghecampf (für Schlaudraff) ergab sich keine erwähnenswerte Torszene mehr.
„Das war eine Kopie des Spiels gegen Greuther Fürth“, erkannte Erik Meijer und hatte auch eine Erklärung parat. „Wir finden im Moment einfach keine Lösung für das Problem, eine tief stehende Mannschaft spielerisch zu knacken.“