Mit dem 7. Spiel innerhalb von gut drei Wochen geht der erste Akt eines dicht gedrängten Terminplans für die Alemannia zu Ende. Der zweite Akt wird übrigens 10 (!) Spiele in fünf Wochen ab Mitte Oktober beinhalten. Zuvor will sich aber Cheftrainer Dieter Hecking und seine Mannschaft mit einem Erfolgserlebnis in die Länderspielpause begeben.
Ob Sergio Pinto dabei mithelfen kann, ist noch ungewiss. Seit Mittwoch plagt unseren Flügelflitzer eine leichte Ober-schenkelverhärtung und für ihn ist in diesen Tagen nur Lauftraining ange-sagt. "Noch hoffe ich aber, dass Sergio am Montag mitwirken kann", so Trainer Hecking heute Mittag. Kai Michalke, der im UEFA Cup am Donnerstag kurz vor Schluss vorsichts-halber ausgewech-selt wurde, hatte wohl nur einen Muskelkrampf im Adukktorenbereich. "Der Muskel machte
zu und jetzt müssen wir mal abwarten, was da passiert", sagte Alemannias zurzeit auffälligster Spieler direkt nach der Partie gegen den isländischen Meister. Stefan Blank, der wegen der Roten Karte aus dem Spiel gegen Köln am Montag gegen Dresden (und auch noch beim nächsten Auswärtsspiel in Trier) aussetzen muss, nutzte die Pause und unterzog sich heute einer Kiefer-Operation (Entfernung von Weisheitszähnen). Unser Abwehrspieler wird am Montag vor dem Spiel beim DSF und in der Pause beim Pay-TV-Sender Premiere Interviewgast sein.
Eine einfache Aufgabe erwartet Dieter Hecking nicht am Montagabend. "Wir dürfen Dresden nicht an seinem aktuellen Tabellenplatz messen. Dynamo hatte mit Cottbus, Frankfurt und Köln drei schwere Auswärtsspiele, die sie alle nur mit einem Tor Unterschied verloren haben." Ausführlich wurde der Gegner mehrmals beobachtet und das Fazit ist klar. "Dresden hat gezeigt, wozu sie in der Lage sind, wir haben aber auch gesehen, was sie nicht können." Unsere Mannschaft wird am Montag die Aufgabe haben, "lange den Druck hochzuhalten und so die Schwächen des Gegners aufzudecken."
Kurz kam unser Trainer auch noch einmal auf das Europapokalspiel am Donnerstag zu sprechen. "Die Spieler waren enttäuscht über das 0:0 und auch ich bin mit dem Spielverlauf nicht zufrieden gewesen. Wir dürfen jetzt aber auch nicht den Fehler machen, alles als zu selbstverständlich anzusehen. Es hat mich selbst etwas nachdenklich gestimmt, dass nachher bei der Mannschaft und auch bei mir keine so rechte Freude aufkam. Vielleicht sehen wir uns selbst etwas zu kritisch. Wichtig war doch, die Gruppenphase zu erreichen und in einer K.O.-Runde muss man sich in der Summe aus zwei Spielen durchsetzen. Das haben wir geschafft." Voll des Lobes war Dieter Hecking über die Fans der Alemannia. "Das war schon klasse, wie viele uns nach Köln begleitet und uns unterstützt haben." Und was sagte unser Trainer zu den Bedingungen in Köln? "Das ist schon alles sehr schön, großzügig, mit viel Platz in den Kabinen und im VIP-Bereich, aber es ist nicht der Tivoli. Der hat schon etwas Besonderes, was man nicht kopieren kann. Wir freuen uns schon wieder auf die tolle Atmosphäre am Montag."
Dresdens Trainer Christoph Franke muss auf dem Tivoli auf den gesperrten Rene Beuchel (5. Gelbe) verzichten. Ob Christian Fröhlich (grippaler Infekt) die Reise mit nach Aachen machen wird, entscheidet sich kurzfristig. Der Trainer des Aufsteigers hofft, dass sich beim UEFA Cup Teilnehmer der Kräfteverschleiß der letzten Wochen bemerkbar machen wird. "aber erst müssen wir unsere eigenen Fehler abstellen", weiß der erfahrene Fußballlehrer um die Probleme in seiner Mannschaft.
Als Unparteiischen begrüßen wir Montag Abend Hermann Albrecht aus Kaufbeuren. Hermann Albrecht ist 43 Jahre alt und steht seit 1985 auf der DFB-Liste. Seit 1987 leitet der Diplom-Verwaltungswirt, dessen Heimatverein die Spvgg. Kaufbeuren sind, Spiele der 2. Bundesliga, seit dem Jahr 1989 Spiele in der Ersten Liga (bisher 181). Zudem leitete Hermann Albrecht seit dem Jahr 1993 zehn Jahre lang Spiele auf FIFA-Ebene (10 Länder- und 21 Europapokalspiele). In diesem Jahr schied der erfahrene Referee altersbedingt aus. In der Bundesliga kam Hermann Albrecht in der Spielzeit 2003/2004 ohne rote Karte aus und lediglich 44 Verwarnungen in 14 Spielen stehen in seiner Statistik. Die letzte Partie auf dem Tivoli unter seiner Leitung ist noch gar nicht solange her. Im März 2004 gewannen die Schwarz-Gelben mit 3:1 gegen den VfB Lübeck.
An der Linie werden Hermann Albrecht am Montag die Herren Josef Maier (42, München/Bayern) und Friedrich Bielmeier (30, Deggendorf/Bayern), beide auch Schiedsrichter der Regionalliga Süd, als SR-Assistenten begleiten.
Alemannia Aachen: Fiel, Klitzpera, Landgraf, Meijer, Michalke, Noll, Pinto, Plaßhenrich, Rolfes, Sichone, Straub / Trainer: Dieter Hecking
SG Dynamo Dresden: Basic, Christ, Csik, Hauser, Herber, Kennedy, Langen, Lavric, Oppitz, Oswald, Seifert / Trainer: Christoph Franke
1:0 Reiner Plaßhenrich (16.), 2:0 Kai Michalke (29.), 3:0 Sergio Pinto (59.), 4:0 Kai Michalke (60.), 5:0 Levente Csik (70.Eigentor), 5:1 Klemen Lavric (88.)
Volker Oppitz (18.), Marco Christ (29.), Sergio Pinto (44.), Karsten Oswald (54.), Simon Rolfes (57.)
6 / 9
4 / 8
Albrecht Hermann
17.823 (davon ca. 800 aus Dresden)
heiter, 16°
Doch zunächst begann das Spiel mit ungewöhnlich vielen Fehlern unserer Mannschaft. Viele Fehlpässe und Missverständnisse vor allem im Spielaufbau bereits im Mittelfeld führten dazu, dass zunächst kein Spielfluss aufkommen wollte und der Aufsteiger aus Sachsen sogar etwas mehr Spielanteile hatte. Dabei spielte Alemannia in der gleichen eingespielten Aufstellung wie schon seit Wochen. Auch Sergio Pinto war wieder fit und spielte von Beginn an auf den Flügeln. Für ihn musste aus der Starformation gegen Hafnarfjördur Jens Scharping zunächst auf der Bank Platz nehmen. Auf der linken Seite der Viererabwehrkette spielte für den gesperrten Stefan Blank wie schon in Aue Emil Noll, der seine Sache wieder sehr gut machen sollte.
Der UEFA Cup-Teilnehmer hatte also so seine kleineren Probleme zu Beginn, die sich aber mit der ersten Torchance ganz einfach in Luft auflösten. Der heute wieder überragende Kai Michalke sah Willi Landgraf auf dem rechten Flügel davon flitzen und spielte dann auch auf Außen. Und unser "Demnächst-Rekordhalter", der bisher eine ganz außergewöhnliche Saison spielt, flankte in Stürmermanier in die Mitte, wo Reiner Plaßhenrich nur noch den Fuß hinhalten brauchte (16.). Mit der zweiten echten Chance fiel dann bereits das zweite Tor für die Schwarz-Gelben, die heute in Auswärtsgelb antraten, da der Gast aus Dresden nur eine Kluft dabei hatte und Schiedsrichter Albrecht die Farben Schwarz und Dunkelrot bei einem Abendspiel zu ähnlich waren. Marco Christ hatte im Mittelfeld Christian Fiel niedergestreckt - sah dafür auch später gelb -, aber Schiedsrichter Albrecht erkannte voraus ahnend auf Vorteil. Reiner Plaßhenrich stand nämlich plötzlich frei vor dem Tor und vor seinem zweiten Treffer, doch zunächst konnte Gästekeeper Oliver Herber abwehren. Dies allerdings genau auf den Kopf von Kai Michalke, der keine Mühe hatte zum 2:0 einzunicken (29.).
Ein einziges Mal in der ersten Halbzeit meldete auch der Tabellenletzte Ansprüche auf zumindest einen Punkt an. Christian Hauser war auf über links enteilt, flankte zurück in die Mitte, doch an der Strafraumgrenze vergab Dexter Langen diese gute Möglichkeit. Entsprechend reagierte Trainer Christoph Franke und brachte direkt nach der Pause zwei neue Leute. Doch der Gast enttäuschte seine zahlreich mitgereisten Fans. Alemannia übernahm vom Wiederanstoß an das Kommando und spielte nun gut 20 Minuten Traumfußball. Zunächst konnte Oliver Herber im Tor der Gäste noch einen Freistoß von Christian Fiel aus dem Winkel fischen, doch dann ging der arme Torwart mit seiner Mannschaft komplett im Wirbel der "Eurofighter" unter.
Reiner Plaßhenrich in den Strafraum auf Erik Meijer und der schoss nicht selber, sondern bediente einfach genial in der Mitte Sergio Pinto, der nur noch den Fuß hinhalten musste (59.). Die Fans saßen kaum wieder, da hob Christian Fiel den Ball geschickt über die gesamte Dynamo-Abwehr auf Kai Michalke und der erzielte mit einem sehenswerten Fallrückzieher sein sechstes Saisontor und das 4:0 (60.). Weitere zehn Minuten später flog der aufgerückte Alexander Klitzpera in Mittelstürmermanier in eine Flanke von Emil Noll und traf per Flugkopfball nach Meinung aller Zuschauer zum 5:0. Offiziell wurde das Tor aber später als Eigentor von Levente Csik gewertet, der wohl bei dem Abwehrversuch zuletzt am Ball war. Bei der Alemannia klappte in dieser Phase fast alles. Auf engstem Raum wurde gespielt und gedribbelt, dann folgte wieder der weite Flügelwechsel oder eine gefährliche Flanke. Die Gäste spielten zwar tapfer weiter, waren aber in dieser Phase sichtlich überfordert.
Einzig Karsten Oswald prüfte in der 74. Minute mit einem strammen Freistoß, ob denn der Keeper der Alemannia Stephan Straub noch wach war. Zwei Minuten vor dem Ende schafften die Sachsen dann doch noch das Ehrentor und verhinderten den höchsten Zweitligasieg der Alemannia seit dem Wiederaufstieg in die Zweite Bundesliga vor fünf Jahren.
Mit einem Erfolgserlebnis wollte Cheftrainer Dieter Hecking in die Länderspielpause gehen und das ist ihm mit seiner Mannschaft eindrucksvoll gelungen. Und in noch einem Punkt können wir unserem Trainer recht geben. Schon vor einiger Zeit hatte Dieter Hecking gesagt, dass er sich keine Sorgen um die mangelnde Chancenverwertung machen würde, seine Elf würde schon noch treffen. 16:7 Tore nach sieben Spielen und das beste Torverhältnis der Liga, noch Fragen?