Öffentliches Videostudium vor der Presse – Warnung vor der Bochumer Offensive
Wenn Fehler passieren, ärgert das einen Trainer logischerweise. Wenn dieselben Fehler eine Woche später wieder passieren, dann wächst der Ärger noch weiter. Die Frage ist nur: Wie damit umgehen? „Mit Türen eintreten und Magnesium-Behälter in die Ecke werfen ist es sicher nicht getan“, sagt Peter Hyballa. Der Alemannia-Coach versucht es daher mit Trainingsarbeit für Kopf und Beine. Dazu gehört heutzutage auch die Videoschulung. Nachdem die Profis am Freitag vor dem Training im Presseraum visuelle Eindrücke erhalten hatten, ließ der Coach Laptop und Beamer gleich stehen. So bekamen auch die Journalisten mal einen Eindruck davon, wie Fehler mit der Mannschaft aufgearbeitet werden. In 18 verschiedenen Clips sezierte Hyballa die fünf Gegentore gegen Hertha BSC vor 14 Tagen.
Zu sehen waren Probleme beim Umkehrspiel sowie Nachlässigkeiten bei Standardsituationen. „Da hatten wir in den letzten beiden Spielen Probleme. Das sind taktische Dinge, von denen wir dachten, sie seien abgestellt“, sagt Hyballa. Trotz früher Führung in Ingolstadt traten die Fehler aber erneut auf. „Wir hatten ein gutes Gefühl, gerade nach dem 1:0. Dann kommt genau die gleiche Situation, über die du die ganze Woche sprichst und darauf trainierst. Das ist ärgerlich, auch für die Spieler.“
„Der VfL Bochum wird unheimlich reduziert auf diesen Friedhlem-Funkel-Fußball, aber das ist falsch“, sagt der Trainer. „Sie haben eine unheimlich starke Offensive, wollen Fußball spielen. Wenn ich einen Chong Tese auf der Bank lassen kann, ist das schon ein unglaublicher Credit.“ Auch vor den guten Standards der Gäste aus dem Ruhrgebiet hat Hyballa Respekt.
„Sie haben eine unheimliche Länge in der Mannschaft“, sagt der Coach mit Blick auf Spieler wie Yahia, Maltritz oder Darbrowski. Die Stimmung im eigenen Lager sei nicht gedrückt, sondern konzentrierter als sonst. „Manchmal ist es auch nicht schlecht, wenn man mal ein bisschen in sich geht“, sagt der Trainer. Die Mannschaft wolle es gegen Bochum besser machen. „Dazu muss sie aber diese kapitalen Fehler abstellen.“ Die Kritik beschränkt sich keinesfalls auf die Defensive. „Wir haben in zwei Spielen nur ein Tor erzielt, das ist ungewöhnlich für uns“, nimmt Hyballa die Abteilung Attacke nicht aus.
Was die Personalien betrifft, konnte der Coach Entwarnung bezüglich Marco Höger geben. Der junge Mittelfeldspieler hatte unter der Woche lediglich ein leichtes Lauftraining absolviert, kehrte aber am Freitag auf den Übungsplatz zurück. „Marco Höger hat heute wieder trainiert und wird auch am Sonntag spielen. Er ist ein wichtiger Bestandteil“, so Hyballa.
Die Partie wird geleitet von Dr. Felix Brych. Ihm assistieren Michael Emmer und Karl Valentin. Vierter Offizieller ist Marcel Pelgrim.
Alemannia Aachen: Hohs – Feisthammel, Oaljengbesi, Stehle, Achenbach – Höger – Kratz (81. Cubukcu), Arslan (77. Radu), Radjabali-Fardi (64. Junglas) – Auer, Stieber / Trainer: Peter Hyballa
VfL Bochum: Luthe – Kopplin, Maltritz, Yahia, Ostrzolek – Vogt, Johansson, Dabrowski – Azaouagh (87. Saglik), Chong Tese (79. Dedic), Korkmaz (81. Federico) / Trainer: Friedhelm Funkel
0:1 Azaouagh (15.), 1:1 Arslan (26.), 1:2 Korkmaz (55.), 1:3 Maltritz (85.)
Auer (44.), Feisthammel (52.), Luthe (62.), Feisthammel (73.), Stehle (85.), Hohs (89.), Höger (90.)
6 / 7
Dr. Felix Brych (München) – Michael Emmer, Karl Valentin, Marcel Plgrim
19.013 (davon ca. 2.000 aus Bochum)
bewölkt, 11 Grad
Luthe hält Foulelfmeter von Höger (61.), Auer schießt Foulelfmeter an die Latte (63.)
1:3 gegen Bochum – Zwei verschossene Strafstöße binnen Sekunden
Auch im Heimspiel gegen den VfL Bochum gelang es der Alemannia nicht, einen „Großen“ der Liga zu schlagen – die Hyballa-Elf unterlag dem Aufstiegsaspiranten vor 19.013 Zuschauern mit 1:3. Azaouagh brachte die Gäste aus dem Ruhrgebiet nach einer knappen Viertelstunde in Führung, ehe Arslan nach schöner Vorarbeit von Höger in der 26. Minute den Ausgleich erzielte. Nach dem Wechsel überschlugen sich die Ereignisse: Zunächst traf Korkmaz in der 55. Minute zum 1:2, ehe Höger sechs Minuten später nach einem Foul an Auer vom Punkt aus an Luthe scheiterte. Wenige Sekunden später entschied Schiedsrichter Dr. Felix Brych erneut auf Strafstoß, nachdem Luthe Radjabali-Fardi gerammt hatte. Benny Auer trat an und wählte die Variante Wembley. Der Ball schien knapp hinter der Linie zu sein, das Gespann entscheid jedoch nicht auf Tor. Fünf Minuten vor dem Ende der Partie zeigte Brych nach einem Foul von Stehle an Dedic auf den Punkt. Maltritz machte es besser und entschied die Partie zum 1:3 – die dritte Niederlage in Folge für die Alemannia.
Peter Hyballa nahm im Vergleich zur Vorwoche zwei Änderungen vor: Tobias Feisthammel rückte für Mirko Casper wieder auf die rechte Seite der Viererkette, die Thomas Stehle, Seyi Olajengbesi und Timo Achenbach komplettierten. Außerdem kehrte Tolgay Arslan wieder auf die „Zehn“, Bilal Cubukcu nahm Platz auf der Bank. Marco Höger begann vor der Abwehr, Shervin Radjabali-Fardi und Kevin Kratz kamen über die Außen. Benny Auer und Zoltán Stieber markierten das Sturmduo, David Hohs hütete den Kasten.
Die Partie begann schwungvoll, beide Teams legten ein aggressives Zweikampfverhalten an den Tag. Die erste Gelegenheit gehörte den Schwarz-Gelben: Arslan tankte sich auf rechts gleich gegen zwei Gegenspieler durch, Bochums Keeper Andreas Luthe lenkte seinen Schuss zur Ecke ab (5.).
Bochum versteckte sich keineswegs, doch klare Torchancen konnte sich der Gast aus dem Ruhrgebiet nicht erarbeiten. Nach 14 Minuten war es dennoch der der VfL, der zuerst jubeln durfte: Azaouagh erhielt nach einer abgewehrten Ecke die Kugel, alle spekulierten auf eine Flanke, doch Bochums Flügelspieler setzte zum Direktschuss an und überwand Hohs zum 0:1. Die Führung gab den Gästen kurze Zeit Auftrieb, Maltritz prüfte Hohs erneut nach einer zuvor abgewehrten Ecke (23.).
Die Hyballa-Elf kämpfte sich zurück in die Partie, Höger versuchte es zwei Minuten später aus der Distanz, doch Luthe sicherte den Ball im Nachfassen (25.). Wenige Sekunden später dann der Ausgleich: Erneut setzte sich Höger im Mittelfeld durch, bediente Arslan mit einem feinen Heber über die Viererkette, den der Deutsch-Türke sicher zum 1:1 verwertete (26.).
Der Ausgleich wirkte sich gut aus auf das Spiel der Alemannia, die nun deutlich besser in der Partie war. Höger versuchte es aus 30 Metern Entfernung (37.), auf der anderen Seite ließ Chong Tese per Kopf seine Torgefährlichkeit aufblitzen (40.). Das Ergebnis spiegelte die Kräfteverhältnisse auf dem Platz gut wider, 1:1 hieß es zur Pause.
Auch nach dem Wechsel begegneten sich beide Mannschaften auf Augenhöhe, doch wieder waren es die Gäste, die zuerst Grund zum Jubel hatten: Ein einfacher Doppelpass reichte aus, um die Aachener Hintermannschaft auszuhebeln, Ümit Korkmaz ließ sich die Chance freistehend vor Hohs nicht nehmen und traf – 1:2 (55.).
Erneuter Rückschlag für Schwarz-Gelb, doch die Tivoli-Kicker steckten nicht auf: Maltritz zupfte Auer im Strafraum, Schiedsrichter Dr. Felix Brych zögerte keine Sekunde und zeigte auf den Punkt. Die große Chance zum Ausgleich, doch Höger scheiterte an Luthe (61.). Plötzlich überschlugen sich die Ereignisse: Nach einer Flanke von rechts stieß Luthe Radjabali-Fardi um, Brych entschied binnen wenigen Sekunden zum zweiten Mal auf Strafstoß – Radjabali-Fardi musste mit Verdacht auf Gehirnerschütterung ausgewechselt werden. Diesmal schnappte sich Kapitän Auer das Leder, nahm Anlauf und hämmerte den Ball an die Unterkante der Latte, von wo aus die Kugel knapp hinter die die Linie prallte (63.).
Der doppelte Schock war der Alemannia deutlich anzusehen, doch es kam noch schlimmer: Nach einem harten Einsteigen von Feisthammel an Korkmaz zog Brych den Gelben Karton, doch weil Feisthammel schon verwarnt war, folgte die Rote Karte hinterher (73.). Die zahlenmäßige Überlegenheit machte sich bemerkbar, Bochum drängte auf die Entscheidung. Azaouagh bediente Johansson im Rücken der Abwehr, seinen Schuss kratze Achenbach von der Linie (75.). Fünf Minuten später umkurvte Azaouagh Achenbach nach einem Konter, doch Hohs parierte.
Die Alemannia versuchte alles, doch der VfL sorgte für die Entscheidung: Nach einem Foul von Stehle an Dedic gab es den dritten umstrittenen Elfmeter des Tages, den Maltritz sicher gegen Hohs verwandelte – 1:3 (85.). Die Partie war gelaufen, trotz guter Leistung bezogen die Schwarz-Gelben ihre dritte Niederlage in Folge.
Benjamin Auer: „Ich denke wir haben über 90 Minuten eigentlich ein recht ordentliches Spiel gemacht, gegen eine Bochumer Mannschaft die nicht zu unrecht so weit oben in der Tabelle steht. Ich glaube, man muss ganz tief in den Archiven graben, um zwei Elfmeter in so kurzer Zeit zu finden, die dann auch noch verschossen werden. Umso ärgerlicher, dass mein Schuss wohl hinter der Linie gewesen ist. Das muss der Linienrichter eigentlich sehen. Vielleicht sollte man doch mal über den Chip im Ball nachdenken. Es waren generell sehr viele kuriose Entscheidungen in dem Spiel, was sicher auch kein einfaches für den Schiedsrichter war. Wir müssen jetzt den Karren aus dem Dreck ziehen und in Osnabrück punkten.“
Erik Meijer: „Es gab eine klare Leistungssteigerung im Vergleich zum Spiel in Ingolstadt. Aber man kann für eine 1:3-Niederlage kein Brot beim Bäcker kaufen. Der Schiedsrichter hatte heute nicht seinen besten Tag. Es ist schade, dass man so Einfluss nehmen kann auf ein Spiel. Die erste Gelbe Karte für Feisthammel ist lächerlich. Für mich waren alle drei Elfmeter fragwürdig, der von Bochum war ein Scherz. Eine klarere Möglichkeit als einen Elfmeter gibt es nicht. Gegen Frankfurt im Pokal haben wir alles richtig gemacht. Heute haben wir es einfach versaut, das tut weh. Das war ein verdammt wichtiges Spiel, sowohl für uns als auch für Bochum. Es geht heutzutage nicht mehr um Pfennige. In Osnabrück sind nächste Woche drei Punkte angesagt.“
Peter Hyballa: „Die Mannschaft hat ein gutes Spiel gemacht, was die taktische Strategie und die Ausrichtung anging. In der ersten Halbzeit standen wir gut in der Ordnung, wie wir das besprochen haben. Als ich die Bochumer Aufstellung gesehen habe, wusste ich, dass sie mit sehr hoch stehenden Außenverteidigern agieren würden. Ich habe ja vor dem Spiel schon darauf hingewiesen, dass man den VfL keinesfalls nur auf seine gute Defensive reduzieren darf, sondern dass sie in der Offensive unheimlich viel Qualität haben und sehr gut Fußball spielen. Viel mehr als unsere beiden verschossenen Elfmeter ärgert mich das zweite Gegentor. Wir hatten in der Halbzeit angesprochen, dass wir Vogt nicht angreifen und stattdessen den Passweg auf Kopplin zustellen. Genau diesen Fehler haben wir dann gemacht. Trotzdem hat die Mannschaft so gespielt, wie wir das sehen wollen. Leider bekommt sie es mit den Ergebnissen derzeit nicht so hin.“
Marco Höger: „Wir haben eigentlich ein ganz ordentliches Spiel gemacht. Der Rückstand war unglücklich, ich weiß gar nicht ob Azaouagh da schießen oder flanken wollte. Wir sind dann gut wiedergekommen und haben nach dem Ausgleich Druck gemacht. Wenn man zwei Elfmeter zu Hause vergibt, darf man sich nicht wundern, dass man verliert. Gegen Osnabrück müssen wir an die spielerische Leistung von heute anknüpfen und die Elfmeter, die wir bekommen, reinmachen. Vielleicht mal das ein oder andere Tor aus Situationen machen, die nicht hundertprozentig sind."