Es gibt Duelle, die werfen ihre Schatten schon Wochen vorher voraus. Ein solches steigt am kommenden Montag um 20.15 Uhr im Frankfurter Waldstadion. Und es wirft nicht nur seine Schatten voraus, weil es der Start in die Rückrunde ist oder weil zwei Traditionsvereine aufeinander treffen. Es ist ein Spiel zweier Teams, die attraktiven und offensiven Fußball zu bieten haben.
Eintracht Frankfurt empfängt die Mannschaft von Dieter Hecking. Beide Teams haben sich nach gutem bis sehr gutem Verlauf der Hinrunde und einer gelungenen Vorbereitung viel vorgenommen für die Rückrunde. Friedhelm Funkel hat seinen Mannen die Marschroute "Aufholjagd" zuletzt deutlich eingeprägt und Dieter Hecking weiß um die Ziele, die sich die Teams ab Rang fünf abwärts gesteckt haben: "Frankfurt wittert als Fünfter natürlich die Chance wieder ranzukommen. Ich sehe nicht, dass die vier Vereine oben sich abgesetzt haben.
Wir wollen die Eintracht und die restlichen Vereine hinter uns natürlich auf Abstand halten, aber wir und die anderen Drei werden nun erbarmungslos gejagt werden."
Somit geht es für beide Teams am Montag schon um sehr viel. Die Frankfurter Eintracht möchte mit zwei Siegen in den Heimspielen gegen die Alemannia und den 1.FC Köln ins Rennen um die Aufstiegsränge mit eingreifen, Aachen möchte nicht an Boden verlieren. Aber den Trainer der Schwarz-Gelben plagen Verletzungssorgen: Bruns, Plaßhenrich, Hengen und Scharping werden dem Übungsleiter der Alemannia im Waldstadion fehlen. Darüber hinaus muss Moses Sichone eine Gelbsperre absitzen. Hecking: "Zum ersten Mal haben wir so viele Ausfälle zu verzeichnen, aber wir haben einen guten Kader, der das wegstecken kann. Nun wird die Breite des Kaders auf die Probe gestellt."
Beide Mannschaften dezimiert
Nicht weniger Sorgen hat Friedhelm Funkel. Er vermisste während seiner Übungseinheiten zuletzt Stefan Lexa, Andree Wiedener und erneut Jens Keller. Mit seiner Rückkehr zur Rückrunde hatten die Verantwortlichen der Eintracht fest gerechnet, aber zuletzt konnte er nur dosiert trainieren. Funkel: "Ich bin froh, dass wir für ihn nun einen adäquaten Ersatz haben." Gemeint ist damit der mazedonische Neuzugang am Riederwald, Aleksandar Vasovski. "Wir haben ihn bei einigen Spielen der mazedonischen Nationalmannschaft beobachtet und da hat er uns voll überzeugen können. Defensiv ist er vielseitig einsetzbar und hilft uns direkt weiter.", so Funkel.
Neben Vasovski verpflichteten die Verantwortlichen der Eintracht keinen Spieler mehr. Nico Frommer wurde zur Mannschaft von Eugen Hach, Rot-Weiß Oberhausen, ausgeliehen, einen schlagkräftigen Stürmer, nachdem Funkel in der Winterpause gefahndet hatte, konnten sie nicht mehr an den Riederwald locken. Funkel: "Wir wollten Nico abgeben und auch wenn wir keinen Stürmer verpflichtet haben, mache ich mir diesbezüglich keine Sorgen."
Vorbereitungen liefen optimal - in Portugal wie auch in Aachen
Die Vorbereitung ihrer Teams bezeichnen beide Trainer als durchweg gelungen. Funkels Team absolvierte ein einwöchiges Trainingslager in Portugal: "Wir hatten durchweg 24°C, konnten uns perfekt und konzentriert vorbereiten." Alemannia Aachen hingegen bereitete sich in Deutschland auf die Rückrunde vor, verzichtete auf eine Reise in den Süden. Hecking: "Wir hatten hier gutes Wetter, besser hätte es in Marbella doch auch nicht sein können."
Zudem durfte der Chef-Coach der Schwarz-Gelben zwei Neuzugänge in seinem Kader begrüßen: Jan Schlaudraff konnte von Borussia Mönchengladbach ausgeliehen werden, Laurentiu Reghecampf wechselte von Energie Cottbus an den Tivoli. Beide sorgen für noch mehr Offensiv-Power im Kader der Schwarz-Gelben. Hecking: "Beide haben das bewirkt, was ich mir bei ihrer Verpflichtung erhofft habe: Sie haben den Druck und die Qualität des Kaders erhöht. Beide haben sich bereits gut eingelebt und sowohl in den Testspielen, als auch während der Trainingseinheiten positiv auf sich aufmerksam gemacht."
Alemannias Neuzugänge haben sich gut eingelebt
Die Nachricht vom Weggang Stefan Blanks hatte über die Woche für Schlagzeilen gemacht. Sein Wechsel zum Erstligisten 1.FC Kaiserslautern sorgte für Gesprächsstoff. Hecking: "Wir wünschen Stefan alles Gute mit seinem neuen Verein und hoffen, dass es in einem halben Jahr ein Wiedersehen gibt. Wie bereits gesagt, Emil genießt unser vollstes Vertrauen und hat bei seinen Einsätzen gezeigt, dass er die Rolle so ausfüllen kann, wie ich mir das vorstelle." Auch in Frankfurt hat man natürlich den Wechsel des Abwehr-Hünen zur Kenntnis genommen, aber auch Funkel sieht in Noll einen starken Ersatz: "Ich habe ihn zum Beispiel in Trier spielen sehen und da hat er super gespielt. Natürlich kann das nicht mit dem Weggang Frommers verglichen werden. Wir wollten Nico abgeben und Aachen hätte Blank sicher auch gerne behalten. Er war eine Größe innerhalb der Mannschaft. Aber wie gesagt, Emil Noll hat die Position doch super gespielt…"
Hecking und Funkel mit Poker-Face
Bleibt also die Frage nach den Aufstellungen der beiden Mannschaften. Der Trainer der Eintracht möchte selbst noch wenig Auskunft über seine Elf geben, gibt zu bedenken, dass er in der Vergangenheit immer für eine Überraschung gut war. Dieter Hecking sieht das ähnlich. Die beiden Neuzugänge der Schwarz-Gelben sind mehr als nur Alternativen, aber er lässt offen, ob er denen das Vertrauen schenkt, die in der Hinrunde überzeugen konnte oder ob er doch den einen oder anderen Wechsel vornehmen wird: "Moses fehlt uns ja sowieso und auch Reiner Plaßhenrich wird ausfallen. Demnach muss ich mir etwas überlegen. Aber was, das werden wir am Montag sehen."
Damit lassen sich beide Trainer alle Optionen offen. Gerechnet werden darf allerdings mit einem Einsatz von Alt-Star Arie van Lent. Er könnte erneut gegen Alexander Klitzpera, der noch in der vergangenen Woche seinen Vertrag um zwei weitere Jahre verlängert hat, spielen. Klitzpera schmunzelnd: "Ich glaube, Arie kann sich noch an unser letztes Aufeinandertreffen erinnern." Damit würde sich ein "altes" Pärchen wieder treffen. Neben ihm könnten die beiden Youngstars Du-Ri Cha und Benjamin Köhler auflaufen. Hecking: "Wir richten uns nicht nach der Eintracht, sondern wollen unser Spiel aufziehen. Unsere Aufgabe muss es sein, denen unser Spiel aufzudrücken. Unsere Marschroute wird sich im Vergleich zur Hinrunde nicht ändern."
Das verspricht für die Partie des 18. Spieltages fiel, denn bereits im Hinspiel sahen die Fans auf dem Tivoli ein interessantes und gutes Spiel. Reiner Plaßhenrich konnte damals in letzter Sekunde noch den mehr als verdienten Ausgleich für die Kaiserstädter erzielen. Funkel: "Das war damals verdient." Hecking haderte nach dem Schlusspfiff mit der Chancenverwertung, denn seine Mannschaft hatte sich zahlreiche Chancen herausgespielt, konnte keine nutzen und geriet überdies auch noch in Rückstand. Beide Trainer sind davon überzeugt, dass auch das Rückspiel nicht nur viel verspricht, sondern auch halten wird. Funkel: "Das wird sicherlich wieder eine tolle Partie mit engem Ausgang."
Ein WM-Stadion putzt sich für den Montag heraus
Gerechnet wird für Montag mit einem gut gefüllten Waldstadion. 30.000 Fans werden erwartet, etwa 1000 Anhänger der Schwarz-Gelben werden die Mannschaft von Dieter Hecking an den Riederwald begleiten. Allein drei Fan-Busse werden sich am kommenden Montag um 15.30 Uhr vom Tivoli aus in Bewegung setzen, dazu werden sich zahlreiche PKWs auf den Weg ins Bundesland Hessen machen. Neben einem hoffentlich hochklassigen Spiel werden die Fans auch das umgebaute Waldstadion bewundern können. Seit Dezember 2004 ist das neue Faltdach der Arena montiert, seit dieser Woche wird letzte Hand an die neuen Kassenhäuschen angelegt. Im Zuge dieses Umbaus wurde auch ein neues Zugangskontrollsystem installiert. Trotzdem versprechen die Verantwortlichen der Eintracht, dass den Fans ein reibungsloser Kartenkauf und Einlass möglich sein wird. Während um das Stadion herum der Regen der letzten Tage seine Spuren hinterlassen hat (Gummistiefel sind wärmstens zu empfehlen), ist der Rasen einwandfrei bespielbar. Dieter Hecking: "Wir spielen ja in einem WM-Stadion. Ich bin gespannt."
Gespannt sind alle rund um den Tivoli auf den Start der Rückrunde und alle sind sich einig: Es ist gut, dass es endlich wieder losgeht. Denn in Aachen hat man sich viel vorgenommen für den zweiten Teil der Saison 2004/2005 und dazu möchte die Mannschaft an ihre guten Leistungen aus der Hinrunde anknüpfen. Hecking: "Den Respekt, den wir uns in der Hinrunde erarbeitet haben, den müssen wir uns nun neu erarbeiten. Aber ich gehe voller Optimismus in die Rückrunde.
Optmismus in Aachen, Hoffnung in Frankfurt - knallen am 22. Mai 2005 beiderorts die Sektkorken?
Dieser Optimismus ist auch in Aachen überall zu spüren. Die Stadt freut sich nicht nur auf die anstehenden Partien ihrer Schwarz-Gelben im UEFA-Cup gegen AZ Alkmaar, sondern auch auf die Spiele in der 2. Bundesliga. Und horcht man in die Fan-Szene hinein, träumen sie alle davon, dass am 22.Mai 2005 auf dem Tivoli die große "Sause" steigen wird. Ob die Eintracht dann zeitgleich mit ihren Fans im Waldstadion gegen Wacker Burghausen die Sektknorken knallen lassen kann, bleibt abzuwarten. Noch ist es für beide ein langer Weg, aber auch ein Ziel. Funkel: "Wäre eine tolle Sache, wenn wir beide es schaffen würden." Und wenn die Alemannia am 22. Mai 2005 feiern sollte, hat man in Aachen sicher auch keine Einwände, wenn die Eintracht mitfeiern würde. Aber zuerst müssen die Schwarz-Gelben den schweren Gang nach Frankfurt antreten und einen kleinen Schritt in die richtige Richtung machen.
Eintracht Frankfurt: Cha, Chris, Hoffmann, Huber, Köhler, Meier, Pröll, Reinhard, Schur, van Lent, Vasoski / Trainer: Friedhelm Funkel
Alemannia Aachen: Brinkmann, Fiel, Klitzpera, Landgraf, Meijer, Michalke, Noll, Pinto, Rolfes, Stehle, Straub / Trainer: Dieter Hecking
1:0 Arie van Lent (23.)
Erik Meijer (72.)
6 / 7
7 / 3
Stark Wolfgang, Maier Josef, Emmer
19.000 (davon ca. 800 aus Aachen)
bedeckt, -1°
Wie so oft versprach ein Spitzenspiel in der 2. Bundesliga viele Tore, viel Klasse und Spannung, doch am Ende waren die meisten Zuschauer von der Begegnung am Abend enttäuscht. In einem der wohl schönsten Stadien der 2. Liga erwischte die ersatzgeschwächte Alemannia einen guten Start. Mit schönem Kurzpassspiel stellten die Schwarz-Gelben ihren Gegner vor einige Probleme, doch dies lediglich bis zur Strafraumgrenze. Trainer Dieter Hecking monierte später die mangelnde Entschlossenheit in dieser eigentlich guten Phase der Gäste.
Umso überraschender fiel die Führung für die Frankfurter Eintracht, die dieses Spiel als schon fast letzte Chance bezeichnete, doch noch einmal an die Aufstiegsplätze heranschnuppern zu können. In der 23. Spielminute schickte der von der FIFA entsperrte Brasilianer Chris seinen Kollegen Du-Ri Cha steil über den linken Flügel. Willi Landgraf verkürzte den Weg, grätschte aber den Ball äußerst unglücklich quer durch den Strafraum auf die andere Seite, wo Arie van Lent "Danke" sagte und den Ball ins fast leere Tor einschieben konnte.
In der Folge übernahm nun der Gastgeber das Kommando, ohne allerdings aus der Überlegenheit Kapital zu schlagen. So scheiterte der Torschütze in der 34. Minute aus der Drehung an Keeper Stephan Straub und im Gegenzug lag sogar der Ausgleich in der Luft. Erik Meijer konnte eine Flanke schön mit dem Kopf auf Kai Michalke ablegen, doch bei dessen Schuss stand dann ein Frankfurter Abwehrbein im Weg, sodass es nur einen Eckball gab. Drei Minuten später zischte ein Freistoß von Sergio Pinto nur Zentimeter am rechten Pfosten vorbei ins Toraus.
Aber auch Frankfurt hatte in der 1. Hälfte noch eine dicke Chance. Nach einem Konter über rechts war Du-Ri Cha frei durch, doch wieder war Stephan Straub auf dem Posten und konnte zur Ecke abwehren. Es lief übrigens inzwischen die 43. Spielminute und die Statistiker notierten nach dieser Szene den ersten Eckball für die Hessen.
In der Pause hatte Dieter Hecking ausgewechselt. Für Thomas Stehle spielte nun Laurentiu Reghecampf. Der Neuzugang aus Cottbus ging ins rechte Mittelfeld und Dennis Brinkmann spielte neben Alexander Klitzpera, der sich nun fast ausschließlich um Arie van Lent kümmerte, im Abwehrzentrum. Alemannia dominierte nun die Partie und Erik Meijer hatte in der 56. Minute den Ausgleich auf dem Fuß, als er nach einer Ecke aus spitzem Winkel zum Schuss kam, Frankfurts Alexander Huber aber auf der Torlinie retten konnte.
Die Schwarz-Gelben bemühten sich zwar weiter, doch außer einem Pinto-Weitschuss aus fünfundzwanzig Metern, der nur knapp neben das Tor flog, sahen die zahlreichen mitgereisten Fans keine Ausgleichschance mehr. Irgendwie hatte man zudem den Eindruck, dass der letzte Biss fehlte. Frankfurt beschränkte sich nun auf ein Halten der Führung und verteidigte gekonnt und geschickt. Da aber bis auf den kopfballstarken Arie van Lent die eigenen Angriffsbemühungen eher bescheiden blieben, hatte auch die Aachener Hintermannschaft keine Probleme mehr.
So fiel die zweite Halbzeit gegen Ende deutlich ab und für beide Teams gab es kein Durchkommen mehr. Frankfurt brachte seine Führung nach Hause und rückte dadurch bis auf drei Punkte an unsere Mannschaft heran, die jetzt gegen LR Ahlen unbedingt drei Punkte holen muss, um den Abstand nach oben nicht abreißen zu lassen. Etwas untergegangen war übrigens die Tatsache, die aber natürlich Erwähnung finden sollte, dass unsere Schwarz-Gelben am Montagabend ihr 800. Zweitligaspiel ausgetragen hatten, leider mit einem traurigen Ergebnis.