Buchwald kann fast aus dem Vollen schöpfen - Milchraum eine Option
Von einem Geisterspiel zwischen der Alemannia und dem SV Wehen Wiesbaden zu sprechen, würde zu weit führen. Aber vom Fassungsvermögen von 52.300 Zuschauern wird die Frankfurter Commerzbankarena am Sonntag sehr weit entfernt sein. Alemannen-Coach Guido Buchwald warnt: „Das wird mit Sicherheit eine ungewohnte Situation für meine Spieler. Wir müssen uns aber auch in diesem großen, fast leeren Stadion so hoch pushen, dass wir 100 Prozent abrufen.“
Knapp 1500 Aachener Fans haben sich im Vorverkauf Tickets für die Partie gesichert, womit mindestens ein Drittel der Zuschauer am Sonntag die Gäste unterstützen dürfte. Ungewohnt dürfte es für den Aachener Trainer auch sein, dass er personell fast aus dem Vollen schöpfen kann. Bis auf Reiner Plaßhenrich und Emmanuel Krontiris stehen ihm alle Spieler zur Verfügung. „Die Personalsituation hat sich unheimlich entspannt, fast alle sind fit“, freut sich Buchwald. Allerdings sieht er auch die negative Seite: „Das ist eine sehr schöne, aber auch schwierige Situation für mich. Ich muss einen meiner Spieler zu Hause lassen. Dabei hätte es jeder verdient in Wehen mit dabei zu sein.“ Wen dieses Schicksal trifft, hatte der Alemannen-Coach bei der Pressekonferenz am Freitagmittag noch nicht entschieden.
Die Stärken des Gegners hat Buchwald dagegen schon ausgemacht: „Wehen ist eine Mannschaft, die gut organisiert und kopfballstark ist. Unser Ziel ist es, sie von unserem Tor weg zuhalten und mit Flachpässen selbst zum Erfolg zu kommen. Auf hohe Bälle wollen wir weitestgehend verzichten.“ Aus diesem Grund könnte sich der Trainer der Schwarz-Gelben auch vorstellen, dass Patrick Milchraum zu seinem ersten Einsatz von Beginn an in dieser Saison kommen wird. „Er hat nach seiner Einwechslung am Sonntag die Seite genutzt und für viel Bewegung gesorgt“, so Buchwald, der allerdings die zwei Trainingseinheiten bis zur Abfahrt am Samstag noch abwarten will. Fest scheint zu stehen, dass der bulgarische Doppeltorschütze Todor Kolev erst einmal auf der Bank Platz nehmen muss. „Sicher hat er am Sonntag das Spiel mit entschieden, aber es wäre falsch, wenn ich Marius Ebbers oder Szilárd Nemeth jetzt raus nehmen würde. Darüber hinaus halte ich es für sinnvoll, Todor sukzessive aufzubauen“, erklärt der Alemannen-Coach.
Aber nicht nur in der Offensive hat Buchwald die Qual der Wahl. Auch in der Innenverteidigung stehen ihm mit Dede Vukovic, Nico Herzig und dem genesenen Alex Klitzpera drei Kandidaten zur Verfügung. „Die Tendenz geht dahin, dass ich zwei von drei Verteidigern spielen lassen werde“, sagt Buchwald lachend. Wer das sein wird, wollte der 46-Jährige noch nicht verraten. „Ich bin froh darüber, dass ich drei sehr gute zentrale Abwehrspieler habe, auch wenn meine Entscheidung dadurch nicht leichter wird“, sagt er. Unabhängig davon, wer am Sonntag auf dem Platz steht, fordert Buchwald volles Engagement: „Auch wenn wir ein Auswärtsspiel haben, müssen wir versuchen, dass Spiel selbst zu machen und uns die drei Punkte zu sichern.“
An den Gastgeber hat der Trainer der Aachener bisher nur gute Erinnerungen: „Durch einen 3:0-Sieg beim SV Wehen bin ich damals als Manager mit dem Karlsruher SC aufgestiegen“, sagt er. Und die positiven Gedanken sollen auch nach dem Spiel am Sonntag noch Bestand haben, wenn die Alemannia in der Commerzbankarena zum ersten Mal in der Geschichte auf den SV Wehen Wiesbaden trifft.
SV Wehen Wiesbaden: Bick, Caillas (61. König), Catic (84. Diakité), Jeknic, Kokot, Kopilas, Masic, Nicu, Schwarz, Siegert (77. Amstätter), Simac / Trainer: Christian Hock
Alemannia Aachen: Casper, Ebbers (61. Kolev), Herzig, Lagerblom (11. Polenz), Lehmann, Milchraum (78. Pecka), Nemeth, Nicht, Reghecampf, Vukovic, Weigelt / Trainer: Guido Buchwald
1:0 Simac (65.), 2:0 Bick (77.), 3:0 Nicu (86.)
Jeknic (21.), Herzig (84.)
10 / 2
11 / 3
Norbert Grudzinski, Patrick Ittrich, Björn Hinrichs
6.934 (davon ca. 2000 aus Aachen)
Spielerische Überlegenheit über 60 Minuten wird nicht umgemünzt - Starke Wehener Standards
Die Alemannia kassierte durch Nachlässigkeiten bei Standardsituationen eine 0:3-Niederlage beim SV Wehen Wiesbaden. Vor 6934 Zuschauern in der Frankfurter Commerzbank Arena erzielten Dajan Simac, Patrick Bick per Foulelfmeter und Maximilian Nicu die Tore für den Gastgeber. Da einige gute Chancen in der ersten Halbzeit ungenutzt blieben, verpasste unser Team einen durchaus möglichen Erfolg beim Aufsteiger.
Zwei Veränderungen gab es gegenüber dem 4:0-Erfolg in der Vorwoche. Die linke Seite wurde von Alemannen-Coach Guido Buchwald komplett ausgetauscht. Für den angeschlagenen Jeffrey Leiwakabessy rückte Benjamin Weigelt in die Viererkette, auf dem linken Flügel erhielt der starke Joker Patrick Milchraum, der gegen Offenbach mit einem Tor und einer Vorlage glänzte, den Vorzug vor Lubos Pecka. Auf der rechten Seite sollte Kapitän Laurentiu Reghecampf Stürmer Marius Ebbers wieder mit Flanken füttern. Szilárd Nemeth sollte aus der Zentrale die Tore vorbereiten, abgesichert von den beiden defensiven Mittelfeldspielern Pekka Lagerblom und Matze Lehmann. Vor Keeper Kristian Nicht kamen erneut Mirko Casper, Dede Vukovic und Nico Herzig zum Einsatz.
Der Gastgeber war wie bereits in der Vergangenheit sehr defensiv ausgerichtet. Im Sturm sollte Maximilian Nicu den Alleinunterhalter geben, unterstützt von den Mittelfeldspielern Sandro Schwarz, Patrick Bick, Benjamin Siegert, Hajrudin Catic und dem Ex-Aachener Olivier Caillas. Die Viererkette bildeten Dajan Simac, Marko Kopilas, Vlado Jeknic und Ales Kokot. Trotz seines schweren Patzers in der Vorwoche durfte Adnan Masic das Tor der Wehener hüten.
Wie von Trainer Guido Buchwald gefordert, diktierte die Alemannia in der Anfangsphase das Spielgeschehen. Noch keine zwei Minuten waren gespielt und die Schwarz-Gelben, die in ungewohnten weißen Trikots aufliefen, hatten die erste große Chance zum Führungstreffer. Nach einem tollen Dribbling von Szilárd Nemeth durch die komplette Abwehr der Wehener lief der Slowake frei auf Keeper Adnan Masic zu. Sein Schuss traf allerdings nur den Querbalken und auch den Abpraller konnte Marius Ebbers nicht im gegnerischen Gehäuse unterbringen. Der Gastgeber wirkte verunsichert und wollte durch Konter zum Erfolg zu kommen. Chancen spielten sie sich zu Beginn der Partie aber nicht heraus. Unfreiwillig ins Spielgeschehen eingreifen musste Alemannen-Coach Guido Buchwald in der 11. Minute. Der Finne Pekka Lagerblom musste mit einer Hüftperllung ausgewechselt werden. Für ihn kam Jerome Polenz in die Partie.
Die Aachener zeigten sich davon unbeeindruckt und spielten weiter munter nach vorne. Nach einer schönen Kombination zwischen Szilárd Nemeth und Matze Lehmann zog Letztgenannter von der halblinken Seite knallhart ab. Um einige Meter verfehlte dessen Schuss jedoch den Kasten der Wehener (16.). In der 20. Minute hatte die Elf von Trainer Guido Buchwald Pech: Marius Ebbers hatte sich toll freigelaufen und musste nur noch Torwart Adnan Masic überwinden. Der Schiedsrichter pfiff Aachens Stoßstürmer auf Grund einer vermeintlichen Abseitsstellung allerdings zurück. Der Blondschopf stand auch in der nächsten Szene im Mittelpunkt: Vom linken Flügel aus dribbelte er Richtung Tor. Da er auf den Ball nicht genug Druck bringen konnte, wurde dieser zur leichten Beute für den Keeper der Gastgeber (24.).
Die Wehener kamen erst Mitte der ersten Halbzeit ein bisschen besser ins Spiel. Mehr als ein paar Abseitsstellungen sprangen aber nicht heraus. Auf Aachener Seite präsentierte sich Szilárd Nemeth auch als toller Vorbereiter. In der 31. Minute legte der Slowake den Ball auf Marius Ebbers ab, der jedoch am Tor vorbei schoss. In der Folgezeit entwickelte sich ein offener Schlagabtausch, allerdings ohne nennenswerte Chancen auf beiden Seiten. Die Hock-Elf kam nur selten zum Abschluss, weil sie stets an der gut postierten Hintermannschaft der Schwarz-Gelben scheiterte. So war es in der 38. Minute wieder die Alemannia, die eine große Chance durch Marius Ebbers hatte. In letzter Sekunde konnte ein Wehener Abwehrspieler zur Ecke klären. Kurz vor dem Ende der ersten Halbzeit hatte Patrick Milchraum noch eine weitere gute Torgelegenheit: Aus ähnlicher Position wie in der Vorwoche, als er den 4:0-Endstand herstellte, zog der schnelle Flügelflitzer ab. Diesmal ging der Ball jedoch knapp am gegnerischen Gehäuse vorbei (44.). Vom Chancenverhältnis her hätte die Alemannia schon führen müssen, aber das letzte Quäntchen Glück fehlte, so dass es mit einem 0:0 in Pause ging.
Vier Minuten nach Wiederanpfiff hatte der Gastgeber die bisher einzige Chance, zum Torerfolg zu kommen. Nach einem schönen Hackentrick von Hajrudin Catic kam der Ball zu Maximilian Nicu. Dessen Schuss wurde zum Glück für die Schwarz-Gelben noch von Nico Herzig abgelenkt. Auch die anschließende Ecke sorgte für Gefahr, blieb aber ohne Folgen. In der 54. Minute hatten dann auch die Aachener die erste Chance im zweiten Spielabschnitt: Die schöne Kombination zwischen Szilárd Nemeth und Jerome Polenz konnte allerdings in letzter Sekunde vereitelt werden. Noch keine 60 Sekunden später war Alemannen-Kapitän Laurentiu Reghecampf, der im bisherigen Verlauf noch nicht sonderlich in Erscheinung getreten war, auf der rechten Seite durchgebrochen. In der Mitte wartete der mitgelaufene Marius Ebbers völlig freistehend. Etwas überhastet segelte die Flanke des Rumänen jedoch an seinem Sturmführer vorbei. Im weiteren Spielverlauf ging das Spiel jetzt hin und her. Nach einer Ecke stoppte Dajan Simac den Ball mit der Hand und schoss ihn anschließend ins Gehäuse von Keeper Kristian Nicht. Schiedsrichter Norbert Grudzinski verweigerte dem Treffer zu Recht die Anerkennung. Auch die nächste gute Gelegenheit hatten die Wehener. Benjamin Siegert setzte sich auf der rechten Seite durch und passte auf Maximilian Nicu. Mit vereinten Kräften verhinderten Nico Herzig und Benjamin Weigelt aber den Führungstreffer des Gastgebers.
In der nächsten Szene gab es aber nichts mehr zu verteidigen: Nach einer Ecke war der Wehener Verteidiger Dajan Simac mit dem Kopf zur Stelle und erzielte das 1:0 (65.). Keine fünf Minuten später hätte der Ausgleich fallen können: Die Flanke von Laurentiu Reghecampf erreichte Patrick Milchraum. Unter Bedrängnis köpfte dieser nur um Zentimeter am Tor vorbei. Die Aachener erhöhten den Druck und der eingewechselte Doppel-Torschütze der Vorwoche, Todor Kolev, setzte seine erste Duftmarke. Mit dem linken Fuß traf der Bulgare aber nur das Außennetz. Die Hock-Elf konterte und beinahe hätte der Gastgeber auf 2:0 erhöht. Da Benjamin Weigelt den Ball in der 73. Minute aber am Tor vorbei schlenzte, blieb es beim 0:1 aus Sicht der Alemannia. Der Schock folgte allerdings in der 76. Minute: Schiedsrichter Norbert Grudzinski entschied nach eigentlich fairem Tackling von Dede Vukovic auf Elfmeter. Patrick Bick verwandelte mit einem knallharten Schuss zur 2:0-Führung. Die Aachener gaben nicht auf, große Möglichkeiten spielten sie sich allerdings nicht mehr heraus. So waren es die Wehener, die den Schlusspunkt setzten: Nach einer Ecke erzielte Maximilian Nicu per Kopf den 3:0-Endstand (87.). Zu allem Überfluss musste Nico Herzig in der 90. Minute mit einer Fußverletzung vom Feld getragen werden.
Wehens einzige Waffe, die Standardsituationen, bescherte dem Gastgeber auch im Spiel gegen die Alemannia drei Punkte. Die Aachener verpassten ihrerseits den Sieg in der ersten Halbzeit durch viele ungenutzte Torchancen. Durch die verlorene Ordnung in der Defensive und das wenig intelligente Angriffsspiel müssen sich die Schwarz-Gelben die Niederlage in weiten Teilen selbst zuschreiben.
Christian Hock:
Wir haben die 1. Halbzeit total verschlafen und waren viel zu weit weg vom Gegner. Zur Pause hätten wir eigentlich mindestens mit zwei Toren zurückliegen müssen. Mit etwas Glück sind wir mit einem 0:0 in die Kabinen gegangen. Nach der Pause hat die Mannschaft Charakter gezeigt. Wir haben die zweite Hälfte bestimmt und sind zu einem glücklichen Zeitpunkt in Führung gegangen. Aachen hat dann aufgemacht und wir sind zwangsläufig zu Konterchancen gekommen. Die zweite Halbzeit hat gezeigt, dass wir auf einem guten Weg sind. Dennoch werden wird jetzt nicht abheben und betrachten unsere sieben Punkte als Zähler gegen den Abstieg.
Laurentiu Reghecampf:
60 Minuten lang haben wir sehr gut gespielt, haben viele Chancen gehabt, aber leider kein Tor gemacht. Die Gegentore sind sehr ärgerlich, da wir die ganze Woche darüber gesprochen haben, wie gefährlich Wehen bei Standardsituationen ist. Leider haben wir die Tore trotzdem nach Ecken bekommen. Das hat sicher etwas mit Konzentration zu tun. Wir werden darüber sprechen.
Hrvoje Vukovic:
In der ersten Hälfte hatte Wehen keine einzige gefährliche Szene. Nach dem Wechsel hatten Nico und ich dann mehr zu tun und waren einige Male Mann gegen Mann oder sogar in Unterzahl. Sicher habe ich heute nicht mein bestes Spiel gemacht. In einigen Szenen hat etwas das Glück gefehlt und am Ende kann man auch nicht jeden Zweikampf gewinnen.
Patrick Milchraum:
Bis zur Pause haben wir aus meiner Sicht gut gespielt. In der Kabine haben wir uns vorgenommen, weiter geduldig zu spielen. Gegen Offenbach haben wir ja auch erst in der letzten Viertelstunde die Tore gemacht. Aber so etwas funktioniert natürlich nicht jede Woche. Nach dem 0:1 haben wir die Ordnung verloren.