Es wird kein Festival der guten Laune, wenn Greuther Fürth und die Alemannia am Montagabend aufeinandertreffen. Zwei Mannschaften, die bisher hinter den Erwartungen zurück geblieben sind, kämpfen gegen den Trend: Die Gastgeber haben die letzten drei Heimspiele am Stück verloren, die Alemannia reist mit zwei Niederlagen in Serie nach Franken.
„Es wird wohl kaum darum gehen, eine spielerische Glanzleistung abzuliefern“, sagt Michael Krüger angesichts der Ausgangslage beider Teams. Der Alemannia-Coach hatte in der Woche Arbeit, die sich laut eigener Aussage auf zwei Ebenen abspielte. „Zum einen ging es natürlich darum, die Mannschaft sportlich auf dieses Spiel vorzubereiten. Wir haben Anzahl, Intensität und Dauer der Trainingseinheiten auf das vertretbare Maximum geschraubt“, erklärt Krüger. Das Ergebnis: „Am Einsatz, Engagement und an der Leistung im Training habe ich rein gar nichts auszusetzen.“
Die positiven Trainingseindrücke könnten ein Resultat der Arbeit auf der zweiten Ebene sein, nämlich der Verarbeitung der zuletzt gezeigten Leistungen mit dem Tiefpunkt beim Ahlen-Spiel. Die Mannschaft hielt eine interne Sitzung ab, dazu waren Geschäftsführer, Aufsichtsratsvorsitzender und Präsident während der Woche in der Kabine zu Gast. Es sollte also jeder sensibilisiert sein, was die Stunde geschlagen hat. „Der Kapitän hat schon richtig gesagt, dass jetzt nur noch der Montagabend zählt. Er aber auch alle, die den Anspruch haben, Führungsspieler zu sein, sind jetzt gefragt voranzugehen. Worte sind genug gewechselt, jetzt sind Taten gefragt“, bringt es der Coach auf den Punkt.
Bei allem Bewusstsein für die angespannte Situation findet der 55-Jährige durchaus positive Ansätze für seine Schützlinge: „Ich verstehe das Fürth-Spiel als eine riesige Chance für die Mannschaft. Sie kann zwar nicht alles ungeschehen machen, das geht nicht. Aber sie kann vieles korrigieren, sie kann den Fans einiges zurückgeben.“ Kapitän Cristian Fiel kehrt nach seiner Gelbsperre zurück ins Team, Kevin Kratz ist wieder fit. Neben den Langzeitverletzten fällt Hervé Oussalé wegen der 5. Gelben Karte aus. Die Fahrscheine für den Zug nach Fürth gibt Krüger erst unmittelbar vor der Abfahrt am Sonntag aus: „Es kommt bis Sonntag darauf an, wer mir signalisiert, dass er mit hundertprozentigem Einsatz bei der Sache ist.“
Gegner Fürth ist nach drei Heimniederlagen in Serie und einem 0:1 in Paderborn ebenfalls in einer Mini-Krise. Die Alemannia kommt zwar mit zwei Niederlagen im Gepäck, hat aber auswärts in dieser Saison bisher nie mehr als ein Gegentor kassiert. Weil es aber in der Offensive hakt (nur drei Treffer auf des Gegners Platz) ließ Krüger am Freitag vor allem Flanken und Torabschlüsse trainieren. Die Ausgangssituation ist eindeutig: Zwei angeschlagene Teams treffen aufeinander. Kein Wunder, dass Krüger die „Primärtugenden“ sehen will. „Es geht nicht um Schönspielerei, sondern um unbedingten Siegeswillen, Laufbereitschaft und unbändigen Kampfgeist. Es geht darum, das Spiel allen Widrigkeiten zum Trotz anzunehmen. Wem das gelingt, der wird das Spielfeld als Sieger verlassen.“
Rund 50 Fans begleiten die Schwarz-Gelben nach Fürth. Die Partie wird geleitet von Manuel Gräfe. Ihm assistieren Markus Häcker und Jan Seidel. Vierter Offizieller ist Thorsten Schiffner.
SpVgg Greuther Fürth: Loboué – Schröck, Biliskov, Mauersberger, Falkenberg – Caligiuri – Nehrig, Mokhtari (46. Sararer), Müller – Nöthe (46. Schahin), Allagui (81. Sailer) / Trainer: Benno Möhlmann
Alemannia Aachen: Stuckmann – Demai, Herzig, Olajengbesi, Achenbach – Junglas, Fiel – Adlung (83. Özgen), Burkhardt (42. Kratz), Milchraum (65. Gueye) – Auer / Trainer: Michael Krüger
0:1 Milchraum (10.), 0:2 Auer (72.)
Nehrig (49.), Schröck (52.), Müller (73.), Adlung (78.), Schröck (90.)
Manuel Gräfe (Berlin) – Markus Häcker, Jan Seidel
4.750 (davon ca. 100 aus Aachen)
bewölkt-Regen, 7 Grad
Die Treffer von Patrick Milchraum und Benny Auer beenden den Abwärtstrend
Konzentration, Leidenschaft, Spielfreude: Im Frankenland hat sich die Alemannia mit einer überzeugenden Vorstellung zurückgemeldet. Mit 2:0 besiegten die Schwarz-Gelben die SpVgg Greuther Fürth. Patrick Milchraum erzielte bereits nach zehn Minuten den Führungstreffer, Benny Auer besiegelte mit seinem sechsten Saisontor (72.) den historischen Erfolg: Zum einen war es der erste Aachener Sieg im Playmobilstadion, zum anderen sprangen die Alemannen auf Platz 1 der ewigen Zweitligatabelle.
Mit taktischen und personellen Wechseln reagierte Michael Krüger auf den Abwärtstrend: Im 4-2-3-1-System bildeten Manuel Junglas und Cristian Fiel - der Kapitän hatte seine Sperre gegen Ahlen abgesessen - die „Doppelsechs“. Davor kam die Dreierkette um Daniel Adlung, Thorsten Burkhardt und Patrick Milchraum zum Einsatz, die die einzige nominelle Spitze, Benny Auer, unterstützen sollte. In der Defensive blieb dagegen alles beim Alten: Vor Keeper Thorsten Stuckmann verteidigte die Viererkette um Timo Achenbach, Seyi Olajengbesi, Nico Herzig und Aimen Demai.
In den Anfangsminuten versuchten beide Teams den Ball in den eigenen Reihen laufen zu lassen - das Selbstvertrauen hatte in den vergangenen Wochen gelitten. Den besseren Start erwischten die Schwarz-Gelben, da sie mit der ersten Chance des Spiels in Führung gingen: Patrick Milchraum „lupfte“ Thorsten Burkhardt frei, der im ersten Versuch an Fürths Keeper Stephan Loboué scheiterte. Auch der Nachschuss des Mittelfeldspielers blieb hängen, im Rücken hatte sich Milchraum aber in Position gebracht. Nach zu kurzer Abwehr von Biliskov zimmerte der Flügelspieler, der sich in der Woche mit starken Leistungen im Training aufgedrängt hatte, den Ball in den rechten Winkel - 1:0 (10.).
Mit einem schnell vorgetragenen Angriff versuchte Fürth zu antworten: Sami Allagui bekam bei seinem Kopfballversuch aber nicht genug Kraft hinter den Ball (15.). Im direkten Gegenzug verhinderte Loboué mit einem starken Reflex den zweiten Gegentreffer: Den 20-Meter-Schuss von Benny Auer parierte der Keeper der Spielvereinigung in höchster Not. Die Alemannen bekamen nun immer mehr Sicherheit in ihr Spiel: Burkhardts Schuss mit dem schwächeren linken Fuß landete in den Armen von Loboué (25.).
Bei der Spielvereinigung jagte jetzt ein Fehlpass den nächsten. Die allgemeine Verunsicherung versuchte die Krüger-Elf zu nutzen: Nach schönem Pass von Burkhardt versprang Benny Auer der Ball, so dass das Leder deutlich über das Franken-Tor ging (31.). Da aus dem Spiel heraus bei Fürth nicht viel passte, versuchte es Youssef Mokhtari mit einem Freistoß: Aus 25 Metern zirkelte er den Ball knapp am Aachener Gehäuse vorbei (39.). Den einzigen Rückschlag, den die Schwarz-Gelben im ersten Durchgang hinnehmen mussten, war der Ausfall des starken Thorsten Burkhardt: Der starke „Zehner“ musste mit einer Verletzung am hinteren Oberschenkel ausgewechselt werden. Für ihn kam Kevin Kratz in die Partie (42.).
Mit zwei neuen Kräften und deutlich mehr Schwung kamen die Hausherren aus der Kabine: Eine Direktabnahme von Allagui musste Stuckmann entschärfen (48.). Die Schwarz-Gelben ließen sich vom Fürther-Wirbel nicht aus der Ruhe bringen, Kevin Kratz schoss aus 18 Metern knapp am langen Pfosten vorbei (51.). Der Youngster stand auch vier Minuten später im Mittelpunkt, als er Auer mit einem mustergültigen Pass in Szene setzte. Der Angreifer ließ Loboué ins Leere rutschen, mit einer Fußabwehr verhinderte Fürths Keeper jedoch das zweite Aachener Tor.
Die Franken schöpften Hoffnung, keine 60 Sekunden später lag der Ausgleich in der Luft: Stuckmann verkürzte den Winkel gegen Nicolai Müller, den Abpraller konnte der freistehende Schahin aber nicht im Alemannia-Gehäuse unterbringen. Die Schwarz-Gelben zeigten sich dennoch unbeeindruckt, Auer (59.) und Achenbach (63.) verpassten die Vorentscheidung. Der Torschütze durfte im Anschluss vom Feld: Babacar Gueye ersetzte den fleißigen Patrick Milchraum (64.). Der Senegalese machte zwei Minuten nach seiner Einwechslung mit einem schönen Schlenzer auf sich aufmerksam. Der Ball wurde in letzter Sekunde zur Ecke abgefälscht.
In der Vorwärtsbewegung wurden die Schwarz-Gelben nach 66 Minuten eiskalt erwischt: Einen schnellen Konter schloss Müller, der von Gueye bedrängt wurde, ab - der Ball trudelte deutlich am Aachener Tor vorbei. Die Alemannen waren auch im weiteren Verlauf immer Herr der Lage und das sollte in der 72. Minute belohnt werden: Auf dem linken Flügel setzte sich Kratz durch, um das Leder dann zu Adlung durchzustecken. Der Youngster versuchte es mit einem Hackentrick, den Loboue nur klatschen lassen konnte. Benny Auer stand da, wo er stehen musste, und brachte den Ball im Fürther Kasten unter - 2:0, die Vorentscheidung.
In der Schlussviertelstunde spielten die Schwarz-Gelben die Partie souverän runter - immer mit dem nötigen Zug zum gegnerischen Tor. Chancen blieben aber auf beiden Seiten aus, so dass die Partie mit einem historischen Erfolg endete - noch nie hatte die Alemannia in Fürth gewonnen. Bis heute. Zudem eroberten die Schwarz-Gelben Platz 1 in der ewigen Zweitligatabelle und beendeten die Mini-Krise mit zwei Niederlagen in Folge. In der Schlussminute musste Fürths Stephan Schröck mit der Gelb-Roten Karte vom Platz.
Manuel Junglas: Das war Kampf pur. Wir hatten uns viel vorgenommen und wollten den Fans heute etwas zurückgeben. Wir haben zu 1000 Prozent das umgesetzt, was der Trainer vorgegeben hatte. Anfang der zweiten Hälfte hatten wir in ein, zwei Szenen auch das nötige Glück, da hält Stucki einen hundertprozentigen. Aber dann haben wir das Spiel wieder in den Griff bekommen.
Patrick Milchraum: Natürlich habe ich mich gefreut, mal wieder von Anfang an zu spielen. Und das Tor war ja auch nicht ganz unwichtig. Ich hatte befürchtet, den Ball gar nicht mehr rumzubekommen, aber dann hat es doch gepasst. Nachdem wir uns mal richtig die Meinung gesagt hatten, wollten wir unseren Fans eine kleine Entschädigung liefern, wir haben sie ja zuletzt nicht gerade verwöhnt.
Michael Krüger: Man hat beiden Teams zu Spielbeginn angemerkt, dass das Selbstvertrauen nicht eben ausgeprägt ist. Das frühe Tor war natürlich Balsam auf unsere Seele. Wir haben dann die Kontrolle über das Spiel bekommen. Nach der Pause kam Fürth etwas besser aus der Kabine, da hatten wir Glück, das nicht der Ausgleich gefallen ist. Nach dieser kurzen Phase haben wir die Ordnung wiedergefunden, unser Konterspiel aufgezogen und mit dem 2:0 das Spiel entschieden. Unterm Strich muss ich sagen, dass wir die drei Punkte verdient mit nach Aachen nehmen.
Benjamin Auer: Wir wussten natürlich, dass Fürth momentan auch keine gute Phase durchmacht und zuhause unbedingt etwas holen muss. Am Anfang des Spiels hätte ich schon mehr Druck der Fürther erwartet. Aber wir hatten die Sache hier ziemlich gut im Griff und haben verdient gewonnen. Mein eigenes Tor freut mich natürlich, die Statistiker hatten ja schon wieder angefangen, die Minuten zu zählen. Auch wenn es kein Weitschuss war - da muss man erst mal stehen! Wir müssen jetzt am Boden bleiben und am Freitag wieder 100 Prozent geben, sonst wird es nicht ruhiger.