Wie kein zweites Auswärtsspiel der Saison hat der Trip nach München am kommenden Montag für die Fans auch eine touristische Komponente. Da ist zum einen die Allianz-Arena als großer Zuschauermagnet, zum anderen lädt der Feiertag am Dienstag zu einem langen Wochenende geradezu ein. Rund 3500 Karten sind allein im Fanshop am Tivoli an Aachener Fans verkauft worden.
„Natürlich freuen wir uns, dass wir uns am Montag das angeblich schönste Stadion Europas vom Rasen aus anschauen dürfen“, sagt auch Alemannia-Coach Dieter Hecking. Mit einem Wochenendausflug hat die Reise des 18er-Kaders nach München aber überhaupt nichts zu tun. „Wenn einer München besuchen will, dann kann er das im Urlaub machen“, sagt Hecking. Die Dienstreise hat einen anderen Zweck: Am Montag will sich die Mannschaft die Belohnung abholen, die ihr am vergangenen Dienstag im Pokal gegen Hannover 96 verwährt geblieben ist. „Dafür müssen wir in München mit demselben Aufwand zu Werke gehen“, sagt Hecking. Sprich: Mit läuferischem Einsatz und der richtigen Einstellung in den Zweikämpfen soll das Team die Sache anpacken. Personell kann Hecking aus dem Vollen schöpfen, es fehlen lediglich die Dauerpatienten Stephan Straub und Thomas Hengen. Thomas Stehle rückt nach seiner Pokalsperre auf jeden Fall wieder in den Kader.
Nach fünf guten Halbzeiten in den letzten drei Spielen solle die Mannschaft auch was die Ergebnisse angeht wieder in die Spur zurück finden, so der Trainer. „Wir wissen, was in München auf uns zukommt. Das ist eine Mannschaft, die das gleiche Ziel verfolgt wie wir“, erklärt Hecking. Dem Stab ist natürlich auch nicht entgangen, dass es bei den Sechzigern in der neuen Heimat Allianz Arena auch noch nicht reibungslos läuft. „Sie haben dort schon zwei Mal verloren, gegen Paderborn hätte es fast die dritte gegeben“, sagt Hecking. Der Trainer erwartet einen offenen Schlagabtausch mit einer aggressiven Heimmannschaft, die aber in der Defensive durchaus verwundbar scheint.
„Man erkennt nicht, dass das Spiel gegen Hannover zur Verunsicherung beigetragen hat“, erläutert Hecking seine Beobachtungen aus den Trainingseinheiten der Woche. Vielleicht habe das Pokalspiel trotz der unglücklichen Niederlage sogar ganz gut in den Plan gepasst, um der Mannschaft nach dem verlorenen Offenbach-Spiel zu zeigen, dass sie auch mit Erstligisten mithalten kann. Im Fall der beiden Reservisten Marius Ebbers und Laurentiu Reghecampf, die gegen 96 mit starken Leistungen aufwarteten und in Co-Produktion für das Aachener Tor verantwortlich zeichneten, bezieht Hecking klar Stellung: „Bestätigen ist angesagt.“ Sprich: Beide sollen den Trend im Training fortsetzen, sind aber keinesfalls automatisch für die Startelf gesetzt.
Zunächst will Hecking sich auch von der Verfassung der Konkurrenz auf den entsprechenden Positionen überzeugen. Bei Erik Meijer sieht es so aus, dass der Stürmer selbst die Auswechslung am Dienstag als vollkommen gerechtfertigt ansieht. „Das habe ich dem Trainer auch gesagt“, erklärt der Holländer. Der 36-Jährige fühlt sich derzeit etwas müde, ihm fehlt nach harten Wochen die notwendige Frische. „Die Beine sind etwas schwer“, gibt der Kapitän zu. Egal ob mit oder ohne Meijer in der Startelf, er fordert von seinen Kollegen, als Mannschaft in München erwachsener aufzutreten. „Wir müssen die Sache ja nicht in den ersten zehn Minuten entscheiden. Es gilt, die Geduld zu bewahren.“
Dieter Hecking zum Spiel
Dieter Hecking zum Spiel 2
Dieter Hecking zu 1860
Dieter Hecking zur Allianz Arena
Dieter Hecking zu Ebbers und Reghecampf
Dieter Hecking zu den Fans
TSV 1860 München: Agostino, Baier, Costa, Gebhardt, Hoffmann, Kolomaznik, Kolomaznik, Lamotte, Lehmann, Meyer, Ochs, Szukala / Trainer: Reiner Maurer
Alemannia Aachen: Casper, Ebbers, Klitzpera, Landgraf, Nicht, Noll, Pinto, Plaßhenrich, Rösler, Schlaudraff, Sichone / Trainer: Dieter Hecking
Lukas Szukala (21.), Reiner Plaßhenrich (28.), Sascha Rösler (37.), Emil Noll (41.), Moses Sichone (61.), Sergio Pinto (69.)
3 / 1
Babak Rafati
51.800 (davon 5.000 aus Aachen)
Nebelig, 5 Grad
Premiere für die Alemannia: In der Allianz-Arena spielte das Team gegen den TSV 1860 München zum ersten Mal in der laufenden Saison unentschieden. Vor über 51.000 Zuschauern waren die Aachener beim 0:0 in der ersten Halbzeit die bessere Mannschaft, im zweiten Durchgang waren die Gastgeber Punktsieger.
Mit einer Änderung schickte Trainer Dieter Hecking die Elf aufs Feld. Marius Ebbers rückte an die Seite von Jan Schlaudraff in die Sturmspitze. Erik Meijer blieb auf der Bank, nachdem der Kapitän in der Woche selbst bekannt hatte, dass der Akku derzeit leer sei. Die Alemannia begann - angetrieben von ca. 5000 mitgereisten Aachenern - sehr schwungvoll. In der 4. Minute beförderte Moses Sichone einen Freistoß von Sergio Pinto artistisch in Richtung Tor, es fehlten nur Zentimeter. Eine Minute später traf Sascha Rösler nur das Außennetz.
Nach einer knappen Viertelstunde musste Hecking umstellen. Willi Landgraf musste mit einer Wadenverhärtung runter, Goran Sukalo kam ins Spiel. Mirko Casper wechselte von der linken auf die rechte Abwehrseite, Emil Noll rückte links in die Kette und Sukalo übernahm dessen Position im Mittelfeld. Die Umstellung klappte reibungslos, der junge Casper scheint auf allen Positionen klaglos seinen Mann zu stehen. „Er ist derzeit wahrscheinlich der Spieler mit dem größten Selbstvertrauen“, lobt Abwehr-Kollege Alex Klitzpera. Dabei gibt Casper zu: „Ich bin vor den Spielen immer noch nervös. Aber nach den ersten Aktionen legt sich das.“
Die nächste Chance für die Alemannia hatte nach 20 Minuten wieder Sichone. Nach einem Pinto-Freistoß verpasste Noll, Sichone traf nur das Außennetz. Auftritt Jan Schlaudraff nach 25 Minuten: Szukala dient an der Außenlinie als Slalomstange, doch mit seinem Rechtsschuss scheiterte der „Knochen“ an 60-Keeper Ochs. Die Gastgeber meldeten sich erstmals in der 39. Minute zu Wort. Gebhardt legte den Ball fein auf Kolomaznik, der völlig allein den Kopfball daneben setzte.
Nach der Halbzeit zunächst wieder Aachen: Rösler legte den Ball geschickt hinter die Abwehr, Schlaudraff versuchte es volley, traf den Ball aber nicht richtig (56.). Es folgte die Zeit der Gastgeber. Sie konterten nun im Stile einer Auswärtsmannschaft gegen leicht Spiel bestimmende Aachener. Der eingewechselte Shao vergab in der 57. Minute kläglich die beste Einschussgelegenheit. Kolomaznik setzte seinen Schuss in der 65. Minute ebenfalls knapp vorbei. Wiederum gegen Shao riskierte Kristian Nicht in der 67. Minute Kopf und Kragen. „Es war gut, dass wir mal wieder zu Null gespielt haben“, so der Keeper nach der Partie.
Dass die Alemannia nicht doch noch als Sieger vom Platz ging, lag an zwei abgefälschten Kopfbällen. Erst war es Sukalo, dessen Kopfstoß zur Ecke ging. Dann fand der eingewechselte Laurentiu Reghecampf mit seiner Flanke den Kopf von Ebbers, der aber ebenfalls geblockt wurde. „Wir haben vor allem in der ersten Halbzeit vieles von dem umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben. Mit ein bisschen Glück hätten wir da in Führung gehen können“, analysierte Hecking nach dem Spiel. „Nach dem Wechsel war es ein zweikampfintensives Spiel. Am Ende konnten wir den Druck der Sechziger wieder herausnehmen“, so Hecking weiter.