Spiel gegen den 1. FC Köln ist seit Wochen ausverkauft
Das erste Derby vor heimischem Publikum in dieser Saison steht an, und die Fans stehen voll in dessen Bann. Schon seit Wochen ist das Schlagerspiel gegen den 1. FC Köln mit 20.200 Zuschauern restlos ausverkauft. Auch Coach Jürgen Seeberger hat die Vorfreude auf diese ganz besondere Partie gepackt: „Ich freue mich unheimlich auf die Atmosphäre vor ausverkauftem Haus und die spezielle Derbystimmung“, verriet der 42-Jährige.
Was sein Team am Montagabend erwartet, davon hat er sich in den letzten Tagen schon ein genaues Bild gemacht: „Ich selbst habe den FC beim letzten Spiel gegen St. Pauli gesehen und unsere Scout-Abteilung hat ein umfassendes Videomaterial erstellt. Ich denke, dass ich die Mannschaft gut einstellen kann.“ Für die starken Kölner Individualisten um Toptorjäger Milivoje Novakovic und Nationalspieler Patrick Helmes hat Aachens Cheftrainer keine speziellen „Wachhunde“ eingeplant: „Sie werden mit Sicherheit auf bestimmte Gegenspieler häufiger treffen, aber eine Manndeckung gibt es nicht. Wir werden uns im Kollektiv gegenseitig absichern und auf unsere eigene Stärke konzentrieren.“ Die eigene Stärke und vor allem eine gehörige Portion Moral bewiesen seine Akteure schon in Jena. Besonders die Verarbeitung des zweimaligen Rückstandes imponierte Seeberger. „Man hat auch nach dem 2:2 gemerkt, dass wir unbedingt gewinnen wollten. Diese Siegermentalität versuche ich bewusst schon im Training zu forcieren“, erklärte der 42-Jährige.
In den letzten Einheiten gab es einige Kandidaten, die dabei passen mussten: Thomas Stehle plagte sich noch immer mit Knieschmerzen herum, Reiner Plaßhenrich fällt auf Grund seines Muskelfaserrisses definitiv aus. Obwohl Hrvoje Vukovic unter der Woche wieder ins Training eingestiegen ist, steht er im Derby ebenfalls nicht zur Verfügung, da er nach erneut auftretenden Problemen den Comeback-Versuch abbrechen musste. Dazu fehlt der gesperrte Torsten Stuckmann. Mit der personellen Situation ist der Alemannen-Coach aber dennoch zufrieden: „Wir haben genügend Optionen, auch für die Bank.“ Auf einer Position hat Seeberger sogar ein „Luxusproblem“: im zentralen Mittelfeld. Da Cristian Fiel seine Gelb-Sperre abgesessen hat und Pekka Lagerblom und Matthias Lehmann in Jena überzeugten, hat Aachens Cheftrainer drei potenzielle Kandidaten für die zwei ausstehenden Planstellen. „Wir haben eine sehr hohe Qualität auf dieser Position. Darüber können wir uns nur glücklich schätzen“, sieht der 42-Jährige den Konkurrenzkampf ausschließlich positiv. Im Bezug auf seine Startelf ließ sich Seeberger wie gewohnt nicht in die Karten schauen: „Ich denke nicht, dass es nicht sinnvoll ist sich frühzeitig festzulegen, da am Wochenende noch zu viel passieren kann. Die Mannschaftssitzung findet wie gewohnt am Montagnachmittag statt.“
Die Zielsetzung vor dem Derby steht aber schon jetzt unumstößlich fest. „Wir wollen bei eigenem Ballbesitz offensiv sein und so viele Angriffe wie möglich abschließen“, erklärte Seeberger. Was sein Team gegenüber dem 3:2-Erfolg in Jena zu verändern hat, weiß der 42-Jährige genau: „Unser Ziel muss es sein, die Ballverluste weiter zu minimieren und noch besser gegen den Ball zu arbeiten. Trotz der Stimmung auf den Rängen wollen wir auch das Derby nüchtern und sachlich angehen“, berichtete Seeberger.
Nach dem 1:0-Erfolg im Hinspiel, dem ersten Sieg in der Domstadt seit fast 40 Jahren, liest sich die Bilanz ein bisschen besser: In den bisherigen 43 Partien zwischen der Alemannia und dem FC gab es 13 Siege für die Aachener, achtmal trennten sich die Teams unentschieden und 22 gewannen die Kölner.
Schiedsrichter der Partie ist der 38-Jährige Peter Sippel aus München. Ihm assistieren Volker Wezel sowie Marco Achmüller.
Alemannia Aachen: Ebbers (87. Olajengbesi), Fiel, Herzig, Klitzpera, Kolev, Krontiris (76. Pecka), Lehmann, Leiwakabessy, Polenz, Reghecampf (81. Lagerblom), Straub / Trainer: Jürgen Seeberger
1. FC Köln: Antar (64. Chihi), Broich (63. Scherz), Ehret, Helmes, McKenna, Mitreski, Mohamed, Mondragon, Novakovic, Özat, Vucicevic (85. André) / Trainer: Christoph Daum
0:1 Helmes (28.), 1:1 Reghecampf (37.), 2:1 Krontiris (48.), 3:1 Fiel (74.), 3:2 Helmes (89.)
Reghecampf (6.), Krontiris (40.), Herzig (73.), Fiel (75.), McKenna (90.)
5 / 3
5 / 3
Peter Sippel, Volker Wezel, Marco Achmüller
20.200 (davon ca. 2200 FC-Fans)
Tolle Tore, viel Spannung und packende Zweikämpfe beim 3:2 über den FC
Was für ein tolles Derby auf dem Tivoli! Durch eine starke kämpferische Leistung bog die Alemannia den 0:1-Rückstand durch Patrick Helmes noch in einen 3:2-Erfolg gegen den 1.FC Köln um. In einer sehr intensiven und kampfbetonten Partie erzielten Laurentiu Reghecampf (per Elfmeter), Geburtstagskind Emmanuel Krontiris und Cristian Fiel die Treffer für die Schwarz-Gelben. Mit seinem zweiten Tor in der vorletzten Minute konnte Helmes (auch per Elfmeter) nur noch Ergebniskosmetik betreiben. Der Sieg war ein ganz besonderer für die Aachener, da sie zum ersten Mal seit fast 40 Jahren gegen den FC vor heimischem Publikum gewannen.
Seine siegreiche Startelf beim Rückrundenauftakt in Jena veränderte Coach Jürgen Seeberger auf einer Position. Für den leicht angeschlagenen Pekka Lagerblom rückte Cristian Fiel in die Zentrale. Der Spanier hatte in der Vorwoche seine Sperre abgesessen und durfte sich nun an der Seite von Matthias Lehmann, Laurentiu Reghecampf und Emmanuel Krontiris im Mittelfeld der Schwarz-Gelben seine Sporen verdienen. Das Sturmduo bildeten erneut Marius Ebbers und Todor Kolev und vor Keeper Stephan Straub verteidigte die Viererkette um Jérôme Polenz, Nico Herzig, Alexander Klitzpera und Jeffrey Leiwakabessy.
Auch in der Anfangsformation von FC-Coach Christoph Daum gab es einen Wechsel gegenüber dem ersten Spiel nach der Winterpause. Für den formschwachen Matthias Scherz rückte Thomas Broich ins Kölner Mittelfeld, der an der Seite von Roda Antar, Aleksandar Mitreski und Nemanja Vucicevic zum Einsatz kam. Neben den gesetzten Angreifern Milivoje Novakovic und Patrick Helmes, sollten Ümit Özat, Youssef Mohamad, Kevin McKenna und Fabrice Ehret das Tor von Keeper Faryd Mondragon verteidigen.
In der Anfangsphase des Spiels stellten die Alemannen von Beginn an klar, wer der Herr im Haus ist. Auf dem ausverkauften Tivoli stürmten die Schwarz-Gelben energisch und hochkonzentriert immer wieder auf den Kasten von FC-Keeper Faryd Mondragon zu. Von den starken Kölner Individualisten war in der ersten Viertelstunde so gut wie nichts zu sehen. Da beide Abwehrreihen nicht viel zuließen, blieben Großchancen aber vorerst aus. Die erste knifflige Situation dann in der 16. Minute: Milivoje Novakovic kam im Sechzehner an den Ball und Cristian Fiel bereinigte die Situation mit einer fairen Grätsche. Schiedsrichter Peter Sippel entschied zu recht auf weiterspielen. Keine 120 Sekunden blieb der Pfiff des Unparteiischen erneut aus, diesmal allerdings auf der Gegenseite: Marius Ebbers wurde im Strafraum der Gäste von Fabrice Ehret umgestoßen und auch hier entschied Sippel auf Weiterspielen.
Diese Szenen zeigten eine Tatsache ganz deutlich: Das Spiel lebte bis Mitte der ersten Hälfte mehr von den Emotionen und den verbissen geführten Zweikämpfen als von irgendwelchen Torraumszenen. Aus diesem Grund fiel der Führungstreffer der Daum-Elf in der 29. Minute auch wie aus dem Nichts: Nemanja Vucicevic hatte sich auf dem linken Flügel durchgesetzt und die Flanke in den Aachener Sechzehner gebracht. Dort stand Jeffrey Leiwakabessy ein bisschen zu weit von Patrick Helmes weg, der das 1:0 aus Sicht der Kölner erzielte. Der Nationalspieler sollte auch in der nächsten Szene wieder für Aufregung sorgen, diesmal allerdings mit einer sehr unschönen Aktion: Wieder kam es zum Duell mit Leiwakabessy und nachdem sich der Niederländer durchgesetzt hatte, verpasste Helmes unserem Linksverteidiger einen Tritt in den Rücken, der mit der Roten Karte hätte geahndet werden müssen - eine unrühmliche Aktion des Nationalspielers. Die Alemannen zeigten die richtige Reaktion, denn zehn Minuten vor dem Pausenpfiff fiel der Ausgleich. Und auch dabei stand der Unparteiische wieder im Mittelpunkt: Im Stile eines Ringers setzte sich Youssef Mohamad gegen Nico Herzig im Strafraum der Kölner durch. Diesmal entschied Sippel auf Strafstoß und mit einem strammen Schuss in die Mitte erzielte Laurentiu Reghecampf den Ausgleich. Und die Schwarz-Gelben blieben am Drücker: Nach einem Freistoßknaller von Matthias Lehmann aus rund 25 Metern donnerte der Ball gegen den Pfosten - Pech für die Alemannen (39.). Die FC-Akteure wirkten verunsichert und so kam der Halbzeitpfiff den Gästen auch sehr gelegen.
Der zweite Spielabschnitt begann ähnlich spektakulär, wie die erste Hälfte geendet hatte. Noch keine drei Minuten waren vergangen als Cristian Fiel nach schöner Kopfballverlängerung von Emmanuel Krontiris an den Ball kam. Der Schuss des Spaniers wurde geblockt und das Leder kam über Umwege zu Geburtstagskind Krontiris zurück, der das 2:1 für die Aachener erzielte. Die Seeberger-Elf spielte sich jetzt in einen richtigen Rausch und sie war dem dritten Treffer nah: Nach schöner Vorarbeit von Lehmann war Reghecampf völlig frei im Sechzehner der Kölner. Anstatt es direkt zu versuchen, entschied sich der Rumäne für die elegantere Variante und versuchte Mondragon mit einem Lupfer zu düpieren. Leider etwas zu schön gedacht, da der FC-Keeper den Ball parieren konnte (56.). Die Kölner versuchten sich von dieser Angriffswelle zu erholen und in der 60. Minute sollte dies auch gelingen: Novakovic kam im Aachener Strafraum an den Ball. Da der Top-Torjäger der zweiten Liga aber verzog, blieb es beim 2:1 für die Alemannia.
Aber auch diese Chance sollte nichts am Bild der zweiten Hälfte ändern: Die Seeberger-Elf dominierte das Spielgeschehen. In der 66. Minute war es erneut Krontiris, der den dritten Treffer auf dem Fuß hatte. Nach einer schönen Einzelaktion verfehlte er das FC-Gehäuse aber knapp. Die Daum-Elf versuchte sich noch einmal gegen die Niederlage zu stemmen, aber das dritte Tor der Schwarz-Gelben sollte ihr endgültig das Genick brechen. Vorausgegangen war wieder einmal, dass die tapfer kämpfenden Alemannen keinen Ball aufgaben. Diesmal war es Reghecampf der den Ball noch von der Außenlinie kratzte und eine geniale Flanke in den Gäste Sechzehner brachte. Aus dem Hinterhalt kam Fiel, der den Ball mit einem Gewaltschuss unter die Latte hämmerte (74.). 3:1 und der Jubel auf den Rängen kannte keine Grenzen mehr. „Der TSV, der TSV ist wieder da“, skandierten die total begeisterten Zuschauer, die fortan jeden Pass ihrer Akteure bejubelten. Dass Ebbers zehn Minuten vor Schluss noch den vierten Treffer vergab, änderte an der Feierstimmung auch nichts mehr. Erst in der vorletzten Spielminute wurden noch einmal Pfiffe laut, als die Kölner einen Elfmeter zugesprochen bekamen und Helmes auf 2:3 verkürzte. Die zwei Minuten Nachspielzeit sollten noch einmal an den Nerven zerren, aber am Sieg der Aachener änderten sie nichts mehr. „Oh, wie ist das schön, so was hat man lange nicht gesehen, so schön, so schön“, sangen die Zuschauer noch Minuten nach dem Schlusspfiff.
In einem hochdramatischen und spannenden Derby sichert sich die Alemannia dank einer tollen kämpferischen Vorstellung drei Punkte. Mit 3:2 wurde der 1. FC Köln vor dem begeisterten Aachener Publikum besiegt. Bereits am kommenden Sonntag geht es weiter, wenn die Schwarz-Gelben am Bieberer Berg bei den Offenbacher Kickers zu Gast sind.