Wenn, so wie am letzten Spieltag, von den ersten sieben Mannschaften in der Tabelle nur eine - Arminia Bielefeld - gewinnen kann, deutet das auf eine spannende und ausgeglichene Schlussphase der aktuellen Zweitligasaison hin. Sah es vor kurzem noch so aus, als ob mit Cottbus und Nürnberg zwei Aufsteiger sicher seien und der Rest sich nur noch um einen dritten Platz streite, so ist inzwischen die Prognose, dass alle oberen Mannschaften noch Chancen auf die drei Aufstiegsplätze haben, weniger tollkühn.
Nicht nur die spielerischen und kämpferischen Leistungen werden in den kommenden Wochen entschei-den, auch die Nerven spielen vermehrt eine Rolle. So sieht das auch unser Chef-Trainer Jörg Berger: "Wir haben eine gewisse Konstanz gezeigt in den letzten fünf Spielen. Jetzt müssen wir ruhig bleiben und dürfen unsere Chance nicht aus den Augen ver-lieren." Ob es jetzt von Vor- oder Nachteil ist, dass unsere Mannschaft
von den letzten sieben Spielen nur drei auf eigenem Platz, aber vier auf dem des Gegners austragen muss, sei dahingestellt. Auf jeden Fall haben die Schwarz-Gelben es selber in der Hand, denn dreimal (auswärts) trifft die Alemannia auf unmittelbare Konkurrenten.
Aber auch die Heimspiele sind "nicht von Pappe", stark gefährdete Teams sind die Gegner. Jörg Berger: "Vor allem müssen wir natürlich unsere Heimspiele erfolgreich gestalten. Ein Sieg gegen Union Berlin würde darüber hinaus dafür sorgen, dass wir gestärkt und mit Selbstbewusstsein in die kommenden Auswärtspartien in Bielefeld und Nürnberg gehen." Einen großen Pluspunkt sieht unser Coach bei dem großen Zuschauerzuspruch. "Ein Kompliment geht an unsere Fans. Fast 16.000 gegen Regensburg, 2000 in Trier, das verdient großen Respekt."
Personell wird sich im Vergleich zum Spiel in Trier nicht viel ändern. Erik Meijer und Quido Lanzaat fallen für das Heimspiel am Gründonnerstag gegen den 1. FC Union Berlin definitiv aus. Beide Spieler haben immer noch mit ihren Muskelproblemen zu kämpfen. Ein Einsatz wäre ein zu großes Risiko und so ist frühestens zum Auswärtsspiel in Bielefeld am 19.4. wieder mit einem Einsatz dieser Spieler zu rechnen.
Mit dem 1. FC Union Berlin reist diese Woche eine Mannschaft zum Tivoli, die traditionell von zahlreichen Fans begleitet wird. Leider hat der Kultverein aus dem Osten Berlins eine bisher so unterschiedliche Saison hingelegt, dass die Köpenicker in akuter Abstiegsgefahr schweben und am Tivoli schon fast um ihre letzte Chance spielen werden. Der Trainerwechsel Votava - Ristic hatte zumindest punktemäßig bisher noch keinen Effekt, obwohl die Leistung teilweise nach oben zeigte. "Union Berlin hat in Bielefeld ein gutes Spiel gezeigt, das sollte uns Warnung genug sein", so Jörg Berger heute. Zudem gab es im Hinspiel trotz 1:0-Halbzeitführung eine bittere 1:2-Niederlage für die Schwarz-Gelben, sodass alle am Tivoli vor dem "Eisernen" gewarnt sind. In den bisher fünf Begegnungen gab es schon vier Niederlagen, lediglich in der letzten Spielzeit gab es einen klaren 3:0-Erfolg zu Hause. Bessere Erinnerungen hat da eher unser Mittelfeldspieler Cristian Fiel. "Bei Union hatte ich eine super Zeit und ich habe immer noch einige Freunde in Berlin. Der beste Kontakt besteht zu Sreto Ristic, mit dem ich gut befreundet bin und unsere Gespräche gehen keineswegs nur über Fußball. Aber jetzt ist es für mich eigentlich egal, wie der Gegner heißt."
So muss es ein. Sieben Spiele, sieben Endspiele und dabei wird es völlig egal sein, wie der Gegner heißt und wo die Partie ausgetragen wird. Also, packen wir's an.
Als Unparteiischen begrüßen wir am Donnerstag-abend Marc Seemann aus Essen. Marc Seemann wird in diesem Monat noch 31 Jahre alt und steht seit 1999 auf der DFB-Liste. Der ledige Jura-Student, dessen Heimatverein die DJK Adler Frintrop ist, ist einer von sechs Referees, die in dieser Saison in die 2. Bundesliga aufgestiegen sind. Ein Spiel auf dem Tivoli ist Neuland für Marc Seemann, der es bisher auf sechs Einsätze in dieser Spielzeit in Liga Zwei gebracht hat. 20 gelbe und eine gelb-rote Karte in diesen Spielen gehören eher zum unteren Durchschnitt in der Sünderstatistik.
An der Linie werden die Herren Guido Winkmann (30, Kerken) und Mark Borsch (27, Mönchengladbach) als SR-Assistenten helfen.
Wir wünschen dem Schiedsrichtergespann, unseren Gästen aus der Bundeshauptstadt sowie unseren vielen Fans aus nah und fern eine gute Anreise und ein schönes, torreiches Zweiligaspiel.
Alemannia Aachen: Blank, Brinkmann, Fiel, Gomez, Grlic, Klitzpera, Landgraf, Michalke, Pflipsen, Salou, Straub / Trainer: Jörg Berger
1. FC Union Berlin: Wulnikowski (75. Glinker) - Sandmann, Page, Pfuderer, Dabac - Molata - Okeke, Sobotzik (69. Brusko), Bruns (69. Ernemann) - Baumgart, Keita / Trainer: Aleksandar Ristic
0:1 Salif Keita (2.), 1:1 Stefan Blank (16.), 2:1 Chibuike Okeke (18.Eigentor), 2:2 Salif Keita (39.), 3:2 Stefan Blank (59.), 4:2 Kai Michalke (82.)
Steffen Baumgart (35.), Stefan Blank (45.)
17 / 4
3 / 6
Marc Seemann
15.839 (davon ca. 300 aus Berlin)
bedeckt/Regen, 7°
Nur eine Änderung hatte Cheftrainer Jörg Berger nach dem Spiel in Trier vorgenommen. Für Edwin Bediako spielte Cristian Fiel und der Ex-Berliner nahm die rechte Außenbahn im Mittelfeld ein. Allrounder Dennis Brinkmann spielte dafür neben Alexander Klitzpera in der Innenveteidigung.
Fast Sechsehntausend Zuschauer waren wieder an die Krefelderstraße gekommen um ihre Mannschaft zu unterstützen und keiner sollte sein Kommen bereut haben. Bereits der erste Angriff brachte die große Chance zur Führung. Kapitän Karlheinz Pflipsen hatte Cristian Fiel steil geschickt, doch der scheiterte freistehend am aufmerksamen Schlussmann der Gäste Robert Wulnikowski. Die "Eisernen" machten es besser. Der direkte Gegenzug lief über links, Flanke von Dario Dabac und der für den grippegeschwächten Sreto Ristic in die Startformation gerückte Salif Keita brauchte nur noch den Fuß in die gut getimete Flanke zu halten, um das 0:1 zu erzielen. Hier die Chance vergeben, auf der anderen Seite das Tor bekommen, Jörg Berger raufte sich schon früh die Haare.
Unsere Mannschaft zeigte sich aber wenig beeindruckt und machte mit viel Druck weiter mit ihrem offensiven Spiel. Cristian Fiel und Bachirou Salou hatten innerhalb von einer Minute die Gelegenheiten zum Ausgleich, doch Gästekeeper Wulnikowski zeigte sich heute von seiner besten Seite. Unsere Mannschaft erhöhte das Tempo, Daniel Gomez erzielte ein Tor, doch es war wohl Abseits. Dann fiel aber der längst verdiente Ausgleich. Kai Michalke brachte einen Freistoß vom rechten Flügel in den Strafraum und dort stieg Stefan Blank am höchsten und erzielte mit einem tollen Kopfball in der 16. Minute den Ausgleich. Zwei Minuten später kam es aber noch besser.Der heute sehr agile Kai Michalke flankte von links, Daniel Gomez anschließend von rechts und in der Mitte war Chibuike Okeke so verwirrt, dass er den Ball ins eigene Tor köpfte.
Die Schwarz-Gelben hatten das Spiel gedreht und schienen auf der Siegerstraße zu sein. Doch so leicht wollten es die Unioner der Alemannia dann doch nicht machen. Der lauffreudige Kalla Pflipsen verpasste nach schöner Vorarbeit von Cristian Fiel die Vorentscheidung und Berlin schlug zurück. Ballverlust im Mittelfeld und dann ging es ganz schnell. Okeke passte schön auf Keita und der senegalesische Nationalspieler erzielte seinen zweiten Treffer an diesem Abend. Kurzfristig war es ziemlich still im Stadion, nur der gut besuchte Gästeblock mit den sympathischen Berliner Fans durfte jubeln.
Nach dem Wechsel läutete Bachirou Salou die 2. Halbzeit mit einem strammen Schuss aus gut 25 Metern ein, das Leder ging aber links am Berliner Kasten vorbei. 55. Minute, toller Flankenlauf über links von Stefan Blank, in der Mitte konnte sich Karlheinz Pflipsen die Kugel angeln, traf den Ball aber nicht richtig und der Schuss ging am Tor vorbei. Dann brach die 59. Minute an, Zeit der Entscheidung. Bachirou Salou bekam den Ball auf rechts, flankte in die Mitte und der Ball sprang dem hineingrätschenden Achim Pfuderer an die Hand. SR-Assistent Mark Borsch reagierte sofort und signalisierte seinem "Chef" das absichtliche Handspiel und Referee Marc Seemann entschied auf Strafstoß. Nach bereits vier vergebenen Elfmetern in dieser Saison ein Nervenspiel. Kalla Pflipsen und Ivo Grlic verzichteten, Kai Michalke wollte, aber Stefan Blank machte es. Mit der ihm eigenen Urgewalt hämmerte der "Torschütze des Monats Februar" die Kugel in die Maschen.
Union Berlin hatte den Betrieb eingestellt und das Spiel war jetzt ganz nach dem Geschmack der Fans. Zweimal hatte Daniel Gomez die endgültige Entscheidung auf dem Fuß, Kai Michalke, einer der stärksten an diesem Abend, aber war der Schlussstrich vorbehalten. Einen tollen Konter hatte er selbst eingeleitet, bekam das Leder vom inzwischen eingewechselten Emmanuel Krontiris wieder und überwand in der 81. Minute den ebenfalls eingewechselten Ersatzkeeper der Gäste Jan Glinker - Wulnikowski musste verletzt aus dem Spiel - zum 4:2.
Eine gute Zweitligapartie nahm ein gutes Ende gegen einen Gegner, dem man einfach den Klassenerhalt gönnt. Aber das hat man dem FC St. Pauli auch letztes Jahr. Alemannia hingegen bleibt am Spitzentrio dran und trifft nun in zwei Spitzenspielen auswärts auf Bielefeld und Nürnberg. Die Spannung steigt in der 2. Liga, und das ist gut so.
Unsere Zuschauer haben heute ein tolles Spiel gesehen. Es ging ja nicht nur 4:2 aus, sondern es gab auch noch viele Szenen, die zu weiteren Toren hätten führen können. Beide Mannschaften haben offensiv gespielt. Taktische Zwänge gab es kaum. Wenn ich das Ergebnis und das Eckenverhältnis von 17:4 nehme, dann sagt das sicher alles aus. Ich glaube, das, was wir im Moment nach vorn spielen, kann man für unsere Verhältnisse kaum besser spielen. Man muss mal unsere Aufstellung sehen. Wer ist denn richtig defensiv bei uns? Wir gehen natürlich auch ein gewisses Risiko und dadurch entstehen Möglichkeiten für den Gegner. Wir haben uns in der zweiten Halbzeit gesteigert, was das Defensivverhalten betraf. Das habe ich auch in der Kabine deutlich angesprochen. Ich denke, wir müssen nicht zu den anderen schauen, da ich gehört habe: "Schade, dass Bielefeld noch dieses Tor erzielt hat". Wir müssen nur zu uns schauen und zur eigenen Leistung finden, dann wird man am Ende belohnt. Es bringt nichts, jetzt Vergleiche zu ziehen. Die nächsten Auswärtsspiele werden sicher richtungsweisend sein, ob wir es schaffen oder nicht. Zu Hause sind wir eine Macht, das haben wir heute wieder gesehen. Ich muss den Berlinern zugestehen, dass sie nie aufgegeben haben, dass diese Mannschaft Moral hat. Ich hoffe, Aleks, dass das noch ein erfolgreiches Ende nimmt. Ich hoffe natürlich auch, dass bald Quido Lanzaat und Erik Meijer wieder dabei sind. Wir haben jetzt die Spiele ohne diese beiden überstanden. Es sieht ganz positiv aus, dass die beiden nun auch wieder ins Training einsteigen. Die Spieler bekommen drei Tage frei. Das wussten sie, wenn wir gewinnen. Danach habe ich dann auch mal wieder die volle Kapelle zusammen, die ja in der Rückrunde nie zusammengespielt hat, weil sich immer wieder Verletzte abgemeldet haben.
Das war ein sehr schönes Spiel für die Aachener Zuschauer. Es war ein offenes Spiel. Beide Trainer haben nach der ersten Halbzeit Angst gehabt, dass es vielleicht 5:5 oder 6:6 endet, aber leider wurde es ein 4:2 für Aachen. Ich muss sagen, das war nach dem Spielverlauf verdient. Aber ich glaube, die Elfmeterentscheidung war der Knackpunkt für meine Mannschaft. Danach waren die Aachener noch sicherer in ihrem Spiel. Beide Mannschaften haben sich ein offenes, attraktives Spiel geliefert. Wenn man wie Alemannia technisch gute, schnelle Leute hat, dann kann man viel machen. Und Alemannia hat das Beste gemacht.
Ich glaube, wenn das hier 5 oder 6:2 ausgeht, dann darf sich Union Berlin wohl nicht beschweren. Wir waren heute der klar verdiente Sieger und haben eindeutig dominiert. Am Anfang haben wir ein bisschen geschlafen, aber in der zweiten Halbzeit war es dann eine ganz klare Sache. Egal wie die anderen gespielt haben. Wir sind dran, 46, die anderen 47 und 48, uninteressant. Jetzt geht's nach Bielefeld, das ist doch super. So muss das sein.
Heute haben wir unsere Pflicht erfüllt, das sind die schwersten Spiele. Wir gehen wieder 0:1 in Rückstand, obwohl wir eigentlich davor das 1:0 machen müssen. Am Ende hätten wir höher gewinnen müssen. Heute hätten wir etwas für die Tordifferenz machen können. Im Endeffekt war es aus meiner Sicht zu wenig. Sicherlich war es ein schönes Spiel für die Zuschauer, es ging immer rauf und runter. Aber wir müssen mehr Tore machen und weniger Tore fressen. Wir müssen schauen, dass wir hinten stabiler werden, die komplette Mannschaft, alle elf Mann. Daran müssen wir arbeiten. Der Trainer hat uns gesagt, wenn wir das Spiel gewinnen, gibt es ein kleines Bonbon, ein paar freie Tage. Jetzt gucken wir mal, ob er sein Wort hält. Ich denke, die Mannschaft hat sich das verdient. Wir spielen erst wieder in elf Tagen. Und dann gucken wir mal, was wir in Bielefeld reißen.
Es fing nicht so gut an. Eigentlich hatten wir eine super Chance zum 1:0, aber im Gegenzug kassieren wir den Gegentreffer. Aber ich glaube, die Mannschaft zeigt im Moment, dass sie nach oben will, dass sie vor allem die Heimspiele gewinnen will. Das ist die absolute Pflicht, um im Kampf um den Aufstieg eine Chance zu haben. Ich glaube, das konnte hier heute jeder spüren. Die Berliner haben uns das Spiel mit ihren Kontern schwer gemacht und deshalb sind wir sehr glücklich, dass wir nach den Gegentoren immer wieder zurückgekommen sind.