Die Bilanz der letzten Wochen kann sich sehen lassen: Drei Spiele in Serie hat Alemannia nicht verloren, dabei fünf Punkte geholt. Beim Blick auf die Verletztenliste werden allerdings die Probleme für Michael Frontzeck deutlich: Mit Ebbers, Krontiris und Nemeth fallen wiederum gleich drei Angreifer für die Partie gegen den FSV Mainz 05 am Sonntag aus. „Viele Variationsmöglichkeiten haben wir vorne drin nicht. Ich überlege dennoch, den ein oder anderen frischen Spieler einzusetzen“, erklärt der Alemannen-Coach.
Beim Abschlusstraining vor dem letzten Ligaspiel gegen den VfL Bochum knickte Marius Ebbers um und wird wegen eines Teilabrisses des Innenbandes im rechten Sprunggelenk auch am Sonntag fehlen. Und auch Emmanuel Krontiris hat seine Oberschenkelprobleme noch nicht überstanden. Zumindest Sascha Dum, einzig verbliebene Alternative in der Offensive, kann trotz seiner gebrochenen Nase aus dem DFB-Pokalspiel in Wolfsburg spielen, allerdings nur mit einer speziell angefertigten Gesichtsmaske. Die angesprochenen möglichen Umstellungen beziehen sich demnach auch eher auf das Mittelfeld als den Sturm. Dort gibt es zumindest Hoffnung auf Besserung: Der Heilungsverlauf bei Ebbers deutet darauf hin, dass er kommende Woche wieder ins Training einsteigen kann.
Eine ungünstige Personalsituation also vor dem „sehr wichtigen Spiel“ gegen den 1. FSV Mainz. Zumal die Rheinhessen nach der Winterpause eine furiose Aufholjagd starteten. Aus den ersten sechs Spielen holten die Mainzer 16 von 18 möglichen Punkten. Damit sind sie das beste Rückrundenteam der Liga. Dabei lag das Team von Trainer Jürgen Klopp nach der Hinrunde noch abgeschlagen auf dem letzten Tabellenplatz mit nur 11 Punkten. Auch Frontzeck zollt dem kommenden Gegner den gebührenden Respekt: „Die Mainzer sind in einer phantastischen Verfassung. Die Neuzugänge, die in der Winterpause verpflichtet wurden, sind voll eingeschlagen. Das wird ein sehr, sehr schweres Spiel für uns.“
Jedoch muss sich auch die Alemannia nicht verstecken, da die Formkurve nach oben zeigt: „Wir haben uns in den letzten Wochen einiges erarbeitet. Die letzten beiden Auswärtsspiele haben wir nicht verloren und gegen Bayern München zu Hause gewonnen“, erklärt Frontzeck und führt weiter aus: „Wenn wir an die konzentrierte Leistung aus dem Heimspiel gegen den FC Bayern München anknüpfen und bis zum Umfallen kämpfen, bin ich mir sicher, dass wir auch gegen Mainz bestehen können.“ Die 0:2-Niederlage im DFB-Pokalviertelfinale am vergangenen Dienstag sieht er nicht als Rückschritt: „Ich habe in der ersten Halbzeit eine sehr gute Wolfsburger Mannschaft gesehen. Wenn wir keinen Schokoladentag erwischen, ist es dann für uns fast unmöglich, dort zu gewinnen“, so Frontzeck.
Entscheidenden Anteil am Mainzer Aufschwung haben die drei Winterzugänge. Mit Leon Andreasen verpflichteten sie nicht nur einen potenziellen Torschützen (drei Tore in sechs Spielen), sondern fanden vielmehr den dringend benötigten Stabilisator. Der Däne kam wie Rückkehrer Mohammed Zidan vom SV Werder Bremen. Dieser wiederum beendete die Mainzer Torflaute, denn er erzielte in seinen ersten fünf Spielen bereits sechs Treffer. Darüber hinaus erhielt der kolumbianische Nationalspieler Elkin Soto nach wochenlangen Gesprächen mit der FIFA die Spielberechtigung. Und auch er war für das Mainzer Spiel eine Bereicherung, da er in seinen ersten drei Spielen drei Tore vorbereitete.
Allerdings sind zwei der drei Neuzugänge im Spiel gegen die Aachener nicht mit von der Partie. Soto zog sich in der Partie gegen Nürnberg einen Innenbandabriss im Knie zu und wird aller Voraussicht nach vier Wochen ausfallen. Zudem müssen die Mainzer auch auf Andreasen verzichten, der im vergangenen Punktspiel in der 85. Minute wegen wiederholten Foulspiels die Gelb-Rote Karte sah und damit gesperrt ist. Für diese beiden werden aller Voraussicht nach Milorad Peković und Markus Feulner ins Team der Rheinhessen rücken.
Die Bilanz der beiden Teams ist mit jeweils sechs Siegen und zwei Unentschieden ausgeglichen. Im Hinspiel fand die Partie zum ersten Mal in der obersten deutschen Spielklasse statt. Die Alemannia entschied das Spiel trotz eines 0:1-Rückstandes noch mit 3:1 für sich und übernahm für 18 Stunden die Tabellenführung. Auf dem heimischen Tivoli mussten sich die Aachener dem FSV erst einmal geschlagen geben und gewannen insgesamt vier der sechs Partien.
Geleitet wird das Spiel von Schiedsrichter Michael Weiner(37) aus Giesen. Ihm assistieren Norbert Grudzinski und Kai Voss. Vierter Offizieller ist Detlef Scheppe.
Alemannia Aachen: Dum (76. Fiel), Heidrich (46. Reghecampf), Herzig, Ibišević, Klitzpera, Lehmann, Leiwakabessy, Rösler, Schlaudraff (90. Casper), Stehle, Straub / Trainer: Michael Frontzeck
1. FSV Mainz 05: Azaouagh (86. Niculae), Demirtas, Feulner (68. Szabics), Friedrich, Gerber (80. Jovanovic), Noveski, Pekovic, Rose, Ruman, Wache, Zidan / Trainer: Jürgen Klopp
0:1 Zidan (14.), 1:1 Schlaudraff (47.), 2:1 Ibišević (49.)
Feulner (3.), Zidan (30.), Lehmann (36.), Rösler (56.), Klitzpera (63.)
2 / 4
Michael Weiner, Norbert Grudzinski, Kai Voss
20.832 (davon ca. 2000 aus Mainz)
heiter, 15 Grad
Die Alemannia hat gegen den direkten Konkurrenten Mainz 05 mit 2:1 (0:1) gewonnen. Die Schwarz-Gelben konnten nach einer schwachen ersten Hälfte das Spiel mit einem Doppelschlag nach der Pause noch drehen. Mohamed Zidan hatte die Gäste nach 14. Minuten in Führung gebracht. Nach dem Wechsel kam mit der Einwechslung von Laurentiu Reghecampf die Wende: Der Rumäne bereitete mit seinen Freistößen beide Treffer durch Jan Schlaudraff und Vedad Ibisevic vor. Stephan Straub wurde zum Held des Abends, als er acht Minuten vor dem Ende einen Strafstoß parierte.
Trainer Michael Frontzeck nahm nach der 0:2-Niederlage gegen den VfL Wolfsburg im Pokal zwei Änderungen in der Startaufstellung vor. Reiner Plaßhenrich musste wegen Knieproblemen kurzfristig passen. Matthias Heidrich rückte für ihn in die Zentrale vor der Abwehr. Des Weiteren bekam Sascha Dum den Vorzug vor Laurentiu Reghecampf. Trotz gebrochener Nase lief er mit Maske auf und orientierte sich ins linke defensive Mittelfeld. Matthias Lehmann machte auf Rechts das Trio vor der Viererkette komplett. Manuel Junglas von der U19-Jugendmannschaft komplettierte den Kader und nahm auf der Bank Platz. Auf der Gegenseite änderte auch Jürgen Klopp seine Startelf auf zwei Positionen. Neben dem verletzten Elkin Soto (Innenbandriss im Knie) konnte auch der gesperrten Leon Andreasen nicht mitwirken. Markus Feulner und Petr Ruman standen dafür in der Startelf. Der Gast agierte am Tivoli folglich mit einem offensiven „4-4-2“.
Ohne jegliches Vorgeplänkel ging das Spiel sofort los. Dabei erwischte Mainz den besseren Start: Mohamed Zidan konnte nach einem Missverständnis in der Aachener Abwehr aus 18 Metern unbedrängt abziehen. Sein Schuss ging jedoch deutlich drüber (1.). Nur eine Minute später wieder der Aachener Strafraum im Blickpunkt des Spiels: Markus Feulner stieß Thomas Stehle mit dem Arm ins Gesicht - der Mainzer sah völlig zu Recht die gelbe Karte (2.). In der Folgezeit kam die Alemannia ein wenig besser ins Spiel und setzte sich in der Mainzer Hälfte fest ohne jedoch zwingende Chancen herauszuarbeiten. Die Mainzer hielten dagegen und konnten in der 14. Minute durch Zidan in Führung gehen. Ein Steilpass erreichte den Ägypter, der wieder Zentral vor Straub zum Schuss kam. Unser Keeper konnte zunächst abwehren, war aber beim Nachschuss machtlos (14.). Azaouagh hatte den Abpraller geschickt weitergeleitet.
Beflügelt vom Führungstreffer drängten die Rheinhessen weiter nach vorne. Nach einem Freistoß von Markus Feulner kam Petr Ruman zum Kopfball. Nur eine gute Reaktion von Straub verhinderte einen höheren Rückstand (19.). Die Alemannia agierte aber weiter verunsichert: Symptomatisch als Heidrich Klitzpera im Strafraum anschoss und es Eckball für die Gäste gab. Die Schwarz-Gelben hatten in der Folgezeit zwar mehr Spielanteile - doch das Gast die besseren Chancen. Nach einer Flanke von Gerber köpfte Ruman auf Tor. Das Leder ging gut einen Meter drüber (23.). Ein Freistoß von Azaouagh war dagegen deutlich knapper. Der Ball klatschte nur Zentimeter neben den rechten Pfosten. Klitzpera hatte sich zuvor regelwidrig gegen Ruman eingesetzt (29.).
Obwohl sich unser Team bemühte das Spiel in den Griff zu kriegen, konnten keine durchdachten Angriffe vorgetragen werden. So blieben die Aachener Spieler des Öfteren in der Mainzer Abwehr hängen. Der Gast schaltete dann sofort um und setzte brandgefährliche Konter: So zog Gerber in der 37. Spielminute auf Rechts an der gesamten Aachener Hintermannschaft vorbei - sein Schuss aus 12 Metern ging nur knapp am langen Pfosten vorbei. In den letzten Minuten vor der Pause versuchte die Alemannia weiter Gefahr vor dem Mainzer Kasten zu entfachen. Leider konnten die Schwarz-Gelben nur bis zum Sechzehner gefällig kombinieren. Praktisch mit dem Pausenpfiff flankte Stehle noch einmal auf Rösler. Doch Dimo Wache schnappte sich das Leder aus der Luft. So ging es mit einem 0:1-Rückstand in die Pause.
Mit einem Wechsel ging es in die zweite Hälfte: Für Matthias Heidrich kam Laurentiu Reghecampf ins Spiel und agierte auf der rechten Seite - Lehmann rückte in die Zentrale. Deutlich aggressiver kam das Team von Michael Frontzeck aus der Kabine und wurde direkt belohnt: Nach einem Freistoß vom eingewechselten Reghecampf war Schlaudraff vor Wache am Ball. Mit der Fußspitze konnte er das Leder über die Linie bringen (46.). Ausgleich für die Alemannia. Nur eine Minute später war es wieder Reghecampf, der einen Freistoß in den Mainzer Strafraum zirkelte. Diesmal bediente er Vedad Ibisevic, der nach einem Missverständnis der Mainzer den Ball zur Aachener Führung über die Linie bugsierte (47.). In nur zwei Minuten konnten die Schwarz-Gelben den Rückstand aufholen und selbst in Führung gehen!
Die Aachener Mannschaft setzte jetzt das um, was in den ersten 45 Minuten vermisst wurde. Aggressiv wurden die Zweikämpfe angenommen und auch die Laufbereitschaft stimmte. Mainz war sichtlich überfordert und hatte Glück, nicht noch das dritte Gegentor zu bekommen: Nach einem tollen Angriff über Rösler bediente Lehmann den gestarteten Ibisevic. Völlig frei vor Wache behielt der junge Stürmer aber nicht die Nerven und schoss das Leder aus 12 Metern über den Kasten (57.). Mainz löste sich nun langsam aus der Umklammerung unseres Teams und kam zu Chancen: Nach einem Freistoß von Azaouagh köpfte Gerber den Ball aufs Aachener Tor - verfehlte den Kasten aber um gut einen Meter (58.).
Es entwickelte sich jetzt eine tolle Bundesligapartie mit Möglichkeiten auf beiden Seiten: Zunächst verfehlte Schlaudraff mit seinem Schuss das Tor (61.). Aus 20 Metern hatte der Nationalspieler nach einem verunglückten Kopfball von Gerber abgezogen. Auf der Gegenseite waren es Feulner (63.) und Pekovic (64.), die für ihr Team gute Möglichkeiten hatten. Unser Team war dem dritten Treffer jedoch näher als Mainz dem Ausgleich. Ibisevic bediente mit einem klugen Rückpass Schlaudraff am Fünfer. Bei seinem Dribbling sprang der Ball Nikolce Noveski an die Hand. Schiedsrichter Michael Weiner zögerte keinen Augenblick und zeigte auf den Punkt. Reghecampf, dessen Einwechslung die Wende brachte, nahm sich das Leder. Leider scheiterte er an Wache, der mit einer tollen Reaktion den Strafstoß parierte (66.). So blieb es bei der knappen Führung für unser Team.
Der Gast aus Mainz musste jetzt das Spiel machen und drückte die Aachener in die eigene Hälfte. Mit tollem Einsatz hielten sie jedoch die Rheinhessen vom Strafraum fern, so dass keine weiteren Chancen für das Team von Jürgen Klopp entstanden. Geschickt stellten die Schwarz-Gelben die Räume zu, so dass die Mainzer im Spielaufbau gestört wurden. Über Schlaudraff wurden dann gefährliche Konter gefahren: In der 80. Minute setzte er sich wieselflink auf Links durch und bediente Ibisevic an der Strafraumgrenze. Der Bosnier wurde aber noch erfolgreich von Noveski gestört (80.). Nur eine Minute später war es wieder Schlaudraff, der jetzt selbst den Abschluss suchte (81.). Dimo Wache im Tor der Mainzer hatte aber etwas dagegen und wehrte den Ball ab.
Das Spiel war jetzt nichts für schwache Nerven: Nach einem weiten Ball der Mainzer in den Aachener Strafraum stieg Straub hoch und pflückte die Kugel herunter. Schiedsrichter Weiner zeigte jedoch zum Entsetzen des Aachener Anhangs auf den Punkt: Herzig soll ein Foul an Ruman begangen haben. Zidan, der schon das erste Tor erzielte, trat an und scheiterte. Denn Straub ahnte die Ecke und wehrte das Leder unter riesigem Jubel der Aachener Fans ab (82.). In der Schlussphase warf Mainz alles nach vorne, konnte den Sieg der Alemannia aber nicht mehr verhindern.
Die Alemannia hat sich durch eine Leitungssteigerung die drei Punkte verdient. Vor allem die Einwechslung von Reghecampf brachte frischen Wind und somit die Wende. Einziges Manko: Der Rumäne hätte per Strafstoß den Sack früher zu machen müssen. Die Schwarz-Gelben haben sich durch den wichtigen Sieg etwas Luft verschafft und rangieren nun auf Platz 13 der Tabelle.
Jürgen Klopp: Über 88 Minuten war ich heute mit dem Spiel mehr als zufrieden. Meine Mannschaft hat besser gespielt, als ich es überhaupt von ihr erwartet hatte. Uns hat einfach das letzte Quäntchen Glück zum Sieg gefehlt. Trotzdem geht kein Vorwurf an meine Spieler, denn sie waren in der ersten Halbzeit schneller und haben die Lücken optimal besetzt sowie das Spiel dominiert. So hatte Aachen fast keine Luft zum Atmen. Nach der Pause war es ein tolles Spiel voller Leidenschaft mit geilen Fans - bis auf das Ergebnis bin ich zufrieden.
Jan Schlaudraff: Wir haben in der Woche im Pokal verloren und ein schlechtes Spiel gemacht. Die ganze Mannschaft war nach dieser Niederlage angespannt und wir sind folglich in der ersten Halbzeit überhaupt nicht ins Spiel gekommen. Mainz dagegen hat ein sehr gutes Spiel gemacht und uns immer wieder unter Druck gesetzt. Wir wussten von Anfang an, dass wir mitten im Abstiegskampf stecken. Doch wenn du dann tatsächlich auf dem 16 Platz stehst, merkt man den Druck doch deutlicher. Ich denke, das hat uns in der ersten Halbzeit ein bisschen zu schaffen gemacht.
Dimo Wache: Wir haben in der zweiten Halbzeit zwei Mal extrem bei Standardsituationen geschlafen. Die Gegentore sind natürlich ärgerlich und danach hast du es immer schwer hier am Tivoli noch einmal ins Spiel zurückzufinden. Ich denke nicht, dass wir in der zweiten Hälfte überheblich gespielt haben. Für den Abstiegskampf bedeutet diese Niederlage keinen Rückschlag für uns, denn wir wussten in der Winterpause genau worauf wir uns eingelassen haben. Jetzt haben wir im siebten Spiel nach der Rückrunde das erste Mal verloren. Jetzt geht es am Samstag gegen Bielefeld direkt weiter.
Stephan Straub: Ich habe vor dem Spiel von unseren Co-Trainern einen Tipp bekommen, dass Mohamed Zidan bevorzugt in die rechte Ecke schießt. Eigentlich mag ich nicht auf solche Ratschläge hören, denn ich folge in der Situation lieber meinem Gefühl. Zu dem Foul von Nico Herzig an Petr Ruman kann nichts sagen. Ich habe den Ball fixiert und von dem Zweikampf nichts mitbekommen. Es können nicht immer alle Spiele für einen Torwart so laufen, wie er sich es wünscht. Heute konnte ich mich zum Glück am Schluss der Partie auszeichnen.
Laurentiu Reghecampf: Ich habe von draußen gesehen, dass die erste Hälfte überhaupt nicht funktioniert hat. Mainz ist überragend ins Spiel gekommen. Wir dagegen haben keine Mittel gefunden, dass Spiel zu machen. Es war sicher ärgerlich, dass ich den Strafstoß nicht verwandelt habe. Jetzt muss ich Stephan Straub für den gehaltenen Elfmeter einen ausgeben.