DFB-Pokal - Saison 2003/2004 - 5. Spieltag - Mittwoch 17.03.2004  - 20:30 Uhr
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Hop - Step - Jump?

Zwei Erstligisten mussten schon auf dem Tivoli ihre Pokalambitionen beenden, folgt nun am Mittwoch der dritte Streich des neuen Pokalschrecks Alemannia? Eine große Mehrheit in Fußball-Deutschland wird diese Woche den Schwarz-Gelben die Daumen drücken, hat doch unsere Mannschaft durch tolle Spiele in Pokal und Meisterschaft viele Sympathien errungen und sich in die Herzen vieler Fans gespielt.

Tatsächlich ähnelt der Verlauf der aktuellen Pokalrunde der Schritttechnik eines Dreispringers in der Leichtathletik. Nach einem etwas glücklichen Sieg im Elfmeterschießen in Erfurt folgte im September der erste große Schritt (Hop) im Pokal. Dann folgte das souveräne Auftreten in Braunschweig und mit dem sensationellen Sieg gegen den Rekordpokalsieger Bayern München ein Riesensatz (Step) ins Halbfinale des DFB-Pokals. Und Mittwoch? Ein Sieg noch und der Sprung (Jump) nach Berlin wäre geschafft. Ein Traum würde wahr für Verein, Mannschaft und Fans.

"Morgen ist ein besonderer Tag", meinte dann auch Cheftrainer Jörg Berger heute Mittag und bei einem Blick in die Runde konnte man das heute bereits sehen. So viele Medienvertreter hatte der Presseraum am Tivoli schon lange nicht mehr vor einem Spiel der Alemannia gesehen. Mitarbeiter der Printmedien, der Radio-stationen und mehrere TV-Sender waren gekommen um die letzten Informati-onen zum DFB-Pokalhalb-finale aus erster Hand zu erfahren. "Es ist eine große Chance für den Verein, die Fans, die Mannschaft und den Trainer", fuhr Jörg Berger fort. "Als die Alemannia das letzte Mal im Finale stand, waren viele unserer aktuellen Spieler noch gar nicht auf der Welt."

Wie zum Beispiel Alexander Klitzpera, der als einziger Feldspieler bisher alle Partien in der Liga und im Pokal mitmachen konnte. Nervös? "Nein", so unser Abwehrchef, "ich freue mich nur sehr auf das Spiel. Nervosität würde nur die Konzentration stören."

Pünktlich zum Pokalknüller kam am letzten Freitag in der 2. Liga der Sieg gegen Lübeck einem Befreiungsschlag gleich. "Der Sieg war wichtig sowohl für die Meisterschaft als auch für das Selbstvertrauen", erklärte der Alemannia Coach, um dann gleich zu den Aussichten für Mittwoch zu kommen. "Ich sehe die Chancen ausgeglichen. Der Pokal hat seine eigenen Gesetze und wenn wir die Leistung gegen 1860 und Bayern München wiederholen können, haben auch gegen Mönchenglad-bach eine Chance."

So sieht es auch der Kapitän der Schwarz-Gelben Karlheinz Pflipsen, der zum ersten Mal seit seinem Abgang vor fünf Jahren auf seinen alten Arbeitgeber trifft. "Aber nicht diese Tatsache, sondern die Bedeutung des Spiels steht für mich im Vordergrund", so unser Spielführer. Kalla Pflipsen weiß, wovon er spricht: "Ich weiß noch ganz genau, wie schön es in Berlin ist. Ich stand dort bereits zweimal im Endspiel, es ist ein tolles Erlebnis." Einmal gehörte Kalla Pflipsen zu den Unterlegenen, doch 1995 wurde er mit der Borussia DFB-Pokalsieger durch ein 3:0 gegen den VfL Wolfsburg (Tore durch Dahlin, Effenberg, Herrlich), in einem Spiel, in dem der heutige Trainer Holger Fach für den jetzigen Sportdirektor Christian Hochstätter eingewechselt wurde.

Sonst kennt nur noch Bachirou Salou die Atmosphäre eines Endspiels, 1988 erzielte er das 1:0 mit dem MSV Duisburg gegen den FC Bayern München, bevor er zwanzig Minuten vor Schluss verletzt aus dem Spiel musste und Bayern noch mit 2:1 siegte. "Der Druck wird von Runde zu Runde größer", erzählt Karlheinz Pflipsen, "das Medieninteresse immer größer und damit muss jeder Einzelne umgehen können. Im Fußball braucht man die richtige Mischung aus Lockerheit und Konzentration. Ich bin optimistisch, dass wir die in der Mannschaft haben." Chancen zum Sieg sieht unser Kapitän auch: "Ich bin kein Freund von Prozenten, das ist etwas für die Buchmacher, aber wenn wir an die Leistung vom Spiel gegen Bayern München anknüpfen können, haben wir eine Chance. Wir sind als Zweitligist sicher nicht der Favorit, doch in einem Spiel ist immer etwas möglich. Auf jeden Fall wird es ein verdammt schwieriges Spiel."

Zwei Ausfälle bei der Alemannia

Bis auf zwei Spieler kann Alemannia in diesem schwierigen Spiel komplett antreten. Dennis Brinkmann nach seiner Leistenoperation wird nicht zur Verfügung stehen und auch für Quido Lanzaat war die Zeit der Reha einfach zu kurz, der Einsatz am Mittwoch zu riskant. So gibt es eigentlich nur zwei Überlegungen für dieses Spiel, das auch finanziell für den Verein so wichtig ist. Der zweite Innenverteidiger neben Alexander Klitzpera und der zweite Stürmer neben Erik Meijer. "Ich bin froh, dass wir mit Daniel Gomez, Emmanuel Krontiris und Bachirou Salou gleich drei Alternativen haben, über die ich nachdenken kann", freut sich Jörg Berger über die etwas entspannte personelle Lage, will sich aber bei der endgültigen Aufstellung erst kurzfristig festlegen.

In Mönchengladbach träumt man bereits von internationalen Spielen in einer neuen Arena und schraubt die Ansprüche wie selbstverständlich sehr hoch. So meinte im großen Samstag-Interview der AZ der stellvertretende Vorsitzende des Borussia-Aufsichtsrates und Leiter der Aachener Commerz-bank Norbert Bocks, dass die Borussia "eindeutig wieder international werden" muss, "in fünf Jahren die Deutsche Meisterschaft anvisieren und dann auch in die Champions-League kommen" soll.

In Aachen werden die Ziele etwas bescheidener formuliert. Entschuldung und Konsolidierung stehen weiter im Mittelpunkt sowie eine weitere Steigerung der Klasse des sportlichen Kaders. Dazu kann ein Erfolg im größten und wichtigsten Spiel der Vereinsgeschichte seit über 35 Jahren nicht unerheblich beitragen. So gönnen dann auch viele der Alemannia einen Erfolg am Mittwoch und die zahlreichen Fans der Schwarz-Gelben schauen vorsichtig optimistisch nach vorne und lassen sich auch nicht davon erschrecken, dass die Fans des Nachbarn vom Niederrhein schon Modus und Spielplan des UEFA-Pokals 2004/2005 studieren.

Für Jörg Berger selbst ist das Spiel ein "Höhepunkt in meiner Laufbahn". "Ich bin noch nie mit einer Mann-schaft bis ins Halbfinale des Pokals gekommen und das Endspiel kenne ich bisher nur als Besucher. Eigentlich steht die Meister-schaft im Vordergrund und der Pokal ist nur das Sahnehäubchen. Ich erhoffe mir aber von einem Weiter-kommen im Pokal auch noch einmal einen Schwung für die Punkt-spiele." Genauso werden es die Gladbacher sehen, die sich natürlich lieber den Klassenerhalt als den Pokalsieg wünschen. Gerade aber im Pokal konnte unser Nachbar vom Niederrhein auf sich aufmerksam machen. Nach dem Aufgalopp in Schönberg qualifizierte sich die Mannschaft vom Bökelberg (demnächst vom Sportpark) mit drei Heimspielen hintereinander gegen Dortmund, Stuttgart und Duisburg für das große Spiel auf dem Tivoli. Gut zweitausend Borussia-Fans werden die kurze Reise in die Kaiserstadt mitmachen, um Fußball pur am Tivoli erleben zu dürfen. Ordnungsdienst und Polizei sind darauf vorbereitet. In einem Zeitungsinterview wollte Polizeisprecher Paul Kemen aber weder zur Taktik noch zur Mannstärke etwas sagen, da unter den Gladbachern einige ausgemachte Gewaltbereite seien. "So ruhig wie gegen Bayern wird es wohl nicht", ließ sich der Beamte nur entlocken. Erinnerungen werden wach an das legendäre Pokalspiel im Dezember 1984 zwischen der Alemannia und Mönchengladbach (0:2) auf dem Tivoli, als zunächst einige Wellenbrecher im Gästeblock abgesägt und dann Papierschnipsel in Brand gesteckt wurden.

Borussia mit Selbstvertrauen

Trotz der unglücklichen Niederlage in Bochum ist die Borussia "mit ein bisschen Selbstvertrauen aus Bochum zurückgekommen. Wir sind stark genug, das Spiel in Aachen zu gewinnen."

Das meinte jedenfalls Fohlen-Trainer Holger Fach auf der Gladbacher Presse-konferenz heute. Personell soll es "keine großen Änderungen gegenüber dem Bochum-Spiel geben". Ausfallen wird allerdings Igor Demo, der mit Kapsel- und Bänderanriss im Ruhrstadion verletzt vom Platz musste. Für ihn wird der ehemalige Burg-hausener und U21-Nationalspieler Thomas Broich in die Elf rutschen. Ob Eigentorschütze Sladan Asanin wieder mitspielen wird, scheint fraglich. Denkbar wäre auch eine Umbesetzung im Abwehrzentrum mit Marcelo Pletsch. Und im Angriff wird es wohl nicht wie in Bochum nur den Ein-Mann-Sturm mit Arie van Lent geben, der Einsatz von Vaclav Sverkos als zweite Spitze ist eher wahrscheinlich. Sicher ist hingegen der Einsatz von Keeper Claus Reitmaier, der nicht nur die 40 auf dem Rücken trägt, sondern auch am Mittwoch 40 Jahre alt wird. Denkbar wäre also folgende Aufstellung der Gäste:

Reitmaier - Korzynietz, Asanin (Pletsch), Gaede, Strasser - Hausweiler, Ulich, Broich, Carnell - Sverkos, van Lent

Medienspektakel

Die Hoffnung ist groß, dass es sich morgen "nur" alles um ein Fußballspiel dreht. Die sportliche Brisanz ist groß genug, das öffentliche Interesse immens. Am Mittwoch erlebt der Tivoli das größte Medienspektakel in der jetzt 104-jährigen Geschichte der Alemannia. 200 akkreditierte Medienvertreter werden vom Pokalhalbfinale berichten. Alleine die ARD als Erstverwerter ist mit 125 Mitarbeitern vor Ort. Mit von der Partie sind morgen aber auch Agenturen und Presseorgane, die nicht regelmäßig von den Spielen der Schwarz-Gelben berichten wie zum Beispiel dpa, sid, Die Welt, FAZ oder die Financial Times. Der Aachener Lokalsender 100,eins wird bereits ab 16 Uhr aus dem Alemannia-Shop berichten und nach Spielende bis ca. Mitternacht weitere Analysen und Interviews durchführen. Eine umfangreiche Nachberichterstattung gibt es diesmal auch beim Sender 100,5 das Hitradio und dem Gladbacher Lokalradion 90,1.

Die Live-Übertragung in der ARD (ab 20.15 Uhr) wird von Wilfried Mohren kommentiert. Moderator aus dem gläsernen Studio auf dem Würselener Wall ist Waldemar Hartmann, der sich als Verstärkung den Experten Winfried Schäfer geholt hat. Das DFB-Pokalhalbfinale zwischen Alemannia Aachen und Borussia Mönchengladbach wird morgen unter anderem aber auch live in Russland, in Griechenland und in Süd-Korea ausgestrahlt.

Der Schiedsrichter

Edgar Steinborn

Als Unparteiischen begrüßen wir am Mittwoch Edgar Steinborn aus Sinzig im Rheinland. Edgar Steinborn ist 46 Jahre alt und steht seit 1985 auf der DFB-Liste. Seit 1987 leitet der verheiratete Diplom-Maschinen-bautechniker, dessen Heimatverein der SV Westum ist, Spiele der 1. Bundesliga (bisher 191). Von 1995 bis 2002 (altersbedingtes Ausscheiden) pfiff Edgar Steinborn internationale Spiele auf FIFA-Ebene (13 A-Länderspiele, 19 Europapokalspiele). Auch im DFB-Pokal hat Edgar Steinborn Erfahrung. Er leitete das DFB-Pokalendspiel 1997 in Berlin. Ein Duell Alemannia gegen Gladbach ist auch nichts Neues: Am 25.09.2000 trennten sich unter seiner Leitung Alemannia und Borussia Mönchengladbach im ausverkauften Tivoli 1:1.

An der Linie werden die Herren Carsten Kadach (40, Suderburg) und Heiner Müller (41, Nalbach-Bilsdorf) als SR-Assistenten helfen. Beide gehören ebenfalls dem FIFA-Pool an. Der 4. Offizielle ist Uwe Kemmling aus Burgwedel/Niedersachsen.

Anreise

Um einen reibungslosen Einlass zu gewährleisten, werden am Mittwoch die Stadiontore bereits ab 17.30 Uhr geöffnet. Wegen der zu erwartenden Verkehrsprobleme ist es weiterhin empfehlenswert, bei der Anfahrt öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen. Die ASEAG ist mit 24 Gelenkwagen ab 17 Uhr ab Bushof (Haltestelle 4) im Einsatz.

Bleiben zum Schluss noch dem Schiedsrichtergespann, unseren Gästen vom Niederrhein sowie unseren vielen Fans aus nah und fern eine gute Anreise zu wünschen sowie ein schönes und vor allem faires Pokalspiel.

Spieldaten

Aufstellung

Alemannia Aachen: Blank, Ewertz, Fiel, Gomez, Grlic, Klitzpera, Landgraf, Meijer, Michalke, Pflipsen, Straub / Trainer: Jörg Berger

Bor. Mönchengladbach: Reitmaier Korzynietz Asanin Gaede Strasser Hausweiler Ulich (ab 78. van Hout) Broich Carnell (ab 61. Kolkka) Sverkos (ab 61. Maric) van Lent / Trainer: Holger Fach

Tore

1:0 Ivica Grlic (42.)

Verwarnungen

  Jeff Strasser (41.),   Erik Meijer (47.),   Kai Michalke (60.)

Ecken

6 / 4

Abseits

2 / 6

Schiedsrichter:

Edgar Steinborn

Zuschauer:

20.400 (davon ca. 2.500 aus Mönchengladbach)

Wetter:

klar, 16°

Wie Phoenix aus der Asche

Beide Trainer hatten keine großen Überraschungen bei der Aufstellung parat und so spielten beide Teams mit der erwarteten Startformation. Gästetrainer Holger Fach spielte mit seinem Lieblingssystem 3 - 5 - 2, stellte also neben Ari van Lent mit Václav Sverkos eine zweite Spitze auf. Für den in Bochum verletzt vom Platz getragenen Igor Demo spielte der Ex-Burghausener Thomas Broich. Alemannia Coach Jörg Berger veränderte seine Mannschaft im Vergleich zum Sieg gegen Lübeck nur auf einer Position. Stefan Blank rückte für George Mbwando in die Innenverteidigung und Fabian Ewertz spielte den linken Part in der Viererabwehrkette.

Nach einem ersten Warnschuss von Kai Michalke in der 2. Minute dominierte aber zunächst der klassenhöhere Gast aus Mönchengladbach. Ivo Ulich zielte aber in der 13. Minute nicht genau genug und sein Schuss ging flach am linken Pfosten vorbei. Noch gefährlicher wurde es in der 20. Minute. Nach einem unnötigen Ballverlust im Mittelfeld wurde Václav Sverkos steil geschickt, sein Schuss aber klatschte nur an den linken Pfosten und sprang von dort unserem Keeper Stephan Straub in die Arme.

Mit zunehmender Spiel-dauer legte sich die Ner-vosität bei den Schwarz-Gelben und nach einer halben Stunde verpasste Erik Meijer nur knapp die Führung. Nach einem Freistoß von Ivica Grlic und einer Kopfballstafette von Erik Meijer und Alexander Klitzpera kam noch einmal Erik Meijer an den Ball, doch sein Schuss im Grätschen strich Zentimeter am rechten Pfosten vorbei ins Aus. Die Führung fiel dann aber doch. Drei Minuten vor dem Halbzeitpfiff konnte Jeff Strasser unseren Kapitän Kalla Pflipsen nur noch per Foul bremsen, sah die Gelbe Karte und es gab Freistoß aus gut 20 Metern vor dem Tor. Mit drei Spielern standen die Schwarz-Gelben bei der Ausführung und als Schiedsrichter Edgar Steinborn die Mauer noch einmal ein paar Schritte zurückschicken musste, entschied sich Ivo Grlic zur Ausführung. "Ich hatte gesehen, dass die Mauer nicht nur zurückging, sonder auch immer weiter in die Mitte rückte. Da habe ich es einfach versucht", so unser Mittelfeldspieler nach dem Spiel. Gut gesehen, das Leder flog rechts vorbei an der schlecht postierten Mauer und schlug flach in die rechte untere Ecke ein. Riesenjubel im seit Wochen ausverkauften Tivoli, endlich war unsere Mannschaft in Führung gegangen.

In der zweiten Halbzeit waren die Gäste zwar optisch überlegen, doch große Torchancen zum Ausgleich sprangen eigentlich nicht heraus. Das Spiel, das nicht die Klasse des ersten Halbfinales zwischen Bremen und Lübeck erreichte, lebte nur von der Spannung. Keine der beiden Mannschaften konnte spielerische Akzente setzen, Torgefahr entstand zumeist nur aus Standardsituationen. Viele Spielunterbrechungen kennzeichneten die Partie und die meisten Freistöße endeten hoch und weit im gegnerischen Strafraum und der gegnerischen Abwehr.

Alemannia aber hatte den Vorteil in Führung zu liegen, die Gast vom Niederrhein musste kommen und sich etwas einfallen lassen. Doch dem Bundesligisten fehlten an diesem Abend einfach die spielerischen Mittel, um die im großen und ganzen sattelfeste Abwehr der Schwarz-Gelben in Gefahr zu bringen. Glück hatte unsere Mannschaft dann zwei Minuten vor Schluss. Eine Flanke in den Strafraum sprang an den Arm von George Mbwando, was Trainer Jörg Berger spontan zu der Aussage hinreißen ließ: "Den lasse ich da nie mehr in der Mitte spielen." Schiedsrichter Steinborn interpretierte die Szene aber anders und ließ weiterlaufen. Über einen Strafstoß hätte sich jedoch keiner am Tivoli beschweren können. Das Glück war zurückgekehrt und vielleicht war es ein schicksalhafter Ausgleich für all die schweren zurückliegenden Wochen. Unsere Mannschaft konnte auf jeden Fall den knappen Vorsprung ins Ziel retten, hatte sogar bei den Kontern in der Schlussphase die Möglichkeit, das Spiel vorzeitig zu entscheiden.

Grenzenloser Jubel brandete mit dem Schluss-pfiff auf, "Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin" hallte es durch das Stadion. Ein Verein, der vor zweieinhalb Jahren fast Konkurs war, war durch gute Führung in Sport und Verwaltung auferstanden und konnte jetzt den Lohn ernten für die vielen Entbehrungen in vergangener Zeit. Fast schuldenfrei, im Pokalfinale und wenn alles gut läuft sogar Teilnehmer am UEFA-Pokal, es wird noch eine Zeit dauern, bis alle realisiert haben, was heute Abend auf dem Tivoli passiert ist. So sagte Präsident Horst Heinrichs nach dem Spiel: "Unfassbar, ich bin nur noch glücklich. Das dauert bestimmt eine Zeit, bis ich realisiert habe, was diese Mannschaft für den Verein, für die Stadt und für die ganze Region geleistet hat."

Zum Spiel

Wenn ich alle Pokalspiele zusammennehme, war das heute nicht unser bestes, gerade auch vom Spielerischen her nicht. Ich weiß nicht, warum wir am Anfang so viele Probleme hatten. Ich denke, dass dies natürlich auch ein anderes Spiel war als die Spiele gegen 1860 und gegen die Bayern. Man hatte ja im Kopf, was heute alles passieren konnte, wenn man gewinnt und weiter kommt. Diese Lockerheit und auch diese spielerische Stärke, die wir eigentlich haben, die hat man nicht gesehen. Ich habe das in der Halbzeit auch kritisiert. Ich habe gesagt, wir müssen uns auf Fußball besinnen und wir müssen natürlich weiter kämpfen. Wenn ich den Aufwand nehme, den wir betrieben haben, dann haben wir sicher berechtigt gewonnen. Wir haben mehr Aufwand betrieben als Gladbach. Wir haben Glück gehabt in der Schlussphase, das ist richtig. Wir hatten aber auch ganz zum Schluss, als die Gladbacher aufmachten, unsere Chancen, das 2:0 zu machen. Heute war das ein Pokalfight, den wir mehr angenommen haben als die Gladbacher. Es war nicht der große Fußballabend. Es war spannend bis zum Schluss und wir dürfen uns alle freuen. Was hier in zweieinhalb Jahren abgelaufen ist, das ist ein Wunder. Das ist etwas, was nur die nachvollziehen können, die hier dabei waren. Das ist heute der i-Punkt. Aber ich sage auch ganz klar und offen, ich war auch schon in der Kabine und habe den Spielern gesagt: Feiern ist erlaubt, aber Konzentration auf den Sonntag muss gegeben sein. Wir haben eine ganz tolle Ausgangsposition, wir sind im Endspiel und wir können noch aufsteigen. Also heute feiern und morgen wieder arbeiten.

Holger Fach

Erst mal ein Glückwunsch an Alemannia und an meinen ersten Trainer im Profifußball, Jörg Berger. Ich denke, dass wir in der ersten Halbzeit die etwas bessere Mannschaft waren, dass wir mehr Chancen hatten und eigentlich symptomatisch für die letzten Wochen genauso in Rückstand geraten sind, wie es in den letzten sieben, acht oder zehn Spielen der Fall gewesen ist. Jeff Strasser muss in höchster Not versuchen, an den Ball zu kommen. Wegen des Foulspiels mache ich ihm keinen Vorwurf. Dann geht's mir 1:0 für Aachen in die Halbzeit und das ist eigentlich nicht ganz so in Ordnung gewesen. In der zweiten Halbzeit hat man dann ganz klar gesehen, dass uns die spielerischen Mittel fehlen. Da denke ich, sollte man allen in Mönchengladbach und auch in dieser Mannschaft mal die Augen öffnen, dass sie nur bestehen kann, wenn alle bereit sind 100 Prozent zu geben. Wenn die Mannschaft das nicht tut, wird sie Probleme bekommen, die Liga zu halten und einen Zweitligisten zu schlagen, der im oberen Bereich der Tabelle angesiedelt ist. Wir hatten da nicht die Mittel, um uns viele Chancen herauszuarbeiten. Bedauerlich ist natürlich, dass der Elfmeter nicht gepfiffen wird, aber ich denke, wir brauchen uns da nicht zu beschweren, dass wir das Spiel verloren haben. Noch mal Glückwunsch an Alemannia, viel Glück in Berlin und ich wünsche dir, dass du das schaffst, Jörg.

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