Testspiele - Saison 1919/1920 - 12. Spieltag - Sonntag 09.05.1920  - 15:30 Uhr
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Spieldaten

Aufstellung

Alemannia Aachen: Hennes (46. K.? Wirtz) – Schaps, Walchenbach – Korffmacher, F. Schmitz, Altenkamp – E.? Deppe, F.? Fincke, J. Wesché, Fürguth, Cl. Baurmann

ETB SW Essen: Schröder ? – Weidenbach ?, Heuscheid ? – A. Bollmann ?, Wilke ?, Pfennig ? – A. Hohage ?, Hefels ?, G. Bollmann, Kellerhoff ?, Scholl ?

Tore

0:1 Hefels, 1:1 Fincke, 2:1 Fincke, 2:2 Bollmann (40.), 3:2 Fincke (75.)

Zuschauer:

7.000 (auf dem Sportplatz Tivoli)

9.5.1920: Alemannia Aachen - Essener Turnerbund 3:2

Der Besuch eines alten, lieben Ligagegners, des Essener Turnerbundes, zeitigte am 9. [Mai] vpr 5000 Zuschauern bei prächtigem Fussballwetter ein hochklassiges, spannendes Spiel, das den Durchschnitt der hier ausgetragenen Kämpfe beträchtlich überragte. Unsere Mannschaft: [...] hatte, mit der schlechteren Seite spielend, zunächst harte Arbeit, den ausserordentlich schnellen Gegner nicht überlegen werden zu lassen. Läufer und Verteidiger wehren besonnen ab; Hennes fängt einige nicht überschwere Sachen sicher. Man hat den Eindruck, als ob Aachen sich etwas schonte; in der Tat aber lässt die Schnelligkeit des Spiels eine derartige Ueberlegung gar nicht zu. Hier und da befreit uns das Abseitspfeifen des Schiedsrichters auf der Vergangenheit; einmal aber kommt die rechte Essener Flanke ungedeckt durch, und ein Schuss des Mittelstürmers sitzt unhaltbar in der linken oberen Torecke. In lebhaftester Weise geht der Kampf weiter; nach und nach wird auch unser Sturm gefährlicher. Fürguth holt sich verschiedentlich den Ball auf der eigenen Seite und gibt vorteilhaft an Baurmann ab, der auch von Altenkamp gut bedient wird. Seine Flanken werden jedoch meist von den Essener Verteidigern abgefangen. Erfolgreicher ist man auf der rechten Stürmerseite: Deppe gibt zu Finke, und dieser schiesst prächtig ein. Derselbe Spieler geht einige Minuten später anscheinend mühelos an einigen Gegnern vorbei und stellt durch einen unhaltbaren Schuss das Spiel 2:1. Dann ist Turnerbund wieder für kurze Zeit gefährlicher; Hennes greift einige Male ein, ist aber durch eine frühere Verletzung am Knöchel sehr behindert, so dass er die Bälle nicht treten kann, sondern werfen muss und schliesslich den Gegner nicht an dem verdienten Ausgleich hindern kann. In der Pause tritt er seinen Platz an Wirtz ab. – Die zweite Hälfte beginnt mit flott durchgeführten Angriffen Aachens, denen jedoch der Enderfolg versagt bleibt. Bald darauf haben wir Gelegenheit, die ruhige und sichere Arbeit von Wirtz zu bewundern. – Bis jetzt sind alle vier Tore durch gute Schüsse erzielt worden; beide Parteien scheinen vollkommen gleich zu sein. Erst als Finke zum dritten Male dem Essener Torwart den Ball ins Netz jagt, wagt man auf einen günstigen Ausgang für Alemannia zu hoffen, zumal bald nachher eine Ecke für Essen ohne Ergebnis bleibt. Doch ist die Spannung bis zum letzten Augenblicke ungebrochen, wenn auch ein viertes (angebliches Abseits-)Tor und das Eckenverhältnis 5:2 eine kleine Ueberlegenheit der Einheimischen anzudeuten scheinen.

Turnerbund besitzt eine schnelle, ausgeglichene und genau spielende Mannschaft ohne jegliche Versager. Sie zwang unsere Elf, ihr Bestes herzugeben. Diese lieferte ihrerseits auch ein Spiel, das einem alten Fussballherzen wohltat. – In Hennes und Wirtz haben wir zwei feine Torwächter; wenn der letztgenannte flache Bälle mit den Händen nehmen wollte, wäre er Hennes gleichwertig. Von Schaps habe ich bisher nur gute Spiele gesehen; ich wundere mich, dass er gelegentlich versagt haben soll. Walchenbach nimmt immer noch tadellos den Ball ab; nur müsste er links sicherer treten. Korffmacher bot ein zuverlässiges Spiel; Schmitz "wirkte" vorzüglich, und Altenkamp gab sehr genau ab. Die Aussenstürmer sind schnell, geben gute Flanken und versuchen sich auch gelegentlich im Schiessen, was ich durchaus nicht tadle. Fürguth ist eifrig, geht auf den Mann, besonders – als Einziger! – auf den Torwächter und hat eine gute Zukunfrt, wenn er etwas sicherer im Schuss wird.

Wesches immer noch tatkräftiges und wirkungsvolles Spiel verdient grösste Anerkennung. Finke soll, wie man mir sagte, bisweilen launisch sein; dann hatte er diesmal entschieden gute Laune. Sein Spiel erinnerte mich manchmal an das, was H. Wollgarten in seiner besten Zeit leisten konnte.

(Vereinszeitung des Aachener Turn- u. Sportvereins Alemannia 1847 / Nr. 6; Juni 1920)

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