Am Donnerstag schickte Michael Krüger sein Team zehn Minuten früher als geplant unter die Dusche. Es geht derzeit gut zur Sache auf dem Trainingsplatz, und mit Blick auf das vierte Spiel in zwölf Tagen kann man schon mal Kräfte sparen. Am Freitag (18 Uhr) gastiert Energie Cottbus auf dem Tivoli, der neue Cheftrainer feiert sein Heimdebüt: „Nervös bin ich nicht, aber kribbeln tut es schon“, gibt Krüger zu.
Viel Zeit zum Durchschnaufen bleibt momentan nicht, weder für den erst seit neun Tagen im Amt befindenden Coach noch für seine Mannschaft. Drei Etappen des „Viererpacks“ sind geschafft, die vierte und letzte Aufgabe vor der Länderspielpause steht den Schwarz-Gelben am morgigen Freitag noch bevor, wenn sich mit dem FC Energie Cottbus ein laut Krüger „unangenehmer Gegner, der auch noch gut Fußballspielen kann“ am Aachener Tivoli seine Visitenkarte abgibt.
Bisher kennt Krüger das Stadion nur im leeren Zustand, und so hofft der Trainer auf viele Zuschauer und eine ebenso tolle Atmosphäre bei der schwierigen Aufgabe: „Es wird sehr schwer werden Cottbus zu besiegen, doch die Mannschaft besitzt vor allem in den Heimspielen das Potenzial, auch gegen einen Erstligaabsteiger drei Punkte zu holen. Ich persönlich wünsche mir nichts mehr, als einfach das Spiel zu gewinnen. Dabei ist es mir auch völlig egal, wie wir das anstellen, und wenn der Gegner halt erst in der 90. Minute ein Eigentor macht“, zeigt Krüger einen großen Siegeswillen, den auch die Mannschaft während der Woche deutlich signalisierte: „ Ich bin momentan mit der Trainingsleistung der Jungs mehr als zufrieden. Jeder einzelne zieht zu hundert Prozent mit und brennt förmlich auf einen Einsatz. Da kann man den Arbeitstag auch schon mal etwas verkürzen, um Kräfte zu sparen“, begründet Krüger seine Entscheidung, das Training am Donnerstag etwas zu verkürzen.
Mit welcher Ausrichtung er gegen die Lausitzer spielen lassen wird, ließ Alemannias Trainer noch offen: „Klar bietet es sich an, im gleichen System wie im Spiel gegen die Löwen aufzulaufen, doch auch das 4-4-2 aus Düsseldorf ist eine echte Alternative. Zu einer Entscheidung bin ich diesbezüglich noch nicht gekommen, vermutlich lege ich mich auch erst am Freitag fest. Fakt ist aber, dass wir das Spielen bestimmen und selbst agieren wollen“, so Krüger, den derzeit ein ganz anderes „Problem“ plagt. So steht der 55-Jährige in Sachen Personallage vor der Qual der Wahl. Lediglich Abdul Özgen und Andreas Korte (beide Außenmeniskus) sowie Andreas Lasnik (Kreuzbandriss) und Waldemar Schattner (Schambeinentzündung) stehen dem Team neben den Langzeitverletzten Thomas Stehle und Reiner Plaßhenrich nicht zur Verfügung, sodass einige Akteure auf der Tribüne Platz nehmen müssen. „Die Entscheidung, den einen oder anderen aus dem Kader zu streichen, fällt mir momentan sehr schwer, da sich alle voll reinhängen. Dennoch habe ich natürlich lieber eine solche Situation, als umgekehrt“, sagte Krüger.
Geleitet wird die Partie der Alemannia gegen den FC Energie Cottbus von Sascha Thielert. An der Linie assistieren ihm Dominik Nowak und Marcel Bartsch. Vierter Offizieller ist Florian Benedum
Alemannia Aachen: Stuckmann – Müller, Herzig, Olajengbesi, Achenbach – Kratz (85. Nemeth), Fiel – Junglas (82. Adlung), Burkhardt, Gueye (61. Oussalé) – Auer / Trainer: Michael Krüger
FC Energie Cottbus: Tremmel – Angelov, Burca (78. Fandrich), Brzenska, Sokolenko (57. Bittroff) – Sörensen, Kruska, Kurth (66. Kweuke), Dum – Jula, Radu / Trainer: Claus-Dieter Wollitz
1:0 Auer (9.), 1:1 Fandrich (80.)
Kruska (21.), Gueye (31.), Sörensen (36.), Sokolenko (52.), Angelov (61.)
Sascha Thielert (Buchholz) – Dominik Nowak, Marcel Bartsch
22.090 (davon ca. 150 aus Cottbus)
bewölkt, 12 Grad
Die Schwarz-Gelben trennen sich von Energie Cottbus trotz vieler guter Chancen 1:1
Die stärkste Saisonleistung der Alemannia ist am Ende mit nur einem Punkt belohnt worden: 1:1 trennten sich die Schwarz-Gelben von Energie Cottbus. Schon in der Anfangsphase kaufte Alemannia den Gästen den Schneid ab, Benny Auer köpfte Aachen nach einer Achenbach-Ecke in Führung (9.). Trotz einer Vielzahl guter Möglichkeiten verpasste die Krüger-Elf im weiteren Verlauf die Entscheidung. Und das bestrafte der eingewechselte Clemens Fandrich zehn Minuten vor dem Schlusspfiff mit dem Ausgleich.
Seine Startformation wirbelte Michael Krüger im Vergleich zum torlosen Remis in Düsseldorf ordentlich durcheinander: Florian Müller wurde von der Außerbahn auf die Rechtsverteidigerposition zurückgezogen, Manuel Jungals übernahm seine Aufgabe auf dem rechten Flügel. Auf der gegenüberliegenden Seite kam Babacar Gueye zum Einsatz. Die einzige nominelle Spitze, Benny Auer, wurde von Spielmacher Thorsten Burkhardt unterstützt, dem Kevin Kratz und Cristian Fiel den Rücken freihielten.
Noch keine zwei Minuten waren gespielt, als die 22.090 Zuschauer den ersten Torschrei los ließen: Babacar Gueye hatte sich mit einem starken Solo in den Cottbusser Sechzehner gedribbelt, der besser postierte Benny Auer übernahm den Abschluss. Ein guter Reflex von Energie-Keeper Gerhard Tremmel verhinderte aber den Führungstreffer. Die anschließenden Freistöße von Kevin Kratz (4., 6.), die beide die Latte nur knapp verfehlten, stellten eindrucksvoll unter Beweis, dass die Krüger-Elf das Spielgeschehen klar dominierte.
Das schwarz-gelbe Feuerwerk setzte sich auch in den weiteren Minuten fort, der agile Kratz prüfte Tremmel mit einem gefährlichen Fernschuss. Die daraus resultierende Ecke trat Timo Achenbach gefährlich in den Cottbusser Strafraum und da Benny Auer in der Mitte sträflich allein gelassen wurde, köpfte der Torschützenkönig seinen 5. Saisontreffer - 1:0. Durch druckvolles und zugleich konzentriertes Spiel gaben die Aachener den Rhythmus weiter vor, die Versuche des stark aufspielenden Burkhardt (16.) und Gueye (18.) blieben jedoch zu ungefährlich. In der 24. Minute sah das schon ganz anders aus: Cristian Fiel spielte Gueye mustergültig frei, der Senegalese scheiterte freistehend an Tremmel. 180 Sekunden später stand dieses Duell wieder im Mittelpunkt, Gueye verpasste es aber erneut, den zweiten Treffer nachzulegen.
Nach 35 Minuten gaben die Cottbusser ein erstes Lebenszeichen ab: Nachdem ein Auer-Schuss geblockt wurde, konterten die Gäste aus der Lausitz - Jula scheiterte dabei an unserem Keeper Thorsten Stuckmann. Die Schwarz-Gelben zeigten sich unbeeindruckt, Junglas (36.) und Auer (40.) ließen zwei weitere gute Chancen ungenutzt. Sekunden vor dem Pausenpfiff stand der Angreifer erneut im Mittelpunkt, Auers Kopfball wurde jedoch von Tremmel pariert - der Schlusspunkt einer bärenstarken ersten Halbzeit.
Auch nach dem Seitenwechsel ließen die Schwarz-Gelben Ball und Gegner geschickt laufen. Die großen Offensivhighlights der ersten Hälfte - unglaubliche 17 Schüsse feuerten die Aachener ab - stellten sich vorerst aber nicht ein. Cottbus lauerte auf Konter, in der 54. Minute fanden die Energie-Akteure eine der wenigen Lücken: Der Ex-Alemanne Sascha Dum spitzelte Olajengbesi das Leder weg, bei seinem Schuss war Stuckmann zur Stelle. Die Krüger-Elf kombinierte sich immer wieder sicher durch das Mittelfeld. Was fehlte, war lediglich der zweite Treffer, den Benny Auer nach seinem Pfostenknaller knapp verpasste (58.).
In der Folgezeit segelte eine Ecke nach der nächsten in den Energie-Sechzehner, nach 69 Minuten stand ein klares 10:0-Eckenverhältnis zu Buche. Die Alemannen drückten unentwegt auf die Entscheidung, aber weder der Versuch von Fiel (70.), noch die Direktabnahme von Junglas (71.) brachten die Erlösung. Und so kam es, wie es kommen musste: Mit dem vierten Energie-Torschuss erzielte der eingewechselte Clemens Fandrich den Ausgleich (80.). In den letzen zehn Minuten mobilisierten die Schwarz-Gelben noch einmal alle Kräfte, die Cottbusser ließen aber keine weiteren Chancen mehr zu, so dass die Partie mit einer unglücklichen Punkteteilung endete.