So ganz genau weiß man am Tivoli nicht, ob man von einem Fehlstart sprechen soll oder nicht. Klar ist aber auch, dass man mit nur zwei Punkten aus drei Spielen nicht zufrieden sein kann. Auf der anderen Seite sind alle Ergebnisse eigentlich auch nicht gerade sensationell gewesen, wie z.B. eine Niederlage in Cottbus, nur in der Zusammensetzung zu Beginn einer Saison war die Serie natürlich unbefriedigend.
So sah es auch Cheftrainer Jörg Berger heute im Presse-gespräch: "Sicher ist Aue am Sonntag ein wichtiges Spiel für uns, klar nach nur zwei Punkten in drei Spielen. Aber bei fünf Punkten aus vier Spielen wäre ein Fehlstart korrigiert." Nach der Niederlage in Cottbus hat unser Trainer seinen Spielern die Lage deutlich dar-gestellt und noch einmal aufgezeigt, worauf es ankommt. "Ich habe vor allem unsere Heimstärke in Erinnerung gerufen", so Jörg Berger und dass man besser spielen könne als es die zwei Punkte nach drei Spiel-tagen ausdrücken. Auch am kommenden Sonntag gibt es personell noch einige Fragezeichen. Willi Landgraf hat nach seinem Muskelfaserriss am Donnerstag einen Test im Reha-Zentrum bestanden und wird morgen wieder mit dem Training beginnen. Bis zum Sonntag dürfte aber Willi noch nicht wieder hundertprozentig fit werden. "Den Leistungsstand kann ich nun gar nicht einschätzen. Davon muss ich mir jetzt selbst beim Training ein Urteil bilden", meinte Jörg Berger. Mit dem Einsatz von "Oldie" Eric van der Luer (Achillessehnenprellung) ist definitiv nicht zu rechnen.
Anders sieht es beim Sonntag überraschend ausgefallenen Quido Lanzaat aus, der jetzt wieder das volle Trainings-programm mitgemacht hat und gegen den Aufsteiger wieder im Kader sein wird. Auch Kapitän Karlheinz Pflipsen, dessen Knochenhautreizung auf dem rechten Fußrücken abgeklungen ist, brennt wieder auf seinen Einsatz: "Da muss ich jetzt aber erst abwarten, wie Kalla drei Trainingstage hinter-einander verkraftet und verarbeitet hat", meinte Jörg Berger heute. "Sollte er weiter ausfallen, dann ist aber zum Beispiel Kai Michalke eine Alternative hinter den Spitzen." Unser Kapitän dagegen ist optimistisch: "Ich bin bereit zu spielen, aber das letzte Wort hat natürlich der Trainer", so Karlheinz Pflipsen. Wegen muskulärer Probleme haben gestern auch Ivo Grlic und Alexander Klitzpera pausiert, aber mit beiden rechnet Jörg Berger für Sonntag.
Fazit von Jörg Berger: "Egal, mit welcher Aufstellung wir spielen, wir müssen alle Kräfte gegen einen unbequemen Gegner mobilisieren. Wir müssen Zweikampf-stärke und Laufbereitschaft zeigen, um Aue zu bezwingen. Ich glaube auf jeden Fall an meine Mannschaft und unseren ersten Sieg, auch wenn es schwierig wird."
Frank Paulus, zuletzt ein guter "Ersatz" für Willi Landgraf, kann das aus eigener Erfahrung (mit Dresden im letzten Jahr 1:1 und 0:1 gegen Aue) nur bestätigen: "Die stehen hinten immer gut und haben vorne zwei schnelle, quirlige Konterspieler". Gemeint sind der Georgier Khvicha Schubitidze (schon zweifacher Torschütze in der 2. Liga) und der Albaner Skerdilaid Curri. Mit seiner eigenen Leistung zuletzt kann unser Neuzugang zufrieden sein. "Ich hatte zwar anfangs Umstellungsprobleme, weil in der 2. Liga alles viel schneller geht, als in der Regionalliga, aber das ist jetzt vorbei. Geholfen haben mir natürlich auch die positive Atmosphäre auf dem Tivoli und die Fans, die
nicht immer direkt pfeifen, wenn man mal einen Fehler macht." Feststeht für Frank Paulus auch, dass sich die Mannschaft "bisher unter Wert verkauft hat. Wir haben lediglich durch individuelle Fehler in Cottbus verloren. Aber Aue müssen wir einfach knacken und die drei Punkte holen".
Im Erzgebirge freut man sich auf das Spiel, weiß man doch um die gute Stimmung am Tivoli. Trainer Gerd Schädlich meinte diese Woche noch: "Wir haben in den letzten Jahren davon geträumt, mal am Aachener Tivoli zu spielen und jetzt haben wir die Chance dazu und dann hoffe ich auch, dass sich die Mannschaft gut präsentiert." Präsident Uwe Leonhardt setzt auf selbstbewusste Spieler, vor allem nach dem ersten Sieg am letzten Spieltag gegen Union Berlin. "In Aachen gilt es sich bestmöglichst zu verkaufen und zumindest auch einen Punkt anzustreben. Und das ist nicht nur ein Wunsch, so wird die Mannschaft auch eingestellt. Die Mannschaft muss einfach das Selbstvertrauen haben, das zu meistern." Dass die "Trauben in Aachen hoch hängen", weiß Trainer Schädlich, hat er
doch das Heimspiel der Schwarz-Gelben gegen Mainz genau beobachtet. Sein Kommentar als Audio-Datei (282 kb, 18 sec.-mp3).
Und zu guter Letzt reisen die Männer aus dem Erzgebirge auch noch mit den guten Wünschen von Sachsens Ministerpräsident Georg Milbradt an den Tivoli. Für das Ehrenmitglied vom FC Erzgebirge ist "mindestens ein Unentschieden drin, schön wäre ein Sieg". Die Schwarz-Gelben werden es hoffentlich zu verhindern wissen.
Als Unparteiischen begrüßen wir am Sonntag Nachmittag Ralf Späker aus Marl in Westfalen. Ralf Späker ist 33 Jahre alt und steht seit 1998 auf der DFB-Liste. Seit drei Jahren - mit einem Jahr Unterbrechung - leitet der verheiratete Bankkaufmann, dessen Heimatverein der TSV Marl-Hüls ist, Spiele der 2. Bundesliga (bisher 17). Bei seinem letzten Einsatz mit Beteiligung der Alemannia erreichten die Schwarz-Gelben ein 2:2 Remis im Frankfurter Waldstadion am 21.10.2001. Für diese Saison ist es für Ralf Späker der erste Einsatz in der 2. Bundesliga. An der Linie werden die Herren Stefan Hagen (Oer-Erkenschwick) und Volker Jung (Lichtenau) als SR-Assistenten stehen.
Wir wünschen dem Schiedsrichtergespann, unseren Gästen aus dem Erzgebirge sowie unseren vielen Fans aus nah und fern eine gute Anreise und für das Spiel den ersten Saisonerfolg für die neue Spielzeit.
Alemannia Aachen: Bayock, Blank, Grlic, Klitzpera, Krontiris, Lanzaat, Meijer, Michalke, Paulus, Pflipsen, Straub / Trainer: Jörg Berger
FC Erzgebirge Aue: Petkov - Krasselt (66. Noveski), Emmerich, Jendrossek - Berger, Heidrich, Rehm, Kurth (7. Görke), Jank - Curri (56. Kunze), Shubitidze / Trainer: Gerd Schädlich
1:0 Emmanuel Krontiris (12.)
Emmanuel Krontiris (54.), Quido Lanzaat (71.), Maik Kunze (85.), Khvicha Shubitidze (86.), Erik Meijer (87.), Gregor Berger (92.)
5 / 3
6 / 3
Ralf Späker
10.132 (davon 350 aus Aue)
sonnig, 22°
Zweites Heimspiel und wieder ging die Platzwahl verloren und damit musste unsere Mannschaft genau wie im Spiel gegen Mainz zunächst auf den Würselener Wall hinspielen. Gutes Omen, schlechtes Omen? Egal, die Schwarz-Gelben hatten zunächst mehr vom Spiel. Von Beginn an schnürte man die ganz in weiß spielenden "Veilchen" in ihre Hälfte ein. Im Abwehrbereich war zwar zunächst bei der Alemannia noch die eine oder andere Unsicherheit zu spüren - kein Wunder bei sechs Gegentoren in drei Spielen - doch die legte sich schnell. Dem Aufsteiger aus dem Erzgebirge war der Respekt vor diesem Auswärtsspiel anzumerken. Tief stand Aue in der Abwehr und Kapitän Jörg Emmerich spielte oftmals einen klassischen Libero hinter drei, vier Abwehrspielern.
Dann waren die Gäste auch noch so nett, unserer Mannschaft mit einem Fehler die Führung zu ermöglichen. Frank Paulus hatte von rechts in den Strafraum geflankt, dort konnte Emmanuel Krontiris den Ball nicht ganz unter Kontrolle bringen und die Chance schien schon vertan. In der nächsten Szene aber schoss Ronny Jank bei seinem Rettungsversuch den aufgerückten Stefan Blank an und der Ball prallte Emu noch einmal vor die Füße.
Unser junger Stürmer ließ sich nicht lange bitten und vollstreckte ohne Zögern unter Gästekeeper Russi Petkov hindurch ins lange Eck (12.). Gut zehntausend Zuschauer hatten Grund zum Jubeln. Die frühe Führung war erzielt und sie war verdient.
Alemannia blieb weiter am Drücker und nur wenig später konnte sich Kai Michalke über links nach einem Blank-Steilpass durchsetzen und auf Karlheinz Pflipsen zurücklegen, der jedoch nicht genau genug zum Schuss kam und in der Szene kaum eine Chance hatte, aus vollem Lauf noch richtig zu zielen (16.). Vom Aufsteiger war in dieser Anfangsphase kaum etwas zu sehen, lediglich Abwehrchef Jörg Emmerich prüfte einmal mit einem Weitschuss die Aufmerksamkeit von Stephan Straub, der den Ball aber im Nachfassen sicher hatte.
Alemannia hatte Chancen, die Führung auszubauen. Jetzt spielte Ivica Grlic einen Freistoß von halb-links in den Strafraum, Stefan Blank lief in die Flanke hinein, bekam auch den Kopf an die Kugel, doch Torwart Petkov konnte mit den Fäusten abwehren (27.). Vorwiegend über die linke Seite kam in der ersten Halbzeit der Druck auf den Gegner, das Duo Blank / Michalke war wesentlich gefährlicher als unsere rechte Seite. Genau von da wurde dann aber
eine weitere große Chance eingeleitet. Frank Paulus mit einer Super-Flanke nach innen, in der Mitte verpassen Emu Krontiris und Erik Meijer, doch am zweiten Pfosten kommt Kai Michalke an den Ball. Doch anstatt es direkt zu versuchen, will er den Ball noch einmal an- und mitnehmen, was dem Gegner aber die nötige Zeit gibt entscheidend zu stören (38.).
Dann war Halbzeit und es stand nur 1:0, ein gefährliches Resultat. Eigentlich hätte das Spiel schon entschieden sein müssen, doch die mangelnde Chancenver-wertung hielt die Sachsen im Spiel. Unverändert kamen beide Mannschaften aus der Pause. Unverändert war allerdings nicht das Spiel. Das wurde nämlich jetzt erstens immer schlechter und zweitens auch noch gefährlich für die Schwarz-Gelben. Der Gegner traute sich nun
mehr zu, gewann Spielanteile und versuchte auch zu Torchancen zu kommen. Die blieben jetzt allerdings Mangelware auf beiden Seiten. Interessant wurde es jetzt nur bei Ein- und Auswechslungen und dem Verteilen der Gelben Karten. Sechs Verwarnungen und fünf Spielerwechsel innerhalb der letzten halben Stunde, viel mehr gab es leider nicht mehr zu sehen.
Doch, eine Torchance hatte unsere Mannschaft noch. Drei Minuten vor Schluss stürmte Daniel Gomez alleine auf das gegnerische Tor zu, um-dribbelte den Gästekeeper, schoss dann aber auf der Linie Matthias Heidrich an. Der Abpraller aber landet wieder bei dem kleinen Franzosen und beim zweiten Rettungsversuch trat Heidrich unseren Stürmer einfach um. Klare Sache diesmal, Schiri Späker entschied auch direkt auf Strafstoß. Die 89.
Spielminute war inzwischen angebrochen, als Ivo Grlic anlief und den linken Pfosten traf. Im letzten Heimspiel sprang der Ball vom Innenpfosten noch ins Tor, heute sprang er ins Feld zurück. Positiv ausgedrückt: richtig herum gemacht, Ivo.
Nach drei Minuten Nachspielzeit hatte der Unparteiische ein Einsehen und pfiff das Spiel ab. Der erste Dreier ist unter Dach und Fach, eine schlechte zweite Halbzeit allerdings verdrängt leider eine gute erste, in der eigentlich nur mehr Tore fehlten. Wie wichtig der Sieg ist, zeigt der Blick auf die Tabelle. Zwei Punkte hinter einem Aufstiegsplatz liegt man, aber auch nur zwei Punkte vor dem Letzten. Fazit: Die Zweite Liga ist in dieser Saison noch "jecker" als sonst und die zweiwöchige Ligapause für Trainer Jörg Berger dringend notwendig, um noch das eine oder andere zu trainieren.
Unsere erste Halbzeit war ordentlich. Wir hatten eine Reihe von Chancen, bei denen man sehen muss, dass wir uns die erst mal erspielt haben. Das war kein Zufall, sondern gute Kombinationen über die Außen, so wie ich die Mannschaft eigentlich sehen will. Uns ist das 2:0 nicht gelungen und ich wusste, dass die zweite Halbzeit schwer wird. Wir hatten Aue beobachtet, das ist eine kampfstarke Mannschaft, die nie aufgibt und die bei Kontern gefährlich ist. Weil das 2:0 nicht fiel, kam eine gewisse Unruhe in unser Spiel, weil die Mannschaft natürlich auch einen gewissen Druck gespürt hat. Aber wir haben seit langem wieder zu Null gespielt, das ist das Positive. Wir hatten mit dem Elfmeter noch eine Großchance. Ich wusste, dass einige, die zum Teil wenig trainiert hatten, nicht über 90 Minuten fit sind. Aber es waren so viele Spieler ausgefallen, dass ich das Risiko eingegangen bin. Damit hatten wir natürlich auch viele Neue in der Mannschaft und deshalb bin ich letztlich auch zufrieden. Nicht nur, weil wir noch drei Punkte geholt haben, sondern weil wir streckenweise auch guten Fußball gespielt haben.
Glückwunsch an Alemannia Aachen. Wenn man die 90 Minuten sieht, waren sie den Tick besser und cleverer, vor allen Dingen beim Ausspielen der Möglichkeiten. Wir haben in der ersten Halbzeit zu passiv gespielt, dadurch konnte sich Aachen einige Chancen erarbeiten. Wir haben nur sporadisch versucht, etwas nach vorne zu tun. Aber selbst das ist uns nur bedingt gelungen, weil wir zu fehlerhaft spielten, weil Diagonalpässe nicht ankamen, wenn ich nur an drei Situationen von Shubitidze denke. Damit war die Pausenführung für Aachen verdient, obwohl das Tor natürlich von der Entstehung her sehr kurios war. Das haben wir ja fast selber gemacht. In der zweiten Halbzeit hat die Mannschaft versucht, sich dagegen zu stemmen. Wir waren sicherlich optisch überlegen, aber letztendlich haben wir uns nur bedingt Chancen erarbeitet. Die Mannschaft hat Moral bewiesen, das hat man auch an der Reaktion des Publikums gemerkt. Letztlich nützen uns aber irgendwelche Komplimente, wie auch schon vor zwei Wochen gegen Trier, überhaupt nichts. Wir haben das Spiel verloren und wir haben drei Punkte nach vier Spielen.
Das war unheimlich wichtig und gut für die Moral, um positiv in die nächsten Spiele zu gehen. Beim Tor hat Stefan Blank den Ball zu mir abgelenkt und dann habe ich einfach drauf gehalten und der Ball war drin. Warum wir uns anschließend so schwer getan haben, weiß ich auch nicht. Wir haben uns zu sehr nach hinten fallen gelassen. Normal mussten wir weiter vorne drauf gehen, dann hätten wir keine Probleme gehabt.
Hauptsache gewonnen, egal wie. In der ersten Halbzeit hätten wir noch das 2:0 machen müssen, das haben wir versäumt. Je länger das Spiel dann dauerte, desto unsicherer sind wir geworden. Eigentlich hatten wir uns in der Halbzeit vorgenommen, das zweite Tor noch zu machen. Aber wichtiger war uns heute noch, dass wir zu null spielen. Wir standen relativ weit offen, das gilt es noch zu verbessern.
Ich denke, die erste Halbzeit war okay. Da haben wir insgesamt gut gespielt. Wir haben von Beginn an kombiniert, haben das Tor erzielt, mit Sicherheit etwas glücklich. Aber wir hatten dann doch noch die eine oder andere Chance, um das 2:0 zu erzielen. In dieser Phase war mir eigentlich auch klar, dass es, wenn wir das 2:0 nicht machen, bis zum Ende noch mal eng würde. In der zweiten Halbzeit haben wir den Faden komplett verloren, einfach nicht mehr Fußball gespielt, wie wir es in der ersten Hälfte noch getan haben. Damit haben wir den Gegner auch stark gemacht.
So war es dann bis zum Schluss ein Zitterspiel. Mit zwei Punkten aus drei Spielen ist es normal, dass das Selbstvertrauen noch nicht so groß ist, dass man unbedingt den Drang hat, das zweite Tor nachzulegen, und man statt dessen lieber versucht, den knappen Vorsprung über die Zeit zu bringen. Wir mussten heute unbedingt gewinnen, um den Start nicht komplett zu vergeigen. Das ist uns glücklicherweise gelungen, es war eine schwere Geburt.