Der Sieg in Augsburg war ungemein wichtig, diese Feststellung traf Michael Krüger am Freitag nicht zum ersten Mal. „Aber er nutzt uns herzlich wenig, wenn wir ihn am Montag nicht aufwerten“, stellt der Trainer klar, der in der vergangenen Woche einiges über die Aachener Mentalität gelernt hat.
„An der Tankstelle hat mir eine etwa 75-jährige Frau den Vortritt gelassen, weil wir ja gewonnen haben“, erinnert sich der Chefcoach. „So etwas habe ich noch nie erlebt.“ Auf diese Weise bekam er gleich eine Lektion in Sachen Aachener Mentalität. „Ich brauche bald einen Physiotherapeuten, um meine Muskulatur wegen der ganzen Schulterklopfer wieder zu lockern - dabei haben wir nur ein Zweitligaspiel gewonnen, und das war auch noch bitter nötig. Und wenn wir verlieren, hast du das Gefühl, du bist auf dem Leipziger Zentralfriedhof“, beschreibt der 55-Jährige seine Eindrücke der letzten Tage. Damit bei seiner Mannschaft Gefühle dieser Art gar nicht erst aufkommen, mag der Trainer die alte Regel „Never change a winning team“ nicht bedingungslos unterschreiben. „Manchmal ist es ganz gut, wenn man trotzdem ein oder zwei Änderungen vornimmt, damit die Mannschaft wach bleibt“, sagt Krüger und hält den Druck bewusst hoch. Die Rückkehr von Kevin Kratz und Szilárd Nemeth auf den Trainingsplatz dürfte dem Coach dabei in die Karten spielen, um den Konkurrenzkampf zu erhöhen.
Das 4-1-4-1-System von Augsburg dürfte kaum eine Wiederholung erfahren, war es doch hauptsächlich darauf ausgelegt, die Stärke des Gegners auf den Außenpositionen in den Griff zu bekommen. „Wir können nicht so vermessen sein zu sagen, dass sich alles nach Alemannia Aachen richtet.“ Die Taktik ging zwar auf, dennoch wird das Aachener Spiel gegen Rostock wohl etwas offensiver konzipiert sein. Krüger bemängelte in Augsburg die zahlreichen Ballverluste in der Vorwärtsbewegung, die ein durchaus mögliches zweites oder drittes Tor verhindert hätten. Parallel dazu warnt er vor den Hanseaten, bei denen er eine ähnliche Entwicklung wie jüngst bei seiner eigenen Mannschaft feststellt: „Sie haben jetzt drei Spiele verloren, aber sie haben nicht schlecht gespielt. Gegen St. Pauli waren sie dominant, hatten viel Ballbesitz und gute Torchancen, haben aber das Tor nicht gemacht.“ Wachsamkeit ist also geboten.
Für das Spiel gegen Hansa wurden bisher rund 19.000 Karten verkauft. Tickets sind mit Ausnahme der Bereiche S3 und S4 noch für alle Blöcke in den Alemannia-Shops, an allen bekannten Vorverkaufsstellen sowie online unter www.alemannia-tickets.de erhältlich. Darüber hinaus können am Spieltag weitere Tickets an der Frühkasse und den Tageskassen erworben werden. Die Frühkasse am Eingangsbereich Nordost B öffnet bereits um 10 Uhr, alle anderen Tageskassen sind ab 18.15 Uhr geöffnet.
Alemannia Aachen: Stuckmann – Demai (50. Kratz), Herzig, Olajengbesi, Achenbach – Fiel – Adlung (88. Uludag), Junglas (81. Casper), Burkhardt, Gueye – Auer / Trainer: Michael Krüger
FC Hansa Rostock: Walke – Schöneberg (81. Orestes), Bülow, Sebastian, Oczipka – Schlitte, Pannewitz, Lange, Bartels (63. Schied) – Jänicke (46. Fillinger), Kern / Trainer: Andreas Zachhuber
1:0 Demai (11.)
Demai (10.), Bartels (36.), Schied (68.), Pannewitz (75.), Adlung (83.), Schlitte (90.), Kern (90.+4)
Peter Gagelmann (Bremen)
21.274 (davon ca. 300 aus Rostock)
leichter Regen, 6 Grad
Nach starker erster Hälfte baut Alemannia ab. Demai mit Kunstschuss
Die Alemannia hat den Aufwärtstrend durch einen 1:0-Sieg gegen Hansa Rostock bestätigt. Den Treffer des Abends erzielte Aimen Demai in der 12. Minute: Der Schlenzer des Rechtsverteidigers vom linken Strafraumeck schlug genau im Winkel des Rostocker Kastens ein - unhaltbar für Hansa-Keeper Alexander Walke! Durch den zweiten Dreier in Serie sicherten sich die Schwarz-Gelben einen Platz im gesicherten Mittelfeld.
„Never change a winnig team“ dürfte sich Trainer Michael Krüger gedacht haben, als er die gleiche Startelf ins Rennen schickte, die schon in Augsburg überzeugt hatte. Vor Keeper Thorsten Stuckmann verteidigte somit die Viererkette um Aimen Demai, Nico Herzig, Seyi Olajengbesi und Timo Achenbach. Als Absicherung für den Mittelfeld-Vierer - Babacar Gueye, Thorsten Burkhardt, Manuel Junglas und Daniel Adlung - lief Cristian Fiel auf. Einzige nominelle Spitze stellte wie gewohnt Benny Auer dar.
Die Schwarz-Gelben versuchten schon früh das Kommando an sich zu reißen. Die ersten Angriffsversuche wehrten die Rostocker jedoch ab, um im Gegenzug blitzschnell zu kontern. Dadurch ging auch die erste Chance des Spiels auf das Konto der Hanseaten: Den Schuss von Enrico Kern parierte Stuckmann mit beiden Fäusten (5.). Im weiteren Verlauf stellte sich die Aachener Hintermannschaft immer besser auf die Aktionen der Gäste ein, Rostock kam nur noch selten vor den Alemannia-Kasten. Stattdessen setzte sich die Krüger-Elf ein ums andere Mal gefährlich in Szene. Das brenzlige 1:1-Duell von Auer brachte zwar „nur“ eine Ecke (11.). Doch die hatte es in sich: Nach einem schnellen Doppelpass mit Achenbach schlenzte Demai den Ball vom linken Strafraumeck in den rechten Winkel - unhaltbar für Hansa-Keeper Alexander Walke, 1:0.
Mit der Führung im Rücken spielten die Alemannen noch stärker auf: Zuerst versuchte sich Thorsten Burkhardt (16.), sieben Minuten parierte Walke einen Freistoß von Achenbach. 60 Sekunden später glänzte der Linksverteidiger als starker Vorbereiter: Mit einem tollen Pass spielte er Gueye frei, dessen platzierter Schuss in letzter Sekunde von Fin Bartels geblockt wurde. Die Aachener drückten auf den zweiten Treffer: Auer (36.) und Junglas (41.) verpassten es aber, den 21.274 Zuschauern die Beruhigungspille zu verabreichen. Das galt auch für Gueye, der nach einer schönen Einzelaktion an Rostocks Keeper scheiterte (45.).
Die Rostocker wurden nach dem Seitenwechsel mutiger und versuchten die Schwarz-Gelben zunehmend in die eigene Hälfte zu drängen. Die Fernschüsse von Kevin Pannewitz (46.) und Enrico Kern (50.) stellten Stuckmann aber vor keine großen Probleme. Für den Torschützen war die Partie in der 51. Minute beendet: Der angeschlagene Demai wurde durch Kevin Kratz ersetzt, der sich ins zentrale Mittelfeld schob. Junglas rückte dafür auf die Rechtsverteidigerposition. Da die Aachener mit Kampf und Leidenschaft den Hanseaten das Leben schwer machten, blieben weitere Chancen aus. Mit dem Beginn der 65. Minute änderte sich das aber schlagartig: Zuerst klärte Sebastian einen Gueye-Schuss auf der Linie, 60 Sekunden später scheiterte Auer freistehend an Walke. Die Aachener drückten auf die Entscheidung, Burkhardt köpfte diesmal jedoch ungenauer als in Augsburg (74.).
Als die Schlussviertelstunde anbrach, machte sich kollektive Verunsicherung breit. Die Elf von Andreas Zachhuber ließ ihr Können zwar nur noch selten aufblitzen. Gezittert wurde aber auch bei den Versuchen von Fillinger (78.) und Kern (85.). In den letzten Minuten erlebte der 18-jährige Alper Uludag, der für Adlung gekommen war, ein nervenaufreibendes Debüt. Rostock drückte auf den Ausgleich, die Hanseaten warfen noch einmal alles nach vorne. Und das hätte beinahe Konsequenzen nach sich gezogen: Nach einem Schuss von Orestes klärte Stuckmann mit einem starken Reflex. Die Situation war aber noch nicht bereinigt, da Kai Bülow zum Nachschuss kam und diesen im Netz versenkte. Schiedsrichter Gagelmann hatte jedoch ein Foul sn Herzig gesehen und entschied zum Glück für die Alemannia auf Freistoß. Die wütenden Proteste der Hanseaten halfen nichts mehr, die Schwarz-Gelben feierten den zweiten Sieg in Folge.