2. Bundesliga - Saison 2011/2012 - 22. Spieltag - Sonntag 19.02.2012  - 14:10 Uhr
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Funkel und die Systemfrage

Alemannia empfängt am Sonntag (13.30 Uhr) den FC Hansa Rostock auf dem Tivoli

Friedhelm Funkel hat die Qual der Wahl. Im Heimspiel gegen den FC Hansa Rostock stehen dem Alemannia-Coach Albert Streit und Aimen Demai wieder zur Verfügung. Streit hat seinen Virus überwunden, Demai seine Gelbsperre abgesessen. Dass beide automatisch auch in die Startelf zurückkehren, lässt der Trainer aber offen. „Schaun mer mal“, sagte der 58-Jährige bei der Pressekonferenz am Freitag mit süffisantem Lächeln.

Dazu lobte Funkel die Breite im Kader. „Ich habe schon nach dem Trainingslager gesagt, dass ich jedem im Kader zutraue, in der Anfangsformation zu stehen. Das haben die Spieler am letzten Freitag in Cottbus eindrucksvoll bestätigt“, lobt Funkel. Angesprochen dürfen sich besonders Shervin Radjabali-Fardi und Kevin Kratz fühlen, die in der Lausitz zum Zuge kamen. Um den Aufstellungs-Poker auf die Spitze zu treiben, teilte Funkel zudem noch seine Überlegungen in Sachen taktische Ausrichtung mit. „Ich spiele mit dem Gedanken, das System umzustellen“, gab der Coach zu Protokoll. Sein Team könne problemlos mit einer Mittelfeld-Raute agieren, so Funkel. Tatsächlich hat die Mannschaft etwa in der zweiten Halbzeit beim Auswärtsspiel in Bochum in diesem System schon überzeugend gespielt.

Abgeschlossen seien seine Überlegungen aber keinesfalls, ergänzte Funkel, der mit seinem Kader am Freitag zum ersten Mal seit langer Zeit wieder auf dem angestammten Trainingsplatz trainieren konnte.  Beim letzten Auswärtsspiel der Hanseaten in Bochum war der Cheftrainer Beobachter auf der Tribüne. Er sah dabei eine schlechte und eine gute Halbzeit der Rostocker. „Sie haben durch den Heimsieg jetzt neues Selbstvertrauen gewonnen“, vermutet der Coach. Eher abwartend und auf Fehler lauernd erwartet er den Gegner. „Die dürfen wir nicht machen. Wir müssen wie gegen St. Pauli in der ersten halben Stunde aus einer gut funktionierenden Grundordnung sehr gut nach vorne Fußball spielen.“

Das Thema Karneval spielt bei der Alemannia bisher keine Rolle, zu wichtig ist die Partie am Sonntag. Dass diese nicht auf Freitag oder Samstag terminiert wurde, bezeichnet Funkel als „recht unglücklich. Scheinbar sitzen bei der DFL in Frankfurt keine Karnevalsjecken“. Immerhin: Seine Spieler könnten mit einer guten Leistung einen freien Montag „erspiele“ und hätten damit die Möglichkeit, doch noch ins närrische Treiben einzugreifen.

Für das Heimspiel gegen Hansa Rostock wurden bislang rund 12.000 Karten verkauft. Wie gewohnt gibt es die Möglichkeit, Tickets in den Alemannia-Shops im Tivoli und in der Pontstraße, über die Hotline 01805 / 018011 (14 Cent pro Minute aus dem dt. Festnetz, Mobilfunkpreis maximal 42 ct/min), im Internet bis vier Stunden vor Spielbeginn unter www.alemannia-tickets.de und an allen bekannten Vorverkaufsstellen zu kaufen.


Die Partie wird geleitet von Markus Wingenbach. Ihm assisitieren Karl Valentin und Simon Marx. Viertel Offizieller ist Christoph Bornhorst.

 

Spieldaten

Aufstellung

Alemannia Aachen: Waterman - Falkenberg, Olajengbesi, Feisthammel, Achenbach – Streit, Sibum, Demai (69. Kratz), Uludag (62. Stiepermann) – Auer, Radu / Trainer: Friedhelm Funkel

FC Hansa Rostock: K. Müller – Janecka, Holst, Gusche, Pelzer – Wiemann, R. Müller – Jordanov (83. Weilandt), Mintal, Perthel – Borg / Trainer: Wolfgang Wolf

Verwarnungen

  Streit (23.),   Perthel (23.),   Feisthammel (72.)

Ecken

7 / 7

Schiedsrichter:

Markus Wingenbach (Diez) – Karl Valentin, Simon Marx, Christoph Bornhorst

Zuschauer:

14.178 (davon ca. 900 aus Rostock)

Wetter:

Schneeschauer, 0 Grad

Fußball-Lotterie am Tivoli

Nach um 40 Minuten verzögertem Anstoß trennen sich Alemannia und Hansa torlos

Die erfreulichste Nachricht am Ende war, dass sich niemand verletzt hat. Die Alemannia und der FC Hansa Rostock trennten sich am Karnevalssonntag mit 0:0. Dass die Partie überhaupt stattfand, stand lange auf der Kippe. Wegen des heftigen Schneefalls vor dem Spiel waren sich die Verantwortlichen beider Teams einig, auf dem seifigen Untergrund nicht aufzulaufen. Nach 40 Minuten Verzögerung entschied sich das Schiedsrichterteam dazu, die Partie auszutragen. 90 Minuten lang war es ein Glücksspiel, in dem Torchancen Mangelware waren. Ein Foul an Benny Auer im Strafraum war der größte Aufreger, da Schiedsrichter Wingenbach einen klaren Strafstoß nicht gab. Unter dem Strich war für beide Mannschaften kaum mehr möglich als das gerechte 0:0.

Aimen Demai kehrte nach seiner Gelbsperre ebenso wie der wiedergenesene Albert Streit zurück in die Startelf und beide bildeten zusammen mit Bas Sibum und Alper Uludag den Viererblock im Mittelfeld hinter den beiden Spitzen Benny Auer und Sergiu Radu. Vor Keeper Boy Waterman änderte sich wie gewohnt nichts: Kim Falkenberg, Seyi Olajengbesi, Tobias Feisthammel und Timo Achenbach begannen in der Viererkette.

Das Wetter rund um den Tivoli war alles andere als karnevalsfreundlich. Doch damit nicht genug: Auch der Platz litt trotz seit zwei Tagen laufender Rasenheizung deutlich unter dem heftigen Schneefall. Die Verantwortlichen beider Teams verwiesen auf die irregulären Bedingungen und wollten nicht spielen, das Schiedsrichterteam pfiff die Partie trotzdem an.  Um 14:10 Uhr war es dann soweit: Der Ball rollte – zumindest ansatzweise. Denn entweder blieb die Kugel auf dem seifigen Untergrund auf halber Strecke liegen, oder sie wurde plötzlich unerreichbar. Kombinationsfußball war zumindest kaum möglich, lange Bälle waren das Mittel auf beiden Seiten.

Dementsprechend gefährlich wurde es meist nach ruhenden Bällen. Nach einer Ecke der Gäste konnte Achenbach einen Schuss von Mintal aus guter Position abblocken (8.), auf der Gegenseite rutschte das Spielgerät Borg über den Schlappen, so dass der Rostocker die Kugel um ein Jahr ins eigene Netz befördert hätte (12.). Auch bei Feisthammels Kopfball im Anschluss an einer Ecke fehlte die nötige Wucht, Torhüter Müller packte problemlos zu (21.).

Die  meisten der 14.178 Zuschauer am Tivoli hatten es bereits geahnt: Große Torchancen gab es bei diesen Platzbedingungen kaum. Es konnte daher nur über den Kampf gehen, den beide Teams allerdings annahmen und mit dem einen oder anderen harten Einsteigen gegen den Gegner nicht sparten. Vor der Pause dann große Aufregung bei den Schwarz-Gelben: Auer hatte plötzlich freie Bahn, ging an Hansas Keeper Müller vorbei und wurde von diesem gefällt. Eigentlich ein glasklarer Strafstoß mit einer möglichen Roten Karte obendrein. Doch Schiedsrichter Wingenbach gab weder das eine noch das andere – eine Fehlentscheidung (41.). Radus Kopfball, der nur knapp am Kasten vorbei ging, blieb vor lauter Protest fast schon unbemerkt. Mit dem 0:0 ging es kurz darauf in die Pause.

Mittlerweile waren die ersten Sonnenstrahlen zum Tivoli durchgedrungen, und auch der vor allem in der Nordhälfte größtenteils vom Schnee befreite Platz war in einem etwas besseren Zustand. Torraumszenen blieben dennoch zunächst Mangelware. Die größte Chance zur Führung hatte für die Gäste Perthel nach einem Zuspiel von Mintal, doch die Kugel versprang ihm freistehend vor Watermans Kasten (57.). Auch Streit bekam das Leder im Gegenzug nach einem Fehler des FC Hansa nicht unter Kontrolle (58.).

Die Partie blieb ausgeglichen. Funkel nahm seinen ersten Wechsel vor und brachte Marco Stiepermann für Uludag. Der neue Mann versuchte es gleich darauf aus der Distanz, verzog aber deutlich (63.). Wenig später erhöhten die Gäste den Druck. Gusche zwang Waterman per Kopf zu einer Parade, Perthel kam wieder aus aussichtsreicher Position zum Abschluss und traf den Ball wieder nicht richtig (75.).

Es verdichtete sich mehr und mehr der Eindruck, dass ein Lucky Punch in dieser Partie auf diesem Platz die Entscheidung herbeiführen würde. Beinahe wäre Streit dies nach einem Solo gegen gleich drei Gegenspieler gelungen, doch der Ball wurde in letzter Sekunde zur Ecke geklärt (78.). Bis zum Schlusspfiff passierte nichts mehr. Es blieb 90 Minuten lang aufgrund der Platzverhältnisse ein reines Glücksspiel, in dem es beim torlosen Remis blieb.

Zum Spiel

Tobias Feisthammel: Der Platz war heute kaum zu bespielen. Schon beim Warmmachen haben wir gemerkt, dass ein Fußballspiel auf diesem Platz nur schwer möglich sein wird. Der Schiedsrichter hat es sich letztlich nach 40 Minuten anders überlegt. Die ganze Partie über war es sehr schwierig für beide Mannschaften. Flache Bälle waren kaum machbar, wir haben die Kugel meist lang gespielt. Dadurch war es dann eine reine Glückssache und das ist ärgerlich. Ich bin mir sicher, dass wir Rostock heute unter normalen Bedingungen geschlagen hätten, denn wir sind spielerisch stärker.

Benny Auer: Das was heute vor dem Spiel los war, habe ich in der Form auch noch nicht erlebt. Die Entscheidung vom Schiedsrichter, das Spiel unter diesen Bedingungen anzupfeifen, war katastrophal. Auch bei der Aktion mit mir im Strafraum verstehe ich nicht, was der Unparteiische da gesehen hat. Der Torwart trifft mich klar, aus meiner Sicht ein klarer Elfer. In der Pause meinte der Schiedsrichter zu mir, dass ich zu schnell zu Boden gehe und den Kontakt bewusst suche. Wäre ich in der Situation weiter gelaufen, könnte ich meine Schuhe morgen an den Nagel hängen. Natürlich ist der Punkt zu wenig. Um da unten raus zu kommen, brauchen wir Siege.

Bas Sibum: Wir hätten heute auch alle ins Casino gehen können, denn ein normales Fußballspiel war auf diesem Platz nicht möglich. Sowohl wir als auch alle Rostocker wollten heute nicht spielen auf diesem Platz, dafür ist diese Partie zu wichtig. Was wir machen konnten, war kämpfen und ich finde, das haben wir gut gemacht. Mehr wäre nur auf einem normalen Platz möglich gewesen. Da hätten wir zeigen können, dass wir mehr Qualität als Rostock besitzen.

Erik Meijer: Das Spiel hätte nicht stattfinden dürfen. Ich bin sauer über die Entscheidung des Schiedsrichters und auch über diesen einen Punkt.  Wir hatten heute eigentlich mit einem Sieg gegen Rostock gehofft, das war auf dem Platz fast nicht möglich. Eine große Chance gab es, doch die haben wir nicht bekommen, weil der Schiedsrichter bei der Elfmetersituation falsch entschieden hat. Das hatte heute nichts mit Fußball zu tun.

Friedhelm Funkel: Ich habe in 40 Jahren selten so eine Einigkeit zwischen allen Verantwortlichen erlebt wie heute vor dem Spiel. Wir waren alle der Meinung, dass die Bedingungen durch den starken Schneefall irregulär waren. Der Schiedsrichter war aber anderer Meinung. In der ersten Halbzeit hatten die Spieler überhaupt keinen Stand, ein geordnetes Aufbauspiel war überhaupt nicht möglich. Wir einen glasklaren Elfmeter nicht bekommen, der Schiedsrichter wird das erkennen, wenn er die Szene noch einmal im Fernsehen sieht. Ich kann meinen Spielern keinen Vorwurf machen, sie haben alles versucht, was möglich war. Einerseits bin ich froh, dass wir heute nicht durch ein Zufallstor verloren haben, andererseits hätten wir mit Blick auf die Tabelle natürlich gerne gewonnen. Mit Düsseldorf, Paderborn und Fürth haben wir jetzt drei schwere Gegner. Aber die Mannschaft ist so gefestigt, dass mir davor überhaupt nicht bange ist.

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