Im Heimspiel gegen den FC Ingolstadt kann Coach Jürgen Seeberger am Freitagabend aus dem Vollen schöpfen. Bis auf Mirko Casper sind alle Spieler an Bord. „Wir haben das freie Wochenende mit dem Testspiel in Genk genutzt, um Akteuren wie Cristian Fiel, Thomas Stehle, Hrvoje Vukovic oder auch Markus Daun wichtige Spielpraxis zu geben“, erklärte der Trainer am Mittwoch.
Nach dem 2:2 in Nürnberg habe der Coach bemerkt, wie hoch das Anspruchsdenken im Team an die eigene Leistungsfähigkeit sei. „Das ist positiv, der Wille ist absolut da“, so Seeberger. Allerdings gelte es nun, die Ansprüche auch in Einklang mit dem Selbstvertrauen zu bringen. „Statt einen Schritt nach vorne zu machen, sind wir in Rostock und Nürnberg nach der Pause jeweils einen Schritt zurückgegangen. Die Mannschaft muss dahin kommen, dass sie ihr Konzept durchspielt, egal wie es steht“, sagte der 43-Jährige. An der physischen Verfassung der Mannschaft hat es in jedem Fall nicht gelegen. Die Leistungsdiagnostik in der vergangenen Woche ergab verbesserte Fitnesswerte im Vergleich zu den ersten Tests in der Vorbereitung. „Das darf man bei einer Profimannschaft zwar erwarten, dennoch waren es positive Erkenntnisse für Jörg Jakobs und mich“, erklärte der Coach.
Die längere Pause wurde genutzt, um das Spiel in Nürnberg ausführlich aufzuarbeiten. Statt nur ausgewählte Szenen anzuschauen, führte das Trainerteam der Mannschaft diesmal eine komplette Halbzeit vor - die zweite. „Ein Bild sagt oft mehr als 1.000 Worte“, hofft Seeberger, dass die Videoanalyse Früchte trägt. Der Blick zurück müsse damit aber auch abgeschlossen sein. „Wir haben eine technisch gute Truppe, und wenn das Vertrauen wächst, werden wir noch besser spielen.“
Dem kommenden Gegner zollt Seeberger Respekt: „Thorsten Fink ist ein Trainer, der sehr auf spielerische Akzente achtet. Dadurch ist Ingolstadt auch aufgestiegen. Aus taktischer Hinsicht erwarte ich ein hoch interessantes Spiel.“ Zu beachten gilt es unter anderem den ehemaligen Aachener Ersin Demir, der mit drei Treffern an der Spitze der Torschützenliste steht. Getroffen hat auch Lewis Holtby. Und zwar für die deutsche U19 in Tschechien. Dazu kamen in den beiden Testländerspielen zwei Assists. „Das hat mir natürlich einen Schub gegeben“, sagt der 17-Jährige, der nach dem DFB-Lehrgang am Mittwoch erstmals wieder am Training am Tivoli teilnahm. Mirko Casper trainierte derweil mit Physiotherapeut Nils Haacke. Wenn alles gut läuft, kann der Defensiv-Allrounder in vier bis sechs Wochen wieder ins Mannschaftstraining einsteigen.
Für das Heimspiel am Freitag gegen Ingolstadt sind noch Tickets für den Aachener und Würselener Wall sowie einige Restsitzplatzkarten erhältlich. Tickets können in den Alemannia-Shops, allen bekannten Vorverkaufsstellen und im Internet unter www.alemannia-tickets.de erworben werden. Bislang wurden 17.200 Tickets abgesetzt.
Alemannia Aachen: Stuckmann – Polenz, Szukala, Olajengbesi, Achenbach – Plaßhenrich (65. Fiel) – Müller, Lehmann, Holtby (81. Brinkmann) – Nemeth (87. Lagerblom), Auer / Trainer: Jürgen Seeberger
FC Ingolstadt 04: Lutz – Keidel, Metzelder, Neunaber, Gerber – Schwarz (46. Wohlfahrt), Karl, Rama (79. Dallevedove) – Leitl – Lokvenc, Demir (69. Lemos) / Trainer: Thorsten Fink
1:0 Auer (3.)
Auer (61.), Wohlfahrt (64.), Müller (80.), Neunaber (84.), Keidel (90.)
Robert Kempter (Sauldorf) – Arno Blos, Thomas Münch
18.345 (davon ca. 50 aus Ingolstadt)
bewölkt, 15 Grad
Zweites Heimspiel, zweiter Sieg - die Stimmung nach dem Spiel war bei den Alemannen verständlicherweise gut. „Wir haben unsere weiße Weste zu Hause behalten. Mit den vier Punkten aus den ersten drei Spielen waren wir nicht ganz zufrieden, aber jetzt sind wir voll im Soll“, sagte der Torschütze des Tages Benny Auer. Sein Vorlagengeber, Lewis Holtby, hatte den Rückenwind aus den U19-Länderspielen in Tschechien mit nach Aachen gebracht: „Das hat mir einen richtigen Boost gegeben.“ Der 17-Jährige war immer noch beeindruckt von der Stimmung auf dem Tivoli: „Wenn ich in den Katakomben sitze, bekomme ich eine Gänsehaut. Das ist ein Wahnsinnsgefühl.“ Die Analyse der beiden Trainer fiel etwas sachlicher aus. „Wir haben verdient verloren, weil wir heute gespielt haben, wie ein Aufsteiger. Meine Mannschaft hatte zu viel Respekt vor der Alemannia, das kenne ich so nicht von ihr“, kommentierte FC-Coach Thorsten Fink den Auftritt seines Teams. Sein Gegenüber Jürgen Seeberger war lediglich mit der Chancenverwertung nicht einverstanden. „Wir hätten das 2:0 machen müssen, um das Spiel früher zu entscheiden. In der Defensive standen wir sehr gut und haben eigentlich kaum etwas zugelassen“, sagte der Trainer. Über die vergebenen Möglichkeiten ärgerte sich auch Benny Auer. „Ein guter Stürmer macht heute noch ein zweites Tor“, sagte er mit einem Augenzwinkern.