Nachdem die Alemannia durch ihren Erfolg gegen Rot-Weiß Ahlen zum ersten Mal in dieser Saison drei Siege in Serie verbuchen konnte, peilen die Schwarz-Gelben nun den nächsten Coup an. Wenn die Truppe von Cheftrainer Jürgen Seeberger am kommenden Sonntag um 14 Uhr den FSV Frankfurt zum viertletzten Tivoli-Spiel bittet, könnten die Alemannia-Profis mit einem Sieg zum ersten Mal seit Frühjahr 2006 vier Siege in folge feiern.
Wie so oft hält Alemannias Fußballlehrer allerdings wenig von Zahlenspielen. Vielmehr betrachtet er das kommende Spiel als Charaktertest für die Mannschaft. „Wenn man drei Mal in Folge gewonnen hat, heißt das Zauberwort einfach Konstanz. Sobald man ein paar Prozent nachlässt, wird es gegen eine Mannschaft wie Frankfurt sehr schwierig“, warnt der Alemannen-Coach vor dem FSV, dessen überzeugendes Torverhältnis der zehn Rückrunden-Partien bei 14:8 liegt. Für viele stand die Truppe von Teammanager Tomas Oral als erster Absteiger der Zweiten Liga fest. Die Mannschaft belehrte alle Kritiker jedoch eines besseren und startete eine fulminante Aufholjagd. So sind die Blau-Schwarzen in der Rückrundentabelle aktuell Dritter hinter dem SC Freiburg und dem 1. FC Nürnberg. Nun wollen die Frankfurter, die sich einen Sechs-Punkte-Vorsprung auf einen Relegationsplatz herausgespielt haben, den Klassenerhalt so schnell es geht dingfest machen. Und genau diese Tatsache macht den FSV für Alemannen Coach Seeberger zu einem gefährlichen Gegner. „Es wird eine sehr zähe Angelegenheit, in der wir eine Menge Geduld und Hartnäckigkeit mitbringen müssen. Frankfurt ist eine Mannschaft, die sehr gut steht und exakt das spielt, was sie kann. Genau das hat sie so weit nach vorn gebracht“, erklärt der 44-Jährige.
Seeberger gibt sich jedoch zuversichtlich: „Wir können gut einschätzen, was uns erwartet und haben alle Zutaten, die man braucht, um solch ein Spiel für uns zu entscheiden.“ Wenn der Alemannen Coach von Zutaten spricht, spielt er auch auf die gute Personalsituation an, die ihm zurzeit regen Handlungsspielraum lässt. Nach wie vor nicht einsatzbereit sind zwar Reiner Plaßhenrich, Thomas Stehle und Markus Daun. Wobei „Dauni“ in dieser Woche bereits eine erste Einheit auf dem Platz mit den Physiotherapeuten absolvieren konnte. Ansonsten kann Trainer Seeberger aber nahezu auf den gesamten Kader zurückzugreifen. Und das machte sich seiner Meinung nach in den letzten Wochen auch deutlich bemerkbar. „Ich bin froh, dass der Formstand von vielen Spielern so weit nach oben gezeigt hat und dass wir als Kollektiv sehr gut agiert haben. Wir konnten immer frische Spieler reinbringen und mussten leistungsbedingt in den letzten drei Spielen nie auswechseln“, merkt der Fußballlehrer an.
So stehen Alemannias Übungsleiter auf der rechten Seite, die in der Hinrunde noch als Problemzone im Spiel der Schwarz-Gelben galt, mit Florian Müller, Jérôme Polenz und Daniel Brinkmann gleich drei Spieler bereit, die in letzter Zeit mit guten Leistungen von sich reden machen konnten. Gleiches gilt für das Mittelfeld, in dem Pekka Lagerblom durch die Sperre von Matthias Lehmann den frei gewordenen Platz neben Cristian Fiel mit guter Leistung eingenommen hat. Erfreut nahm Seeberger auch zur Kenntnis, dass er mit Hervé Oussalé nun eine dritte ernstzunehmende Alternative zu den gesetzten Angreifern Benny Auer und Szilárd Nemeth hat. Des Weiteren drängt sich auch Nachwuchsstürmer Abdul Özgen auf, der in Mainz erfolgreich als Joker stach. Özgen war wie Manuel Junglas wieder die gesamte Woche über im Training bei den Profis.
Vor dem Spiel gegen den FSV Frankfurt hofft der Alemannen Coach darüber hinaus auch auf die Unterstützung eines ganz wichtigen Faktors: des „zwölften Mannes“. „Wenn wir die Zuschauer wie zuletzt gegen Fürth wieder hinter uns haben, wird es sicherlich ein guter Tag für uns. Eines ist jedenfalls sicher: Wir haben die Klasse um einen Sieg zu holen.“
Die Partie wird von Bibiana Steinhaus geleitet. Ihr assistieren Arne Aarnink und Michael Karle.
Für das Spiel gibt es noch Tickets für den Aachener und Würselener Wall sowie Restsitzplatzkarten. Karten sind in den Alemannia-Shops, an allen bekannten Vorverkaufsstellen und online über www.alemannia-tickets.de erhältlich. Die Frühkassen öffnen am Spieltag um 10 Uhr. Bisher wurden rund 18.300 Karten verkauft.
Alemannia Aachen: Stuckmann – Polenz, Casper, Olajengbesi, Achenbach – Brinkmann (58. Müller), Lehmann, Fiel, Holtby (85. Milchraum) – Nemeth (15. Oussalé), Auer / Trainer: Jürgen Seeberger
FSV Frankfurt: Klandt – Weißenfeldt, Klitzpera, Husterer, Noll – Mehic (80. Theodoridis) – Junior Ross (75. Bencik), Y. Mokhtari, Mikolajczak – Cenci, Bliznyuk (46. Barletta) / Trainer: Tomas Oral
1:0 Auer (51.), 2:0 Lehmann (81.)
Auer (22.), Achenbach (59.), Barletta (62.)
Bibiana Steinhaus (Hannover) – Arne Aarnink, Michael Karle
20.077 (davon ca 100 aus Frankfurt)
sonnig, 18 Grad
Die Treffer von Benny Auer und Matthias Lehmann besiegeln den vierten Sieg in Serie.
Der Siegeszug der Alemannia wurde auch vom FSV Frankfurt nicht gestoppt. Durch die Treffer von Benny Auer (51.) und Matthias Lehmann (81.) setzten sich die Schwarz-Gelben mit 2:0 gegen die Mannschaft von Teamchef Thomas Oral durch. In der ersten Hälfte ließen die Aachener noch einige gute Chancen liegen, nach dem Seitenwechsel schlugen sie dann eiskalt zu. Da die Aachener Hintermannschaft die gegnerischen Angreifer gut im Griff hatte, geriet der vierte Sieg in Serie nicht mehr in Gefahr.
Jürgen Seeberger standen wieder ein paar Optionen mehr zur Verfügung, da Kapitän Matthias Lehmann seine Gelb-Sperre abgesessen und Mirko Casper seine Magenprobleme ausgestanden hatte. Beide kehrten in die Startelf zurück. Pekka Lagerblom und Florian Müller, die sich in der Vorwoche als starke Vertreter präsentiert hatten, nahmen dafür auf der Bank Platz. Ansonsten gab es keine weiteren Wechsel in der Anfangsformation der Schwarz-Gelben. Ein gewöhnungsbedürftiges weißes Trikot trugen zwei ehemalige Alemannen: Emil Noll und Alexander Klitzpera liefen auf Frankfurter Seite von Beginn an auf.
Nach zuletzt drei Siegen in Serie kannte die Euphorie auf den Rängen keine Grenzen. Bei strahlendem Sonnenschein und unter lautstarkem Applaus betraten die Schwarz-Gelben den Platz. Mit Vollgasfußball versuchten die Alemannen das in sie gesteckte Vertrauen in der Anfangsphase zurückzahlen. Richtig laut wurde es zum ersten Mal nach sieben Minuten, als Cristian Fiel mit einem Zuckerpass Benny Auer und Daniel Brinkmann freispielte. Der unpräzise Querpass von Aachens Toptorjäger gab dem Ex-Aachener Emil Noll aber die Chance, in letzter Sekunde vor dem einschussbereiten Brinkmann dazwischen zu gehen (7.). Die Schwarz-Gelben drückten auch in den weiteren Minuten aufs Tempo und FSV-Keeper Patric Klandt hatte alle Hände voll zu tun. Die Frankfurter sollten die Ecken-Lawine aber ohne Konsequenzen überstehen. Zwischendurch versuchte die Elf von Teamchef Tomas Oral zu kontern, der Kopfball von Douglas Junior Ross Santillana verfehlte das Aachener Tor aber um rund einen Meter (9.). Einziger Wehrmutstropfen in der Anfangsviertelstunde: Szilárd Nemeth hatte sich bei einem Sprint verletzt und musste mit Verdacht auf Muskelfaserriss ausgewechselt werden. Für ihn kam Hervé Oussalé ins Spiel.
Der schwarz-gelbe Anfangswirbel hatte sich nach 20 Minuten ein wenig gelegt. Das lag vor allem an den Frankfurtern, die die Räume durch frühes Pressing eng machten. Dennoch blieb die Alemannia das spielbestimmende Team. Außer dem Schuss von Lewis Holtby, der ausgerechnet von Oussalé geblockt wurde, sollte aber vorerst keine nennenswerte Chance auf das Aachener Konto gehen (27.). Das änderte sich jedoch zehn Minuten vor dem Halbzeitpfiff schlagartig: Zuerst scheiterte Auer mit einem strammen Schuss an Klandt (38.), Sekunden später lenkte der FSV-Keeper Brinkmanns Geschoss mit dem rechten Arm an die Latte. „Auf geht´s Aachen schieß ein Tor“, feuerten die 20.077 Zuschauer auf dem Tivoli ihr Team in den letzten Sekunden der ersten Hälfte noch einmal an. Da Oussalé den Ball nach gutem kämpferischem Einsatz von Lewis Holtby aber verstolperte (41.), fiel der erste Treffer erst beim „Duell der Generationen“ in der Halbzeitpause. Als Landgraf, Rolfes und Co. das Spielfeld betraten, verwandelte sich der Tivoli in ein Tollhaus. Am Ende setzten sich die die Uefa-Cup-Helden der Saison 04/05 (Rolfes, Landgraf, Meijer, Blank), die alle Strafstöße souverän verwandelten, mit 4:3 gegen die Alemannia Altstars (Montanes, Lämmermann, Pflipsen, Delzepich) durch.
Tore satt also beim Generationenduell - daran wollten die Schwarz-Gelben im zweiten Abschnitt nahtlos anknüpfen. Und es sollte noch keine sechs Minuten dauern bis der erste Treffer fiel: Von der halbrechten Position brachte Lewis Holtby den Ball in den Sechzehner, Benny Auer lauerte in der Mitte und verlängerte das Leder mit der Fußspitze ins Frankfurter Tor - 1:0. Der 28-Jährige hätte kurze Zeit später beinahe seinen 14. Saisontreffer nachgelegt, doch sein gefühlvoller Schuss verfehlte das FSV-Gehäuse knapp (56.). Im Anschluss verpassten es die Aachener gegen die diszipliniert auftretenden Gäste ihren Vorsprung ausbauen. Auf der Gegenseite ließ die gut organisierte Hintermannschaft der Schwarz-Gelben aber auch nicht viel mehr zu. Lediglich beim Schuss von Christian Mikolajczak (76.) musste die Seeberger-Elf kurz zittern. Neun Minuten vor dem Ende der Partie war diese Phase dann endgültig beendet: Matthias Lehmann nahm aus 30 Metern Anlauf und wurde von keinem Frankfurter attackiert. Diesen Freiraum nutzte unser Kapitän und mit einem knallharten Schuss erhöhte er auf 2:0 - die Entscheidung. Da ein weiterer Auer-Kopfball knapp über das Frankfurter Tor ging, endete die souverän geführte Partie mit dem vierten Sieg in Serie.
Die Alemannia ist derzeit das heißeste Team der Liga, die Spieler blieben nach dem 2:0 gegen den FSV Frankfurt aber betont cool. "Wir hätten das souveräner spielen müssen", fand Torschütze Benny Auer. Der Angreifer investiert derzeit seine ganze Erfahrung, um die Kollegen auf dem Boden der Tatsachen zu halten. "Ich empfehle jedem, nicht zu viel Zeitung zu lesen. Wir haben jetzt ein richtig schweres Spiel in Koblenz vor der Brust", legte Auer die Richtung für den Liga-Endspurt fest. Und die heißt: Ruhe bewahren. Auch Lewis Holtby, der nach dem Spiel zum U19-Lehrgang nach Hennef reiste, ließ sich nicht locken: "Ich denke nur an Koblenz", gab der 18-Jährige zu Protokoll. Eine Haltung, die Jürgen Seeberger freuen dürfte. Auch der Coach mahnte: "Die vier Siege in Folge sollten nicht dazu führen, dass irgendjemand auch nur ein Prozent nachlässt." Kapitän Matze Lehmann stellte immerhin fest: "Wir sind jetzt mit dabei. Natürlich wollen wir aufsteigen." Das war dann aber schon die offensivte Aussage an diesem Nachmittag. "Nach einem so herrlichen Tor darf Matze das sagen. Trotzdem tun alle gut daran, sich jetzt auf das Spiel in Koblenz zu konzentrieren", beschloss Manager Andreas Bornemann den Nachmittag.