Freitag (18 Uhr) kommt der FSV Frankfurt zum Tivoli – David Hohs ersetzt wieder Boy Waterman
Die Alemannia-Fans wollen endlich mal wieder die Tor-Melodie hören – jedenfalls haben sie das auf der offiziellen Facebook-Seite am häufigsten angeklickt, als sie gefragt wurden, warum am Freitagabend gegen den FSV Frankfurt endlich der Knoten platzt. Noch nie hat die Alemannia gegen den FSV Frankfurt verloren, in den letzten beiden Saisons gelang der erste Saisonsieg jeweils gegen: natürlich den FSV Frankfurt.
Ein paar Hoffnungsschimmer aus der Statistik-Abteilung gibt es also, aber auf die will Friedhelm Funkel sich nicht verlassen. Immer wieder fällt bei der Pressekonferenz vor dem Heimspiel am Freitag das Wort „Arbeit“. Leidenschaft und Körpersprache haben dem Chef-Trainer beim 0:2 in Berlin nicht gefallen, während des Trainings am Morgen kritisierte der 57-Jährige das Umschaltverhalten seines Teams. „Da war ich mit einigen Passagen überhaupt nicht einverstanden“, erklärt er.
Die Botschaft ist klar: Langes Lamentieren oder Hadern sind nicht angesagt, stattdessen gilt es, nach Ballverlust schnell wieder die Defensive zu komplettieren. „Diejenigen, die diesen Weg mitgehen, bekommen von uns jede erdenkliche Rückendeckung. Wer das auf die leichte Schulter nimmt, für den wird es schwer“, findet Funkel klare Worte. Oder, wie er es im Interview im aktuellen Tivoli Echo formulierte: „Wer resigniert, hat hier nichts zu suchen.“ Als Richtung weisend bezeichnet er die Partie am Freitagabend, ohne die Bedeutung mit zu viel Pathos überladen zu wollen. „Wir werden hier noch oft sitzen und von einem Schlüsselspiel sprechen“, sagt er. Denn eins müsse jedem klar sein: „Wer einen solchen Start hinlegt, für den kann das Ziel nur Klassenerhalt heißen.“
Damit gegen den „gefährlichen Gegner“ aus Bornheim im fünften Anlauf endlich der erste Heimsieg der Spielzeit gelingt, wird Funkel wahrscheinlich zum System mit zwei echten Spitzen zurückkehren, die Benjamin Auer und Sergiu Radu heißen dürften. „Ganz sicher bin ich noch nicht, aber es sieht danach aus. Wie wir dahinter agieren werden, steht noch nicht fest“, sagt der Coach, der prinzipiell eine Ausrichtung mit einer zentralen Spitze und flexibel dahinter agierenden Akteuren bevorzugt. Aber: „Wir erspielen uns zu wenig Chancen“, daher wird die Besetzung in der gefährlichen Zone wohl um einen zweiten Spieler erweitert.
Definitiv fest steht der Ausfall von Boy Waterman. Der Keeper leidet immer noch unter den Hüft-Problemen, die ihn schon beim Spiel gegen Fürth zum Zuschauen zwangen. „Er soll sich in der Länderspielpause jetzt mal zehn Tage lang auskurieren“, sagt Funkel. David Hohs kommt damit zu seinem zweiten Saisoneinsatz. Ob Anouar Hadouir mitwirken kann, bleibt abzuwarten. Der Marokkaner verletzte sich im Mittwochstraining bei einem Zweikampf am Knie. Eine prompte Untersuchung erbrachte keinen schwerwiegenden Befund, ob der Spielmacher einsatzbereit ist, entscheidet sich kurzfristig.
Die Bilanz spricht klar für die Alemannia. Von acht Meisterschaftsspielen gewannen die Schwarz-Gelben sieben, eine Partie endete unentschieden. Für das Spiel wurden bislang rund 11.700 Karten verkauft. Wie gewohnt gibt es die Möglichkeit, Tickets in den Alemannia-Shops im Tivoli und in der Pontstraße, über die Hotline 01805 / 018011 (14 Cent pro Minute aus dem dt. Festnetz, Mobilfunkpreis maximal 42 ct/min), im Internet bis vier Stunden vor Spielbeginn unter www.alemannia-tickets.de und an allen bekannten Vorverkaufsstellen zu kaufen.
Alemannia Aachen: Hohs – Strifler, Olajengbesi, Feisthammel, Achenbach – Yabo (61. Odonkor), Sibum, Kratz, Uludag (71. Radjabali-Fardi) – Auer, Radu / Trainer: Friedhelm Funkel
FSV Frankfurt: Klandt – Teixeira, Schlicke, Gledson, Gaus – Cinaz, Stark (89. Konrad) – Hofmeier (46. Gueye), Yelen, Chrisantus (87. Müller) – Benyamina / Trainer: Hans-Jürgen Boysen
1:0 Feisthammel (32.), 1:1 Chrisantus (53.), 1:2 Chrisantus (69.), 1:3 Chrisantus (86.)
Stark (31.), Sibum (59.), Uludag (69.), Gueye (76.)
4 / 2
Frank Willenborg (Osnabrück) – René Kunsleben, Sven Jablonski, Markus Schüller
15.179 (davon ca. 40 aus Frankfurt)
sonnig, 26 Grad
Alemannia unterliegt dem FSV Frankfurt mit 1:3 – Fans machen ihrem Unmut Luft
Mit einer Führung in die Pause gegangen, am Ende erneut mit leeren Händen das Spielfeld verlassen: Auch beim Heimdebüt von Friedhelm Funkel gelang es der Alemannia nicht, den Bock umzustoßen – die Schwarz-Gelben unterlagen dem FSV Frankfurt mit 1:3 und erlebten einen ganz bitteren Abend. Tobias Feisthammel sorgte im ersten Durchgang für großen Jubel auf den Rängen und erzielte per Kopf die 1:0-Halbzeitführung, die allerdings nur zeitweise für Sicherheit sorgte. Nach dem Wechsel schlug sich die Alemannia quasi selbst, ein Ballverlust von Radu hatte den Ausgleich durch Chrisantus zur Folge (53.). Das Team verlor im weiteren Verlauf immer mehr die eigene Linie, kapitale individuelle Fehler brachten die Gäste erstmals in Führung – erneut traf Chrisantus, der in der Schlussphase sogar noch den dritten Treffer zur Entscheidung nachsetze.
Friedhelm Funkel musste bei seinem Heimdebüt auf eine ganze Reihe an verletzen und gesperrten Akteuren verzichten, die dennoch ganz nahe am Geschehen dran waren. Florian Müller, Bilal Cubukcu, Boy Waterman, Anouar Hadouir, Mirko Casper, Marco Stiepermann, Mario Erb, Manuel Junglas und Kevin Maek mischten sich im ganzen Stadion verteilt unter die Fans, um zusammen das Team auf dem Rasen lautstark zu unterstützen. Vor Keeper David Hohs verteidigte die Viererkette mit Jonas Strifler, Seyi Olajengbesi, Tobias Feisthammel und Timo Achenbach. Im 4-4-2-System startete Kevin Kratz und Bas Sibum auf den zentralen Positionen, Alper Uludag und Reinhold Yabo kamen über die Außen. Die Doppelspitze setzte sich aus Kapitän Benny Auer und Sergiu Radu zusammen.
Bestes Fußballwetter am Aachener Tivoli, an dem die Gäste aus Frankfurt in den Anfangsminuten sehr defensiv begannen, tief standen und die Alemannia anrennen ließen. Die erste Chance ging dennoch auf das Konto des FSV, Chrisantus bugsierte die Kugel nach einer Hereingabe von Gaus nur knapp neben den Pfosten (7.). Es änderte nichts an der Tatsache, dass Schwarz-Gelb zunächst die spielbestimmende Mannschaft war. Olajengbesi kam nach einem indirekten Freistoß von Uludag am zweiten Pfosten einen Schritt zu spät, auch Achenbach verfehlte das Gehäuse nur knapp, als seine Flanke plötzlich zu einem gefährlichen Torschuss wurde (12.).
Apropos gefährlich: Wenn die Gäste den Weg in die Offensive suchten, war höchste Konzentration gefragt. Yelen versuchte sich mit einem direkten Freistoß aus gut 22 Metern, doch das Leder verfehlte das Ziel um ein gutes Stück (14.). Beide Teams hatten so ihre Mühe, zu klaren Gelegenheiten zu kommen, bis am Tivoli die 32. Minute lief. Ganze 655 Minuten hatte ganz Fußball-Aachen auf diesen Moment gewartet, da erklang sie endlich: die Tormusik. Uludag brachte einen Freistoß in den gegnerischen Strafraum, wo das Leder den Kopf von Feisthammel fand. Von dort aus knallte das Leder unter die Latte und sprang knapp hinter der Torlinie auf. Der Ball zappelte zwar nicht im Netz, 1:0 stand es trotzdem.
Riesen-Jubel auf den Rängen, ausgelassene Freude im Team: Der Knoten war geplatzt. Auch wenn Benyamina kurz darauf mit einem Schuss aus dem Hinterhalt für Gefahr sorgte, so ging es dennoch mit der Führung im Rücken in die Pause.
Alemannia kam unverändert aus der Kabine, Frankfurts Trainer Hans-Jürgen Boysen nahm hingegen einen Wechsel vor und brachte den ausgeliehenen Babacar Gueye ins Spiel, der Hohs gleich mal nach zwei Minuten prüfte (47.). Die Gäste starteten mutig in den zweiten Durchgang, übten früh Druck aus und zwangen die Schwarz-Gelben so zu Fehlern. Radu verlor im Konterspiel völlig unnötig die Kugel, Christantus wurde daraufhin nicht konsequent attackiert und schob den Ball zum Ausgleich ins lange Eck – 1:1 (53.).
Die Führung war dahin – auch, weil man nach dem Wechsel zu wenig nach vorne tat. Funkel reagierte und brachte David Odonkor für Yabo in die Begegnung. Der schnelle Flügelmann hatte gleich die große Gelegenheit, den alten Torabstand wieder herzustellen, doch Klandt klärte seinen Schuss zur Ecke (62.).
Keine sieben Minuten später sorgte Chrisantus dafür, dass plötzlich Totenstille am Tivoli herrschte. Uludag hatte Yelen völlig unnötig an der Seitenlinie zu Fall gebracht, die fällige Freistoßflanke wuchtete Christantus zum 2:1 in die Maschen (69.).
Die Alemannia hatte die Führung regelrecht her geschenkt, und mit dem plötzlichen Rückschlag machte sich immer mehr Verunsicherung breit im Team. Das Offensivspiel stockte, die Fehlpässe nahmen zu, anders ausgedrückt: Es funktionierte nichts mehr. Während die Fans ihrem Unmut freien Lauf ließen, schlugen die Gäste gar ein drittes Mal an diesem Abend zu. Nach einer Ecke war es erneut Christantus, der per Kopf für die endgültige Entscheidung sorgte und allen Aachenern damit einen ganz bitteren Abend bescherte.
Nach Schlusspfiff trat die Mannschaft den Gang zu den Fans an, die nach der erneuten Heimschlappe Frust und Wut herausließen. Alemannia steckt nach einem bitteren Abend tief in der Krise.
Benny Auer: Das ist für uns alle ein ganz bitterer Abend. Wir haben es in der ersten Hälfte gut gemacht. Hinten haben wir nicht viel zugelassen, standen kompakt und erzielen die Führung. Nach der Pause geben wir das Spiel dann durch individuelle Fehler völlig aus der Hand. Man hat deutlich gemerkt, dass der ein oder andere Spieler nach dem Rückschlag die Sicherheit verloren hat. Die Fans kann ich sehr gut verstehen, denn sie alle haben Angst um ihren Verein. Wir haben nun nach zehn Spielen vier Punkte, natürlich ist die Situation prekär. So bitter das auch klingt, aber es geht dieses Jahr nur gegen den Abstieg, das hat denke ich jeder bei uns verstanden, schon vor diesem Spiel. Wichtig ist jetzt aber, dass wir zusammen halten, und zwar Fans und Mannschaft. Wir müssen jetzt als Einheit auftreten und die Länderspielpause intensiv nutzen, um in Dresden endlich erfolgreich zu sein.
Bas Sibum: Die erste Halbzeit war gut von uns, doch nach der Pause geht es direkt mit Fehlern von uns los. Bei dem Gegentor machen wir es dem Gegner viel zu einfach, danach merkte man einigen die Angst auf dem Feld an. Die Reaktion der Fans kann ich nachvollziehen, das ist normal. Für uns gilt jetzt, zusammen zu bleiben und zusammen da unten heraus zu kommen. Wir müssen einfach versuchen, auch nach so einem Dreckstor wie dem 1:1 weiter zu machen und nicht die Sicherheit zu verlieren. Ich denke, die Länderspielpause kommt uns jetzt gelegen. Beim nächsten Spiel muss es einfach mal klappen.
Friedhelm Funkel: Es wäre heute für uns sehr wichtig gewesen, dass Spiel nicht nur über 45 Minuten, sondern über 90 Minuten so zu gestalten, wie ich mir das vorgestellt hatte. In der ersten Hälfte haben wir agiert und so gespielt, wie es momentan für diese Mannschaft möglich ist. Wir hatten uns vorgenommen, nach der Pause genau so weiter zu machen. Doch man merkt dem Team an, dass es in der derzeitigen Situation nicht so gefestigt ist, um Rückschläge wegzustecken. Die Gegentreffer fallen nach klaren individuellen Fehlern. Nach dem 1:3 war die Mannschaft dann am Boden. Trotzdem werde ich jetzt alles andere tun, als auf die Mannschaft einschlagen. Wir liegen alle gemeinsam auf dem Boden, da muss man die Jungs jetzt aufbauen. Wir werden nun eine sehr harte Trainingswoche vor uns haben und die Länderspielpause intensiv nutzen. Ich habe heute ganz klar einige Defizite in der Mannschaft erkannt, die es zu korrigieren gilt. Eins ist klar: Der Druck wird immer größer. Doch ich bin davon überzeugt, dass wir durch die richtigen Maßnahmen bald auch wieder erfolgreich sein.