Nach der Auftaktniederlage beim FC Erzgebirge Aue machten den Alemannia-Verantwortlichen am Mittwoch die Personalien Sorgen. Moses Sichone hat in Aue einen Muskelfaserriss im Oberschenkel erlitten. Außerdem muss Stephan Straub mit dem Training aussetzen, weil seine Sprunggelenksverletzung wieder Probleme bereitet.
„Das sind natürlich schlechte Nachrichten“, kommentierte Trainer Dieter Hecking am Mittwoch die Situation. Besonders die Verletzung von Moses Sichone ist problematisch, da mit Alexander Klitzpera ein potenzieller Vertreter nach langer Zwangspause gerade erst wieder den Anschluss findet. „Es könnte sein, dass ich Alex als Notnagel in den Kader nehme. Aber für ihn wäre es prinzipiell sicher das Beste, wenn er am Samstag bei den Amateuren weitere Spielpraxis sammeln könnte“, sagte Hecking, der Klitzpera aber sicherheitshalber nicht für die Partie der Amateure am Mittwochabend in Bonn vorsah.
Dort werden Daniel Gomez und Willi Landgraf Spielpraxis sammeln. Landgraf ist nach seinem Muskelfaserriss in der Wade ebenso wieder im Einsatz wie Erik Meijer. Der Kapitän absolviert nach seinem Virus derzeit Lauftraining. Der Rekonvaleszent mit den besten Aussichten ist derzeit Sergio Pinto. „Er könnte am Freitag eine Alternative sein“, so Hecking.
Natürlich beschäftigte den Trainer auch am Mittwoch noch der Auftritt vom Wochenanfang. „Ist doch klar, dass eine Leistung wie am Montag mit fünf, sechs Totalausfällen beim Trainer keine Freude hervorruft“, sagte der Coach. Am Dienstag hatte er der Mannschaft seine Kritik in aller Deutlichkeit vorgetragen, die erste Halbzeit wurde gemeinsam noch einmal analysiert. „Es gilt, die Mannschaft wieder dahin zu bringen, dass sie das Ein mal Eins des Fußballs begreift: Laufen und Zweikämpfe gewinnen“, fasst Hecking zusammen. „Bei einigen hatte ich das Gefühl, dass sie nur Fußball spielen wollten. Das wird nicht funktionieren.“
Auf das Publikum kann sich das Team in jedem Fall am Freitag verlassen: Für das erste Heimspiel der Saison 2005/2006 auf dem Tivoli wurden bis Mittwochnachmittag über 16.000 Tickets abgesetzt. Karten gibt es nur noch für die Blöcke N, K, V und X. „Die Mannschaft kann sich bei unseren Fans der Unterstützung sicher sein. Nur muss die Mannschaft auch klare Signale setzen, dass sie gewillt ist alles zu geben“, sagte Hecking.
In der vergangenen Saison konnte die Alemannia beide Vergleiche mit dem KSC für sich entscheiden. In der Vorbereitung gab es vor wenigen Wochen beim Blitzturnier in Reichenbach ein 1:1, nach Elfmeterschießen siegte Karlsruhe.
Alemannia Aachen: Casper, Ebbers, Fiel, Heidrich, Koen, Nicht, Noll, Pinto, Plaßhenrich, Rösler, Stehle / Trainer: Dieter Hecking
Karlsruher SC: Aduobe, Dundee, Eggimann, Eichner, Federico, Kies, Männer, Masmanidis, Miller, Schwarz, Stoll / Trainer: Edmund Becker
1:0 Sascha Rösler (54.), 1:1 Sean Dundee (83.), 2:1 Laurentiu A. Reghecampf (90.+2)
Ioannis Masmanidis (16.), Sascha Rösler (84.)
Holger Henschel, Kasper, Bippen
19.962 (davon ca. 500 aus Karlsruhe)
heiter, 20 Grad
In letzter Sekunde hat Laurentiu Reghecampf Alemannia Aachen am Freitagabend zum Sieg gegen den Karlsruher SC geschossen. In der Nachspielzeit verwandelte der Rumäne einen Freistoß und machte mit seinem ersten Pflichtspieltor drei wichtige Punkte klar.
Nach dem schwachen Auftakt am Montag in Aue zeigte die Alemannia gegen den KSC ein völlig anderes Gesicht. Von Beginn an waren die Gastgeber präsent. Sascha Rösler, der die Position hinter den Spitzen bekleidete, eröffnete in der 12. Minute eine Serie von Chancen in der ersten Halbzeit, die aber allesamt ungenutzt blieben. Nur eine Minute später scheiterte Marius Ebbers mit einer Doppel-Chance an KSC-Keeper Miller. In der 17. Minute senkte sich ein abgefälschter Freistoß von Sergio Pinto auf die Querlatte.
Dieter Hecking hatte das Team im Gegensatz zu Montag auf einigen Positionen verändert. Matthias Heidrich spielte rechts in der Viererkette, im defensiven Mittelfeld agierte Cristian Fiel neben Kapitän Reiner Plaßhenrich. Auf der rechten Sturm-Seite begann Sergio Pinto anstelle von Reghecampf. Nach 25 Minuten ergab sich für Emil Noll die nächste gute Szene, als er nach Freistoß von Erwin Koen zum Kopfball kam. Kurz später musste Miller sein ganzes Können aufbieten, um einen feinen Linksschuss von Fiel um den Pfosten zu lenken. Ein geblockter Schuss von Koen, ein Fallrückzieher von Ebbers und ein Schuss von Plaßhenrich brachten wiederum nichts ein. Paradoxerweise hatte der KSC die größte Chance der ersten 45 Minuten. Masmanidis tauchte frei vor Kristian Nicht auf, der Keeper der Alemannia parierte prächtig.
Nach der Pause kamen beide Teams unverändert auf den Rasen. Gleich nach dem Anpfiff setzte Sascha Rösler per Kopf das nächste Offensivsignal. In der 54. Minute sorgte der Blondschopf dann für die große Erlösung unter den rund 20.000 Zuschauern. Kies traf den Ball nach einer Flanke nicht richtig, und Rösler jagte das Leder kompromisslos unter die Latte. Beinahe wäre Rösler nach seinem zweiten Saisontor von seinen Kameraden beim Torjubel erdrückt worden.
Und der Neuzugang von der SpVgg Greuther Fürth legte sogar noch einen drauf, wäre da nicht Schiedsrichter Henschel gewesen. Dundee rannte Thomas Stehle einfach um und fiel dann selber, während Rösler einen Kopfball über die Linie drückte. Fehlentscheidung Nummer 1. Beinahe hätte Mirko Casper (Hecking: „Er hat stark gespielt“) in seinem ersten Spiel von Beginn an mit einem sehenswerten Flugkopfball die Entscheidung besorgt. Auf der anderen Seite dann Fehlentscheidung Nummer 2. Plaßhenrich wurde aus kürzester Distanz angeschossen, was Henschel mit einem Handelfmeter ahndete. Trotz aller Proteste verwandelte Dundee zum schmeichelhaften Ausgleich (83.).
Es folgte eine an Dramatik kaum zu überbietende Schlussphase. Erst wurde Ebbers von Eggimann im Strafraum umgestoßen. Wieder lag Henschel daneben, als er das Spiel laufen ließ. Doch kurz vor Ende der Nachspielzeit schnappte sich der eingewechselte Laurentiu Reghecampf den Ball nach einem Foul an Rösler und sorgte für ein Erdbeben am Tivoli.
„Das war heute die richtige Antwort meiner Mannschaft“, sagte Hecking nach der Partie. „Kämpferisch hat das Team voll überzeugt. So muss man in Heimspielen auftreten.“ Natürlich war Laurentiu Reghecampf der gefragteste Mann des Abends. „Das war unglaublich wichtig für die Mannschaft, aber auch für mich selbst. Ich war am Montag überhaupt nicht mit meiner Leistung einverstanden. Umso glücklicher bin ich, dass es heute geklappt hat“, sagte der Matchwinner.