"Für uns war es kein normales Wochenende und keine normale Niederlage und alle, die daran beteiligt waren, haben etwas gut zu machen", so begann Cheftrainer Jörg Berger heute die Abschlusspressekonferenz zum Spiel gegen den MSV Duisburg am Freitag. Zum ersten Mal fand eine PK zu einem Bundesligaspiel bei einem Sponsor der Alemannia statt. Die Firma Takeda Pharma GmbH, die ihren Sitz in Aachen hat, hatte eingeladen und das aus gutem Grund. Die Takeda Pharma GmbH ist eine 100%ige Konzerngesellschaft der Takeda Chemicals Limited, Osaka, Japans größtem Pharma-konzern und engagiert sich insbesondere in den Bereichen Urologie / Gynäkologie, Gastroenterologie, Diabetologie und Herz-Kreislauf. Im Rahmen des Aachener Stadt-festes am Wochenende werden u.a. Aktionstage zur Prävention von Prostatakrebs stattfinden. In einem neuen Werbespot auf der Videowand am Tivoli wird Trainer Jörg Berger zudem auf Männerkrankheiten in Zusammenhang mit Männersport hinweisen und sich auch weiter in entsprechende Aktionen aktiv einbinden.
Zwei Tage lang wurde am Tivoli das Spiel vom letzten Spieltag aufgearbeitet und für Trainer Jörg Berger war eins wichtig: "Die richtige Analyse." Jetzt stehen alle in der Pflicht und "meine Aufgabe ist es nun, das Team zu stärken. Alle müssen sich ihrer positiven Seiten erinnern."
Dabei hält unser Trainer das Team für charakterstark genug, um Wiedergut-machung betreiben zu können. "Letztes Jahr in gleicher Lage sind wir eng zusammen-gerückt und haben bedingungslosen Einsatz, Kampf und Moral gezeigt." Und Berger mahnt und warnt: "Wir dürfen jetzt nicht nach oben schauen, sondern müssen darauf achten, nicht unten reinzurutschen." Die Ansätze zur Kritik scheinen gefunden zu sein, denn "die Niederlage hat gezeigt, dass im Team irgendetwas nicht stimmt. Als letzte Saison die Angst da war, hat die Mannschaft sich untereinander mehr geholfen. Einige haben die Denkweise "das läuft schon" und das darf einfach nicht sein. Wir müssen uns jedes Spiel alles neu erarbeiten und erkämpfen."
Aber auch Jörg Berger hat sich selbst hinterfragt, wollte mit den teilweise kritisierten Auswechslungen aber ein Zeichen setzen. "Nach dem Spiel war es dann schwer, die richtigen Worte zu finden, doch ich spreche bei den Fehlern nicht von einzelnen, sondern vom ganzen Team. Wir haben bei der Videoanalyse des Spiels - allein die war schon Strafe genug - alles deutlich angesprochen. Zwei Jahre lief alles fast nur positiv, doch wir müssen nun nach vorne schauen und dürfen nicht in der Vergangenheit leben."
Das Spiel am Freitag gegen den selbst ernannten Aufstiegs-kandidaten aus Duisburg wird kein Selbstläufer werden. Für Jörg Berger wird das Spiel nun eine Frage des Kopfes. "Für mich ist das alles keine neue Situation, ich weiß, wie ich reagieren muss. Wir müssen an unserem Mut, unserer Psyche und unserem Zweikampfverhalten arbeiten, wir dürfen nicht nur drauf schlagen, sondern die Spieler an ihre Stärken erinnern." Wichtig wird sein, einen kühlen Kopf zu bewahren und vor lauter Wiedergutmachung nicht hektisch zu werden. Kein Wunder, dass die Aufstellung für Freitag noch nicht steht, doch eins steht für Jörg Berger fest: "Ich werde keine Spieler, die nicht daran beteiligt waren, opfern. Ich tendiere dazu, diejenigen in die Pflicht zu nehmen, die das 1:7 mitverantwortet haben. Und diese Spieler bekommen die Chance und auch den Auftrag, zu zeigen, dass die Mannschaft besser ist, als zuletzt gezeigt."
Einer der Leid-tragenden am Sonntag war vor allem unser Keeper Stephan Straub, der sich an sieben Gegentore in einem Spiel nicht erinnern konnte. "Das Spiel war tragisch und es war natürlich unangenehm, sieben Tore zu bekommen." Auch unser bisher sehr zuverlässiger Schlussmann hatte die Situation analysiert und fand Erklärungen. "Man merkt, dass bei uns die Ordnung nicht stimmt. Es war eine Aneinanderreihung von Unzulänglichkeiten. In die Zweikämpfe kamen wir zu spät, dadurch wurden sie meist verloren, unsere taktische Disziplin fehlte und wir haben zum Ende hin alles verloren, was uns mal stark gemacht hat. Die Einstellung hat gestimmt, auch wenn das vielleicht anders ausgesehen hat, aber fehlende Kompaktheit war ein Teil der Ursache. Doch nicht nur die Abwehr trägt Schuld an solch einem Debakel, die Kommunikation untereinander fehlt bei uns und interne Dinge müssen nun geklärt werden." Gespräche innerhalb der Mannschaft finden jetzt statt, denn auch Stephan Straub weiß: "Mit den drei erfahrenen Spielern, die zu uns gekommen sind, muss einfach mehr herausspringen."
Aus der Sicht des Präsidiums nahm am heutigen Tag unser Vize-Präsident Tim Hammer Stellung zur Lage. "In den letzten 17 Monaten ist bei der Alemannia so viel passiert, dass uns diese Niederlage nicht aus der Bahn werfen kann. Wir werden uns jetzt nicht verstecken und haben mit dem Trainer ein sehr unaufgeregtes Gespräch geführt. Bislang ist aber keine Tendenz auszumachen, dass wir jedes Mal so untergehen, wie am letzten Sonntag." Leid tat ihm neben den Fans besonders auch sein Präsident. "Wir halten Horst Heinrichs, den diese Niederlage am meisten aufgewühlt hat, die Hand, aber noch können wir alle ruhig schlafen." Unserem gesamten Präsidium hat diese Niederlage nicht geschmeckt. "Natürlich ist ein solches Spiel nicht förderlich, wenn man mit potenziellen Sponsoren spricht, keiner verliert gerne, auch unsere Jungs nicht, aber wir müssen nun alle den Ball flach halten und warten nun mal den Freitag ab."
Selber helfen kann Tim Hammer am Freitag weniger: "Leider kann ich zum Spiel gegen Duisburg wenig beitragen, eine Einwechslung von mir reicht lediglich für 15 Minuten, der Trainer kann mich aber jederzeit anrufen." Schnell wurde unser Vizepräsident dann aber wieder ernst. "Wir haben mit dem Sportdirektor intensiv die Situation analysiert, mit dem Trainer gesprochen, ihm Hilfe angeboten und werden uns nun noch mit dem Spielerrat zusammensetzen." Für Freitag ist Tim Hammer schon wieder optimistisch und rief seinem Torwart zu: "Ihr macht das schon, ich glaub an Euch."
Anders sieht es bei unserem Gegner aus, der durch den 1:0-Sieg am letzten Freitag gegen Berlin auf den fünften Platz klettern konnte, für zwei Tage sogar auf einem ersehnten Aufstiegsplatz verweilen durfte. Und das trotz Personal-problemen. So verletzte sich der Stolberger Andreas Voss nach nur 15 Minuten und musste verletzt ausgewechselt werden. Voss hatte sich schon beim Aufwärmen den Arm ausgekugelt. Als er schließlich nach einem Torschuss ohne gegnerische Einwirkung auf den Arm fiel, ging es nicht mehr weiter. Der Mittelfeldspieler vom MSV unterzog sich in dieser Woche einer Kernspintomografie und muss nach Beratung mit Mannschaftsarzt Dr. Roslawski operiert werden. "Die Gelenklippe in der linken Schulter ist gerissen. Da hilft nur eine OP weiter, diese wird bei Prof. Habermeyer in Heidelberg durchgeführt. Ein Termin steht noch nicht fest" - so der Mannschaftsarzt. Für den 24-jährigen Mittelfeldspieler ist somit die Hinrunde vorzeitig zu Ende.
Während sich Markus Kurth seit Montag wieder im Training befindet, hat der Ex-Aachener Josef Ivanovic noch kein einziges Spiel für die Zebras absolviert. Dienstag wurde Ivanovic von Prof. Dr. Segesser in Basel an der Achillessehne operiert. Der Stürmer hat die OP gut überstanden, wird am Samstag voraussichtlich aus dem Krankenhaus entlassen und dann ab Montag eine vierwöchige Reha aufnehmen." Weiterhin befinden sich Nasir El Kasmi im Aufbautraining und Aziz Ahanfouf ist nach seinem Bänderriss weiterhin in Reha-Behandlung. Aus dem Vollen schöpfen kann Trainer Norbert Meier also nicht.
Wir tippen auf folgende Mannschaftsaufstellung der Zebras:
Langerbein, Wolters, Drsek, Schröder, Hirsch, Peschel, Maas, Grujew, Bugera, Spizak, Kurth
SR Manuel Gräfe
Als Unparteiischen begrüßen wir am Freitagabend Manuel Gräfe aus Berlin. Sein Heimatverein in der Bundeshauptstadt ist Hertha 03 Zehlendorf. Manuel Gräfe, der seit 1999 auf der DFB-Liste steht, wird kommenden Sonntag 30 Jahre alt. Seit drei Jahren pfeift der ledige Student der Sport- und Geschichts-wissenschaft Spiele der 2. Bundesliga (bisher 15). Für diese Saison ist es für Manuel Gräfe, der französische und italienische Küche liebt, der erste Einsatz in der 2. Bundesliga. Sein 16. Ligaeinsatz ist eine Premiere, denn ein Spiel mit Beteiligung der Alemannia leitete er bisher noch nicht in seiner noch jungen Kariere.
An der Linie werden die Herren Stefan Lupp (Waldstadt) und Ronald Koch (Berlin) als SR-Assistenten stehen.
Wir wünschen dem Gespann, unseren Gästen aus dem Ruhrrandgebiet und den zahlreichen Fans der Alemannia aus nah und fern eine gute Anreise und allen einen spannenden Fußballabend, möglichst natürlich mit dem zweiten Saisonsieg.
Alemannia Aachen: Blank, Grlic, Klitzpera, Krontiris, Landgraf, Lanzaat, Meijer, Michalke, Paulus, Pflipsen, Straub / Trainer: Jörg Berger
MSV Duisburg: Langerbein - Wolters, Schröder, Drsek, Hirsch - Peschel (59. Gruev), Maas (83. Caca), Kurth, Bugera - Keidel, Spizak (78. Kazior) / Trainer: Norbert Meier
1:0 Erik Meijer (11.), 2:0 Alexander Klitzpera (36.), 2:1 Alexander Bugera (64.)
Alexander Bugera (7.), Ivica Grlic (19.), Rob Maas (19.), Alexander Klitzpera (27.), Stefan Blank (83.), Carsten Wolters (84.), Thierry Bayock (86.)
7 / 6
2 / 4
Manuel Gräfe
12.158 (davon ca. 1.200 aus Duisburg)
sonnig, 25°
Wie versprochen und angedeutet hatte Cheftrainer Jörg Berger die Mannschaft nach dem Spiel in Fürth von der Aufstellung her kaum verändert. Lediglich Frank Paulus spielte von Beginn an im rechten Mittelfeld für den formschwachen George Mbwando. Zum ersten Mal spielten also Willi Landgraf und Frank Paulus zusammen auf ihrer Seite, eine Kombination, die sich schon länger angedeutet hatte und auch heute erfolgreich werden sollte. Tolle Reaktion des Aachener Publikums: trotz der herben Packung vom letzten Sonntag und trotz Eröffnung des Stadtfestes zur gleichen Zeit kamen über zwölftausend Zuschauer zum Tivoli und unterstützten ihre Mannschaft bei der erhofften Rehabilitation. Auf die Fans in Aachen ist eben Verlass. Unsere Mannschaft spielte heute mit Trauerflor. Am Mittwoch verstarb Alemannia-Mitarbeiter Hermann-Josef Theissen (Ticketcenter) nach schwerer Krankheit im Alter von 63 Jahren. Ihm zu Ehren und ihm zum Gedenken begann das Spiel mit einer kurzen "Schweigeminute".
Unsere Mannschaft begann dann das Spiel wie die Feuerwehr. Ganze vier Sekunden konnte der MSV den Ball nach dem Anstoß verteidigen, da war schon bei den Schwarz-Gelben. Die Fans sahen einen munteren Beginn und bereits nach wenigen Minuten prüfte Erik Meijer MSV-Keeper Langerbein mit einem Schuss aus gut 20 Metern. Der Ball lief flüssig über beide Flügel und alle im Stadion spürten, dass unsere Kicker etwas gutmachen wollten. Bereits nach elf Minuten fiel dann auch die verdiente Führung. Nach einem weiten Einwurf von Stefan Blank wurde der Ball zwar zunächst abgewehrt, doch Kai Michalke konnte den Ball erneut auf den linken Flügel spielen, wo Stefan Blank wieder an den Ball kam. Eine präzise Flanke und in der Mitte war Erik Meijer einen Schritt schneller als MSV-Verteidiger Rouven Schröder und konnte per Flugkopfball zum 1:0 einköpfen.
Der Blitzstart hatte die so sehr erhoffte Führung eingebracht, auf der sich Alemannia aber nicht ausruhen wollte. Weiter ging es im Vorwärtsgang mit einem ungeheuren läuferischen Aufwand. Ein Freistoß von Stefan Blank aus gut 25 Metern ging rechts am Pfosten vorbei (15.), auf der anderen Seite strich ein Kopfball von Schröder nach einer Flanke von Rob Maas nur knapp vorbei. Insgesamt aber blieb unsere Mannschaft das spielbestimmende Team. Nach einer guten halben Stunde hatte Kai Michalke das zweite Tor auf dem Fuß, doch sein Schuss nach einem Solo und folgendem Rückpass von Stefan Blank wurde von Ralf Keidel von der Linie gekratzt. Nur eine Minute später fiel dann aber doch das zweite Tor. Ivica Grlic brachte die dritte Ecke herein und am Fünfer hielt Alexander Klitzpera seinen Kopf hin und nickte unhaltbar zum 2:0 ein.
Kurz vor der Pause wäre fast noch das dritte Tor gefallen, doch Erik Meijer kam nicht ganz an die gute Flanke von Frank Paulus heran. So gingen beide Mannschaften mit einem verdienten 2:0 für die Schwarz-Gelben in die Kabinen. Unsere Mannschaft hatte ein gutes Spiel gezeigt, hatte vielleicht den einen oder anderen Wackler zu verzeichnen, doch nach dem Spiel vom letzten Sonntag war eigentlich klar, dass da keine Mannschaft auf dem Platz stehen würde, die nur so vor Selbstvertrauen strotzte. Der Einsatz stimmte, die Fans waren da und meistens waren unsere Kicker Herr der Lage. Wichtig war es jetzt, die Ruhe zu behalten, sich nicht zu tief zu stellen und möglichst Fehler zu vermeiden, die den Gegner nur aufbauen würden.
Zehn Minuten brauchten die Schwarz-Gelben, um nach dem Wechsel wieder ins Spiel zu finden. Glück, dass zu Beginn ein Kopfball von Miroslav Spizak nach einer Flanke von Ralf Keidel knapp am Pfosten vorbei ins Aus ging. Was dann begann, war eine Phase bis zur letzten Minute, die man kaum einmal so in dieser Form am Tivoli gesehen hatte. Gemeint ist das Auslassen hochkarätiger Tormöglichkeiten. Bereits in der 55. Minute hätte Alemannia das dritte Tor machen müssen. Nach einer Flanke von Willi Landgraf legte Erik Meijer im Strafraum mustergültig auf Kapitän Karlheinz Pflipsen ab, doch dessen Schuss vom 16er wurde vom Gästetorwart abgeblockt. Zwei Minuten später konnte Langerbein im Tor der Zebras einen Gewaltschuss von Stefan Blank nur mit Mühe über die Latte lenken. Dann die 60. Minute: Nach einem weiten Abstoß von Stephan Straub, verpasste die gesamte MSV-Abwehr den Ball und Erik Meijer tauchte alleine vor dem Gästekeeper auf. Der Ball sprang einmal auf, zweimal und dann hob unser Stürmer das Leder über den Torwart … und über das Tor.
Es war zum Haareraufen, das dritte Tor wollte einfach nicht fallen. Dann kam es, wie es kommen musste. Alexander Bugera erzielte aus spitzem Winkel mit einem harten Flachschuss ins rechte Eck den Anschluss zum 1:2. Zu weit weg standen unsere Abwehrspieler in dieser Szene und der MSV konnte den Angriff geschickt und ruhig ausspielen. Doch wer jetzt einen Einbruch unserer Mannschaft erwartet hatte, sah sich getäuscht. Alemannia blieb spielbestimmend, spielte meist kombinationssicher und wechselte oft mit weiten Bällen die Seiten und riss damit immer wieder die MSV-Abwehr auseinander.
In der 77. Minute hatte Kalla Pflipsen die Entscheidung auf dem Fuß. Alemannia hatte alles richtig gemacht, schön im Mittelfeld mit Ivo Grlic und Emmanuel Krontiris kombiniert und im Strafraum spielte unser Kapitän dann auch noch seinen Gegenspieler aus. Jetzt hatte Kalla den Ball auf seinem starken rechten Fuß liegen, doch sein Schuss ging rechts am Tor vorbei. Fast schon unglaublich, dieses Auslassen auch bester Torchancen. Und so zitterten die Fans bis zum Spielende. Duisburg drängte zwar jetzt auf den Ausgleich, doch richtig torgefährlich wurden die Zebras eigentlich nicht. Dafür die Kicker in Schwarz-Gelb. Fünf Minuten vor Schluss war Stefan Blank frei durch, doch aus spitzem Winkel konnte er den Ball nicht im Tor unterbringen. Genauso wenig wie Ivo Grlic in der 90. Minute, der den besser postierten Karlheinz Pflipsen in der Mitte übersah und selber frei vor dem Tor an Langerbein scheiterte.
Wenn jetzt Pavel Drsek in der vorletzten Minute seine Kopfballchance reingemacht hätte, wären dann tatsächlich auch noch zwei Punkte weg gewesen. So aber lagen sich Fans und Mannschaft in den Armen als SR Gräfe abpfiff. Mit einer starken Leistung meldeten sich die Schwarz-Gelben zurück. Zwar war die eine oder andere Schwäche nicht zu übersehen, doch insgesamt hatten die Fans ein tolles Spiel gesehen. Das Potenzial ist da, das war deutlich zu sehen, die Frage ist jetzt noch, wie die volle Leistungsfähigkeit der Mannschaft auch abgerufen werden kann.
Sportdirektor Jörg Schmadtke war jedenfalls zufrieden: "Diese Leistung hat mich überrascht, weil das nicht normal ist. Ich habe auch schon andere Dinge erlebt. Ich weiß, dass wir eine gute Mannschaft zusammengestellt haben, dass wir uns auf sie verlassen können. Man hat das 1:7 in der kurzen Woche plötzlich in den Kleidern stecken, das kann man nicht mal eben wegschütteln. Es scheint so, dass wir in der Woche alle miteinander einen ganz ordentlichen Job gemacht haben."
Schon am nächsten Freitag kann unser Team zeigen, was dieser Heimsieg wert ist. Eine Niederlage in Lübeck und alles würde wieder von vorne beginnen.
Es war sicher ein hervorragendes Zweitligaspiel. Was gefehlt hat, war in der zweiten Halbzeit das Ergebnis zu verbessern. Wir haben in der ersten Halbzeit aus wenigen Chancen zwei Tore gemacht und in der zweiten aus vielen Chancen keins. Es hätte heute auch eine ähnliche Situation wie in Fürth geben können, denn die Fürther hatten auch nicht mehr Chancen, nur die haben sie genutzt, wir nicht. So ist der Fußball.
Die Mannschaft und alle zusammen, die in der Verantwortung sind, standen berechtigt in der Kritik. Es gab hauptsächlich sachliche Kritik, aber es gab auch Dinge, die unter die Gürtellinie gingen. Da hat die Mannschaft die richtige Antwort gegeben. Ich glaube, das Wichtigste war, und das ist nicht das erste Mal, dass die Mannschaft Charakter zeigt, dass sie aufgestanden ist, sich ihrer Schuld, ihrer Fehler und ihrer Einstellung bewusst war. Was wir heute gesehen haben, das war eine andere Mannschaft und ich glaube, das war eine Wiederholung, die hier in Aachen schon des Öfteren zu sehen war. Wenn viele meinten, es ginge bergab, dann haben wir uns rehabilitiert. Und da bin ich stolz auf die Truppe, denn es war keine leichte Situation, in diesen Tagen hier in Ruhe arbeiten zu können. Die Mannschaft hat sich ihre Chancen nicht nur erarbeitet, auch erspielt, sie hat sie nur nicht genutzt. Sonst hätten wir es uns sicher leichter gemacht in den letzten 30 Minuten.
Ich denke, wir haben ein interessantes Fußballspiel gesehen, was nach 36 Minuten aufgrund der beiden Tore schon so eine gewisse Vorentscheidung empfangen hatte. Wir haben eigentlich in der ersten Halbzeit mehr Spielanteile gehabt, sind aber gleich in der ersten gefährlichen Situation ins Hintertreffen geraten, wo Erik Meijer fast von der Grasnabe köpfend den Ball versenkt. Das zeigt die Entschlossenheit der Aachener, die sie heute an den Tag gelegt haben. Es hat eben für uns heute nicht gereicht, nur mitzuspielen. Man muss da ganz, ganz wach sein. Beim zweiten Tor genau dasselbe. Die Zuordnung war ganz klar vorgegeben. Der Spieler, der eingeteilt war, war nicht beim Klitzpera. Dann fällt das 0:2. In der zweiten Halbzeit war es so, dass wir natürlich aufgemacht haben, dass wir versucht haben, den Anschlusstreffer zu erzielen. Dass sich dabei natürlich auch mehrere Chancen für den Gegner ergeben, ist was ganz Normales. Wir haben dann nicht versucht, das Spiel zu verwalten, sondern haben wirklich versucht, hier ranzukommen. Das 2:1 ist dann für uns gefallen. Da war auch eigentlich noch eine Menge Zeit zu spielen. Wir haben noch mal alles probiert, haben einige Umstellungen getroffen, Spieler noch eingewechselt, aber letztendlich hat es für uns dann nicht mehr gereicht. Wie gesagt, die Vorentscheidung waren die beiden ersten Tore. Da hätte man gegen einen Gegner, der sicherlich schon etwas verunsichert war, längere Zeit das 0:0 halten müssen. Das darf nicht passieren. Und wenn man dann irgendwo hin will, wo sich noch angenehmere Tabellenregionen befinden, dann muss man eben auch da im Abwehrbereich hochkonzentriert sein.
Es ist immer so, dass die Tagesform entscheidet. Wir haben die Probleme jetzt schon des Öfteren angesprochen, die sind uns bekannt. Wir haben darauf hingearbeitet, dass man das ändern kann. Heute war längst noch nicht alles toll. Ich war in der ersten Halbzeit ein bisschen hibbelig, da hat gar nichts funktioniert. Ich bin fast über meine eigenen Schuhe gestolpert. Man muss sich nur mal vorstellen, es fiele ein Tor durch so was. Letztlich hätten wir im Interesse aller das dritte Tor machen müssen, dann hätten wir ein bisschen ruhiger sein können. Aber die läuferische, kämpferische und spielerische Leistung war heute um fünf Klassen besser als in Fürth.
Dass es heute ein schweres Spiel wird, das war wohl jedem bewusst. Wenn man eine Woche vorher 7:1 verliert, dann ist man natürlich verunsichert, das hängt schon in den Knochen. Aber wir haben das einzig Richtige gemacht, wir haben versucht, von Anfang an das Spiel zu dominieren. Das ist uns gelungen. Da waren vor allem die gestandenen Spieler gefragt. In so einer Situation müssen die als Erstes die Ruhe bewahren und vorne weg schreiten. Wir haben in der ersten Halbzeit Druck gemacht, sind 2:0 in Führung gegangen und dann fiel vieles leichter und so kam das Selbstvertrauen auch wieder. Wir hätten den Sack viel früher zumachen müssen. Ich hatte noch zwei gute Chancen, Erik Meijer auch, der Ivo muss einmal quer legen. Das haben wir versäumt und somit wurde es am Ende noch mal eng.
Mit der Chancenauswertung muss man unzufrieden sein. Wir haben es versäumt, das dritte und vierte Tor zu machen. Wenn wir 3:0 führen, ist das Spiel gelaufen. So machen die das 2:1. Da ist es normal, dass du das dann über die Runden schaukeln musst. Wir wollten dem Publikum heute ein schönes Spiel zeigen und ich denke mal, die Zuschauer sind auf ihre Kosten gekommen. So müssen wir auch auswärts auftreten, zwar sehr offensiv, aber mit dieser Einstellung, diesem Engagement. Es war nicht so positiv, was diese Woche aus allen Richtungen auf uns eingestürzt ist. Da haben wir als Mannschaft gesagt, jetzt müssen wir für die Fans und auch für uns selbst, einen Sieg einfahren. Sicherlich war der Druck da, aber wir haben erfahrene Spieler, die das auch aushalten können.
Normalerweise gilt im Fußball die Regel, wenn du deine Chancen nicht nutzt, dann kriegst du auf der anderen Seite einen rein. Aber durch unsere Moral und den Kampf, den wir geboten haben, haben wir die Duisburger geknackt. Dass mir das frühe Tor gelang, war wichtig. Das Publikum war gleich hinter uns und es lief dann auch etwas besser. Der Schröder kann auch ein bisschen Kopfball spielen und da gab es für mich nur eine Sache: reinwerfen und mal gucken, was rauskommt. Es hat sich gezeigt, dass wir doch das Potenzial haben, besser zu spielen, als bei diesem Scheißspiel in Fürth, dafür habe ich mich richtig geschämt. Vor dem Spiel habe ich damit gerechnet, dass es heute anders läuft, das konnte man an unseren Augen ablesen. Das hat man in der Kabine gespürt und auch vorher schon. Da merkte man, da brutzelt was. Und das war am letzten Sonntag nicht da, nicht bei allen.
Das war eine geschlossene Mannschaftsleistung. Von Anfang an wollte die Mannschaft, das hat man gesehen. Wir sind gut in die Zweikämpfe gekommen. Da hat man auch gleich gesehen, dass wir uns in der Abwehr wesentlich leichter tun. Ich habe viele Laufduelle mit Spizak gehabt, aber wenn man sicher steht, dann kann der noch so schnell sein, dann lauf ich den ab. Man hat gesehen, dass die ganze Mannschaft kompakter gestanden hat und somit haben wir hinten auch viel souveräner ausgeschaut. Die Woche war zwar kurz, aber sehr anstrengend. Wir wussten, dass wir viel aufzuarbeiten haben. Wir haben viele Analysen betrieben und das ist natürlich auch hart, wenn man nach einem 1:7 ständig seine eigenen Fehler sieht. Wir haben knallhart darüber gesprochen und haben erst mal geschaut, was man auf die Schnelle erst mal besser machen kann. Zum größten Teil konnten wir das heute schon umsetzen, aber das war noch immer nicht optimal und daran müssen wir einfach arbeiten. Wo wir jetzt angefangen haben, gilt es weiter zu machen. Wir müssen dahin zurückkommen, dass wir über den Kampf ins Spiel kommen, dass wir die Kompaktheit haben, dass wir die Zweikämpfe nicht auf der letzten Reihe gewinnen, sondern schon im Mittelfeld und im Sturm. Es ist einfach für den Gegner unglaublich schwer, wenn man im Mittelfeld den Zweikampf gewinnt und dann einfach mal schnell einen Konter fahren kann. Dahin müssen wir wieder kommen. Das ist teilweise heute gut gelungen. Aber wir müssen auch versuchen, das über 90 Minuten durchziehen zu können.